Die Frau des Gouverneurs - Michael Wallner

  • Verlag: Luchterhand Literaturverlag
    2014
    Gebunden
    318 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Lübeck 1928: Christian Tolmein, ein vielversprechender junger Chemiker, ist mit Carlotta Dücker, der Tochter des Inhabers eines großen Stahlwerks, verlobt – eine Beziehung, die mehr auf hanseatischem Pragmatismus und Vernunftgründen basiert als auf tiefer Leidenschaft. Beide schätzen einander und fühlen sich freundschaftlich zueinander hingezogen, und beide glauben, das sei schon Liebe.
    Christian ist nicht besonders begeistert, als er seine Verlobte nach Kuba begleiten soll, um dort für die Dückerschen Stahlwerke den Zugang zu den Nickelvorkommen in der Gegend von Santiago zu erschließen. Das Nordlicht Christian leidet auf der Karibikinsel unter der schwülen Hitze, dem täglichen Leerlauf und den steifen gesellschaftlichen Verpflichtungen, die ihre ökonomische Mission mit sich bringt. Doch dann begegnet er eines Tages Yamilé, der Frau des Gouverneurs von Santiago.


    Über den Autor:
    Michael Wallner wurde 1958 in Graz geboren. Er lebt seit 1997 als Roman- und Drehbuchautor sowie als Regisseur in Berlin. Seine Inszenierung von "Willy Brandt - Die ersten 100 Jahre" am Theater Lübeck wurde 2013 in der Kritikerumfrage der WELT unter die zehn besten deutschsprachigen Theateraufführungen des Jahres gewählt. International bekannt wurde Michael Wallner als Autor durch den in über 20 Länder übersetzten Roman „April in Paris“. Zuletzt erschienen von Michael Wallner bei Luchterhand die Romane „Die russische Affäre“ (2009) und "Kälps Himmelfahrt" (2011).



    Mein Eindruck:


    Eine Liebes- und Abenteuergeschichte vor der historischen Kulisse Kubas in den zwanziger Jahren.
    Christian, ein deutscher Chemiker und seine Verlobte Carlotta, Tochter eines reichen Mannes, sind zu Besuch in Kuba, um beim Gouveneur Schürfrechte an Nickel zu erreichen.


    Im Prinzip ist es die Geschichte eines Mannes im Zwiespalt. Einerseits ist da Deutschland, er liebt die Frische und Klarheit, und schätzt die Sicherheit seines Labors und die Beziehung zu seiner kühlen Verlobten.
    Andererseits lockt ihn auch Kuba in seiner Schwüle und Hitze, samt der Geheimnisse und die lebhafte Yamile. Sie ist die Frau des Gouveneurs, also mehr als verboten und doch reizt sie ihn.


    Ich würde den Roman nicht anspruchsvoll in Hinsicht auf Politik, Gesellschaft und ähnliche Themen einschätzen. Es ist in erster Linie ein Unterhaltungsroman, mit den Schauplätzen Santiago und Havanna sowie Lübeck!
    Doch ist der oben erwähnte innere Konflikt des Protagonisten interessant und lesenswert.


    Die Handlung ist reichhaltig! Dann ist da noch die auffällige Sprache. Michael Wallner schwelgt in der Sprache um das exotische Kuba, das in dieser Form längst untergegangen und umgestaltet ist.
    Ob man diese Sprache mag oder ablehnt dürfte der Knackpunkt sein, der die Leserschaft spalten dürfte.


    Ein schönes Motiv im Buch sind Brücken. Da stürzt zu Beginn eine Brücke in Kuba ein, Nach seiner Rückkehr in Lübeck kommt Christian die Idee eine neue Brücke zu bauen. Ein Plan, der bald Gestalt annehmen soll und ein Wiedersehen ermöglichen wird. Später wird es dramatisch!


    Ein gut zu lesender Roman, den ich mochte!

  • Zu Beginn musste ich mich an die kurzen Sätze und den knackigen Schreibstil von Michael Wallner gewöhnen. Ich kam schwer in die Geschichte rein. Mit Verlauf der Story war ich immer mehr fasziniert und habe gespannt weiter gelesen. Die kurzen Kapitel und die vier Teile haben das Buch gut strukturiert.


    Inhaltlich fand ich die Geschichte spannend aufgebaut. Die Verknüpfung der politischen und geschichtlichen Ereignisse vor der Weltwirtschaftskrise und ein Liebespaar in Kuba, das sich in dieser Zeit begegnet, sind genial. Fast bis zum Schluss bleibt offen, ob Christian zurück kehrt zu seiner Verlobten Carlotta und in einen gesicherten Lebensweg, was ich durchaus nachvollziehbar gefunden hätte oder ob er sich für Yamile entscheidet und damit seiner Leidenschaft und Faszination folgt, mit aller Unsicherheit, die das mit sich bringt.
    Die Lebensgeschichten von Christian und Yamile bringen für mich Tiefgang in die Charaktere und lassen mich besser nachvollziehen, warum Christian ein zweites Mal nach Kuba fährt und Yamile den Gouverneur geheiratet hat.
    Die Vergleiche von menschlichen Eigenschaften zur Chemie erfordern ein bei mir nicht vorhandenes Spezialwissen.
    Die Nebendarsteller Martha und ihr vermeintlich verstorbener Ehemann spiegeln glaubhaft die Situation der Rebellen wider. Am Ehepaar Root zeigt sich das intrigante Gebahren eines Amerikaners, der über Leichen geht und durch seine Frau selber als Leiche endet. Herrlich!
    Am Schluss überschlagen sich die Ereignisse und sind zum Teil nicht mehr glaubwürdig wie die Flucht von Christian und Yamile, beide schwer verletzt, mit Manolito. Der Schluss gibt die sich zuspitzenden politischen Verhältnisse vor der Weltwirtschaftskrise wieder, dieser Teil hat sich mir nicht erschlossen.


