Shmekendike Blumen - Martin Walser

  • Ein Denkmal für Sholem Yankev Abramovitsh


    Rowohlt, 2014
    Gebundene Ausgabe: 144 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    In seinem neuen Essay ist Martin Walser ganz Leser und Entdecker, und als solcher bereist er eine sonst kaum beachtete literarische Landschaft – die jiddische Literatur. Einem ihrer großen Autoren und Mitbegründer der modernen jiddischen Literatur, Sholem Yankev Abramovitsh (1835-1917), will er schreibend ein Denkmal setzen: ihm und seinem Werk, das er «ein Lesewunder» nennt und in dem ihm ein Erzählen «unter einem Himmel voller Bedeutungen» begegnet. Martin Walser ist begeistert von der Vielfalt der Sprachwelten, die sich ihm darin eröffnet. Die enthusiastische Leseerfahrung, die in seinem Essay ihr Echo findet, lässt auch einen Autor in neuem Licht erscheinen, zu dem er seit seinen Anfängen immer wieder zurückgekehrt ist: Franz Kafka.


    So ist Martin Walsers Essay nicht nur die Erkundung einer vernichteten Lebenswelt, sondern auch eine emphatische Einladung an das Publikum, sich in diesen wieder entdeckten Landstrich der Literatur zu begeben: «Ich hoffe, es gehe jedem Leser so: Man möchte diese Sprache sprechen.»


    Über den Autor:
    Martin Walser, 1927 in Wasserburg geboren, lebt in Überlingen am Bodensee. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis und 1998 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Außerdem wurde er mit dem Orden «Pour le Mérite» ausgezeichnet und zum «Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres» ernannt.


    Mein Eindruck:
    Dieses neue Buch von Martin Walser überrascht, weil der Autor einen jüdischen Schriftsteller und dessen Werk portraitiert, der bisher in Deutschland wenig bekannt war.


    Walser bewundert Abramovitsh´Stil und Wirkung.
    Sholem Yankev Abramovitsh (1835 - 1917) große literarische Leistung war es, die jiddische Sprache in die Literatur einzubringen. Bei den Juden galt sie als nicht so wertvoll wie das hebräische, primitiv und eher ärmlich. Aber die meisten einfachen Leute sprachen jiddisch und verstanden kein hebräisch. Abramovish erhöht durch seine Geschichten die geschriebene jiddische Sprache. Dafür wurde der Autor schließlich gefeiert und verehrt. Er war praktisch ein Superstar der Literatur.
    Das arbeitet Martin Walser gut heraus.


    Einige Seiten sind auch voller jiddischen Text, manchmal sogar ohne Übersetzung. Manche Worte kann man sogar verstehen, doch man muss langsam lesen, rät Walser.


    Mich überzeugt Walsers Ansatz, seinen subjektiven Eindruck führend sein zu lassen, dabei sind seine Interpretationen überaus schlüssig.
    Schwieriger wird es schon, wenn Walser sich immer wieder auf dieLiteraturwissenschaftlerin Susanne Klingenstein und ihre Autobiographie über Abramovitsh, (ebenfalls erst vor kurzen erschienen) bezieht. Schließlich habe ich die nicht gelesen.
    Doch Walser betont auch die Kompetenz von Klingenstein bei der Beurteilung von Abramovitsh. Und es entsteht so eine Art Dialog, die dem Buch gut tut.


    Walsers Essay von ca. 100 Seiten ist sehr genau gearbeitet. Es ist gewinnend zu lesen. Es ist ein für Walser-Verhältnisse leiser Text, der gerade dadurch gut wirkt.


    Hinzu kommt noch ein Anhang, in dem auch eine unveröffentlichte Erzählung von Sholem Yankev Abramovitsh enthalten ist, übersetzt von Klingenstein und Walser. Wirklich sehr beeindruckend!


    Sollte jemand am Thema interessiert sein: Martin Walser und Susanne Klingenstein sind im November 2014 zusammen auf Lesereise. Sie kommen zum Beispiel noch nach Heidelberg, Düsseldorf, Wuppertal und München.


    ASIN/ISBN: 3498073877

  • Danke für die Vorstellung des Buches! Ich schlich schon drumherum, weil mein Buchhändler es mir ans Herz legte ...



    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Schwieriger wird es schon, wenn Walser sich immer wieder auf dieLiteraturwissenschaftlerin Susanne Klingenstein und ihre Autobiographie über Abramovitsh, (ebenfalls erst vor kurzen erschienen) bezieht. Schließlich habe ich die nicht gelesen.
    Doch Walser betont auch die Kompetenz von Klingenstein bei der Beurteilung von Abramovitsh. Und es entsteht so eine Art Dialog, die dem Buch gut tut.


    ... das Klingenstein-Buch habe ich stattdessen gekauft, weil ich mit Walser ja so meine Schwierigkeiten habe.

  • Dazu passend Frau Klingenberg und Herr Walser im Gespräch mit Dennis Scheck: klick

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • Mich ließ der Eindruck nicht los, dass die wenigsten Worte in diesem Buch von Martin Walser stammen. Er zitiert enorm viel. Das Buch von Frau Klingenstein habe ich nur angetestet, aber Walser bezieht sich, so glaube ich, zu sehr darauf, als dass man sein Buch allein wirken lassen könnte. Die beiden Werke scheinen sich zu bedingen, zu ergänzen.
    Der Autor bzw. Mendele der Buchhändler wird aber wohl auf jeden Fall eine Entdeckung sein.