Drei auf Reisen - David Nicholls

  • Kurzbeschreibung:
    Nach dem Bestseller über das Finden der großen Liebe nun eine Geschichte darüber, wie man sie nicht wieder verliert. Eines Nachts verkündet Connie dem darauf absolut unvorbereiteten Douglas, dass nach über 20 Jahren glücklicher Ehe nun der ideale Zeitpunkt für eine Trennung und einen Neuanfang gekommen sei jetzt, wo auch ihr Sohn Albie bald ausziehe. Doch die bereits geplante gemeinsame grand tour durch Europas bedeutendste Städte wollen sie dennoch machen. Douglas hofft, seine Frau auf dieser mal wunderbaren, mal katastrophalen Reise zurückzugewinnen und zugleich die Beziehung zu seinem Sohn zu vertiefen ein ambitioniertes Unterfangen, das allenfalls durch akribische Planung zu erreichen ist.


    Über den Autor:
    Geboren 1966 in der englischen Grafschaft Hampshire, ging David Nicholls zum Studium nach Bristol, wo er Englische Literatur und Schauspiel belegte. Danach übernahm er einige Jahre lang immer wieder mal Rollen, aber eine Karriere als Schauspieler wurde dann doch nicht daraus. Nach Redaktionsarbeiten für BBC Radio Drama versuchte er sich schließlich als Drehbuchschreiber - und zwar mit großem Erfolg. So stammt etwa die Kultserie "Cold Feet" aus der Feder von Nicholls. 2005 erschien dann sein erster Roman "Keine weiteren Fragen". Weitere folgten - und mit ihnen der Aufstieg zum Bestsellerautor. Zusammen mit seiner Familie lebt der Autor in London.



    Meine Meinung:
    Dieses Mal fang ich gleich mit dem Fazit an: Ein Satz mit X: das war wohl nichts.


    Ich habe das Buch bei vorablesen gewonnen und ich habe mich wirklich über den Gewinn gefreut! Allerdings hat es mir nur soweit gefallen, wie damals ungefähr die Leseprobe ging :rolleyes


    Aber von vorne:


    Der Ich-Erzähler Douglas erfährt von seiner Frau, dass sie ihn verlassen möchte. Aber zuerst wollen die beiden noch eine bereits geplante, gemeinsame Europarundreise mit ihrem 17-jährigen Sohn machen.
    Die Erzählungen schwanken immer zwischen der Gegenwart (Europareise) und der Vergangenheit (wie Douglas und Connie sich kennen gelernt haben). Das ist immerhin ziemlich gut beschrieben, man hat also keine Probleme zu erkennen, um welche Zeit es sich gerade handelt.


    Leider konnte mich keine der Hauptpersonen begeistern, alle drei sind in meinen Augen total unsympathisch. Am besten hat mir noch eine Bekannte von Douglas gefallen, die er während der Reise kennen lernt.
    Dieses Buch hat übrigens 180 (!!), zum Teil sehr kurze Kapitel, was aber okay ist, deshalb lässt sich die Story auch recht schnell und flüssig lesen. Eigenentlich hätte ich gerne abgebrochen aber irgendwie wollte ich doch wissen, ob nicht noch irgendwas gravierendes, wichtiges, spannendes passiert.


    Mir hat damals "Zwei an einem Tag" von David Nicholls sehr gut gefallen aber "Drei auf Reisen" konnte mich leider nicht überzeugen.
    Daher vergebe ich nur 4 Punkte!


    Lasst euch aber davon nicht abschrecken, ich bin mir ziemlich sicher, dass viele Leser das Buch lieben werden. Für mich wars halt leider nichts :-)

  • Den Roman von Nicholls konnte ich doch etwas mehr abgewinnen. Das Buch ist kurzweilig, die kleinen Zitate fand ich eine nette Idee, man kommt über die Sentenzen zum Nachdenken. Es stimmt, das Tempo ist recht flott, was der Entwicklungbder Charaktere nicht gut tut. Trotzdem nett zu lesen. :wave

    "Reading is food for thought, and anything to do with food must be good." Snoopy


    :lesend : Vladimir Vertlib: Spiegel im fremden Wort
    :lesend : Ingeborg Bachmann: Malina
    :lesend : Michael Stavaric: Königreich der Schatten

  • Ich fand schon "Zwei an einem Tag" furchtbar und habs abgebrochen. Ich hab immer gedacht, diese begeisterten Leser müssen irgendwie ein anderes Buch meinen???


