Christopher Brookmyre - Angriff der unsinkbaren Gummienten

  • Titel: Angriff der unsinkbaren Gummienten
    OT: Attack Of The Unsinkable Rubber Ducks
    Autor: Christopher Brookmyre
    Übersetzt aus dem schottischen Englisch von: Hannes Meyer
    Verlag: Galiani Berlin
    Erschienen: August 2014
    Seitenzahl: 413
    ISBN-10: 3869710977
    ISBN-13: 978-3869710976
    Preis: 14.99 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Brookmyre at his best: Wie schon in "Die hohe Kunst des Bankraubs" legt der Schotte einen skurrilen und wahnwitzig klugen Kriminalroman vor: diesmal über den Aberglauben derer, die unbeirrbar nach dem Übersinnlichen suchen, und die verbrecherischen Tricks jener, die genau dies ausnutzen. Telepathie und Stimmen aus dem Jenseits? Gegenstände, die sich aus der Luft materialisieren? Alles Hokuspokus, Aberglaube und Spinnerei? Nachdem Gabriel Lafayette, der amerikanische TV-Star mit besonderen Gaben, die er selbst einen Fluch nennt, in einer beeindruckenden S‚ance mit der verstorbenen Frau des Möbeltycoons Lemuel gesprochen hat, will dieser an der Uni Glasgow ein wissenschaftliches Institut zur Untersuchung paranormaler Phänomene gründen.Vorher soll Lafayette unter strengster Kontrolle seine Gabe unter Beweis stellen. Eine wissenschaftliche Sensation von historischem Ausmaß! Aber kann das wirklich wahr sein? Jack Parlabane, seines Zeichens Journalist von der unbequemen Sorte ( jedenfalls für korrupte Politiker oder betrügerische Firmenbosse), hat Zweifel. Er ist einer, dem man nichts vormachen kann und der eigentlich jede Art von Geisterglaube und Parapsychologie für Quatsch hält. Doch es geschehen immer unerklärlichere Dinge, und in Jack keimt der Zweifel. Aber dann überschlagen sich die Ereignisse, und er entdeckt die perfekte Undercover-Tarnung für die fetteste Story, die er je am Haken hatte.


    Der Autor:
    Christopher Brookmyre, geboren 1968 in Barrhead bei Glasgow, wurde bereits mit diversen Krimipreisen ausgezeichnet, z. B. dem Critics First Blood Award for Best First Crime Novel und dem Sherlock Award for Best Comic Detective Novel.


    Meine Meinung:
    Dieser Roman firmiert zwar unter „Kriminalroman“ - ist aber eigentlich viel mehr als ein Kriminalroman. Es ist ein wunderbarer Unterhaltungsroman mit Krimielementen. Christopher Brookmyre beherrscht das Spiel „Wie verwirre ich meine Leser“ einfach perfekt. Er entwirft Irrwege, die dann doch keine Irrwege sind – aber dann ggf. doch wieder in den Irrweg-Modus zurückfallen. Anfangs ist man einfach nur gefangen von der ganz besonderen Erzählweise – und schon nach wenigen Seiten ist dem Leser klar, dass er sehr aufmerksam lesen muss, dass Konzentration gefragt ist.
    Und als Leser ist man immer wiede gezwungen seine Positionen zu überdenken und ggf. zu revidieren – und dann aber vielleicht doch wieder in die Ausgangsposition zurückzukehren.
    Christopher Brookmyre hat eine sehr intelligentes und lesenswertes Buch geschrieben. Es macht einfach Freude diesen Roman zu lesen. Ein Roman der ohne die gängigen Klischees auskommt. Ein Roman der ganz eigene Wege geht.
    Hervorzuheben ist auch, dass der Roman nicht mit einem Schluss endet, der konstruiert ist und nicht zu dieser erzählten Geschichte passen würde – nein, ganz im Gegenteil. Auch der Schluss dieses Buches passt sich dem hohen Niveau dieses Romans an.
    Und irgendwann versteht der Leser auch, wie denn der Titel des Buches zur Handlung passt.
    8 Eulenpunkte für einige Stunden wirklich eindrucksvoll gelungene Leseunterhaltung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Danke für Deine Meinung zu diesem Buch, um das ich schon seit einer Weile unentschlossen rumschleiche und zu dem es leider nur eine gekürzte englische Hörfassung von 2007 gibt. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Den Schriftsteller Christopher Brookmyre habe mit seinen zwei Krimis "Die hohe Kunst des Bankraubs" und "Wo die Leichen liegen" kennen und schätzen gelernt. Ich sehe in Brookmyre einen intelligenten Autoren der seinen Krimis gerne eine schräge Besonderheit verleiht. Entweder sind die Geschichten inhaltlich an und für sich eher seltsam und/oder die Protagonisten passen nicht recht zum Handlungsort. Jedenfalls setzt er mit seinem Spleen unbedingt etwas anders machen zu wollen einen zusätzlichen Reizpunkt den besonders Vielleser schätzen werden. Dies ist bei diesem Buch nicht anders. Es beginnt bereits beim eigenwilligen Titel und setzt sich dann inhaltlich fort. Ich bin mir nicht mal sicher, ob man dieses Buch überhaupt ins Regal der Kriminalromane einsortieren kann. Aber welches Genre würde dann passen? Ich weiss es nicht ...


    Wie die Kurzbeschreibung verrät, geht es in diesem Buch um das Psi-Phänomen. Gemeint sind paranormale Fähigkeiten die umgangssprachlich als Hellsichtigkeit, Wahrsagerei oder Telekinese bekannt sind. Der Journalist Jack Parlabane ist bei einem wissenschaftlichen Team dabei das die übersinnlichen Begabungen des bekannten Gabriel Lafayette untersucht und je nach Erkenntnissen beweisen oder widerlegen soll. Rund um dieses Thema knüpft der Autor ein weitschweifiges Netz aus Begründungen und Gegenargumenten. Und er erzählt, und fabuliert und schwadroniert um dieses Thema bis ich mich irgendwo zwischen Seite 250 und 300 gefragt habe: Was soll das? Warum zum Kuckuck so ausführlich und wohin soll das alles auf den letzten 100 Seiten führen? Wann kommt er endlich auf den Punkt und gibt der Geschichte eine Wendung hin zum Krimiteil der Geschichte?


    Das Buch beginnt richtig gut und zieht mich in seinen Bann aber irgendwann gibt es Abnützungserscheinungen und ich hatte genug über das Für und Wider dieses esoterischen Krimskrams gelesen. Der Autor schreibt gut und es liest sich flüssig weg aber er walzt das Thema zu breit aus. Ein ständiges Hin und Her zwischen Skeptikern und Anhängern der spirituellen Geisterbeschwörung und eine Gratwanderung zwischen irdischem Leben und dem Jenseits. Der Schluss ist dann in typischer Brookmyre Manier gehalten. Sonderbar aber Okay.


    Die beiden eingangs erwähnten Bücher des schottischen Schriftstellers sind lesenswert aber mit diesem (Kriminal-) Roman hat er mich leider nicht überzeugt. Ich werde das Buch entweder mit 6 oder 7 Eulenpunkten bewerten. Ich hoffe dennoch, dass noch weitere Bücher von ihm auf Deutsch übersetzt werden. Seine Romane sind für mich eine willkommene Abwechslung im Einheitsbrei der Krimis.