Aufstieg und Fall großer Mächte - Tom Rachman

  • Englischer Originaltitel: The Rise and Fall of Great Powers


    Klappentext
    Paul, Toolys Vater, ist Spezialist für Informationstechnologie und ein bisschen verschroben. Zu spät hatte er bemerkt, dass seine überstürzt geheiratete Frau völlig durch den Wind ist. Doch als die Mutter eines Tages ihre kleine Tochter in der Badewanne verbrüht, entführt er Tooly. Zieht jahrelang mit ihr rund um den Globus, von Job zu Job, von Stadt zu Stadt, immer auf der Flucht. Irgendwann aber spürt die Mutter ihre Tochter in Bangkok auf, und abermals wird Toolys Leben auf den Kopf gestellt. Charmant und unberechenbar, verbreitet diese Frau Chaos, wo immer sie auftaucht, und sich um eine Elfjährige zu kümmern, überfordert sie restlos. Aber da sind noch Venn, ihr Liebhaber, ebenso charismatisch wie egozentrisch, dessen Weltsicht Tooly elementar prägen wird, und Humphrey, der griesgrämige Russe, der Bücher über alles liebt: Ein Dreieck, in dem Tooly versucht, Grund unter die Füße zu bekommen, während das Leben sie durch die Luft wirbelt, wie von Propellern getrieben. – Tooly schlägt sich ohne Koordinaten durchs Leben – ohne Mutter und ohne Vaterland, ohne feste Bleibe oder Schulbildung, ohne eigene Geschichte. Sie fällt durch alle Netze und Raster und kommt doch schließlich an in einem Leben, das (vielleicht) das ihre ist. Mit Anfang dreißig hat sie zwar nicht ihre Mitte, aber zumindest einen Ort zum Bleiben gefunden: In einem kleinen weltentrückten walisischen Dorf betreibt sie, gemeinsam mit Fogg, einer Seele von Mann, ein Antiquariat mit Tausenden von Büchern. Dort kann man lesen (ihre Lieblingsbeschäftigung), Tee trinken und lange Spaziergänge unternehmen, und dann scheinen die Dinge im Lot. Als jedoch die E-Mail eines lang verschollenen Ex-Freundes sie zurück nach Brooklyn ans Sterbebett des alten Humphrey ruft, kehren die Geister ihrer Vergangenheit zurück. Ein dichter und vielschichtiger Roman, der sich für seine Figuren Zeit nimmt; der vor der Folie historischen Wandels hin zu unserer globalisierten Welt Lebens- und Zeitläufe auslotet. Eine Geschichte, witzig und traurig zugleich, in der der Mut, sich seiner Vergangenheit und seinen Ängsten zu stellen, leuchtet wie ein helles Licht. Und: ein Plädoyer für wahre Freundschaft und wirkliche, großzügige Liebe.



    Der Autor
    Tom Rachman, geboren 1974 in London, aufgewachsen in Vancover. Rachman graduierte an der University of Toronto und der Columbia School for Journalism. Er war Auslandskorrespondent der Associated Press (Rom), die ihn u.a. nach Japan, Süd-Korea, Türkei, Ägypten schickte. Seit 2006 war er Redakteur des International Herald Tribune in Paris. 'The Imperfectionists' ist sein erster Roman, der zeitgleich in zehn Ländern veröffentlicht wird und in den USA einen der höchsten Vorschüsse erhielt, die in den letzten zehn Jahren für ein Debüt bezahlt wurden. Tom Rachman lebt in Rom.







    Das Buch spielt auf 3 Zeitebenen; 1988, da ist Tooly 10 Jahre alt; 1999, da ist sie Anfang 20; und schließlich im Jahr 2011. 1988 war Tooly gerade in Bangkok angekommen mit ihrem Vater. Der modernisiert die computertechnischen Angelegenheiten in US-Botschaften rund um den Globus. In jeder Stadt bleibt er nur ein Jahr. So hat Tooly immer genau ein Schuljahr in einer Stadt. Ihr Vater ist ein recht seltsamer Mensch, der sie mit einem Händedruck morgens aufweckt und sie auch ansonsten wenig berührt. 1999 ist Tooly in New York, lebt mit einem Mann names Humphrey zusammen, der ihr Vaterersatz ist. Zwischendurch taucht eine Frau namens Sarah auf. Aber am meisten eingenommen ist Tooly von dem mysteriösen Venn.


