'Das Kartengeheimnis' - Seiten 102 - 185

  • Hier taucht Frode auf. Von ihm war doch schon die Rede, als Bäcker-Hans Albert seinen Dachboden mit den alten Spielkarten und der Flasche Purpurlimonade zeigt. Und hier jetzt die spielkartenartigen Wesen.


    Die schlagzeilenartige Sätze sind schon sehr eigenartig, teils vollkommen unverständlich, teils hellsichtig oder kryptisch.
    "... hat Glasbläsermeistersohn seine eigenen Phantasien zum Narren gehalten"
    Wie kann man seine eigenen Phantasien zum Narren halten? Mir schwant da was!


    Ich denke, ich werde alle diese Sätze, wenn ich das Buch beendet habe, noch einmal nachlesen.


    Es gibt wieder Parallelen zwischen dem Miniaturbuch und Hans-Thomas' Leben, z. B. Herz As, Glasbläser

  • Die Gedanken über die vielen tausend Ahnen und die Zufälle sind sehr anregend. Wenn ich von den Ahnen ausgehe, gibt es fast unendlich viele Möglichkeiten Nachkommen zu haben. Wenn ich aber von mir aus rückwärts gehe, ist die Wahrscheinlichkeit für genau mich fast Null.
    Was soll ich jetzt daraus schließen? Dass ich so einzigartig bin oder dass ich nur eine von Milliarden Möglichkeiten bin?

  • In diesem Abschnitt zieht Hans-Thomas Vergleiche zwischen den Kartenzwergen und den Menschen.
    Wir Menschen sind nichts anderes als diese Spielkarten, relativ unbewusst unseres eigenen Daseins und Ursprungs. Mancher hat wohl ein Gefühl, dass er nur träumt, und möchte gerne aufwachen, um zu vollem Bewusstsein zu gelangen.

  • Frode deutet an, dass alle 52 Jahre etwas passiert. Ich habe mir als Gedankenstütze diese zeitliche Aufstellung gemacht:


    1790 landet Frode auf der Insel
    1842 trifft Bäcker-Hans Frode auf derselben Insel
    1894 nimmt sich Bäcker-Hans Alberts an
    1946 wird Ludwig von Albert aufgenommen
    1998 ?

  • Kreuz Bube
    Frode hat aus Langeweile seine Phantasiegestalten geschaffen, die dann ohne sein Zutun in die Realität gewechselt sind.
    Wenn ich mir vorstelle, unsere Welt ist womöglich auf die gleiche Art entstanden, aus Langeweile und ungeplant... :lache
    Oder vielleicht ist alles umgekehrt und unser Schöpfer hat sich in unserer "Traumwelt" verloren?


    Dieses Motiv kommt ja bei Gaarder öfter vor: eine, wie wir meinen, reale Welt und eine Phantasiewelt, wo man manchmal nicht mehr sicher ist, in welcher man sich befindet. Und manchmal gibt es Momente, wo sich diese beiden Welten sich berühren.


    Kreuz Dame
    Das ist schon eine seltsame Vorstellung von Gott, die der Vater äußert: "dass so ein Schöpfungsakt auf beiden Seiten einen gleich großen Schrecken herruft." Das mag wohl für die Geschichte mit Frode stimmen, aber mit meiner Vorstellung von Gott hat das nichts zu tun. Obwohl - ich sollte vielleicht mal darüber nachdenken. :gruebel
    Aber für manche Schriftsteller oder andere Künstler trifft das bestimmt zu! Sie stehen staunend vor ihrem Werk und wundern sich. :lache


    Kurz darauf folgt der Paukenschlag: Gott ist tot, wir haben ihn umgebracht.
    Und das lässt er einfach so stehen! Diese zwei Aussagen wirken zumindest auf den ersten Blick absolut gegensätzlich. Hilfe!


    Zum Thema Orakel:
    Hans-Thomas findet, man kann genauso gut eine Münze werfen. Sehr gut!

  • Die Paralellen zwischen Hans Thomas`Leben und dem Inhalt des Miniaturbuches springen einem direkt ins Auge.


    Danke Made für Deine ausführliche Kapitel-Analyse!


    Wo sind eigentlich die anderen Leserundenteilnehmer?

    Ein schönes Buch ist wie ein Schmetterling. Leicht liegt es in der Hand, entführt uns von einer Blüte zur nächsten und lässt den Himmel ahnen.( LaoTse) :flowers

  • Zitat

    Original von Buchplauderer
    Wo sind eigentlich die anderen Leserundenteilnehmer?


    ginger ale und saiya haben sich im ersten Abschnitt schon zu Wort gemeldet, die anderen werden schon noch kommen.
    Ich bin nur deshalb schon vorgeprescht, weil ich nächste Woche wenig Zeit habe.

