Die Kapitel über die Musiker fand ich eher lustig, eine Parodie auf das hohle Gelabere von Radiosendern und Musikzeitschriften, die jede noch so unerträgliche Mainstream-Band hochloben. Überhaupt ein herausragendes Buch mit einem tollen, sarkastischen Humor und zu keiner Sekunde langweilig.
"American Psycho" - Bret Easton Ellis
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Ich habe das Buch vor einiger Zeit auf Englisch gelesen, allerdings immer nur in Etappen. Zum durchlesen am Stück hatte das Buch zu viele Wiederholungen, und die langen Ableitungen über die Musiker habe ich nur überflogen.
Trotzdem bin ich von dem Buch begeistert. Es zeigt perfekt die Oberflächlichkeit in Teilen der Gesellschaft und unsere Abhängigkeit von Markenartikeln, Konsum und Fitnesswahn. Einige Szenen sind super beschrieben (wenn er zum x-ten Mal seine Freundin anlügt, vor unangenehmen Situationen flieht, mit der Ausrede Videos zurückbringen zu müssen oder andauernd auf seine teure Uhr blickt). Meiner Meinung nach zeigen die Gewaltszenen, dass er sich aufgrund der ständigen oberflächlichen Wiederholungen langweilt (welche Markenkleidung, welches Lokal, etc , die ja auch der Leser ertragen muss) und sich dadurch Abwechslung verschafft. Denn in seinem gesellschaftlichen Umfeld möchte er nicht aus der Rolle fallen und spielt deshalb mit um dazuzugehören, obwohl es ihn oft anödet.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es Leute gibt die sich innerlich aufregen, falls sie bemerken, dass sie nicht die neuesten Gadjets haben (siehe nur die langen Schlangen vor den den Geschäften mit dem angebissenen Obst als Logo bei Neuheiten). Heute gibt es ja im Internet zahlreiche Seiten, auf denen sich Leute nur mit Selbstdarstellung beschäftigen.
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So, nachdem ich Eure Rezis mal gelesen habe, wurde ich doch neugierig. Wollte mir mein eigenes Urteil bilden. Bin auch eher für die spannende, harte Geschichten........
Aber dieses Buch ist ja wohl echt nur noch blöd
Keine Handlung, dann die ewige Aufzählerei der ach so tollen Marken, die Kommentare der Sänger/Bands war zum Gähnen, und dann diese pornographisch/mörderischen Ausführungen - einfach durchgeknallt.
Verwirrend fand ich dann auch noch, das manche Kapitel einfach ohne Punkt endeten, hääääääää - sowas hab ich ja noch nie gesehen
.... und gab es eigentlich ein Ende
Fazit: Diese Buch hätte ich mir sparen können !!
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Liebe Miteulen,
ich las AMERICAN PSYCHO etwa vor zehn, elf Jahren mit Ende 20, nachdem es nicht mehr auf dem deutschen Index (da war es seit 1995, KiWi hatte u.a. dagegen geklagt) stand.
Am Anfang war ich maßlos verwirrt:
Was sollten nur diese Listen und wer welche Musik hört und wie im Regal ordnet, diese Manie um Visitenkartenpapier, und warum brachte diese bedrogte Psycho ständig "Hardbodies" (Seine Bezeichnung für Frauen, die sich im Fitnessstudio extrem schlank und hart und "schön" knechten) um, auf so fiese, brutale Weise, dass ich NOCH HEUTE genau weiß, was diese Rattenszene, die oben im Thread angesprochen wurde, bedeutet?Und vielleicht ist das eines der Faszinosen von AP:
Man vergisst das Buch nicht.Wegen des Inhalts, wegen der gegen den Strich gebürsteten Art, wie es geschrieben wurde, wegen der abtrusen Nicht-Bestrafung des Patrick Bateman - es ist auf seine Weise Literatur, die besonders ist und die amerkanische Literatur verändert hat. Auch, weil es *nicht* klassisch erzählt (Dreiakter, Happyend, dritte Person, etc.). Weil es elliptisch kreislelt und sich in Aufzeichnungen des inneren Monologs ergießt, die heute jeder (deutsche) Lektor entnervt um 200 Seiten kürzen würde.
