Wider die Natur - Tomas Espedal
ISBN: 3882211881
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Erscheinungsjahr: 2014
Seitenzahl: 192
Übersetzer: Hinrich Schmidt-Henkel
Über den Autor:
Tomas Espedal, Jahrgang 1961, wurde in Bergen, Norwegen geboren. Bekannt wurde er mit seinen Erzählungen und Berichten, die genreübergreifend sind,
Für seine Arbeiten erhielt der Schriftsteller mehrere Auszeichnungen, u.a. den Kritikerprisen und den Gyldendalprisen.
In deutscher Sprache liegt neben "Wider die Natur" noch "Gehen: oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen" vor.
Über den Inhalt:
Ein älterer Mann verliebt sich in eine wesentlich jüngere Frau. Das Ende dieser Geschichte ist absehbar, doch zuvor erinnert sich der Erzähler an seine Jugend, seine erste Frau und die wichtigen Momente in seinem Leben.
Die Verarbeitung der Trennung mündet in einem Tagebuch, das mit den Worten schließt: "Du sagst Ende, aber die Liebe wird nicht enden."
Meine Meinung:
Ein Mann in den besten Jahren kommt einer jungen Frau so nahe, wie sich Mann und Frau nur nahekommen können.
Die Liebenden begegnen sich auf einer Silvesterparty, sind einander zu getan und ziehen sich alsbald in die Bibliothek des Hausherrn zurück.
Was dann folgt, ist unausweichlich und klischeebeladen. Auch der Champagner darf nicht fehlen.
Aus dem Rausch der Nacht wird mehr als eine Affäre, dessen Schluss Tomas Espedal vorwegnimmt: "Du sagt Ende, aber die Liebe wird nicht enden."
Es werden noch viele schwergewichtige Sätze in dieser Erzählung folgen, doch zuvor blickt der Ich-Erzähler auf sein ereignisreiches Leben zurück.
Bereits das Cover bietet einen Einblick in das Leben des Protagonisten und bildet einen Teil einer Spinnmaschine ab. Sie steht stellvertretend für die ersten Schritte im Arbeitsleben des Erzählers, der froh ist, die Fabrik verlassen zu können und später Schriftsteller wird.
Er lernt seine Frau Janne kennen, es ist nicht die große Liebe wie er feststellt und doch hält ihn etwas an dieser Frau, mit der ihn eine gemeinsame Tochter verbindet.
Tomas Espedal versteht es, in einfacher und klarer Sprache beeindruckend zu erzählen. Eine große Rolle mag dabei auch die Verbindung zur Natur spielen, deren Widrigkeiten die Menschen in Norwegen in besonderem Maße ausgesetzt sind und sie hart machen.
Der Erzähler erinnert sich an seine Mutter und daran, welche Blumen sie auf den Tisch stellt, an Janne wie sie ein altes Haus renoviert
trotz großer Einwände auf einer Hausgeburt besteht und an die Blumen der Geliebten.
Nur der Titel deutet darauf hin, dass es gegen die Natur ist, wenn ein älterer Mann eine jüngere Frau liebt.
Zu groß sind die Unterschiede, die Natur hat es nicht eingerichtet, dass einer von zweien auf Lebenserfahrungen verzichtet.
Den Schmerz dieser Trennung verarbeitet Tomas Espedal im letzten Drittel des Buches in Tagebuchform. Es sind kurze und nachhaltige Sätze, die vom Schmerz
des Verlassenwerdens erzählen, ohne jedoch gefühlsduselig zu sein. Dabei nimmt der norwegische Autor neben der anfänglich erwähnten Liebesgeschichte
zwischen Abaelard und Heloise weitere große Liebesgeschichten von Samuel Beckett, Marguerite Duras und Malcolm Lowry auf, die der Leser sich auf der Stelle besorgen möchte.
Die Größe dieser knapp 180 Seiten starken Erzählung ist mit Sicherheit auch dem Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel zu verdanken, der mit seiner Übertragung jeden Satz zu einem Genuss werden lässt.
Tomas Espedal hat mit "Wider die Natur" eine schmerzvolle, unversöhnliche Geschichte vorgelegt, die sich durch ihre literarische Verarbeitung dem Thema Trennung auf außergewöhnliche Weise nähert und zu Recht als eine der Entdeckungen des Jahres 2014 auf dem deutschen Buchmarkt gelten darf.
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ASIN/ISBN: 3882211881 |