Im Hause Longbourn - Jo Baker

  • Im Hause Longbourn
    Jo Baker
    Übersetzerin: Anne Rademacher
    ISBN: 978-3813506167
    Albrecht Knaus Verlag
    448 Seiten, 19,99 Euro


    Über die Autorin: Jo Baker wurde in Lancashire geboren und studierte an der Oxford University und der Queen´s University in Belfast, wo sie ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte. Seither veröffentlichte sie fünf Romane, die ihr in der Presse viel Lob einbrachten. Mit "Im Hause Longbourn" gelang ihr der internationale Durchbruch. Jo Baker lebt mit ihrer Familie in Lancaster.


    Klappentext: Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ ist einer der meistgelesenen Romane der Weltliteratur. Zahlreiche Verfilmungen verhalfen ihm in den letzten Jahren auch in Deutschland zu noch größerer Popularität. Nun erzählt Jo Baker die Geschichte um die Familie Bennet, Mr. Bingley und Mr. Darcy aus der Sicht der Dienstboten auf dem Familienanwesen Longbourn – und zeigt, dass hinter jeder gekochten Mahlzeit, jedem geflickten Rock und jeder überbrachten Nachricht Menschen aus Fleisch und Blut stecken, deren Dramen jenen der Herrschaften in nichts nachstehen.


    Meine Meinung: Was für eine tolle Idee, sich noch einmal der Mitglieder des Hauses Longbourn anzunehmen, aber dieses Mal alles aus einem ganz anderen Blickwinkel zu beleuchten. Jo Baker hat in einem Interview zu ihrem Buch gesagt, dass sie es nicht als Neuerfindung des bekannten Klassikers „Stolz und Vorurteil“ sieht, sondern als Erweiterung und das trifft auf diesen Roman auf jeden Fall zu. Die Familie Bennet und auch die Herren Mr. Darcy und Mr. Bingley rücken in den Hintergrund und machen die Bühne frei für das Haushälter-Ehepaar Mr. und Mrs. Hill, Polly, das jüngste Hausmädchen und Sarah, die junge Hausangestellte, die eigentliche Hauptperson neben dem später hinzukommenden Hausdiener James.


    Sie alle bekommen die Befindlichkeiten bei den Bennets zwar hautnah mit, aber sie haben eben auch ihr eigenes Leben und das ist ziemlich hart. Sehr gut recherchiert wird hier der Alltag in solch einem großen Haushalt beschrieben. Viele schwere und unterschiedliche Aufgaben sind zu bewältigen und beim Lesen wird deutlich, was zum Beispiel der Waschtag für die Hausangestellten bedeutete – ein buntes Kleid musste damals vor der Wäsche aufgetrennt werden, damit sich nichts verfärbte und danach wieder zusammengenäht werden. Blutige und rissige Hände waren an der Tagesordnung und wenn den jungen Damen die Haare mit der Brennschere aufgedreht werden mussten, dann kamen noch Verbrennungen hinzu. Eine feine Abendgesellschaft bedeutete viel mehr Arbeit für das Personal und meist auch schlaflose Nächte, denn die Herrschaften wollten bei ihrer Rückkehr empfangen und versorgt werden. Schmutz, Blut, Gestank, tiefe Erschöpfung – das, was Jane Austen nie erwähnte, wird hier zur alltäglichen Begleitung des Personals und zeigt auf, dass eine perfekte Welt für die Herrschaften einen Preis hat, den ihre oft von ihnen ignorierten Angestellten bezahlen müssen.


    Viele kleine interessante Details tauchen auf, die ein sehr plastisches Bild dieser Zeit aufzeichnen und die aus Sicht des Personals dieser so bekannten Familie plötzlich ein viel runderes und realistischeres Bild von dem Leben im Hause Longbourn abgeben. Das Hausmädchen Sarah, eine der Hauptfiguren, ist ein sehr intelligentes Mädchen und sie mag sich nicht auf Dauer mit der schweren und eintönigen Arbeit abgeben. Innerlich sucht sie nach Alternativen, doch in der Zeit, in der sie gelebt hat, gab es fast keine Möglichkeiten für junge unverheiratete Frauen ohne gut situierten Familienhintergrund.


