Gebundene Ausgabe: 142 Seiten
Verlag: Edition Orient
Aus dem Französischen von Helga Walter
Kurzbeschreibung:
Ein phantastischer Roman voller packender Gedanken, aktueller Bezüge und absurd-spannender Geschehnisse. Der Autor beschwört die apokalyptische Vision einer Stadt, die ihren Bewohnern feindlich gegenübersteht. Menschen verschwinden oder versteinern: die Stadt wird zum Labyrinth, in dem nichts mehr seinen festen Platz hat, beherrscht von Minotauren mit Flammenwerfern und gefährlichen Mumien mit erstarrten Gesichtern. Hoffnung und Rettung kommen von den Frauen und dem Meer.
Über den Autor:
Mohammed Dib war ein algerische Schriftsteller. Er wurde vor allem durch seine "Algerische Trilogie" ("Das große Haus", 1954, dt. 1956; "Der Brand" 1954, dt. 1956; "Der Webstuhl" 1957) bekannt. Weitere Romane: "Gott bei den Berbern" (1970), "Abel" (1977), "Die Terrassen von Orsol" (1985), "Die maurische Infantin" (1994); auch Novellen und Essays. 1994 erhielt er als erster nordafrikanischer Schriftsteller den Großen Preis der Francophonie der Académie française.
Mein Eindruck:
Mohammed Dibs 1962 geschriebener Roman “Und ich erinnere mich an das Meer” (Originaltitel Quise souvient de la mer) ist ein großartiges Stück Literatur. Es ist ein Text über den Algerienkrieg, wobei Mittel der Phantastik und eine poetische, symbolträchtige Sprache genutzt werden.
Eine Stadt im Kriegszustand. Teile davon anscheinend von einem übermächtigen Gegner belagert. Es kommt zu Gräueltaten, z.B. Massakern.
Die allumfassende Bedrohung lässt die Menschen verzweifeln.
Auch der Erzähler ist schwermütig, doch ein Funken Hoffnung glimmt.
Mohammed Dib schafft stimmige Metaphern!.
Man muss dem Verlag Edition Orient dankbar sein, so einen ungewöhnlichen algerischen Roman in Deutsch herausgegeben zu haben. Größere Verlage aus Deutschland haben den großen Mohammed Dib leider nicht zur Kenntnis genommen.
Es gibt aber doch etwas an dieser deutschen Ausgabe, was mir nicht gefällt. Die Übersetzerin macht eine Vorbemerkung, in der sie Ambition, Hintergründe und Symbolik des Romans erläutert. Das nimmt mir als Leser leider einen Teil des Lesevergnügens, denn das Erarbeiten dieser Elemente der Literatur ist Aufgabe des Lesers.
Viele Fremdwörter sind in der Übersetzung im Buch erhalten geblieben und können (oder müssen) im Glossar nachgeschlagen werden.
Der beeindruckende Roman kennzeichnet meiner Auffassung nach den Übergang in Mohammed Dibs Schaffen zwischen realistischen Erzählen und den späteren symbolüberfrachteten Sprachexperimenten.