    Das erste Kapitel beginnt 2011 mit Tooly in ihrer Buchhandlung in Wales. Nach und nach erfahren wir, das sie von ihrem Vater getrennt wurde und sich Humphrey ihrer annahm. Warum und wieso es dazu kam, erfahren wir erst gegen Ende des Buches. Tooly wird von einem Exfreund ausfindig gemacht, der ihr erzählt, sie müsse sofort nach New York kommen, ihr Vater wäre schwer krank. In der Tat spricht ihr Ex von Humphrey. Irgendwie hat Tooly auch den Kontakt zu ihm verloren. Tooly macht sich auf nach New York, um sich endlich dem Rätsel um ihre Vergangenheit zu stellen.


    "Aufstieg und Fall großer Mächte" ist ein Buch übers Erwachsenwerden. Tooly ist zwar schon über 30, als sie sich endlich aufmacht, die verwirrende Geschichte ihrer "Entführung" zu enträtseln. Sie muss feststellen, das viele Dinge nicht wirklich so waren, wie sie sie in Erinnerung hat.


    Ich empfand das Buch am Anfang als etwas verwirrend. Ihr Vater bleibt mit ihr nirgendwo länger als 1 Jahr und meidet private Kontakte. Eine Mutter gibt es nicht. Die im Klappentext erwähnten Dinge erfährt man erst recht spät im Buch. Später dann lebt sie ohne ihn mit Humphrey. Und welche dubiose Rolle spielt der zwielichtige Venn, den Tooly anhimmelt. Erst nach und nach entwirrt sich das alles auf den drei Zeitebenen. Dabei packt der Autor in jede Zeitebene Geschehnisse und Zeitkolorit aus dem betreffenden Jahr. Auch ein wenig philosophisch wird es gelegentlich, denn Humphrey tut nichts anderes als Lesen und er verwickelt Tooly immer wieder in witzige aber auch tiefgründige Dialoge. Überhaupt ist Humphrey ein wunderbarer Charakter in dieser von exzentrischen Charakteren nur so strotzenden Geschichte. Und bei weitem der liebenswerteste, die anderen Figuren sind zum großen Teil schwierig oder weniger sympathisch. Gerade Tooly war für mich anstrengend. Auch mit über 30 hat sie noch die kindliche Eigenart, sich als Bauchnabel der Welt zu sehen. Sie ist wahrlich kein liebenswerter Charakter, das zeigt sich vor allem später in der 1999-Zeitebene. Gegen Ende des Buches muss sie dann erfahren, das alles nicht so idyllisch und liebenswert-chaotisch war, wie sie dachte, sondern z.T. einfach nur Kalkühl und Egoismus hinter vielen Dingen stand anstelle von echtem Gefühl.


    Das Buch lässt mich etwas ratlos zurück. Es hat viele interessante und gute Stellen, aber es erschien mir auch über weite Strecken recht banal, aufgepolstert mit tiefgründigem Zierrart. Das Buch ist angenehm leicht zu lesen, man fragt sich halt lange, was passiert ist und wieso Tooly so lange brauchte, bis sie das alles einmal hinterfragte. Es ist ein phantastische Geschichte mit wenig Bezug zur Realität. Zum Schluss wird alles erklärt und es gibt erhellende Momente, aber im Grunde ist es doch ein Buch, bei dem ich nicht so recht weiß, was der Autor mir da erzählen wollte. Wollte er seine exzentrischen Figuren einfach nur zum Leben erwecken? Geht es um Familie, egal ob man mit ihr verwandt ist oder nicht? Geht es um Bücher und Literatur? Von allem etwas kommt in dem Buch vor. Es ist durchaus nett zu lesen. Mir scheint, das der Autor einfach gerne fabuliert. Die Storyline handelt von Toolys ungewöhnlichem Leben und ihrer misanthropischen Einstellung. Aber irgendwie hat mir etwas gefehlt. Der Funke sprang bei mir nicht über.