    Jo Baker zeigt anhand von Sarah auf, wie wenig Möglichkeiten es damals für Mädchen und Frauen aus einfachen Verhältnissen gab, dem sozialen Umfeld, in das sie hineingeboren waren, zu entkommen. Aber auch Männer hatten es schwer, gesellschaftlich eine Stufe höher zu kommen, doch bei ihnen waren die Chancen wenigstens etwas höher - durch James erhält man als Leser einen interessanten Einblick in das Leben eines Hausdieners, aber auch was es damals bedeutete, einfacher Soldat, sprich Kanonenfutter zu sein. Das alles wird recht ruhig erzählt, doch hat Jo Baker sich nicht nur auf die Darstellung der Hausarbeit begrenzt, sie hat noch ein paar Zutaten hinzugefügt, die im Hause Longbourn nicht unbekannt waren; Liebe, Hass und Intrigen und damit ihrem Buch die nötige Spannung verpasst.


    So kann ich diesen eher ruhigen aber sehr interessanten Roman allen Jane Austen-Fans empfehlen, denn er ist keine Kopie des Klassikers, sondern eine wunderbare Ergänzung, ein bisher fehlendes Puzzleteil, das das Gesamtbild von „Stolz und Vorurteil“ perfekt abrundet.

  • x Autorin: Jo Baker
    x Übersetzer: Anne Rademacher
    x Titel: Im Hause Longbourn
    x Originaltitel: Longbourn
    x Genre: historischer Roman
    x Erscheinungsdatum: 08. September 2014
    x bei Knaus
    x 448 Seiten
    x ISBN: 3813506169
    x Erste Sätze: Ohne Waschtag keine Kleidung, das verstand sich von selbst, und ohne Kleidung ging es nun einmal nicht, jedenfalls nicht in Hertfordshire, und schon gar nicht im September. Am Waschtag führte kein Weg vorbei, das war auch Sarah klar, dennoch sah sie dieser wöchentlichen Aufgabe äußerst widerwillig entgegen.


    Klappentext:


    Wiedersehen mit der Familie Bennet aus Stolz und Vorurteil


    “Wenn Elizabeth Bennet ihre Petticoats selbst waschen müsste”, dachte Sarah, “würde sie bestimmt sorgfältiger mit ihnen umgehen.” Es ist Waschtag auf Longbourn, und das Hausmädchen Sarah müht sich über Wäschebottichen und träumt dabei von einem anderen, aufregenderen Leben. Als der junge James auf dem Hof auftaucht, scheint er wie die Antwort auf ihre Stoßgebete – doch James hütet ein Geheimnis von großer Sprengkraft, das das Leben auf Longbourn für immer verändern könnte.


    Rezension:


    Jo Bakers “Im Hause Longbourn” stand ich etwas gespalten gegenüber. Einerseits fand ich “Stolz und Vorurteil” von Jane Austen, woran dieses Buch ja angelehnt ist, ziemlich ermüdend, und andererseits interessiert mich das frühere Leben der ‘normalen’ Leute sehr. Letztendlich siegte meine Neugier, da die Bediensteten der Familie Bennet im Mittelpunkt dieses Romans stehen, also genau die Seite beleutet wird, die in “Stolz und Vorurteil” keinen Raum findet.


    Die Autorin erzählt die Geschichte in der dritten Person, wobei das junge Hausmädchen Sarah im Mittelpunkt steht. In 19 Kapiteln, die mit jeweils einem passenden Zitat aus Jane Austens berühmten Werk untertitelt ist, begleitet der Leser die Dienerschaft der Familie Bennet, die schwer damit beschäftigt ist, die fünf Töchter unter die Haube zu bringen, durch den Alltag – “Im Hause Longbourn” spielt also zeitgleich zu “Stolz und Vorurteil”.


    Die wichtigsten Charaktere konnte Jo Baker gut ausarbeiten, und so wuchsen mir vor allem die Haushälterin Mrs. Hill, die eine ganz besondere Verbindung zu Mr. Bennet hat, und auch Sarah, die am liebsten in die große Welt hinausziehen würde, ans Herz. Neben den beiden sind da zunächst noch Mr. Hill und die kleine Polly, die sich um die Bedürfnisse der Bennets kümmern, später kommt noch ein junger Mann namens James dazu, mit dem der Hauptplott der Geschichte endlich einsetzt.


    James umgibt ein Geheimnis – niemand weiß woher er kommt und wieso er plötzlich, mitten unter dem Dienstjahr, als Pferdeknecht eingestellt wird. Doch nicht nur deshalb ist Sarah von ihm fasziniert – auch seine verschlossene Art scheint für sie eine gewisse Herausforderung darzustellen. Das genaue Gegenteil zu James ist der Diener der reichen Familie Bingley, in die eine Bennet-Tochter einheiraten soll. Zum ersten Mal ihr Interesse am anderen Geschlecht entdeckend, ist Sarah hin- und hergerissen.


