Gelindes Grausen - Erich Loest

  • Tagebuch 2011–2013
    Mit einem Nachtrag von Linde Rotta


    Mitteldeutscher Verlag, 2014
    Gebunden, 336 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    In seinen Tagebuchaufzeichungen hält der Schriftsteller Erich Loest Begebenheiten aus seinem Alltag fest und setzt sich gewohnt kritisch und hinterfragend mit Geschehnissen der lokalen wie der Weltpolitik auseinander. Hier wird ein wacher Geist sichtbar, der Lust hat am Mitmachen, am Mitgestalten der Gesellschaft. Etwas, das ihm mit der Zeit aus gesundheitlichen Gründen immer schwerer fällt.
    Im Juni 2013 notiert der inzwischen 87 Jährige konsterniert: »Der Abfall zwischen dem 85. und dem 90. Jahr ist enorm. Widerstand zwecklos.« Drei Monate später wählt er den Freitod. Zurück lässt er neben Familie und Freunden ein umfangreiches, viel gelobtes und gelesenes literarisches Œuvre, das ihn auf Dauer lebendig halten wird.


    Über den Autor:
    Erich Loest (1926, Mittweida/Sa.–2013, Leipzig); 1944/45 Kriegsdienst, 1947–1950 Volontär und Redakteur bei der Leipziger Volkszeitung, ab 1950 freischaffender Schriftsteller (Debüt „Jungen die übrig blieben“), 1957 Ausschluss aus der SED, Verurteilung zu siebeneinhalb Jahren Zuchthaus (Bautzen) aus politischen Gründen, nach Entlassung wieder als Schriftsteller tätig, 1979 Austritt aus dem Schriftstellerverband aus Protest gegen Zensur, 1981 Ausreise in die Bundesrepublik. 1990 Rückkehr nach Leipzig, wo er 1996 Ehrenbürger wurde. 1994–1997 Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schriftsteller.
    Loest bekam unter anderem den Hans-Fallada-Preis, den Marburger Literaturpreis, zweimal den Jakob-Kaiser-Preis, 2009 den Deutschen Nationalpreis sowie den Kulturgroschen 2010 des Deutschen Kulturrates zuerkannt, einige seiner Bücher wurden verfilmt.


    Mein Eindruck:
    Die Tagebücher 2011-2013 von Erich Loest sind sehr interessant, weil er nicht nur seine eigenen Befindlichkeiten beschreibt sondern auch seinen wachsamen Blick auf das Weltgeschehen dieser Zeit zeigt. Das gilt sowohl für politische Geschehnisse der Welt sondern auch lokal in Leipzig, wo Loest lebte. Viel widmete er sich natürlich kulturpolitischen Themen.


    Nahezu bis zuletzt war er literarisch aktiv, auch wenn er altersbedingt keinen Roman mehr schaffte. Es sind vor allen kürzere Texte und seine Tagebücher, an denen er fast täglich arbeitete. Erst zuletzt nach seiner letzten Novelle „Lieber hundertmal irren“ beschloss er, künftig keine literarischen Arbeiten mehr in Angriff zu nehmen. Man spürte, wie er unter dem Verlust der Kreativität litt.


    Man ist schnell von Loest Persönlichkeit eingenommen. Er ist nicht zu verbiegen, grausam ehrlich und geradeaus, auch gegen sich selbst.
    Man kann sich vorstellen, dass es mit ihm nicht einfach war. Manche seiner Feststellungen gefallen mir nicht, aber verstehen kann man ihn schon.


    Er schreibt einiges über die Arbeit mit den Verlagen, zum Beispiel dem Steidl-Verlag, oder über Lesungen sowie über seine Bücher. Man gewinnt noch einmal einen anderen Blick auf sein Werk. Oft geht er in den Gedanken auch in die Vergangenheit, wenn ihn das gerade beschäftigt. Das macht seine Tagebücher zusätzlich zu einem literarischen Werk.


    Zuletzt nehmen die Gedanken über Krankheit und Gebrechen doch einen großen Teil seines Lebens ein. Er hat oft Angst zu stürzen, kann kaum Treppen steigen. Er zieht sich mehr zurück. Unverändert gut war sein Zusammenleben mit Linde Rotta, seine Lebensgefährtin.
    Sie schließt übrigens dieses Buch auf den letzten Seiten, indem sie von seinen letzten Tagen im Krankenhaus berichtet, wo er schwerkrank schließlich den Freitod wählte.


    Mich hat das Tagebuch sehr gefesselt. Ich sehe es tatsächlich auch als ein Stück Literatur, das mich beeidnruckt hat!


    ASIN/ISBN: 3954621967

  • Danke, Herr Palomar, dass Du das Buch hier vorgestellt hast. Ich habe es mir nicht zugetraut.




    Dem kann man nur unumwunden zustimmen. Und er wird fehlen, gerade weil er kein Blatt vor den Mund nahm.
    Bloß gut, dass er so viel geschrieben hat, da findet sich immer wieder ein Buch, das man unbedingt noch einmal lesen will und wird.