Schreibwettbewerb September/Oktober 2014 - Kommentare

  • Ich bin Mathematikerin. Sobald mir jemand mit Zahlen kommt, dann verstehe ich ihn besser. Den Punkten 1 bis 4 kann ich jedenfalls voll zustimmen. :knuddel1 Leider kann ich im Herbst nicht nach Hannover kommen, weil da mein Großer Geburtstag hat, aber im Frühjahr bin ich wieder dabei. Ich wünsche euch trotzdem ein schönes Treffen. Mein Neid ist euch gewiss.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Eheprobleme
    Abgründige Erzählung über einen psychotischen, dominant-gewalttätigen, vermutlich alkoholabhängigen Mann mit einer Bindung an sein Werkzeug, eine Axt und seine co-abhängige Frau. Die Geschichte ist reichhaltig an Bildern, aber leider logisch nicht ganz nachvollziehbar. Die Orthografie und Gliederung kann noch verbessert werden.


    Mängelrüge
    Ein Mann muss unter Zeitdruck einen verwüsteten Straßenabschnitt reparieren und kämpft dabei mit den Unzulänglichkeiten seines Werkzeugs, einer stumpfen Axt. Nach einem Perspektivwechsel wird klar, dass der Mann sich als Spiele-Tester in einer virtuellen Realität aufgehalten hatte, um das Spiel auf seine Funktionen hin zu untersuchen. Hier konnte die Axt im (virtuellen) Haus leider den Zimmermann nur unzureichend ersetzen, sie wird sogar zweckentfremdet, und darum bekommen die Auftraggeber eine Mängelrüge per Mail. Über die Frage, ob und wenn ja, warum die Gelenke nach virtueller Arbeit auch in der realen Welt schmerzen können, könnte sich der/die AutorIn nochmals Gedanken machen.


    Funkenflug
    Dickköpfige, energische Frau auf Partnersuche will ein brennendes Haus nicht ohne ihren Kater verlassen und schickt einen Feuerwehrmann nochmals in die Flammen. Trotz dieser bedrohlichen Situation kann sie ihre Kommunikation schlankerhand auf „Flirtmodus“ umschalten, als der Kater ihr wieder überreicht wird und der Retter ihr als lohnende "Jagdbeute" erscheint. Der Ton dieser Geschichte ist leicht und komisch-überzeichnet, manchmal über das Ziel hinausschießend. Die Frau erscheint mir in ihrem Denken und ihren Zielen sehr egozentriert bis engstirnig und der Feuerwehrmann behält, so wie ich es verstehe, seinen Kopf und wird sich nicht einfangen lassen. Leider kommt die Axt als Arbeitsgerät der Feuerwehr nur ganz am Rande vor.


    Yappa ya ya, yippie yipie yeah!
    Verhinderter Heimwerker, der sich seiner Unzulänglichkeiten bewusst ist und solche handwerklichen Arbeiten im Ehealltag gerne seiner Frau überlässt, scheitert an der Aufgabe, das liebevoll hergestellte Geburtstagsgeschenk an seinem Platz an der Wand zu befestigen. Zum Glück ist seine Frau eine freundliche Seele, die den guten Willen für die Tat nimmt. In dieser Geschichte, deren Humor mir gut gefällt, ist die Axt auf die symbolische Ebene gewandert. Spachtelmasse und Powerstrips sind sehr unzulängliche Mittel, große Löcher in der Wand zu reparieren und ein Posterbild aufzuhängen. Da hätte er sich doch lieber einen Profi kommen lassen sollen.


    Risiken und Nebenwirkungen
    „Kinky“ Sex von Unbekannten, der tödlich endet, ist das Thema dieser Erzählung. Die Axt als Sextoy. Der Gedanke impliziert Schmerz, aber keinen der angenehmen Art. Mir gelingt es nicht, die präzise Entwicklung der Geschichte nachzuvollziehen. Auch die Verschiebung der Zeitebenen hilft nicht bei der Verdeutlichung der Bilder. Wie kann Lana sich „verführerisch“ räkeln, wenn ausgestreckte Hände und Füße an Bettpfosten gefesselt sind? Was hat den Schmerz verursacht, der sie aus ihrer Rolle reißt? Wie kann sie sich aus den Fesseln befreien und im Anschluss gar den Mann überwältigen? Ihm die Carotis aufschlitzen? Fragen über Fragen. Das Wort „Keucher“ ist mir neu. Und „fahr schon mal den Wagen vor“ im Zusammenhang mit „Harry“ lässt mein Gehirn nach alten deutschen Krimis suchen, die ich mir fast nie angesehen habe.