    Trotz Kritik ein lesenswertes Buch, dem ich eine unbedingte Leseempfehlung gebe.

  • Ich durfte das Buch als WB von Herr Palomar lesen - nochmals DANKE



    Die Schauplätze sind Kuba und Lübeck im Jahr 1929


    Zuerst eine starke Frau, die auf einer Brücke mit dem Motorrad verunglückt. Christian beobachtet dies und wird einige Zeit später dieser Frau vorgestellt. Es ist Yamilé, die Frau des Gouverneurs. Er insistiert, was es mit diesem Unfall und der Brücke auf sich hat und zieht sich gleich den Ärger von Miguel de Gayas, dem Gouverneur zu. Diese Frau ist in der folgenden Geschichte, das Objekt seiner Träume. Er ist zerrissen zwischen Kuba und der dortigen Hitze, aber mit Yamilé oder dem kalten Deutschland, das er liebt, dafür mit seiner kühlen Verlobten Carlotta. Diese Zerrissenheit zwischen Deutschland und Kuba, zwischen den beiden sehr unterschiedlichen Frauen und auch politische Ränkespiele sind Thema.


    Der Schreibstil und die Story haben mich von Beginn an in den Bann gezogen. Es ist ein Liebesroman, bei dem die Politik mit einfließt, für mich eine gute Mischung. Den Vergleich auf der Rückseite mit dem Roman Léon und Louise von Alex Capus fand ich zutreffend, da auch dieser ein Highlight für mich war, ebenso die Spannung wie bei Ken Follett.

  • Die Frau des Gouverneurs


    Bucheinband und Schutzumschlag sind wunderschön. Dann fange ich mit lesen an und Christian vergleicht Personen mit chemischen Stoffen, ich habe doch Chemie schon in der Schule gehasst. :cry


    Dann stolperte ich ständig über den Namen Christian, irgendwie kommt er mir zu modern vor. Allerdings ergab meine Recherche, dass der Name bereits im Mittelalter existierte.


    Durch die kurzen Kapitel und die interessante Geschichte muss man immer weiterlesen. Und für Spannung wird in dem Buch immer wieder gesorgt.


    Was mich trotzdem etwas irritiert, ist der häufige Szenenwechsel, auch gab es eine Stelle in dem Buch, die mir etwas unglaubwürdig erschien (Axt) .


    Einige Themen werden angeschnitten, wurden M.M.n. aber nicht genügend ausgearbeitet, da hätte ich mir einfach Ausführlicheres gewünscht.


    Insgesamt ein tolles Buch, mit Einblicke in Kuba und einer Liebesgeschichte, die mich sehr berührt hat, die aber in manchen Passagen ruhig etwas detailreicher hätte ausfallen können.


    8 Sterne für diese Geschichte.

  • Herr Palomars Wanderbuch ist auch bei mir eingetroffen.


    Es lässt mich etwas zwiespältig zurück. Mir gefällt Wallners Sprache gut und sie versetzt die Leserin in ein fernes, exotisches aber auch grausames und ungerechtes Land. Kuba, für viele auch heute noch eine Trauminsel.
    Auf diese Insel kommt, in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ein junges Paar. Carlotta Dücker, Tochter eines Stahlindustriellen und ihr Verlobter Christian Dücker, Chemiker. Carlotta will wegen Schürfrechten für Nickel, wichtiger Rohstoff der Stahlindustrie, verhandeln.
    Leider kommt mir hier meine Realitätssinn arg in die Quere. Nicht allein, dass es damals selbst in Deutschland unüblich war, dass unverheiratete Paare gemeinsam verreisten. Aber gar in offizieller Mission in ein mehr als patriarchalisches Land? In ein Land, in dem Frauen nichts zu sagen hatten und als Verhandlungspartnerinnen gar nicht ernst genommen wurden? Das macht mir echte Schwierigkeiten.
    Dann taucht da Yamilé auf, die ungewöhnliche Ehefrau des Gouverneurs, in die Christian sich verliebt. Sie unterstützt die Bevölkerung, tritt für ihre Rechte ein, versucht zu helfen, sehr zum Unwillen ihres Ehemanns.
    Aufgrund ihrer eigenen Familiengeschichte halte ich ihre Entwicklung an der Seite dieses Mannes nicht für nachvollziehbar. Sehr viel mehr will ich dazu hier gar nicht sagen, weil ich nicht zu viel vom Inhalt verraten will.


    Gut gefallen hat mir die Darstellung der politischen Entwicklung auf der Insel, die ja auch für den Fortgang der Geschichte Bedeutung hatte. Zudem habe ich mich über die Vergleiche von Eigenschaften von Personen mit denen chemischer Elemente sehr amüsiert.


    Insgesamt ein lesenswerter, unterhaltsamer Roman, für den ich 7 von 10 Punkte vergebe.


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