    "Aufstieg und Fall großer Mächte" ist eins der Bücher, die ich zwar ohne große Anstrengung wegschmökern konnte, mir auch in Erinnerung bleiben wird, mich aber trotzdem unbefriedigt und auch Indiffrent zurücklässt.

  • Einfühlsam erzählt, aber mit Längen


    Inhalt:


    2011. Tooly Zylberberg ist die Besitzerin eines bankrotten Antiquariats in einem kleinen Dorf in Wales. Zusammen mit ihrem Angestellten Fogg verbringt sie den Großteil des Tages mit Lesen. Als Tooly eines Tages von einem Ex-Freund aus Amerika die Nachricht erhält, dass es ihrem Vater sehr schlecht geht, reist sie dorthin und wird mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Eine Vergangenheit, die sie nie so richtig verstanden hat. Eine Vergangenheit, die ihr die Wurzeln genommen hat. Auf ihrer Reise erfährt sie einiges über ihre Herkunft, über die Menschen, die sie großgezogen haben.


    Meine Meinung:


    Tom Rachman erzählt sehr einfühlsam. Man kann schön in die Protagonisten hineinschauen und lernt sie schnell lieben. Nach und nach lernt man ihr tiefstes Inneres kennen, und das ist sehr interessant, denn wir haben es hier nicht mit 08/15-Protagonisten zu tun, sondern mit besonderen, merkwürdigen Menschen.


    Zum Einen wäre da natürlich Tooly, die ihre Kindheit in vielen verschiedenen Ländern verbracht hat, nie länger als ein Jahr in derselben Stadt - wie wir später erfahren, aus gutem Grund. Dann gibt es Paul, der um Tooly besorgt ist, aber trotzdem seine Schwierigkeiten mit ihr hat. Sarah ist eine charmante Frau, aber ziemlich flatterhaft und verantwortungslos. Humphrey hat das Leben schon übel mitgespielt, aber er kümmert sich rührend um Tooly, wenn auch nicht unbedingt kindgerecht. Dann gibt es noch den charismatischen Venn, der anscheinend die Fäden in der Hand hält und dem es alle recht machen wollen. Wie diese Personen miteinander verknüpft sind, wird im Roman Stück für Stück enthüllt.


    Dazu springt Rachman zwischen drei Zeitebenen hin und her. 1988 ist Tooly etwa 9 Jahre alt, 1999 20 und 2011 Anfang 30. Diese drei Jahre stehen für bestimmte Abschnitte in Toolys Leben. Ich möchte dazu gar nicht mehr sagen, denn ich möchte ja nicht die Handlung verraten. Der Wechsel der Zeitebene ist klar zu erkennen, verwirrt den Leser also nicht. Teilweise ist ein kleiner Cliffhanger eingebaut, was ein bisschen Spannung erzeugt, von der es leider insgesamt etwas zu wenig gibt. Aber auch wenn das Buch nicht gerade vor Spannung explodiert, denke ich doch, dass es eine recht interessante und lesenswerte Geschichte ist.


    Durch bildhafte Beschreibungen wirkt der Roman sehr atmosphärisch. Man kann sich sowohl die Personen als auch das Ambiente, diese alte Buchhandlung in Wales oder die Straßen von Bangkok oder New York, sehr gut vorstellen. Herrlich, wie Tooly mit Fogg oder Humphrey den ganzen Tag in den Büchern verbringt und ein wenig von dem von ihnen Gelesenen auch uns Lesern zugänglich wird. So erfahren wir nebenbei noch etwas über die französische Revolution oder über russische Staatsmänner und vieles mehr.