    Gut gefallen hat mir, dass die allseitsbekannte Geschichte um die Familie Bennet, allen voran Elizabeth und ihren Mr. Darcy, gerade so weit gezeigt wird, dass man sich immer wieder denkt “Ah.. stimmt, so war das”. Das Leben der Bediensteten wird interessant wiedergegeben und erhält vor allem durch Sarah und Mrs. Hill eine persönliche Note.


    Trotzdem erschien mir die Story zu langgezogen. Das Buch gleicht eher einer gemütlichen Spazierfahrt in einer Kutsche, als einem spritzigen Ausritt, um mal einen zeitlich passenden Vergleich anzustellen. Für mich hätte die Geschichte auch gerne 100 Seiten kürzer sein dürfen, denn durch den langsamen Erlebnisfluss flachen auch die interessanten Ereignisse eher ab.


    Am besten dürfte die Story Jane Austen Fans gefallen, die “Stolz und Vorurteil” mal aus einer anderen Perspektive und mit neuen Hintergründen erleben wollen. Aber auch Liebhabern von historischen Romanen, die zum entspannen und abschalten einladen, werden von “Im Hause Longbourn” sehr angetan sein.


    Fazit:


    “Stolz und Vorurteil” aus Sicht des Hauspersonals – eine interessante Perspektive, die durchaus eine gute eigenständige Geschichte abgibt, aber ruhig etwas mehr an Fahrt aufnehmen dürfte.


    Bewertung:


    6 von 10 Sternen

  • Der Rezi von Eska kann ich nichts mehr hinzufügen :write


    Sehr interessant die Perspektive, indem jetzt die "kleinen" Angestellten und ihr Leben zu Wort kommen. Dadurch werden die Austen-Romane für mich noch abgerundet, denn nun hat man erfahren, wie es einem Hausmädchen geht und mit welchen Problemen sie zu kämpfen hatte. Keiner hat jemals an die Plage des Wäschetages gedacht o.ä.


    Für alle Jane-Austen-Fans eine echte Empfehlung!

  • Bevor ich dieses Buch gelesen habe, hatte ich mich noch einmal dem Buch ‘Stolz und Vorurteil’ gewidmet. Aber jetzt denke ich, das hätte ich lieber lassen sollen.
    Ich habe mich sehr schwer getan mich in diese Geschichte hinein zu lesen. Ich bin mit falschen Erwartungen an dieses Buch heran gegangen.


    Ich fand es sehr interessant, ‘Stolz und Vorurteil’ aus ‘Sicht’ der Dienstboten zu lesen. Und ich spürte wie anstrengend das Leben der Dienstboten war. Mir kam es so vor, als würde ich hinter der Kulisse von ‘Stolz und Vorurteil’ stehen, in dem auch ja nichts schief gehen darf.


    Ich kann irgendwie nur gutes über die Personen bereichtet, die in ‘Stolz und Vorurteil’ vorkamen. Jo Baker hat das typische der Personen gut getroffen. Aber ich tue mir etwas schwer mit dem Dienstboten. Es kam mir zum Teil vor, als wären sie von den Personen ‘Stolz und Vorurteil’ nur abgekupfert worden.
    Wenn es nicht um die Rahmenhandlung von ‘Stolz und Vorurteil’ gegangen wäre, hätte das Buch mich beim einlesen nicht weiter gereizt und wieder ungelesen beiseite gelegt.


    Mich würde hier interessieren, wie anderen das Buch ’Longbourn’ fanden und ‘Stolz und Vorurteil’ vorher nicht kannten bzw. nicht gelesen haben.

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers

  • Das Leben war - so viel hatte Mrs Hill längst erkannt - eine einzige Geduldsprobe, an der alle zuweilen scheiterten. (Seite 363)


    Meine Meinung


    Das hätte ein wirklich gutes Buch sein können, das durchaus das Potential hat, mir gefallen zu können. Wenn, ja wenn die Autorin nicht den Kardinalfehler begangen hätte, ihre Geschichte an Jane Austens „Stolz und Vorurteil“ anzuhängen bzw. die andere Seite hätte erzählen wollen. Das ist ihr für meine Begriffe gründlich mißlungen.