Weil es aber auf zuvor nicht existente Weise erzählende Systeme nutzt, um eine Gesellschaft vorzuführen und zu krisitisieren – die Aufzählung der Visitenkartenpapierqualität etwa dient sicher dem Aufzeigen einer Gesellschaftsschicht, die Äußerlichkeiten nutzt, um eine Gemeinschaft zu schaffen –
ZWISCHENBEMERKUNG >>(das Werk erschien 1991 in den USA; es wurde demnach Ende der 80er Jahre geschrieben. Das war die Gordon-Gecko-Wallstreet-Zeit in den USA und später auch in Europa – Statussymbole und Kulturkonsum waren DIE Gesprächs- und Lebensinhalte! Man(n) definierte sich über Outfit, Besitz und ritualisierten Austausch von eng umrissenen Inhalten: Wer welche Mucke hörte, welche Restaurants bevorzugte, welche Frauen wie rumkriegte usw.
Insignien der Macht, aber auch Symbole, wie Uhren, Autos, Labels, Feuerzeuge, Zigaretten, die offenbarten, wer sich zu welcher Gruppe, welcher Schicht, welcher Mentalität zuordnet - nicht mehr Freundschaft und Familie, Emotionen und gegenseitiges Interesse, zeigten Verbindungen und Bindungen auf, sondern Objekte. Äußerlichkeiten.
So gesehen hat AP auch die Geburtswehen unserer heutigen Epoche aufgezeichnet: Mehr noch als je zuvor in der Geschichte der Menschheit definieren wir (abstraktes wir) unser Sein über das Haben. So werden wir alle verwechselbar, austauschbar - wie Patrick Bateman?) <<Ich habe immer wieder mal an das Buch gedacht, und es mir auch versucht, zu erklären; ich verstand die ermüdende Endlosigkeit von Listen und Vergleichen mit der sinnentleerten Oberflächlichkeit, mit der sich Menschen begegnen und was ihnen wichtig sei in ihrem Leben (oder in einem New Yorker Leben, in einer Großstadt, oder in einer Existenz als Unter-Dreißigjähriger, wenn man noch nicht seinen unabhängigen Charakter gefunden hat, sondern noch zu anfällig auf Insignien von vorgetäuschter Individualität reagiert, wie etwa eine bestimmte Turnschuhmarke, eine Uhrenmarke, eine Clubkarte…).
Ich verstand die Unauffälligkeit und Verwechselbarkeit, mit der die Hauptfigur durch (s)ein krankes Leben geht, und nicht als krimineller Sadist enttarnt wird, mit der Beklemmung der Realität: Der "nette Serienmörder von nebenan" wird auch nie enttarnt, weil er z.B. seine Stiefmütterchen vernachlässigt. Nein, die werden immer schön von ihm gegossen, und das ist Tarnung gegen die Gesellschaft und ihre Regeln von Äußerlichkeit und Anstand genug…
Anders gesagt: Wer nur brav die Oberflächlichkeiten eines allgemein anerkannten, anständigen Lebens ausfüllt, der kann dahinter machen, was er will, und auch ein Psycho sein (man denke nur an all die Väter und Männer, die Töchter und Frauen in Erdlöchern gefangen hielten).
Insofern hat BE Ellis damit die Blindheit der amerikanischen Gesellschaft (Die ja als Vorlage für auch andere - leider - taugt) vorgeführt, Haben und Tun vor Sein. Und diese Chuzpe ist ihm als Leistung anzurechnen.Ich muss ein Buch und seine Schreibe, seine Inhalte, seine Hauptfigur, nicht mögen oder bewundern, um es dennoch für erstaunlich und bewegend zu halten.
American Psycho ist eine untypisch, sperrig, experimentell und einzigartig erzählte Story eines Psychopathen in den ausklingenden 80er Jahren, der nicht als einziger Mensch in seiner Zeit durchgeknallt ist.
Man kann die Schreibe für anstrengend oder zuwenig lesefreundlich halten, die Geschichte für abartig, den Autoren für hochgradig neurotisch, und die Gesellschaft, die reflektiert und behauptet wird in dem Roman, für überzogen.Aber es ist dennoch ein Werk, das *anders* war und ist und dadurch die Grenzen der Literatur wieder einmal gedehnt hat (Auch mal schmerzhaft und blöde, blöde überlatscht).
Muss "man" es gelesen haben?
Nun. Ich denke, müssen muss man kein Buch gelesen haben!
Mir hat es damals als junge Frau wahnsinnig viele Denkaufgaben gestellt, und das weiß ich an Büchern sehr zu schätzen - wenn sie mich beschäftigen, zum Widerspruch anregen, meine Fähigkeit zu abstrahieren erweitern, zum Weiterdenken, auch zum Überprüfen meiner eigenen starren Lese/Schreibprinzipien.
Es war für mich eine Probe meiner Liberalität ggü. Literatur.
Und wer diese Probe für sich auch machen will… könnte in AP zumindest mal reinschauen.Herzlichst in die Runde
Nina Mondspielerin
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Danke, Nina.