    „Aufstieg und Fall großer Mächte“ ist eigentlich ein großartiger Roman, und doch hat er mich nicht uneingeschränkt begeistert. An einigen Stellen ging es mir einfach zu langsam voran, da zog sich ein Abschnitt wie Kaugummi. Eine etwas straffere Erzählweise wäre mir lieber gewesen. Aber das ist vielleicht mein ganz subjektives Empfinden.
    Kommentar

  • Was wäre ich geworden, hätte ich machen können was immer ich gewollt hätte? Diese Frage stellte sich mir beim Lesen von Tom Rachmanns “Aufstieg und Fall großer Mächte” so oft, dass ich mich häufig dabei ertappte mit dem Lesen aufzuhören und in ferne Gedanken zu versinken. Doch sollte man mein Abschweifen bei weitem nicht auf mangelndes Interesse zur geschilderten Handlung schließen. Ganz im Gegenteil hat Tom Rachmann es geschafft mich mit seinen Worten mein bisheriges Leben hinterfragen zu lassen. Und schon alleine deswegen ist “Aufstieg und Fall großer Mächte” eine, wenn auch nicht ganz uneingeschränkte, Leseempfehlung.


    Doch fangen wir am Anfang an. “Die Unperfekten”, Tom Rachmann’s im Jahre 2009 erschienener Erstling versetzte mich in schlichte Verzückung. Dieses Buch hatte zu dem Zeitpunkt einfach alles, was ich von einem guten Roman erwartet hatte und so griff ich, auch ohne mich über vorher darüber zu informieren, zu seinem neuen Werk. Im Nachhinein kann ich das durchaus als einen Glücksfall bezeichnen, denn nach einer Leseprobe wäre das Buch auf keinen Fall in meinem Einkaufskorb gelandet. Zu behäbig erschien der Anfang des Romans. Zu aufgesetzt der Anfangsdialog zwischen Tooly und Fogg. Zu uninteressant die Hauptfigur. Ich sollte mich in fast allen Punkten täuschen.


    Im “Aufstieg und Fall großer Mächte” begleiten wir die Hauptfigur Tooly in drei verschiedenen Lebensphasen. Da wäre ein Mal die zehnjährige Tooly die mit Paul aus Australien nach Thailand zieht und sich dort Anfangs mit der neuen Schule auseinander setzen muss, aber auch Sarah, Humphrey und Venn kennen lernt. Dann wäre die Anfang zwanzig jährige Tooly, die durch New York streift und sich in fremde Wohnungen durch ihren Charme Eintritt verschafft um Informationen über die Bewohner zu bekommen Auf einem dieser Streifzüge lernt sie Duncan kennen und Duncan sie lieben. Und letztendlich die Mittdreißiger Tooly, die einen schlecht laufenden Buchladen besitzt und sich auf einmal mit Ihrer Vergangenheit auseinander setzen muss.


    Das die Handlung so kurz umrissen nicht allzu spannend klingt, liegt zum einen natürlich daran, dass wesentliche Plotinhalte weggelassen wurden um dem geneigten Leser nicht die Freude an Toolys Erkundungen zu nehmen, auf der anderen Seite sollte man sich stets bewusst sein, dass man hier keinen Pageturner im Stile der “Unperfekten” in den Händen hält, sondern ein sehr nachdenklichen und auch zum nachdenken anregenden Roman. Lässt man sich darauf ein erhält man im Gegenzug für die eigene Geduld ein unglaubliches Samelsurium an facettenreich Dialogen und Ideen, die einem von der selben Figur in drei unterschiedlichen Phasen ihres Lebens präsentiert werden und den Leser immer zum Hinterfragen und zum Mitdenken animieren. Liebe, Familie, Erwachsen werden und Erwachsen sein, Freundschaft, Loyalität und vieles vieles mehr thematisiert Tom Rachmann auf den knapp 500 Seiten seines Romans.


    Man merkt dem Buch in jeder Zeile an, dass der Autor sein Handwerk versteht. Immer wieder stößt man auf wundervolle Sätze, die einen zum Verweilen an der Stelle animieren wollen. Und so verbleibt nach dem Lesen das Gefühl ein gutes, ein nachdenkliches und ein lebensbereichenderes, wenn auch ein etwas “unrundes” Buch gelesen zu haben.