    In diesem kurzen Moment spürte sie eine Leichtigkeit und innere Ruhe, die, wie ihr später klar wurde, Glück sein mußte. (Seite 223) Nun, wer Leichtigkeit und innere Ruhe in diesem Buch sucht, sollte es wohl eher nicht lesen. Auch wenn das Vorbild Jane Austen vielleicht dazu verleitet, genau dieses hier zu finden. Aber zumindest ich fand in diesem Roman vieles: die eher (im wörtlichen Sinne) schmutzigen Seiten des Alltags, Krieg, Quälerei, Schmerz, Leid - das ist von Leichtigkeit und innerer Ruhe denn doch ein ganzes Stück entfernt.


    Dabei klang das Thema so überaus interessant: ein Blick hinter die Kulissen von Longbourn, dem Hause der Bennets. Ich habe schon einige Fortsetzungen zu „Stolz und Vorurteil“ gelesen, mehr oder weniger gute, die mich mehr oder weniger zufrieden zurück ließen. Aber noch nie wurde ich dermaßen ent-täuscht wie von diesem Buch. Wie das in einer Zeitungsrezension als „großartiger Tribut an Jane Austen“ bezeichnet werden kann, entzieht sich meinem Verständnis.


    Auf Seite 412 findet sich eine recht gute Beschreibung des Grundgedankens dieses Buches: (...) man hatte ihr alles genommen, und sie war ganz auf sich allein gestellt, ihr blieb nur ihr rauer, verletzbarer Kern. (...) Das wäre sicherlich ein gutes Thema für ein Buch, wie es auch die Schilderung der Welt der Dienstboten früherer Zeiten wäre. Würde es sich hier um ein eigenständiges Buch handeln, bei dem ich nicht immerzu die Vorlage im Hinterkopf hätte, dann hätte ich „Im Hause Longbourn“ wohl ziemlich gut gefunden und das Buch hätte mir, trotz des etwas abrupten Endes, vermutlich gefallen. Aber ich ertappte mich an etlichen Stellen fassungslos mit der Frage: „So soll das gewesen sein? Das gibt es ja wohl nicht!“


    Wenn man sich das Wohlgefühl, das sich nach dem Lesen von „Stolz und Vorurteil“ gewißlich einstellt, für eine Weile bewahren möchte, so läßt sich das mit vielerlei Dingen erreichen. Aber mit einem ganz bestimmt nicht: indem man direkt danach dieses Buch liest. Und man sollte nicht den Fehler begehen (wie ich es ahnungslos getan habe), die Vorlage direkt vor diesem Buch zu lesen.


    Alles in allem bin ich mit diesem Buch überhaupt nicht zufrieden, es ist eines der sehr wenigen Bücher, von dem ich mir wünsche, es nie gelesen zu haben. Und bei dem ich die Hoffnung in mir trage, es möglichst bald vergessen zu können. Liebhabern von Jane Austen im allgemeinen und „Stolz und Vorurteil“ im Besonderen würde ich es jedenfalls nicht empfehlen.



    Kurzfassung


    Die andere Seite von „Stolz und Vorurteil“ - ganz im Stil des 21. Jahrhunderts. Für mich eine unpassende „Fortsetzung“.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Im Hause Longbourn - Jo Baker


    Mein Eindruck:
    Im Hause Longbourn könnte ein ganz brauchbarer Unterhaltungsroman sein und ist es auch fast, würde er in erster Instanz nicht an ein paar Hürden scheitern.


    Wenn eine Autorin sich an den berühmtesten Jane Austen-Stoff von Jane Austen, Stolz und Vorurteil anlehnt, weckt das beim geneigten Leser und Jane Austen-Hardcore-Fan natürlich gewisse Erwartungen. Jo Baker aber möchte Jane Austens Stil nicht kopieren, das wagt sie nicht, und wählt daher eine schlichte, überwiegend moderne Sprache. Das ist ein wenig enttäuschend. Aber immerhin ist der Roman überwiegend solide und sorgfältig erzählt. Die Grundidee, die Dienerschaft (eine Haushälterin und Köchin, ein Butler, ein Hausdiener und 2 Hausmädchen) der Familie Bennet aus Stolz und Vorurteil in den Vordergrund zu stellen finde ich nach wie vor sehr gut. Es gelingt auch, die Handlung mit bestimmten Momenten aus Stolz und Vorurteil zu verknüpfen. Diese Momente haben auch Auswirkungen auf die Dienerschaft, zum Beispiel als Mr.Collins zu Besuch kommt, der das Haus nach Mr.Bennets Tod erben wird, könnte dann auch die Dienerschaft entlassen. Klar, dass die Haushälterin bemüht ist, das Haus in gutem Zustand zu zeigen.
    Kapitelüberschriften sind jeweils Zitate aus Stolz und Vorurteil. So behält der Leser stets den Überblick, sofern er Austens Meisterwerk kennt.
    Es gibt aber auch konstruierte Zusammenhänge, die mir als Leser nicht zusagen.


