Saul Bellow ist tot

  • Der amerikanische Literaturnobelpreisträger Saul Bellow ist gestern im Alter von 89 Jahren gestorben. Er wurde 1976 für seinen Roman "Humboldts Vermächtnis" mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.


    quelle: [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,349861,00.html]spiegel.de[/URL]


    kennt den jemand? hat wer seine bücher gelesen?


    bo

  • Ja, hab ich auch gerade in den Nachrichten gehört. Soll einer der ganz großen Amerikaner seit Kriegsende gewesen sein.


    Gelesen hab ich von ihm noch nichts, aber sein Roman "Him with his foot in his mouth" steht schon seit Jahren in meinem RUB.

  • Ich will keinen angreifen, aber:


    Irgendwie traurig, aber bezeichnend, dass man in der heutigen Leserszene diesen Meister der Literaturszene nicht einmal kennt. :-(


    Ich will gar nicht wissen, was passiert, wenn einmal der Mogul der Bestsellerlisten den Löffel abgibt.


    Wahrscheinlich wird er wie der Papst irgendwo begraben und von der Leserschaft heilig erklärt. :grin

  • His,
    hast du denn alles gelesen?
    Ich suche mir meine Bücher selber aus. Mir ist das so was von schnurz, wer wen wann Meister nennt.
    Ein Leben ist halt zu kurz für all die Bücher, die es gibt.
    Und Theaterstücke hat Bellow auch noch geschrieben ;-)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    His, hast du denn alles gelesen?


    Nein, aber vieles!


    Zitat

    Ich suche mir meine Bücher selber aus. Mir ist das so was von schnurz, wer wen wann Meister nennt.


    Darum geht es nicht.


    Es geht darum, dass offensichichtlich aufgrund der Macht mancher amerikanischer Autoren, die durch unsere Verläge auch noch unterstützt werden, selbst Literaturpreisträger keine Chance mehr haben, sich in den Lesern selbst einzuprägen.


    Man braucht die Bücher ja nicht zu lesen, aber es erschüttert mich, dass man in der Leserzene jeden Schnulzenschreiber kennt, aber offensichtlich die großen Meister der Literatur ins Nirvana verstoßen werden.


    Das ist irgendwie so, als würde vor vielen Jahren ein Leser gefragt haben: Wer ist Kafka?


    DAS, magali, finde ich einfach nur mehr bedenklich.


    Gruß

  • Ich kenn/kannte ihn auch nicht, was aber vermutlich ganz einfach daran liegt, dass ich doch noch recht jung bin (jedenfalls für einen Saul Bellow).
    Ich denke, das ist nicht weiter schlimm, sondern der ganz normale Lauf der Welt @His.

  • ich weiß nicht :gruebel
    Auch Literaturpreise werden nicht unbedingt aufgrund von 'Qualität' verliehen. Und wer entscheidet überhaupt, was literarische Qualität ist?
    Die 'Macht' von Verlagen? Bellow wird doch auch von großen US-Verlagen verlegt.
    Sicher geht es um Lesekultur, da hast Du recht. Da spielen aber nicht bloß Verlage, sondern die Medien überhaupt und die Bildungspolitik eine Rolle.
    Aber andererseits: was ist schlimm dran, wenn einer fragt: wer ist Kafka? Dann sagt man es ihm.
    Man weiß so unendlich viel nicht. Mehr als man je wird lernen können.
    Ich finde es besser, den Todesfall eines Schriftstellers zum Anlaß zu nehmen, seine Bücher zu empfehlen, als den Verfall der Kultur zu beweinen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Saul Bellow war ein absoluter Intellektueller.


    So einer gehört in die Bestsellerlisten. So ein Mensch wie er sollte die Bücherszene beherrschen. Dass war kein Laie, das war er Mensch, der wusste, wie man schreibt, und der wusste, wie ein Autor zu sein hat.


    Aber das wird wohl nur in Historikustan, in meiner persönlichen Traumwelt, möglich sein.


    :grin

  • Intellektuell? Na, das ist je nach Ort und Zeit nicht immer ein Kompliment.
    Ich z.B., gehe solchen Leuten eher aus dem Weg, jedenfalls in Deutschland ;-)
    Seine Ansichten zum Staat Israel haben Freunde und Gegner gefunden. Seine Beschreibungen des Lebens jüdisch-amerikanischer junger Männer sprechen mich als Frau nicht so an. Da fehlt die Identifikationsmöglichkeit.
    Sprachlich gesehen mag ich Singer lieber.
    Es ist halt schwierig mit dem, was diese ach so festgefügten Pfeiler der Literarur anbetrifft. ;-)
    Keine Welt für Helden, liebster, bester His :wave



    PS.: Holy cannoli, luv, wo ist denn der Wikinger??? Sehe ich grad. Wirst du etwa solide???

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von Historikus


    Es geht darum, dass offensichichtlich aufgrund der Macht mancher amerikanischer Autoren, die durch unsere Verläge auch noch unterstützt werden, selbst Literaturpreisträger keine Chance mehr haben, sich in den Lesern selbst einzuprägen.



    SORRY aber: :lache :lache :lache :lache :lache


    Du redest hier von einem amerikanischen Autor, das ist dir schon klar, oder?


    Manchmal frag ich mich echt, ob du uns nicht einfach nur auf die Palme bringen willst, mit dem was du schreibst.


    Ich kenn ihn, hab aber nichts von ihm gelesen, ganz einfach weil mich bisher noch kein Buch von ihm wirklich ansprach.