  • Huhu, ich bin tatsächlich da :grin
    Nur bin ich mit dem 2. Leseabschnitt noch nicht soweit. Und wüsste momentan auch nicht, was ich noch schreiben soll. Made hat alles Wichtige schon erwähnt.


    Besonders das hier:

    Zitat

    Die Gedanken über die vielen tausend Ahnen und die Zufälle sind sehr anregend. Wenn ich von den Ahnen ausgehe, gibt es fast unendlich viele Möglichkeiten Nachkommen zu haben. Wenn ich aber von mir aus rückwärts gehe, ist die Wahrscheinlichkeit für genau mich fast Null.Was soll ich jetzt daraus schließen? Dass ich so einzigartig bin oder dass ich nur eine von Milliarden Möglichkeiten bin?

  • Zitat

    Original von made


    ginger ale und saiya haben sich im ersten Abschnitt schon zu Wort gemeldet, die anderen werden schon noch kommen.
    Ich bin nur deshalb schon vorgeprescht, weil ich nächste Woche wenig Zeit habe.


    Ich bin noch nicht mit dem 2. Abschnitt durch. Ich lese parallel noch ein weiteres Buch in einer Leserunde. Die anderen werden schon noch dazu kommen. Wir haben ja Zeit. :-)

  • Ehrlich gesagt, komme ich in diesem Abschnitt nicht besonders gut voran. Diese seltsame Inselgeschichte finde ich nervig. Es sieht so aus , als würde es mir wie mit den anderen Gaarder-Büchern gehen, die ich besitze. Bis auf "Sophies Welt", das ich großartig finde und schon mehrfach gelesen habe, finde ich seine anderen Bücher ziemlich langweilig.
    Ich lese jetzt erstmal in meinem anderen Leserunden-Buch weiter. Vielleicht habe ich ja später wieder Lust auf dieses Buch.

  • Saiya - Ich verstehe gut, was du meinst. Ich hatte auch immer Strecken, die ziemlich lala waren. Das merke ich vor allem, daran, dass ich dann ständig schaue, auf welcher Seite ich bin. Ich finde dieses Buch bis jetzt zu konstruiert, also genauer: Man merkt sehr deutlcih, dass es konstruiert ist. Aber da ich mich nun mal darauf eingelassen habe, nehme ich es so, wie es ist. (Ich lese auch kein anderes Buch nebenher :grin)
    Und ich finde, es gibt eine Menge Passagen, die mir dann doch wieder ganz gut gefallen.


    Ich habe jetzt bis Seite 185 weitergelesen und stelle fest, dass mir der zweite Leseabschnitt wsentlich besser gefiel als der erste.
    Diese selbsterschaffenen Kartenzwerge sind schon eine interessante Idee, und auch die dahintersteckenden philosophischen Betrachtungen.


    Besonders gefallen hat mir, wie der Vater mit Hans in Athen das Orakel von Delphi besucht und was er ihm über das Orakel und Sokrates erzählt.


    Jetzt bin ich ziemlich neugierig darauf, wie es weitergeht.

  • Bisher gefällt mir das Buch noch ganz gut. Ich schätze, es hätte mir so mit 12, 13 Jahren noch besser gefallen. Im Moment bin ich eigentlich näher an der Geschichte der Erwachsenen. Mich interessiert schon, warum Anita ihre Familie verlassen hat. Ich fürchte nur, dass es dafür eine gänzlich unphilosophische Erklärung geben wird.
    Auch Hans-Thomas Vater wird nicht immer ehrlich zu sich selbst gewesen sein, und seinem Sohn wird er auch nicht alles erzählt haben, dazu neigen Erwachsene Kindern gegenüber nun einmal nicht, manchmal schon allein, um sie zu schützen, meistens aber wohl, um nicht in schlechtem Licht dazustehen, oder aus Selbstverleugnung.


    Ich gehe schon davon aus, dass Hans-Thomas Vater sich selbst als solch einen Joker sieht, um die es dann verstärkt im nächsten Abschnitt gehen wird.
    Als philosophierenden Lebenskünstler, der sich als einer der GANZ wenigen fühlt, die dem Sinn des Lebens auf den Grund gehen :rolleyes (und dann mit ihren eigenen Antworten und Erkenntnissen nicht klarkommen und zum Ausgleich zur Flasche greifen müssen...).
    Eine jugendlichere Betrachtungsweise würde mir sicher nicht schaden, aber die ist mir auf dem Weg zu meinem jetzigen Alter irgendwie verloren gegangen, jedenfalls hinsichtlich dieser Themen.