    Das Erbe der Ahnen
    Diese Geschichte über einen talentierten Selbstdarsteller hat für mich den schönsten „Twist“ aller Beiträge. Thorben Eirikson, selbsternannter Nachfahre von Leif Eriksson (ist der Namensunterschied gewollt?), fällt seiner Selbstinszenierung zum Opfer, weil er die Wahrheit des Axt-Fluches nicht erkennt und sich sogar noch über ihn lustig macht. Interessant aufgebaut, schön geschrieben mit einem Schuss Mystik.


    Der Tomahawk
    Die abschließende Erzählung ist nicht so subtil und klar im Aufbau wie die vorhergehende Geschichte, aber in der Thematik ähnlich konzipiert. Hier ist der Erzählton dunkler, gewalttätiger, das Opfer der mystisch-paranormalen Erscheinung wird unschuldig hingerichtet. Oder war es sein Zorn, der ihn zum Opfer machte?

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Holle ()

  • Huhu, liebe Eulen: dankeschön für eure Kommentare, die mich ans Nach-Denken gebracht haben. Ich schreib mal was dazu :-)


    Grundlage für die Kurzgeschichte war das Spiel Ritter Arthur 1. Willkommen in der Welt der Zeitmanagementspiele, die ohne Altersbeschränkung vertrieben werden! Wenn man sie spielt, sind innerhalb einer Rahmengeschichte Teilaufgaben mit zunehmendem Schwierigkeitsgrad in einer bestimmten Zeit zu erledigen. Am Ende hat man einen Friseursalon, einen Bauernhof oder ein Modegeschäft aufgebaut. Man kann auch eine Welt retten. Oder, wie in meiner Kurzgeschichte, eine Straße reparieren, die durch einen Sturm verwüstet wurde. Soweit mir bekannt ist, gibt es noch keine realen Mittel, die den Spieler – wie z.B. Neo aus dem Film Matrix - per Technik, Traum (luzides Träumen) oder durch besondere genetische Begabung in eine Figur der virtuellen Welt hineinversetzen können. In der Bücherwelt funktioniert das schon, die schriftstellerischen Think-Tanks sind einfach cool im Entwerfen solcher Szenarien, die dann wieder andere kreative Bereiche wie die Malerein oder Musik inspirieren. Meine Geschichte „Mängelrüge“ spielt zu Beginn einer solchen technischen Neuerung. Mit Hilfe eines besonderen Helms, der das Gehirn mit der virtuellen Welt synchronisiert und Handschuhen, die die Nerven für besondere Fertigkeiten stimulieren (hier: die Bewegungen mit der Axt) fühlt sich der Spieler als Teil der virtuellen Welt. Ich habe in ihr geübt, meine Sprache einfach, flach, naiv zu halten, was mir ziemlich schwer fällt ;-)


    Andromeda:

    Zitat

    @Übrigens gibt es diese Technik schon, was die Geschichte ein bißchen obsolet wirken läßt.


    Ich bin kein Technik-Freak, daher ist mir nur die Wii-Technik bekannt, bei der man per Bewegung + Hilfsmittel ein Spiel auf dem Bildschirm durchspielen kann. Sie kann den Spieler allerdings nicht in die virtuelle Realität hineinversetzen, wie in meiner Geschichte, er agiert immer noch von außen.


    arter: dankeschön für deinen generellen Kommentar. Ich war sehr gespannt, ob dieses halbe Sprichwort als Ganzes bekannt wäre oder ob die Axt sofort mit einem Mordwerkzeug gleichgesetzt würde.


    Zitat

    @bildhafte Kulisse

    Die Kulisse ist so bildhaft und flach wie meine Sprache in dieser Geschichte. Du weißt, dass ich eher zu umfangreichen Schachtelsätzen neige und hast meine Formulierungsfähigkeit mal als „überbordende Eloquenz“ charakterisiert…. Mein innerer Kritiker würde dazu eher sowas wie „ungezügelte Geschwätzigkeit“ formulieren, ich gehe nicht so barmherzig mit mir um. Der Charakter dieses Spiels (Bildgebung, Sprache, Musik etc.) hat meine Formulierungen geprägt. Ich hab die Geschichte ziemlich schnell geschrieben, sie war kurz vor der Abgabefrist auf einmal da, nach etlichen Fehlversuchen.


