In geistiger Umnachtung hatte ich vorhin unserer Frosch-Hoheit und anderen Chat-Gästen versprochen, die kleine Gute-Nacht-Geschichte ins Forum zu stellen. Nun denn, ein Inspector hält seine Zusagen. Und so leset denn die gar wundersame Geschichte vom Ringen zweier Giganten des Wissens (öööhm zumindest mal einen Auftakt):
Dunkle Wolken jagten den fahlen Mond über Burg Schlaustein; ein Wimmern, ein schreckliches Heulen zog von dem düsteren Gemäuer auf dem schmalen Fels hinab ins kleine Tal und ließ dort die Hunde in ihren Zwingern zittern und trieb die Katzen fauchend hinter die noch warmen Öfen. Er spielte wieder, wie fast jede Nacht in dieser Zeit. Den „Geheimrat“ nannten sie ihn in dieser Gegend, oder „His Mätschesti“ – leise, und hinter vorgehaltener Hand. Freilich: Gesehen hatten ihn nur wenige. Seit wieviel Jahren sich Graf Hister dort oben in den alten, verlassenden Räumen der Burg – meist in der staubigen Bibliothek – schon eingegraben, ja eingepuppt hatte, weiß niemand mehr. Und nur die Ortsfremden und die mutigen, jungen Burschen aus dem Dorf, die ihren Mädchen imponieren wollten, berichteten von den furchtbaren Schreien und Klagelauten in den Vollmondnächten: „Lest die Klassiker“, so soll es dann von Schlaustein zu hören gewesen sein und „Eeeeeeco, Eeeeeco“. Ab und zu dazwischen wieder die Orgel; drohende Akkorde, bedrückende Harmonien, die die braven Kirchgänger im Dorf am Sonntag von ihrem Schulmeister am Harmonium nicht kannten. Sie ahnten es. Nein, sie wussten es: Etwas Furchtbares musste dort oben vor sich gehen. Nacht für Nacht.
Das Knarren der alten Holztüre zum Musikzimmer schreckte weit hinten in der Finsternis des langen Flurs ein Tier auf. Hoffentlich eine Fledermaus, dachte sich der bucklige Diener und zögerte kurz – die Hand noch auf dem Türgriff. Eine Ratte? Ratten wären schlimmer. Ratten wären das Schlimmste. Er hasste Ratten fast noch mehr als Spinnen. Ohne seine flinke, freche Katze wäre er hier verloren. Wo sie jetzt grade wohl herumstreunte? „Rattentod“ hatte er sie getauft – zunächst mehr aus Verlegenheit, weil ihm kein richtiger Katzenname eingefallen war. Aber so ist das eben mit den Provisorien. Meist halten sie für immer.
“Ah, mein treuer Freund Holy Wood“: Graf Hister drehte sich von den Manualen der alten Orgel weg in Richtung Türe. Wie lange musste der Earl dort schon still auf die Tasten gestarrt haben, bevor sein Diener den Raum betrat? Nicht selten wurde er von Holy Wood am Morgen hier geweckt, den Kopf auf den Registerzügen, in der einen Hand den Cicero, in der anderen die letzte Ausgabe der Tischtennis-Berichterstattung der „Kronenzeitung“.
„Mein treuer Freund,“ wiederholte Hister langsam und bedeutungsvoll, „mein lieber Bruder: So wie einst der große Holmes seinen tapferen Adlatus Dr. Watson an seiner Seite wusste, so weiß ich um die Zuverlässigkeit meines kleinen Doktors. Sei mein Doc Holy Wood sozusagen. Wann hatten wir eigentlich zuletzt zusammen musiziert? Deine Elektro-Leier muss ja schon ganz eingestaubt sein.“ Holy Wood stockte der Atem. Wenn Graf Hister gute Laune hatte, war das kein gutes Zeichen. „Meister, soll ich nicht noch ein paar Ausgaben der ‚Päpstin’ nachlegen? Es ist kalt heute Nacht und der Regen hat wieder eingesetzt...“ Graf Hister stand auf und schritt bedächtig durch den riesigen Saal zur Fensterfront. Die mattgrauen Pfeifen der Orgel flackerten und glimmten verwirrend im Licht des Kaminfeuers. „Nein, mein Freund. Heute bleibt die Kirche kalt“. Hister lachte vergnügt in sich hinein: Kein schlechter Kalauer für einen Agnostiker. „Heute, mein treuer Doc, ist nämlich die Nacht der Nächte. Heute soll es geschehen. In dieser Nacht MUSS es geschehen.“ Er winkte den Diener zu sich ans Fenster und wies hinauf zum aschgrauen Mond. „Noch bevor Luna sich zum Schlafe bettet, wird der Kampf entschieden sein. Sie oder ich! Es kann nur eine Bildung geben. Enzy Klopäd-Iris – die sie die allsehende und allwissende Schwester von Wiki Pedia nennen – oder der Earl of Hister: Die Morgensonne soll nur noch den einen, den alleinigen, den letzten Hüter der Hirne begrüßen. Wohlauf denn, Doc. Lass’ uns das Werk beginnen. Tempus fugit – meine Papiertaschentücher fusseln ....
Welche Gemeinheit hat sich Graf Hister ausgedacht? Was hat Enzy Klopäd-Iris dem entgegenzustellen? Welche andere seltsame Gestalten tauchen auf Burg Schlaustein noch auf? Kommen etwa Illuminaten ins Spiel? Was hat es mit den Papiertaschentüchern auf sich? Was soll das überhaupt? Wem fällt dazu was ein? Und soll das ganze überhaupt weitergehen? Fragen über Fragen. Antworten? Wer weiß.