    Du willst uns doch wohl nicht erzählen, du könntest jeden der bisherigen Literaturnobelpreisträger aufzählen und hättest auch seine Werke gelesen, oder?


    Da wärst du aber fleißig würd ich sagen, hier mal eine kleine Liste:
    hinter die von denen ich schon was gelesen hab, bzw. deren Bücher sich auf meinem SUB befinden oder aber auf meiner To-Read-List hab ich mal ein Kreuzchen gemacht...


    Nobelpreis für Literatur


    2004 Elfriede Jelinek X


    2003 J.M. Coetzee X


    2002 Imre Kertész


    2001 V.S. Naipaul


    2000 Gao Xingjian


    1999 Günter Grass X


    1998 José Saramago X


    1997 Dario Fo


    1996 Wislawa Szymborska


    1995 Seamus Heaney


    1994 Kenzaburo Oe


    1993 Toni Morrison


    1992 Derek Walcott


    1991 Nadine Gordimer


    1990 Octavio Paz X


    1989 Camilo José Cela


    1988 Naguib Mahfouz


    1987 Joseph Brodsky


    1986 Wole Soyinka


    1985 Claude Simon X


    1984 Jaroslav Seifert


    1983 William Golding X


    1982 Gabriel García Márquez X


    1981 Elias Canetti X


    1980 Czeslaw Milosz


    1979 Odysseus Elytis


    1978 Isaac Bashevis Singer


    1977 Vicente Aleixandre


    1976 Saul Bellow X


    1975 Eugenio Montale


    1974 Eyvind Johnson, Harry Martinson


    1973 Patrick White


    1972 Heinrich Böll X


    1971 Pablo Neruda X


    1970 Alexander Solzhenitsyn X


    1969 Samuel Beckett


    1968 Yasunari Kawabata


    1967 Miguel Angel Asturias


    1966 Samuel Agnon, Nelly Sachs


    1965 Mikhail Sholokhov


    1964 Jean-Paul Sartre X


    1963 Giorgos Seferis


    1962 John Steinbeck X


    1961 Ivo Andric


    1960 Saint-John Perse


    1959 Salvatore Quasimodo


    1958 Boris Pasternak X


    1957 Albert Camus X


    1956 Juan Ramón Jiménez x


    1955 Halldór Laxness


    1954 Ernest Hemingway X


    1953 Winston Churchill X


    1952 François Mauriac


    1951 Pär Lagerkvist


    1950 Bertrand Russell


    1949 William Faulkner X


    1948 T.S. Eliot X


    1947 André Gide


    1946 Hermann Hesse X


    1945 Gabriela Mistral


    1944 Johannes V. Jensen


    1943 XXX


    1942 XXX


    1941 XXX


    1940 XXX


    1939 Frans Eemil Sillanpää


    1938 Pearl Buck


    1937 Roger Martin du Gard


    1936 Eugene O'Neill X


    1935 XXX


    1934 Luigi Pirandello


    1933 Ivan Bunin


    1932 John Galsworthy


    1931 Erik Axel Karlfeldt


    1930 Sinclair Lewis X


    1929 Thomas Mann X


    1928 Sigrid Undset


    1927 Henri Bergson


    1926 Grazia Deledda


    1925 George Bernard Shaw X


    1924 Wladyslaw Reymont


    1923 William Butler Yeats


    1922 Jacinto Benavente


    1921 Anatole France


    1920 Knut Hamsun X


    1919 Carl Spitteler


    1918 XXXXX


    1917 Karl Gjellerup, Henrik Pontoppidan


    1916 Verner von Heidenstam


    1915 Romain Rolland


    1914 XXX


    1913 Rabindranath Tagore


    1912 Gerhart Hauptmann X


    1911 Maurice Maeterlinck


    1910 Paul Heyse


    1909 Selma Lagerlöf X


    1908 Rudolf Eucken


    1907 Rudyard Kipling x


    1906 Giosuè Carducci


    1905 Henryk Sienkiewicz


    1904 Frédéric Mistral, José Echegaray


    1903 Bjørnstjerne Bjørnson


    1902 Theodor Mommsen X


    1901 Sully Prudhomme

  • Zitat

    Du redest hier von einem amerikanischen Autor, das ist dir schon klar, oder?


    Du bist du dir aber schon klar, dass du dir mit diesem Argument selber ins Bein schießt. :grin


    Sollte einer Polizistin aber gar nicht passieren. :lache :lache


    Sorry, aber amerikanische Autoren BEHERRSCHEN den Büchermarkt, brennen sich ins Bewusstsein der Leser ein.


    Grisham. Und tut mir leid: Dan Brown. :grin


    Aber genau die, die wirklich Qualitätsliteratur betreiben, gehören nicht zu jenen Exemplaren, wie oben beschrieben. ;-)


    Zitat

    Manchmal frag ich mich echt, ob du uns nicht einfach nur auf die Palme bringen willst, mit dem was du schreibst.


    Was kann ich dafür, dass manche vor meiner Meinung auf eine Palme flüchten. ;-)


    Zitat

    Du willst uns doch wohl nicht erzählen, du könntest jeden der bisherigen Literaturnobelpreisträger aufzählen und hättest auch seine Werke gelesen, oder?


    Wo habe ich das behauptet?


    Es geht mir nur darum, dass anerkannte Meister der Literatur (müssen nicht Literaturnobelpreisträger sein) offensichtlich keine Chance mehr haben, sich ins Bewusstsein der Leser zu drängen.


    Gruß