    Die Frage wie Tooly im Alter von gerade mal zehn Jahren ihre Weltreise in Angriff nehmen konnte, nagt während der Lektüre permanent am Leser. Gegen Ende der Lektüre präsentiert Tom Rachmann zwar eine Antwort auf diese Frage, doch stieß diese, zumindest bei mir, auf Unverständnis. Entweder fehlte es Tom Rachmann an Einsicht in die Welt von Eltern oder er wollte mit dieser Entwicklung etwas Aussagen, was mir schlichtweg entgangen ist. Es gibt einige weitere Stellen im Buch, bei denen man das Motiv hinterfragen muss beziehungsweise an denen sich Figuren so ungewöhnlich und fast schon realitätsfern verhalten, dass man daran hängen bleibt und der Lesefluss kurz stottert. Und letzten Endes trübt das auch ein wenig das Gesamtbild des Romans, so dass ich schweren Herzens nur 8 von 10 Punkten vergeben kann.

  • Tooly Zylberberg hat ein ungewöhnliches Leben, dass sie zu einer seltsamen jungen Frau gemacht hat. Sie besitzt die Buchhandlung „The World's End“, die statt etwas einzubringen nur Kosten verursacht.
    Sie wurde durch die Welt geschleppt, von einem Land zum anderen. Sie wurde von einem Menschen, der sich mehr oder weniger um sie kümmerte, zum anderen weitergereicht. Dabei wurde sie manipuliert und ausgenutzt. Einzig Humphrey hat sich selbstlos um sie gekümmert. Er ist auch der Grund für ihre Liebe zu Büchern. Venn taucht nach Belieben in ihrem Leben auf und verschwindet genauso schnell wieder. Sarah, ihre Mutter, ist auch keine beständige Bezugsperson. Paul, der mit ihr eine Zeit herumzieht, kann keine Empathie empfinden; sein Leben sind die Computer.
    Tooly kam mir hartherzig vor. Ihre Art spricht mich nicht an. Ich finde zwar Bedauern darüber, dass ihr Leben so verlaufen ist, kann aber keine Sympathie für sie empfinden. Nie hatte ich den Eindruck, dass sie sich aufmacht und ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Irgendwann stellt sie fest, dass ihre Erinnerungen nicht immer mit der Wirklichkeit übereinstimmen.
    Der Schreibstil ist etwas Besonderes und interessant, oft aber auch ziemlich langatmig. Die Geschichte lässt mich ratlos zurück. Was wollte uns der Autor erzählen? Ich habe mich immer wieder aufraffen müssen, um weiterzulesen, da ich die Geschichte ziemlich chaotisch und die Protagonisten skurril und nicht sympathisch fand. Das Ende hat mich dann ein wenig überrascht.
    Ein Buch, das bestimmt nicht jeden anspricht!

  • Am Anfang dachte ich, ich werde nicht so richtig schlau aus dem Buch. Es führte nirgendwo hin, ich irrte durch Raum und Zeit und das Einzige, was mich davor bewahrte, das Buch an die Wand zu knallen, waren die vielen interessanten Figuren, die mich wie eine Spinne im Netz hielten.


    Mit zunehmender Dauer, in der ich zwischen Langeweile und Interesse dahinschwebte, verdichtete sich das Ganze zu einem ernstzunehmenden Roman über Beziehungen, Freundschaften, Familienbande, Ich-Werdung und Bücher.


    Und all das wird auch gut erzählt. Die Sprache ist ausgezeichnet und die Charaktere hätte man kaum besser entfalten können. Hin und wieder findet man auch geistreiche Schmankerl, wie dieses auf den Seiten 484 f.:


    „Die Menschen behielten ihre Bücher, dachte Tooly, nicht, weil sie sie noch mal lesen wollten, sondern weil die Bücher ihre Vergangenheit enthielten – die Struktur des eigenen Ichs an einem bestimmten Ort, zu einer bestimmten Zeit, ein Ausschnitt des eigenen Intellekts jeder Band, egal, ob man ihn geliebt oder verachtet hatte oder ob er auf Seite vierzig zum Einschlafen gewesen war.“


    So, endlich habe ich auch das dämliche Bücherhorten kapiert.