    Na, ist doch auch mal schön, wenn man weiß, was man definitv NICHT lesen will!

  • Ich nehme mal an, dass Jasmin87 für dieses Buch noch etwas zu jung ist. Da blickt ein leidlich erfolgreicher englischer Mittelschichtler Anfang 50 ganz ungewollt auf sein Leben zurück, weil sich seine Frau nach zwanzig Jahren Ehe neue Horizonte erobern will und ihn verlässt. In aller Freundschaft und Liebe, aber zur Freiheit hin. Nun ist eine Ichperspektive aus der Sicht eines Mannes per se in der zeitgenössischen Literatur nicht die Regel, aber das eine junge Frau diese Überlegungen nur schwer nachvollziehen kann glaube ich wohl. Als Altersgenosse des Ich- Erzählers geht es mir da schon ganz anders und ich finde die in kurzen Kapitel erzählte Geschichte nachdenklich machend über das eigene Leben, die Frage nach den neuen Wegen, scheinbar so ohne jeden Grund wir gestellt. Die Frau verlässt ihn ohne Groll, einfach weil der Zeitpunkt geeignet scheint wenn auch der Sohn das Haus verlässt um zu studieren. Die von ihm als Abbild der traditionellen "Grand Tour" des 19.Jahrhunderts geplante Bildumgsreise, die aüsserer Rahmen und titelgebend für des Buch ist wird zu einer Reise in die Vergangenheit, er will sie nutzen um seine Famile zusammenzuhalten und sie will sich ihrer Trennnungsabsicht klar werden. Der Sohn, als Mitreisender Dritter findet- das ist in dem Alter eben so- findet seine Eltern nur peinlich. Egal ob sie sich streiten oder in der Öffentlichkeit knutschen. Er brennt durch und als der Sohn weg ist bricht auch die Mutter die Reise ab und kehrt nach England zurück. Der Vater tut nun im Wortsinn was er bisher schon getan hat, er sucht seinen Sohn, der ihn nie verstanden hat und den er nie verstanden hat. Eine skurrile Geschichte der Suche über das Internet und in Facebookakkounts beginnt und endet mit der Siederbegegnung von Vater in Sohn um der Auflösung der Frage, was den den Sohn umtreibt. Auch die Mutter kommt noch einmal ins Bild, als den Man in einer ernsten Situation ein Herzschlag trifft eilt sie trotzdem an sein Bett ihn zu pflegen. Aber sie ist sich sicher, sie wird die Freiheit wählen, ohne jeden Hass und ohne die Ehe mit ihm zu bereuen wird sie ihn verlassen.


    Das wird so plastisch beschreiben, dass die Figuren mir wie alte Bekannte vorkommen. Die Gedanken sind nachvollziehbar, traurig, lustig, skurill, wie das Leben. Ein wirklich wunderschönes, warmes Buch.

  • Melancholisch, amüsant, authentisch


    Inhalt:
    Als Connie ihrem Mann Douglas eines Nachts eröffnet, dass sie überlegt, ihn zu verlassen, fällt dieser aus allen Wolken. Er hatte seine Ehe und sein Familienleben für glücklich gehalten. Er liebt seine Frau und seinen 17-jährigen Sohn Albie und kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. Auch Connie liebt Douglas, und trotzdem nagen Zweifel an ihr, ob sie noch weiter mit ihm zusammenleben möchte. Doch den geplanten großen Urlaub, die „Grand Tour“ durch die Kunstmuseen von Europa, will sie trotzdem durchziehen. Douglas nimmt sich vor, auf dieser Reise seine Frau zurückzugewinnen. Doch das ist leichter gesagt als getan!


