Endgame
James Frey
ISBN: 978-3789135224
Oetinger
592 Seiten, 19,99 Euro
Über den Autor: James Frey wurde 1969 in Cleveland, Ohio, geboren und ist (laut Klappentext des Buches) einer der erfolgreichsten US-Autoren der Gegenwart. Seine Bücher wurden in 42 Sprachen übersetzt und erschienen in 118 Ländern. „Tausend kleine Scherben“, „Strahlend schöner Morgen“ und „Das letzte Testament der heiligen Schrift“ sind internationale Bestseller. Freys Jugendbuch „Ich bin Nummer Vier“ wurde 2011 verfilmt.
Klappentext: Als zwölf Meteoriten nahezu gleichzeitig an unterschiedlichen Orten der Erde einschlagen, gibt es keinen Zweifel mehr: Die Zeit ist gekommen. ENDGAME hat begonnen! Jeder der Meteoriten überbringt eine Nachricht, die die zwölf Auserwählten entschlüsseln müssen und die sie schließlich an einem geheimnisvollen Ort zusammenführt. Dort stehen sie ihren Gegnern zum ersten Mal gegenüber. Ein Wettkampf auf Leben und Tod beginnt und eine rücksichtslose Jagd um den gesamten Globus. Die Spieler müssen zu allem bereit sein. Wird Arroganz Bescheidenheit schlagen? Klugheit Stärke übertreffen? Wird Gnadenlosigkeit am Ende siegen? Schönheit von Nutzen sein? Muss man ein guter Mensch sein, um zu überleben? ENDGAME wird es zeigen. Aber nur wer die Hinweise richtig deutet und die drei Schlüssel findet, geht als Gewinner hervor. Und nur seine Linie wird überleben, wenn die gesamte Menschheit vernichtet wird.
Werbung: Mehr als ein Buch - Geheime Botschaften im Text und Links im Buch führen zu einem gigantischen Krypto-Rätsel im Netz. Wer die Informationen entschlüsselt und das Rätsel als Erster löst, gewinnt 500.000 Dollar in Gold. ENDGAME von James Frey ist ein einzigartiges, crossmediales Konzept, das neben Buch, Krypto-Rätsel und dem Gold ein aufwendiges Computer-Game sowie einen Kinofilm umfasst.
Meine Meinung: Das Buch fällt nicht nur durch sein gut designtes Cover auf, sondern in fast jeder Buchhandlung wird es besonders beworben. Der Klappentext lässt an die Tribute von Panem denken und wenn man das Ganze auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter bricht, so kommt einem einiges bekannt vor. Zwölf Jugendliche, die gegeneinander um Leben und Tod kämpfen. Ihre Zuschauer sind in diesem Fall Außerirdische und der Preis für den Überlebenden soll die Rettung des eigenen Geschlechts/Stammes vor dem drohenden Weltuntergang sein. Dazu müssen aber erst einmal drei Schlüssel gefunden werden. In diesem Band geht es um den Erdschlüssel, was schon leise befürchten lässt, dass es sich hier um den Auftakt einer Trilogie handelt.
Die zwölf Jugendlichen, um die es hier geht, sind keine normalen Jugendlichen. Sie vertreten ihren Stamm und seit Generationen werden Kinder und Jugendliche von ihrem Stämmen für das sogenannte „Endgame“ vorbereitet, was bedeutet, dass sich hier zwölf eiskalte Killer gegenüberstehen. Die dann auch sofort mit dem Beginn des Endgames anfangen, sich gegenseitig zu meucheln. Es ist ja nur ein Jugendbuch…Und so wirft jemand quasi in der Kennenlern-Runde gleich mal eine Granate.
Zitat: „Beide Arme sind an den Schultern abgerissen, die Kinnlade ausgerenkt (…) Die Haut an der linken Seite seine Kopfes sieht aus, wie geriebener Käse und das Ohr ist weitgehend abgetrennt.“
Weiter geht es mit abgesägten Fingern, blutenden Armstümpfen, durchstochenen Herzen, durchgetrenntem Rückenmark, diversen Kopfschüssen und weiteren Nettigkeiten. Na klar, genau das ist es, was Jugendliche unbedingt lesen sollten, aber auf gar keinen Fall dürfen sie sich körperlich näher kommen. Die einzige Sexszene wird ganz brav und artig und möglichst schnell abgearbeitet. Pfui, über sowas schreibt man doch nicht! Es gibt zwar einige Verliebte zwischen denen es so richtig kribbelt, aber nein auf so etwas Unanständiges wird besser nicht näher eingegangen, man will ja schließlich die Jugend nicht verderben.
Neben den vielen brutalen Szenen, die mich ziemlich gestört haben, hat mich der Schreibstil des Autors ebenfalls genervt. Ständig und überall wird betont, dass das „Endgame“ begonnen hat (Endgame hat begonnen – Das ist Endgame – So ist Endgame – Lasst Endgame beginnen…) So geht das bis fast zum Ende. Zusätzlich liebt der Autor kurze Sätze, die er bedeutungsschwer allein stehen lässt, um ihre Wichtigkeit hervorzuheben. Zitat:“ Folge uns. Feure uns an. Hoffe. Kommt und spielt mit uns. Völker der Erde. Endgame hat…“
Achwas? Jaaaaa Endgame hat begonnen! Da wär ich jetzt nicht drauf gekommen.
Während ich beim Lesen der Tribute von Panem noch die Spannung, etwas Neues zu lesen, empfunden habe, muss ich sagen, dass ich bei diesem Buch froh war, als ich es endlich durchgelesen hatte. Ich mag Bücher, bei denen es dem Autor gelingt, durch seinen Schreibstil für Spannung und Gänsehautatmosphäre zu sorgen, ohne, dass er es nötig hat, auch noch das kleinste blutige Detail zu beschreiben. Nach wie vor bin ich der Meinung, dass ein guter Autor so etwas einfach nicht braucht.
Auch die fast ununterbrochene Aneinanderreihung unzähliger Actionszenen, in denen Flugzeuge abstürzen, Tunnel einstürzen, Autorennen gefahren werden und so weiter, machte es nicht besser. Zwischendurch wird immer wieder bedeutungsschwer eingeworfen, dass das „Endgame“ ist und selbst die eingefügten netten Bilder und kryptischen Rätsel haben das Buch für mich nicht interessanter gemacht.
Mein Fazit: Ein Buch, das so beworben wird und bei dem sogar 500 000 Dollar in Gold als Preisgeld gesetzt sind, für denjenigen, der das Rätsel löst, weckt hohe Erwartungen. Ich hatte sehr hohe Erwartungen an das Buch und bin vielleicht deshalb umso mehr enttäuscht worden. Zwölf eiskalte perfekte Tötungsmaschinen im Alter von 13 bis 19 Jahren foltern, jagen und töten in einem, meiner Meinung nach, spannungsarmen Buch. Sehr schade, dass so etwas mittlerweile zum Standard der Jugendliteratur zu gehören scheint. Auch für 500 000 Dollar würde ich mir den nächsten Band von diesem Mist nicht antun. 1 Pünktchen dafür (meine schlechteste Bewertung für ein Buch ever...)