    Die Figuren haben nicht so ganz die Tiefe wie die aus Stolu und Vorurteil, dennoch sind sie nicht unsympathisch.
    Doch manchmal plätschert der Roman so vor sich hin, das macht gute Ansätze schnell wieder zunichte!


    Als Schicksalsroman über die Dienerschaft zu Anfang des 19. Jahrhunderts gelesen, ist der Roman nicht schlecht. Jedoch ist es kein Meisterwerk und wird mir vermutlich nicht lange im Gedächtnis bleiben.

  • Ich muss gestehen, ich hatte mich lange auf dieses Buch gefreut. Als Fan von Jane Austen und deren Werke, sauge ich ja alles auf was Autoren von heute als Nachfolgeromane oder angelehnte Geschichten bieten.
    Allerdings blieb dieses Buch leider weit hinter meinen Erwartungen.
    Hier wird die Geschichte von Stolz und Vorurteil mit eingeflochten, jedoch aus Sicht der Dienerschaft erzählt. Desweiteren bekommt man einen Einblick auf das, was damals von Dienern erwartet wurde und wie ihr harter Alltag aussah. Eine kleine Nebengeschichte krönte das Ganze. Das wars dann auch schon. Mir war das zu wenig eigenständig, mir fehlte Handlungstechnisch leider etwas.
    Außerdem wurde ich mir der Art des Erzählens nicht richtig warm, ebensowenig wie mit der Hauptfigur - und das macht es mir schon schwer ein Buch fertig zu lesen. Die Erzählweise war mir zu modern, sie passte für mich nicht zur Zeit der Geschichte. Auch konnte ich nichts von dem Besonderen spüren, was die Romane von Jane Austen ja wiederum ausmacht. Hier war nicht mal ein Hauch davon spürbar. Ja, die Autorin ist eine andere, aber wenn man ein Buch an Jane Austen anlehnt erwarte ich das irgendwie.
    Auch passten manche Szenen für mich nicht recht, zu modern, zu plastisch. Wäre der Roman als eigenständiger angekündig, ohne Anlehnung an eine berühmte Vorlage, dann wäre ich anders an das Buch herangegangen, aber so fiel es bei mir leider durch.
    Punkte gibt es für die Grundidee, die in der Umsetzung für mich leider meist scheiterte, und dafür, dass das Buch als solches vielleicht anders bestanden hätte. Aber dann wäre es für mich auch nur Durchschnitt gewesen.
    Schade.

  • Ich habe dieses Buch in der Leserunde gelesen und mich sehr darauf gefreut. Allerdings wurde ich enttäuscht, da ich ganz andere Erwartungen an das Buch hatte.
    Ich hatte mir die Geschichte von Stolz und Vorurteil aus der Sicht der Dienerschaft vorgestellt. Dies ist aber leider nur in Teilen gelungen. Es war mir zu wenig Stolz und Vorurteil, mit einer etwas langatmigen Story drum rum.
    Das Leben der Bediensteten zu dieser Zeit war wirklich interessant und zu erfahren, wie schwer die Arbeit und das Leben doch war, fand ich recht gut.
    Noch hervorzuheben ist das Cover des Buches, das wie ich finde, sehr gelungen ist.

  • Titel: Longbourn
    Autorin: Jo Baker
    Verlag: Transworld publishers
    Seiten:445
    Taschenbuch - Ausgabe 2014


    ISBN: 978-0-552-77951-7


    Ich habe in der Leserunde das Buch gelesen - die Originalausgabe auf Englisch.
    Ich fand es keineswegs modern geschrieben. Der Schreibstil war flüssig und der Zeit und der jeweiligen Person angepasst.
    Die Kapitel, die auf Longbourn spielten haben wir sehr gut gefallen, denn das war was ich lesen wollte. Etliche Seiten, die außerhalb in der Erinnerung des "footmen" oder männlichen Beidiensteten spielten, habe ich dann quergelesen.
    Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Auch ich habe das Buch zusammen mit den Jane Austen-Eulen gelesen.