    Aber wir kommen Athen ja langsam näher und nun muss ich mal weiterlesen.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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  • Zitat

    Original von killerbinchen
    Bisher gefällt mir das Buch noch ganz gut. Ich schätze, es hätte mir so mit 12, 13 Jahren noch besser gefallen. Im Moment bin ich eigentlich näher an der Geschichte der Erwachsenen. Mich interessiert schon, warum Anita ihre Familie verlassen hat. Ich fürchte nur, dass es dafür eine gänzlich unphilosophische Erklärung geben wird.


    Bei mir ist es umgekehrt. Ich messe der Erwachsenengeschichte eher weniger Bedeutung bei. Warum ein Mensch seine Familie verlässt, um sich selbst zu finden, kann man als Nichtbetroffener sowieso nicht nachvollziehen. Dennoch gibt es das hin und wieder.

  • Wie schon gesagt, die Geschichte im Brötchenbuch finde ich interessanter, als die von HT und seinem Vater. Obwohl diese Geschichte jetzt auch langsam an Fahrt aufnimmt. Ich finde es schon eine gute Idee von HTs Vater, die Fähre nach Patros zu nehmen, statt sich noch tagelang auf dem Landweg zu quälen, aber ich denke, dass er mit Buchung der Schiffspassage doch ein wenig egoistisch gehandelt hat.


    Mir geht es wirklich wie HT, ich möchte einfach im Brötchenbuch weiterlesen. Das ist schon erstaunlich, dass die Kartenzwerge genau die Eigenschaften haben, die Frode ihnen zugeschrieben hat. Ich finde auch den Ansatz interessant, "ist unsere Phantasie Wirklichkeit geworden, oder haben wir uns nur zu weit in die Phantasiewelt zurückgezogen, dass wir beides nicht mehr auseinander hakten können?"


    Die Erklärung von Sokrates und dem Orakel von Delphi gefällt mir auch sehr gut. Das zählt dann wieder zu: "Wieder was dazu gelernt"


  • Danke made, für die Auflistung, ich habe, wie schon im ersten Abschnitt bemerkt Probleme, die ganzen Namen auseinander zu halten.

  • Mir gefällt das Buch bisher sehr gut, so dass ich jetzt auch den zweiten Abschnitt innerhalb kürzester Zeit gelesen habe.


    Ich finde die Geschichte der Reise von HT und seinem Vater genauso interessant wie das Brötchenbuch.
    Der Frage, warum die Mutter die Familie verlassen hat, messe ich allerdings auch wenig Bedeutung bei, zumal mir die Frau, obwohl ichz ja eigendlich nichts über sie weiß, total unsympathisch ist, wie kann man nur seinen Sohn im Stich lassen, um sich selbst bei einer Modelkarriere zu finden?

  • Ich lese immer noch an dem Buch. Leider hatte ich die letzten Tage kaum Zeit und kam dadurch nicht voran. Aber seit Frode aufgetaucht ist, gefallen mir die Gedanken ein wenig besser. Vorher waren die Weisheiten schon arg schlicht. Vielleicht ist die Idee von made ganz gut, nach dem Lesen die wirren Aussagen der Kartenmenschen noch einmal nachzulesen?


    Zitat

    Original von mazian
    "ist unsere Phantasie Wirklichkeit geworden, oder haben wir uns nur zu weit in die Phantasiewelt zurückgezogen, dass wir beides nicht mehr auseinanderhalten können?"


    Wohl eher der zweite Teil des Satzes. In "Sophies Welt" ist dies ja auch oft die Botschaft von Gaarder. Ich kann mich da noch gut an die Worte aus der Einleitung erinnern: Die Menschen wärmen sich am dicken Körper des Hundes und nur einige wenige krabbeln an den Haaren nach oben und merken, dass sie auf einem dicken Hundekörper leben.

  • Zitat

    Original von xexos
    In "Sophies Welt" ist dies ja auch oft die Botschaft von Gaarder. Ich kann mich da noch gut an die Worte aus der Einleitung erinnern: Die Menschen wärmen sich am dicken Körper des Hundes und nur einige wenige krabbeln an den Haaren nach oben und merken, dass sie auf einem dicken Hundekörper leben.


    Schön, dass du mich wieder daran erinnerst. Ich habe damals diesen Vergleich allerdings so aufgefasst, dass die Menschen es sich sehr gern in ihrer kleinen, persönlichen Welt bequem einrichten und dabei das große Ganze aus den Augen verlieren.
    Nun ja, diese persönliche Welt ist in gewisser Weise auch eine Phantasiewelt, die wir uns zurechtbasteln.