Adalbert Stifter (* 23. Oktober 1805 in Oberplan, Böhmen; † 28. Januar 1868 in Linz) war ein österreichischer Schriftsteller, Maler und Pädagoge. Er zählt zu den bedeutendsten Autoren des Biedermeiers.
Das Buch beschreibt aus dem Blickwinkel des jungen Heinrich seine Erziehung, Bildung und Reifung. Nachdem er von Hauslehrern die nötigen Grundkenntnisse in der damals als nötig angesehenen Allgemeinbildung vermittelt bekommen hat, darf er selbständig die Themen aussuchen, die ihn interessieren, und sich aneignen. Dafür erhält er jedmögliche Unterstützung.
Auf diese Weise kann er offen bleiben für alles, sich Zeit lassen zum ausprobieren, sich entwickeln und seinen Weg finden. Seine Eltern achten darauf, dass er nicht zu früh in eine Richtung gedrängt wird.
Er begibt sich auf Forschungsreise und lernt einen älteren Herrn auf einem Anwesen kennen, der ihn für einige Zeit aufnimmt. Er wirkt wie eine graue Eminenz. Die Beschreibung des alten Herrn und seines Anwesens hat zunächst etwas Unwirkliches, fast Märchenhaftes an sich.
Doch leider ging bei mir diese Stimmung in einer unglaublich detailreichen Beschreibung des Anwesens, der Felder, Gebäude, Möbel, Bilder, des Garten, des Sammels von Gestein, der Restaurierung von Kunstgegenständen usw. unter. Der Tagesablauf , jede noch so nebensächliche Tätigkeit wird berichtartig aufgeführt.
Der Leser kann etwas lernen über Wettervorhersage, biologischen Pflanzenschutz, Rosenzucht, Kunst, Marmor, Edelsteine.
Auch wenn ich mir vor Augen hielt, dass es sich um die Beschreibung einer idealen Form von Bildung, Familie und Gesellschaft handelt, die es in der Realität nicht gibt, konnte ich mich nur schwer eines unguten Eindrucks einer kitschigen Heile-Welt-Beschreibung entziehen. Heinrich wird in keinster Weise mit Problemen konfrontiert. Alle in seiner Umgebung sind freundlich, zuvorkommend, rücksichtsvoll, vorbildhaft, so dass eine Harmonie herrscht, die fast schon unerträglich ist. Pubertät findet nicht statt.
Die Eltern lieben und fördern ihn über alle Maßen, wissen zu jeder Zeit genau, was gut für ihn ist und handeln stets richtig. Die Folge ist natürlich, dass der Sohn seine Eltern bedingungslos liebt und ihnen gehorcht.
Den lange Zeit namenlosen Gastgeber und sein Umfeld sehe ich als Symbol für Stifters ideale Gesellschaft. Einer ordnet und pflegt den Garten, überblickt die Zusammenhänge und greift nur da schützend ein, wo es nötig ist, im Garten, ebenso in der Erziehung. Er geht seinen Untergebenen mit gutem Beispiel voran, leitet sie an, gibt sein Wissen weiter, lebt einfach.
Das Buch macht ein paar interessante Aussagen, wie z. B. über Bildung und Beruf. Nur wenn man sich eine Tätigkeit ganz nach seinen Talenten und nicht nach der Erfüllung von materiellen Wünschen wählt, wird man Großes vollbringen können und so dem Ganzen dienen.
Es versucht einen Ausblick, was mit dem Fortschritt der damals gerade neu entstehenden Wissenschaften möglich sein könnte. In der Kunst plädiert es, das Alte zu übernehmen und an das Neue anzupassen. Manche Aussagen sind heute noch gültig, anderes, wie die Rollenverteilung von Mann und Frau, überholt.
Fazit:
Das Lesen war nicht immer ein Vergnügen. Ich bin zwar ein Leser, der auch an einem Buch ohne Handlung Freude haben kann. Aber die vielen, in meinen Augen völlig uninteressanten Details bereiteten mir oft Langeweile.
ASIN/ISBN: 3423146249 |