    Veröffentlicht eine Autorin ein Buch, welches an Stolz und Vorurteil angelehnt ist, sind meine Erwartungen hoch und wenn ich als Leserin eine Geschichte serviert bekomme, die sprachlich und atmosphärisch alles andere als auf das berühmte Original eingeht, werde ich ungehalten.
    Der Stil ist unpassend, verhunzt die wunderschöne und charakteristisch geniale Geschichte von Stolz und Vorurteil derart, dass einem das Herz blutet beim Lesen. Ich kann nur hoffen, dass ich die Geschichte ganz schnell vergesse.


    Flüssig zu lesen war es, das muss ich der Autorin zu Gute halten.

  • Auch ich dachte zunächst, dass die gewählte Perspektive der Dienstboten Stoff für einen interessanten Roman bieten könnte. Und wurde wie andere hier auch enttaeuscht.


    Natürlich wurde die alltägliche Plackerei haarklein bis ins dreckigste und ermüdetste Detail beschrieben. Aber das hätte ich nicht wirklich gebraucht. So unbedarft bin ich auch nicht, dass ich nicht wüsste, dass bis weit ins 20. Jhd. hinein Wäsche waschen Knochenarbeit war.


    Dazu passten dann vielfach nicht die z.T. viel zu modernen Gedanken der Protagonisten. Zweifel an der Stellung in der Gesellschaft passt ins 20. Jhd. aber nicht wirklich zu Jane Austens Zeit.


    Doch was mich wirklich geärgert hatte, wurde hier von einer anderen Leserin bei Goodreads viel treffender gesagt, als ich es könnte:


    "I think it's just as dehumanizing to servants to assume their lives are endless misery as it is to ignore them."


    Daher für mich absolut nicht empfehlenswert.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Zur Einstimmung auf die nächste Leserunde mit den Jane-Austen-Eulen habe ich nach dem Original Pride and Prejudice und dem Buch Teatime im Jane-Austen-Club von Natalie Jenner (mit einem kleinen Abstecher in die Biografie von Claire Tomalin Jane Austen - A Life) nun dieses Buch von Jo Baker im Original gelesen.

    Die Idee das beliebte Werk von Jane Austen aus der Sicht der Dienstboten zu ergänzen, fand ich recht interessant - obwohl ich meine ganz eigenen Vorbehalte habe, die Figuren einer Autorin (eines Autors) zu verwenden, um ein eigenes fiktives Werk zu erschaffen. Ob man bei einer schon so lange verstorbenen Autorin noch von Fan-Fiction sprechen kann, bin ich mir nicht sicher. Aber es sieht mir hier schon sehr danach aus.

    Jo Baker benutzt Jane Austens Figuren, um eine eigene Geschichte zu erzählen. Dabei beschränkt sie sich leider nicht darauf, die Original-Story zu ergänzen, sondern häuft Skandale auf die bekannten und beliebten Protagonisten, bei denen sich Jane Austen wahrscheinlich im Grabe umgedreht hätte.


    Eigentlich liest sich das Ganze recht locker durch - mein Englisch wurde nicht annähernd so strapaziert wie bei Pride and Prejudice - wegen einfacherem Wortschatz.

    Die geschichtliche Einordnung des Lebens auf Longbourn hätte meines Erachtens nach ruhig noch weiter reichen dürfen. Zum Beispiel hätte mich interessiert, welche Meinung der niedere Stand zu ihren Monarchen und der beginnenden Industrialisierung hatten.

    Zwar wird wohl täglich in der Küche eine Zeitung vorgelesen, aber die Zuhörer machen ihre Auffassung der Geschehnisse nicht kund.

    Wenn Jo Baker schon so heiße Eisen wie Sklaverei, Rassismus, Bildung der Frau und Homosexualität anfasst, hätte sie die Themen auch ausführen sollen und nicht nur als Skandal-Schmankerl benutzen sollen. Die Kriegsgreuel hat sie dafür um so ausführlicher behandelt - was nun gar nichts mehr mit Pride and Prejudice zu tun hatte.


    Echten Jane-Austen-Fans ist dieses Buch nicht zu empfehlen. Es wirft ein schlechtes Licht auf die liebgewonnenen Figuren und verfälscht die ganze Situation.

    Lesern mit Interesse an den Umständen in der Regency-Zeit sei anderes empfohlen.

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte