Schätzing im Verdacht der Urheberrechtsverletzung

  • Die Bestätigung des Verdachts der wortwörtlichen Wiedergabe von Formulierungen aus redaktionellen, journalistischen Texten des Klägers würde für Schätzing unangenehme Folgen haben, dabei ist nicht etwa entscheidend, daß er sich einer Großzahl fachspezifischer Literatur bedient hätte und das mit Sicherheit tat, wie der Verlag zurecht anmerkt, sondern genaueste, will heißen: schriftlich fixierte Gedankengänge eines Anderen ungekennzeichnet in seinen Opus eingespeist haben könnte. Was den Kläger wiederum entkräftet, ist der Versuch einer außergerichtlichen Einigung.

    »Wer die Dummköpfe gegen sich hat, verdient Vertrauen.«
    Sartre

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  • tja dan brown schreien sie ja auch plagiat hinter her...


    tz kaum hat mal jemand erfolg.. soll dieser erfolg auf diebstal gefestet sein.

  • Hm, ich weiß nicht - ich habe mir jetzt mal die Site von ozeane.de angesehen, da werden auch einige Beispiele aufgezählt. Einige sind eher Pillepalle, aber so zwei, drei sind schon wirklich sehr wortwörtlich übernommen. Trotzdem wirkt die ganze Sache ein bisschen so, als würde hier jemand versuchen, Geld damit zu machen ... Hm, muss man wohl mal abwarten. Generell kann ich aber schon verstehen, dass jemand empfindlich reagiert, wenn man WORTWÖRTLICH bei ihm abschreibt. Dass sich ein Autor Fakten und Daten aneignet, die er dann benutzt, ist allerdings völlig in Ordnung. Das nennt man dann Recherche, und auf Fakten hat wohl niemand ein Urheberrecht.

  • naja... schließe mich Toms Meinung an....


    ist doch albern, das fällt dem Kerl jetzt ein, das Buch ist seit 1 Jahr draußen.... naja...



    EDIT:
    Hab da jetzt mal kurz drüber geflogen... tja hat er sich wohl Infos aus dem Netz geholt, ist aber doch zuläsig, dazu ist die Seite doch da, um zu informieren und jetzt erklärt mir mal, wie man die gleiche Sache beschreiben soll ohne ähnlichen Text zu verwenden???

  • Hallo, BJ.


    Du warst also auch hier:


    http://www.ozeane.de/schwarm.htm


    Das Urheberrecht bei Kunstwerken, hier Schriftwerken, schützt die Formulierung, die Einzigartigkeit des Ausdrucks. Informationen und auch Ideen sind nicht urheberrechtlich geschützt, wohl aber (wie gesagt) Formulierungen. Wenn man die rein faktische Information von einer WebSite nutzt, besteht kein Problem, wenn man also z.B. die technischen Daten irgendeines Gerätes o.ä. wiedergibt. Es kommt auf die Formulierung an. Wenn irgendwo steht: "Der Waschvollautomat LavaGlatt 2001 überzeugt durch seinen verschwenderischen Umgang mit Wasser und Energie, zudem bleibt ein nostalgischer Schmutzglanz auf der Wäsche", und ich übernehme diesen Satz mehr oder weniger wortwörtlich in einen Text, dann mache ich mich immer einer Verletzung des Urheberrechts schuldig. Schreibe ich aber: "Der LavaGlatt verschleudert Wasser und Energie, und außerdem wäscht er nicht sauber", dann ist das inhaltlich das gleiche, aber meine Formulierung - und deshalb zulässig.

  • Tom.. aber nichts anderes hat er doch gemacht? Wortwörtlich übernommen sind doch nur zwei oder drei Zitate und da auch nicht komplett...oder hab ich so einen Knick in der Optik heute?

  • Huhu, BJ.


    Zitat

    Tom.. aber nichts anderes hat er doch gemacht?


    Und da kommen dann die Richter ins Spiel, die zu entscheiden haben, inwieweit Schätzings Formulierung eine vom Original abweichende eigenständige künstlerische/schöpferische Leistung darstellt. Meines Erachtens ist das Pillepalle, aber die Zitate auf der Site sind ja auch nur Beispiele - und es geht darüberhinaus um Formulierungen aus mehreren Interviews.

  • Hallo, Wiebke.


    Stimmt schon.


    Es ist wirklich sehr gefährlich, sich einfach irgendwo zu bedienen (und auch keine schöne Art, wenn es denn absichtlich und ohne Absprache mit dem Urheber getan wurde). Wir haben im Kalendarium des Autorenkalender 2005 erste Sätze aus 365 Werken der Weltliteratur zitiert, diese Sätze bestanden teilweise nur aus zwei, drei Wörtern, und wir mußten hunderte von Telefaxen durch die Gegend schicken, um von allen Verlagen nicht-rechtefreier Werke die Erlaubnis einzuholen. Gleiches gälte immer dann, wenn man nahezu wörtlich zitiert, und zwar völlig unabhängig davon, wo das Zitat herstammt. Das vorliegende Beispiel (Schätzing) hat ja auch etwas mit der Problematik zu tun, daß das Internet gemeinhin als rechtsfreier Raum betrachtet wird, das es zudem auch noch erlaubt, mit nur ganz wenigen Klicks fremdes Eigentum als das eigene zu verkaufen. Auch hier ist Vorsicht geboten; eine Veröffentlichung im Internet stellt keine Abtretung des Urheberrechts oder einen Verzicht auf dasselbe dar!

  • Zitat

    Original von RATTENTOD
    tja dan brown schreien sie ja auch plagiat hinter her...


    Daran musste ich auch sofort denken, als ich den Topictitel hier gelesen habe.
    Und bei J.K.Rowling war es nicht anders.


    Ist doch irgendwie immer das gleiche, wenn sich ein Buch richtig gut verkauft, kommt irgendjemand aus irgendeinem Loch gekrochen und schreit, die Idee sei eigentlich von ihm gestohlen. Zumindest erscheint es mir so! ;-)

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • Hallo, Capesider.


    Zitat

    die Idee sei eigentlich von ihm gestohlen


    Ideen zu stehlen ist zwar moralisch verwerflich, aber keine Verletzung irgendeines geltenden Rechts. Schätzing hingegen wird vorgeworfen, fremde Formulierungen nahezu wortwörtlich als seine eigenen ausgegeben zu haben. Das ist ein qualitativ unterschiedlicher Vorwurf.

  • Aha, das wusste ich nicht. Das ist dann natürlich eine Spur unverschämter, falls es stimmt! :wow

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • Drei Beispiele - damit wir hier alle wissen, wovon wir reden - von der Site ozeane.de:


    Der Schwarm, S. 222:
    "Was nützte ein Fahrtenschreiber auf dem Rücken eines Delphins, der Aufschluss über dessen natürliches Verhalten liefern sollte, wenn er eben dieses Verhalten beeinflusst?"


    Vorlage: Live auf Sendung – Wildleben via Satellit und Sender "
    Was nützen Messgeräte, über die wir uns Aufschluss zu verhaltensbiologischen [...] Fragestellungen erhoffen, wenn diese selbst das Verhalten [...] des Tieres beeinflussen?"


    Ja, das finde ich schon sehr nah dran.




    Der Schwarm, S. 222:
    "Man drehte sich eine Weile im Kreis, bis die Mikroelektronik den Umschwung brachte. Plötzlich lieferten schokoriegelgroße Fahrtenschreiber [...] alle gewünschten Daten direkt aus freier Wildbahn - unbemerkt von ihren Trägern, die mit knapp 15 Gramm Hightech durch die Regenwälder spazierten. [...] Endlich gaben Grizzlybären, Wildhunde, Füchse und Karibus Aufschluss über ihre Lebensweise. [...] Man flog mit Seeadlern und Albatrossen, Schwänen, Gänsen und Kranichen um die halbe Welt."


    "Vorlage: Live auf Sendung – Wildleben via Satellit und Sender
    "Die Entwicklung der Mikroelektronik hat mittlerweile dazu geführt, dass manche Sender nicht einmal mehr 15 Gramm wiegen. Das ist in etwa das Gewicht eines einzigen Schokoladenriegels. [...] Nimmt man die auf Land lebenden Tiere (Grizzlybären, Wildhunde, Füchse, Karibus usw.) und verschiedenen Vogelarten (Albatrosse, Seeadler, Schwäne, Gänse, Kraniche usw.) hinzu, ist innerhalb dieses Forschungsgebietes fast das gesamte Tierreich vertreten."


    Das finde ich auch nicht ganz unproblematisch.



    Der Schwarm, S.298:
    „Ich denke, die Navy ist an das Abkommen zum Schutz der Meeressäuger gebunden.“


    Vorlage: Hörschaden
    „Der National Marine Fisheries Service gewährte der U.S.-Navy eine Sondererlaubnis, welche die amerikanische Marine für den Zeitraum von fünf Jahren von den Richtlinien des Marine Mammal Protection Acts entbindet. Der Marine Mammal Protection Act ist ein nationales Abkommen zum Schutz der Meeressäuger.“


    Das finde ich sehr an den Haaren herbeigezogen.

  • Zitat

    Kopiert von ozeane.de:


    Der Schwarm, S. 222:
    "Wie überlebte man als Robbe oder Fisch in den dunklen und kalten Gewässern der Antarktis? Wie erhielt man Einblick in ein Biotop, das von einer geschlossenen Eisdecke überzogen war?"


    Vorlage: Live auf Sendung – Wildleben via Satellit und Sender
    "Wie überlebt man als Robbe oder Fisch in den dunklen und kalten Gewässern der Antarktis? [...] Wie erhält man Einblick in einen Lebensraum, der [...] von einer geschlossenen Eisdecke bedeckt ist?


    [Anm: Hervorhebung der Textstelle mit Fettdruck von mir!]

  • Zitat

    Original von Grizzly


    [Anm: Hervorhebung der Textstelle mit Fettdruck von mir!]


    Stimmt, Grizzly, die Stelle hatte ich vergessen, da ist es natürlich ganz wörtlich. Tja, wie gesagt, man wird sehen, wie die Sache ausgeht.


    Aber auch, wenn ich selbst Autorin bin und mich so etwas ärgern würde - manchmal begeht man ein Plagiat auch aus Versehen und merkt es nicht mal.

  • wow, das ist ja wirklich nah dran an dem "orginal".


    kann es aber auch sein das er das vieleicht gelesen hat und es dann für sein buch an informationen genommen hat? es aber mehr oder wenier im hinterkopf hatte?



    danke wiebke für die super gegenüberstellung