Der Archipel in Flammen - Jules Verne

  • "Der Archipel in Flammen" zählt zu Vernes eher weniger bekannten Reise- und Abenteuerromanen und kommt - anders als die meisten seiner noch immer viel gelesenen Veröffentlichungen - ohne jene Elemente aus, die wir heute als "Science Fiction" bezeichnen würden.


    Die Erzählung ist in den Jahren 1827/28 angesiedelt, während des Griechischen Unabhängigkeitskrieges, stellt also bereits aus der Perspektive des Autors einen "historischen" Roman dar. Strukturell handelt es sich um die Geschichte zweier durch die Zeitläufte wie persönliche Verstrickungen auseinander gerissener Liebender. Die Figuren - der schurkische Pirat, die entsagungsvolle junge Frau, der wackere französische Marineoffizier - sind dabei holzschnittartig gezeichnet. Zwischentöne sind nicht vorgesehen. Landschaftsbeschreibungen und historische Hintergründe nehmen einen breiten Raum ein, und auch der übermäßige Patriotismus des späten Verne wirkt auf den heutigen Leser eher irritierend.


    Dennoch stellt "Der Archipel in Flammen" nach wie vor eine kurzweilige Lektüre dar. Gewiss, ein Aha-Effekt mag nicht aufkommen. Die Zusammenhänge sind nach wenigen Seiten zu durchschauen, und der Leser wird nicht daran zweifeln, wie die Geschichte am Ende ausgeht. Ungeachtet dessen arbeitet Verne schreibhandwerklich auf hohem Niveau. Seine Cliffhangertechnik avant la lettre lässt den Leser das Buch nur schwer aus der Hand legen und macht es als Beispiel eines Abenteuerromans des ausgehenden 19. Jahrhunderts bis heute lesenswert.

    "Ich bin nicht der Meinung, dass jemand, der eine andere Meinung hat als ich, nur deswegen kritisiert werden muss. Er muss dann kritisiert werden, wenn er etwas vertritt, was nicht echt ist." (Helmut Schmidt)

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