    Zitat

    @ Aber mal im Ernst, würde jemand ein solches Spiel kaufen?

    Ja, das Spiel wird gekauft, und nicht zu knapp. Auf amazon findest du die Spiele Roads of Rome 1-4, Prinz Arthur 1-4 und vielleicht auch noch 5, und vermutlich noch viel mehr.


    Suzann:

    Zitat

    @Sie (die Axt) ist zwar nicht im Haus...

    Da der Tester diese Geschichte in der virtuellen Welt erlebt, ist die Axt auch im Haus der virtuellen Welt zu finden, analog zu Ritter Arthur 1.


    Zitat

    @eine Straße läuft

    … Ich habe mit dem Begriff „verläuft“ gespielt, aber er würde nicht in die naive Gestaltung des Spiels passen. Wie würdest du es formulieren? Tolkien hat die Straße „gehen“ lassen.


    Zitat

    @ „Ganze Felsbrocken wurden zerlegt…“ und dann stellt sich heraus, dass das mit der Axt nicht funktionieren kann…

    Es funktioniert virtuell eben doch, weil das Spiel so programmiert wurde. Für den Tester ist es schmerzhaft, so ist das Spiel durch Helm und Handschuhe angelegt. Fraglich könnte sein, dass er die Schmerzen mit in die Realität nimmt. Auch zu dieser Frage gibt es schon verschiedene Veröffentlichungen, in der sich bei solch fortgeschrittener Technik in Folge Realität und virtuelles Dasein vermischen. Der Tester muss die Aufgaben der Spielfigur erledigen. Ich hätte der Axt auch noch Leistungsstufen attribuieren können, dann hätte sie als Bonus an Schärfe oder Schnelligkeit gewonnen.


    Inkslinger:

    Zitat

    Obwohl ich recht schnell merkte, worauf die Geschichte hinausläuft, fand ich sie schön geschrieben. Auch wenn es durch den häufigen Gebrauch des "!" ein wenig hektisch wirkte und mich so an Quest-Ausrufezeichen in PC-Spielen erinnert hat. Die nerven mich immer tierisch.


    Die Perspektive des Testers spiegelt die zunehmende Hektik dieses Spiels. Und es ist letzten Endes wirklich nervend. Super nachempfunden und formuliert.


    Voltaire

    Zitat

    Ein Ausflug in die Cyper-Welt? Und wenn schon, warum dann wenigstens nicht auch eine Prise Cyper-Sex?


    Lieber Voltaire, dieses Spiel ist ab 0 Jahren freigegeben…. ;-)


    Zitat

    Aber dieses sinnlose Herumkloppen mit einer virtuellen Axt auf virtuelle Steine und Bäume – ist doch irgendwie total sinnbefreit.


    Du hast die Zielsetzung des Spiels auf den Punkt gebracht.


    Crycorner:

    Zitat

    Eine Straße läuft nicht:

    wieso nicht? Bei Tolkien „geht“ sie: „The road goes ever on and on, down from the door where it began.“ Ein Fluss "mäandert", eine Wolke zieht... für mich passt diese Sprache zur Gestaltung des Spiels... vielleicht fällt dir ja ne bessere Formulierung ein? Den Begriff "verläuft" hab ich beim Schreiben schon verworfen.


    Zitat

    Felsbrocken, Ruinen?

    Aber klar doch. Felsen liegen seit Urzeiten einfach so rum im Wald, schau mal nach, auf Rügen z.B. Da gibt’s sogar Felsgräber aus dem vorhandenen Material, mitten zwischen den Bäumen. Die Ruinen stammen von landwirtschaftlichen Gebäuden, die dem Spieler bei der Rohstoffgewinnung helfen, z.B. als Sägerei, Fischerhütte, Bauernhof.