    Meine Meinung:
    Mit „Drei auf Reisen“ hat David Nicholls einen großartigen Roman geschaffen, der „Zwei an einem Tag“ in nichts nachsteht. Mit absoluter Präzision beobachtet er seine Protagonisten, die wirken wie du und ich. Ganz nah am Ich-Erzähler Douglas führt er die Leser durch die Handlung quer durch Europa. Nach und nach analysiert er auf unterhaltsame Weise die Beziehung zwischen Douglas und Connie und auch die zu Albie. In Rückblicken entblättert er Schicht für Schicht das Familienleben, und man merkt schon bald, dass nicht alles so eitel Sonnenschein ist, wie es auf den ersten Blick wirkt. Douglas hat viel falsch gemacht, wenn auch immer in der besten Absicht, und das macht ihn so sympathisch. Er tappt in so einige Beziehungs- und Erziehungsfallen, die ich selbst nur zu gut kenne.


    Connie und Douglas sind so verschieden, wie sie kaum verschiedener sein könnten. Sie ist Künstlerin, lebensfroh, chaotisch. Er ist Wissenschaftler, Biochemiker, setzt auf Ordnung und Disziplin. Da ist ein Aufeinanderprallen unterschiedlicher Ansichten und Verhaltensweisen vorprogrammiert. Man wundert sich fast, wie die Ehe der beiden mehr als zwanzig Jahre lang halten konnte. Doch die beiden lieben sich wirklich, wollen, dass es dem anderen gutgeht.


    „Ich komme bald. Geh schlafen.“
    „Ich kann ohne dich nicht einschlafen.“
    „Mit mir anscheinend auch nicht.“
    „Nein. Nein, das stimmt. Es ist … ein Dilemma.“ (S. 159)


    Und dieses Dilemma bezieht sich nicht nur aufs Einschlafen, sondern auf das ganze Leben. Sie können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander. Ich war sehr gespannt, wie Nicholls dieses Dilemma lösen würde, und muss sagen, dass ich mit dem Ende sehr zufrieden bin.

  • Mit dem Buch habe ich mich schwergetan, teilweise sogar sehr schwergetan. Dabei haben mir die Kapitel, in denen Douglas mit seiner trennungswilligen Noch-Ehefrau Connie und dem gemeinsam pubertierenden Sohn Albie durch Europa reist, gut gefallen. Diese Stellen fand ich gut geschrieben, mitreißend - manchmal dramatisch, manchmal witzig, manchmal nachdenklich. Hätte sich das Buch auf diesen Handlungsstrang beschränkt, hätte es mir wirklich gut gefallen.


    Doch leider blickt Ich-Erzähler Douglas immer wieder und für mich viel zu oft zurück auf das Eheleben der beiden. Ausführlich wird vom ersten Kennenlernen bis hin zu der Nacht berichtet, in der Connie ihrem Liebsten mitteilt, sie wolle sich trennen. Für mich waren diese ständigen Einschübe langweilig, deprimierend und zunehmend nervig. Die Geschichte der beiden wird bis zum letzten Detail auserzählt, bis wirklich der uninteressierteste Leser weiß, auf was der Autor hinauswill.


    Die beiden Zeitebenen waren gekonnt ineinander verwebt. Gut gemacht, doch so konnte ich die Vergangenheit leider nicht einfach überspringen und es gab nur: alles oder nichts. Unterteilt in viele, teils sehr kurze, Kapitel ist das Buch sehr lesefreundlich und lässt sich eigentlich flüssig lesen. Denn mitreißend Schreiben kann der Autor, leider hier zu wenig von dem, was mich interessiert hat.


    Fazit: Die Reiseteile fand ich prima, doch mit den ständigen Rückblicken auf das Eheleben konnte ich gar nichts anfangen. Von daher nur 5 Punkte. Schade!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021