    Zitat

    Unterschied „Aufbausimulation/Kampfspiel“

    : Der Unterschied liegt in der Zielsetzung. Aufbau wird positiv assoziiert, Kampfspiele bringen zerstörerische Bilder mit sich. Deshalb ist das Aufbauspiel auch ab 0 Jahren freigegeben. Außerdem war es ein winziger „Wink!" (= Augenzwinkern!) an Groupie, die anscheinend die Axt im Haus sofort mit Mord und Todschlag assoziiert hatte und die zweite Hälfte des Sprichwortes nicht zu kennen schien. Dieses Aufbauspiel passt doch zum Sprichwort.


    So, ihr Lieben: Diese Geschichte ist zwar unzulänglich, aber ich habe Spaß mit ihr gehabt! Vielen Dank für eure Gedanken und Kommentare und - ich freue mich wirklich sehr darüber - Punkte!

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  • Holle, ich weiß nicht, wieso Du glaubst, Dich rechtfertigen zu müssen, zumindest wirkt es so auf mich. Denn Du musst eines dabei bedenken: Wenn eine Autorin ihre eigene Geschichte so ausführlich nachträglich erklären muss, ist beim Schreiben etwas schief gegangen.
    Die Kunst der Kurzgeschichte ist es doch, in einem knappen Text einen Roman auf den Punkt zu bringen. :-)

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Huhu Marlowe: das soll keine Rechtfertigung sein... eher ein Dialog. Ich bin mit dem Teil recht zufrieden ;-)

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  • Zitat

    Original von Holle
    Huhu Marlowe: das soll keine Rechtfertigung sein... eher ein Dialog. Ich bin mit dem Teil recht zufrieden ;-)



    Ich habe es auch als Dialog gesehen - nicht als Rechtfertigung. Und mir gefiel es, dass die Autorin sich mit einigen Kommentaren auseinandergesetzt hat. Wobei meine Kommentare natürlich weitaus vernichtender ausgefallen wären - hätte ich gewusst wer die jeweiligen Beiträge verbrochen hat. :rofl


    Übrigens sind die einzelnen Beiträge für mich sehr hilfreich und inspirierend. Wenn ich mich so richtig ärgern will, wenn ich meinen Blutdruck hochtreiben muss - dann lese ich einfach nochmals die Wettbewerbsbeiträge. ;-)


    Mal schauen, ob auch andere der "SWB-Literaten" sich mit den Kommentaren auseinandersetzen.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ich habe schon lange den Verdacht, dass Voltaire diesen Wettbewerb mehr liebt als alle anderen und uns mit seinen aufmunternden Kommentaren zum weitermachen animieren will. :rofl


    :gruebel Wäre möglich......


    .......aber ist doch eher unmöglich...... ;-)

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Holle
    Huhu Marlowe: das soll keine Rechtfertigung sein... eher ein Dialog. Ich bin mit dem Teil recht zufrieden ;-)


    Den Dialog nehme ich gerne auf Holle. Noch mal zur Verdeutlichung meiner Anmerkung bezüglich der Straße. Das hat mich nämlich von dem Text überzeugt, wenn auch erst auf den zweiten Blick. Meine erste Reaktion war nämlich die, dass eine Straße nicht an einem Gartenzaun entlangläuft, weil eine Straße lang ist und sich bestimmt nicht nach einem Gartenzaun richtet, überspitzt ausgedrückt. Es ist doch eher der Gartenzaun, der an der Straße entlang läuft. In meinem Hirn wäre das die passende Ausdrucksweise, die keine Widerhaken beim Lesen hat. Als ich dann bemerkte, dass es eine virtuelle Welt war, fand ich diesen Dreher nahezu genial, um deren Andersartigkeit auszudrücken, ohne den Holzhammer zu verwenden. War das Absicht?

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  • Zitat

    Original von Marlowe
    Holle, ich weiß nicht, wieso Du glaubst, Dich rechtfertigen zu müssen, zumindest wirkt es so auf mich. Denn Du musst eines dabei bedenken: Wenn eine Autorin ihre eigene Geschichte so ausführlich nachträglich erklären muss, ist beim Schreiben etwas schief gegangen.


    Ich empfinde es nicht als Rechtfertigung, wenn Holle spiegelt, wie sie unsere Kommentare aufgenommen hat. Im Gegenteil ist es in meinen Augen eher angenehm, wenn hier mal ausnahmsweise über die Beiträge selber geredet wird. "Autorin" ist meines Erachtens auch ein zu großes Wort für unsre Schreiberlinge, ich denke Holle wird über dieses Urteil nicht beleidigt sein ;-) Schließlich mache ich es auch für mich selbst geltend. Und außerdem machen wir das alles nur aus Spaß. Das Besondere am Schreibwettbewerb ist doch, hier hat man die seltene Gelegenheit, Feedback von unvoreingenommenen Konsumenten der eigenen "Kunst" zu bekommen. Ich finde es hier auch immer wieder interessant zu lesen, welche Gedanken die Teilnehmer beim Schreiben ihrer Geschichte hatten, was sie inspiriert hat und was sie nach den Eindrücken dieser Runde vielleicht anders machen würden. Dass hier beim Schreiben etwas schief geht, ist doch eher die Regel als die Ausnahme. Einen wirklich perfekten Beitrag habe ich in allen Jahren bisher kaum gelesen und schon gar nicht abgeliefert. Es ist doch legitim, wenn man herausfinden möchte, was es genau war, das die Leser anders gesehen haben als man selbst.


    Zitat

    Original von Marlowe

    Die Kunst der Kurzgeschichte ist es doch, in einem knappen Text einen Roman auf den Punkt zu bringen. :-)


    Nein, sehe ich nicht so. Für mich ist es bei Kurzgeschichten eher ein Fehler, in Roman-Dimensionen zu denken. Es sollte weniger Handlung, dafür mehr Stimmung in die Szene kommen, die man beschreibt. Mehr kann man mit 500 Wörtern eigentlich nicht erreichen. Vielleicht noch eine pointierte Zuspitzung, was eine Kunst für sich ist. :wave

  • Arter, ich hätte zwei Fragen zu deinem Text. Willst du sie mir beantworten?


    1. Warum bricht nur eine Ecke des Bildes ab?


    2. Was ist der Running Gag des Alpenbildes? Soll man den als Leser erkennen oder kann man das gar nicht?

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  • arter, mir hat deine Geschichte besonders deshalb gefallen, weil es die einzige war, die sich mit dem vollständigen: "die Axt im Hause.... ersetzt den Zimmermann", vereinbaren ließ.
    Auch wenn das mit dem Ersatz genau nicht geklappt hat. :-)


    Zur Kurzgeschichte: Eine Romanhandlung in einer Kurzgeschichte? Für mich kann das nicht funktionieren. Der Reiz der Kurzgeschichte ist doch gerade die Konzentration, die Fokussierung. Da kann zu viel nur stören.

  • Huhu Suzann: Ich staune über deine analytisch-kreative Herangehensweise an mein Wort-Bild, die eine Überraschung zum Ergebnis hatte!


    Beim Erinnern an den Anfang meiner Arbeit hat sich gezeigt, dass sich für mich im märchenhaften Kontext die Straße fortbewegt und der Gartenzaun statisch zu Hause bleiben muss. „Verlaufen“ oder eventuell noch „führen“ wären Alternativen für eine Geschichte in der Realität gewesen. Ich arbeite vom Intuitiven zum Formalen, also vom Gefühlten (bei der Wahrnehmung meiner Fantasiebilder zur Geschichte und ihrer Assoziationen) hin zum Gelernten (Formgebung, Orthografie, Einhalten der 500er-Wortgrenze etc…).


    Als das „Laufen“ der Straße kommentiert wurde, war eine Erinnerung an Tolkiens Lied „The road goes ever on and on“, einem Wanderlied der Hobbits, in meinem Kopf. Das habe ich irgendwann vor Urzeiten mal übersetzt und vertont. Nur zum Spaß. Vielleicht habe ich mich damals „infiziert“^^. Ergo: die Wortwahl „laufen“ hat in diesem Zusammenhang hat sowohl intuitive als auch kognitive Anteile als Grundlage.

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  • Hey Holle,
    ich finde es toll, dass Du mit "deinen Kritikern" ins Gespräch gehst. Das ist etwas, das ich bei dem Wettbewerb ansonsten etwas vermisse: Die Textdiskussionen.


    Zum "laufen": Wahrscheinlich hat es mich gestört, weil es so weit am Anfang des Textes stand und ich den Text ansonsten qualitativ noch nicht einschätzen konnte. Ich finde die Formulierung nicht so schön, aber in einem schönen Text auch nicht auffällig. Das Verb "laufen" ist ja ohnehin ein schwaches Verb und insofern normalerweise in Texten zu vermeiden. Gerade bei geographischen Schilderungen hätte ich persönlich auch geographische Ausdrücke verwendet. Z.B. die Straße verläuft oder führt entlang.


    Zu den Ruinen: Der Absatz beginnt mit den Zeichen der Zerstörung. Dann der Verweis auf den Sturm. Das klang für mich nach einem gerade erst passiertem Ereignis. Dass dann aber doch Bäume zwischen Ruinen wuchsen, würde ja bedeuten, dass die Zerstörung schon ewig her ist. Hat mich logisch aus den Lesefluss gehauen.


    Zu dem Kampfspielvergleich: Im letzten Absatz geht es ja darum, dass er völlig zerschlagen ist und die Gelenke schmerzen. Mit diesem Bezug finde ich die Pointe mit den Kampfspielen einfach nicht zündend, da in einer virtuellen Welt die körperliche Belastung in einem Kampfspiel sicher nicht größer ist, als in einem Aufbauspiel. Die gesellschaftskritische Note mit Aufbau vs. Zerstörung konnte ich in dem Text nicht erkennen.


    Ich muss allerdings dazu sagen, dass mich diese Dinge in meiner Benotung dann vielleicht doch etwas zu sehr beeinflusst haben, weil ich erst jetzt im Nachgang lese, dass da wirklich schöne Formulierungen im Text sind.


    Grüße,
    crycorner :wave

    Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Hi crycorner: danke für´s Feedback!


    @ „… Das ist etwas, das ich bei dem Wettbewerb ansonsten etwas vermisse: Die Textdiskussionen.“
    Ja, diese Diskussion vermisse ich auch und wundere mich, dass sie schon so lange nicht stattfindet. Offene Kommunikation könnte dazu beitragen, den Wettbewerb aufzulockern und zu bereichern. Eigentlich ist es doch normal, dass man nachfragt und zuhört, wenn man einen Kommentar verstehen möchte. Wenn ich meine Geschichte aus der Perspektive von KommentatorInnen lese, ähnelt das einer Reise in ein anderes Gedankenuniversum. Ich kann lernen, mich zu disziplinieren, indem ich mich darauf einlasse. Das hilft mir, mich weiter zu entwickeln. Ich kann nachvollziehen und wertschätzen, wenn sich jemand Mühe beim Kommentieren gibt, obwohl die Qualität der Geschichte u.U. nicht seinen/ihren persönlichen Qualitätskriterien entspricht. Und was meinen Qualitätskriterien nicht entspricht, wird gedanklich geschreddert.


    @ „laufen“: OK. Das wäre aus meiner Perspektive ein Unterschied in der Auffassung des Verbs als Verstärkung des quasi märchenhaften Kontextes auf der einen und der Auffassung des Verbs als rein geographische Bezeichnung auf der anderen Seite.


    @ „Bäume, die nach einem gerade geschehenen Sturm zwischen Ruinen wachsen“: In der Spielrealität von Ritter Arthur ist das so. Aber auch in unserer Wirklichkeit fallen nicht alle Bäume um, wenn ein Sturm drüber hinweg tobt. Jedenfalls nicht bei uns, in einem Natur- und Wasserschutzgebiet ;-).


    @ „Kampfspielvergleich“: Okidoki, da habe ich mich augenzwinkernd auf einen kleinen Dialog aus dem Plauderthread bezogen… s.o.
    Aber es gibt noch eine zweite Komponente, die mich diesen Vergleich ziehen ließ, und sie wird mir erst jetzt richtig bewusst. In meiner Geschichte wandern virtuelle Gelenkschmerzen in die Realität des Spieletesters. Dies ist aus meiner Perspektive ein Grund, über die These nachzudenken, dass Realität und (Spiele-) Fiktion in den jeweils anderen Bereich hineinwirken könnten. Szenarien von Interaktionen und Interdependenzen zwischen Virtualität und Realität gibt es in verschiedenen Veröffentlichungen (nicht nur) von SciFi- und Fantasy-Literatur. Mit solchen fantastischen Elementen ließe es sich wunderbar spielen. Pratchett´sche „Hosenbeine der Geschichte“ bzw. Parallelebenen könnten sich eröffnen^^… aus meiner Perspektive.


    @ „Nachgang“: Mir geht es auch so, dass beim zweiten und dritten Hinsehen die Geschichten mehr Form und Farbe annehmen oder aber auch im Vergleich mit anderen verlieren können.
    LG, Holle

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  • Holle, das mit den Interdependenzen hast Du gut erkannt. Ist es doch genau das, was die VR ausmachen soll: Den User bestmöglich in die virtuelle Welt einbinden und empfinden lassen. Der konsequente Effekt ist, dass man was wieder mit zurück nimmt. Muskelkater beispielsweise. Die modernen Spielekonsolen arbeiten ja mittlerweile mehr oder weniger konsequent mit Teilen dieser VR. Für Nintendo war das eine Zeit lang ein Alleinstellungsmerkmal. Mittlerweile haben die anderen Konsolenhersteller ja nachgezogen. Was fehlt ist die vollkommene visuelle Abschottung von der Aussenwelt. Aber was den körperlichen Trainingseffekt angeht, gibt es ja ganze Spieleserien für diese Konsolen.


    Was man aber, vor Allem auch bei Kampfspielen nicht ausser Acht lassen sollte, ist das Training der Hand-Augen-Koordination. Als Tischtennisspieler weiß ich, wie wertvoll dieses "Training" sein kann.

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  • Zuerst einmal möchte ich mich bei allen, die kommentiert haben, bedanken. :-)Für mich als "Schreiberling" ist es wichtig zu erfahren, wie seine Geschichte beim Leser ankommt, wo die Schwachstellen liegen und was gut daran war.


    Holle
    Der Tomahawk
    Die abschließende Erzählung ist nicht so subtil und klar im Aufbau wie die vorhergehende Geschichte, aber in der Thematik ähnlich konzipiert. Hier ist der Erzählton dunkler, gewalttätiger, das Opfer der mystisch-paranormalen Erscheinung wird unschuldig hingerichtet. Oder war es sein Zorn, der ihn zum Opfer machte?
    Der gute Mann war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.



    Arter
    Der Tomahawk. Auch hier das Blutrausch-Thema. Ich muss sagen, dass die mystische Variante mich erreicht hat. Das Auftauchen des Indianers lässt das Ideenkarussell kreisen und bedient die Erwartungen an einen Horrorplot mit übersinnlichen Elementen. Sprachlich ist die Schreiberei ausbaufähig, ein echter Lapsus ist mir aufgefallen: "So wie es aussieht hat der Mörder sie beim abendlichen Fernseh schauen überrascht, dieser lief noch als wir dort ankamen" Wer lief noch? Der Mörder? Fernsehschauen sollte man nicht getrennt schreiben.
    Du hast recht, das ist mir beim schreiben gar nicht aufgefallen. *an den Kopf hau* Danke, dass Du mich darauf hingewiesen hast, ich werde in Zukunft darauf achten, dass mir so etwas nicht mehr passiert.



    Suzann
    Die Idee der verfluchten Axt gleicht sich in den letzten zwei Geschichten. Da wurden zwei Schreiberlinge von der gleichen Muse geknutscht. Von den sieben Beiträgen gefällt mir dieser Ansatz am besten. Aber gleich vorweg, die Punkte vergebe ich an „Der Erbe der Ahnen“ und zwar aus folgenden Gründen. "Der Tomahawk" ist mir zu Effekt heischerisch, weil Splatter (Leichenteile) bis zum Abwinken. In Ahnenerbe überlässt der Autor den Splatter der Phantasie der Leser, was mir persönlich besser gefällt. Ahnenerbe empfinde ich abwechslungsreicher und unterhaltsamer. Zudem bin ich bei Tomahawk darüber gestolpert, dass Kingston am Vorabend seiner Pensionierung zu so einem Fall gerufen wird. Unwahrscheinlich. Das hätte man besser lösen können. Bei Ahnenerbe gab es solche logische Stolperstellen nicht.
    Eigentlich wollte ich mit dem Absatz ausdrücken, dass Kingston jetzt in Rente geht und dass dieser Fall einer der wenigen war, die er nicht lösen konnte. Gut zu wissen, dass das beim Leser nicht so angekommen ist, da muss ich darauf achten, dass ich in meinen Geschichten solche Zeitsprünge für den Leser besser erkenntlich gestalte.