Eine schoene Ausfuehrung. AP wollte ich ohnehin mal lesen, nun bin ich noch gespannter darauf. -
Hallo Mondspielerin,
selten eine so gut geschriebene und ehrliche Rezi gelesen! Auch die Zwischenbemerkung war sehr interessant und durchaus lesenswert.
Mein aufrichtiger Dank!Und da ich jetzt natürlich aufmerksam geworden bin (wenn rienchen dich schon mit Namen anspricht), bin ich auch zufällig auf der Autorenseite und danach direkt bei Amazon gelandet... um zu schnüffeln.
Auf ganz unkonventionellem Wege hast du eine neugierige Leserin mehr gewonnen. Dankeschön, ich bin gespannt. -
Liebe Rienchen,
liebe Bleeding,- heute habe ich meine "Debüts" hier versucht, umso mehr danke ich Euch Profieulen. Danke!
Herzlichst aus Hamburg
_Nina
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Patrick Bateman ist erfolgreich in seinem Beruf, ebenso beliebt bei den Frauen und er tötet Menschen.
Nachdem mir das Buch auf meiner Suche nach blutigeren Büchern immer wieder über den Weg gelaufen und auch häufig empfohlen worden ist, wollte ich mir selbst ein Bild davon machen, obwohl ich häufig gesagt bekam, es ist ‚nichts für schwache Nerven’ [die ich nicht habe] und ‚nicht jedermanns Ding’ [ich mag Bücher, die aus der Reihe tanzen]. Als ich mit der Lektüre begonnen habe war ich demnach auf vieles gefasst, allerdings nicht darauf, dass gut neunzig Prozent des Buches sich damit befassen, wer was trägt, sich mit was rasiert und was isst. Das ist auf den ersten zehn Seiten ja vielleicht noch ‚ganz interessant’ [wenn überhaupt], nervt nach fünfzig Seiten und schürt nach gut zweihundert Seiten einen ernstzunehmenden Wutherd. Dass das Buch von einem Mann aus Sicht eines männlichen Protagonisten geschrieben wird, macht die Sache nicht besser. Fünf Bände Gossip Girl [+ zwei Staffeln] erreichen nicht im Entferntesten die Dichte an High Society Geschwafel, die man auf zweihundert Seiten American Psycho antrifft. Mag ja sein, dass man das Ganze ein Stilmittel ist und die steigende Anzahl an Gedanken an Mord und Totschlag lassen dabei durchaus einen gewissen Vorsatz vermuten, aber das tröstet nicht darüber hinweg, dass man seine Zeit mit der Lektüre über sinnlose Diskussionen bezüglich Visitenkarten, Sushi, Musikgruppen, Hawaiiurlaube und ähnliches vergeudet hat. Die Darstellung vom Konsumterror unserer Zeit, von der Oberflächlichkeit der Menschen usw. in allen Ehren, aber hätte das Buch hundert Seiten weniger gehabt, hätte man die Nachricht auch noch mehr als gut verstanden. Noch unverständlicher war für mich nur, dass viele Kapitel mitten im Satz aufhörten. Der Sinn dieses ‚Stilmittels’ erschließt sich mir nicht.Bateman ist als Charakter dabei so glanzlos und neutral, dass man außer einem gewissen Ekel für bestimmte Situationen nicht viel empfindet. Worin das wirklich Empörende bei diesem Buch liegt, ist mir bisher schleierhaft. Grausame Psychopathen gibt es auch in anderen Büchern, die mehr Spannung und interessantere Figuren aufzuweisen haben. Sicher, Bateman ist schamloser als jeder Killer, dem ich jemals in einem Buch begegnet bin. Er tötet so häufig und gewissenlos, so schamlos und brutal, dass es irgendwann schlichtweg langweilig ist, ihn dabei zu beobachten.
Da sein Gewaltpotenzial zu Beginn des Buches nur spärlich eingebaut ist, bekommt man das Gefühl, es ist ‚nur’ ein gelegentliches Aufflackern und demnach auch nur ein gelegentliches Töten. Im Laufe des Buches fing ich jedoch an, mich über die Masse an Opfern zu ärgern. Nicht einmal so sehr, weil ich es für unrealistisch hielt, dass ein einzelner Mensch tatsächlich zu so viel Gewalt bereit ist, sondern, weil das Buch den Eindruck vermittelte, Bateman würde sich nicht besonders viel Mühe geben seine Taten zu vertuschen. Folglich war es für mich nur bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehbar, dass er nicht schon längst hinter Gittern war. Sicher, es ist nur eine Metapher, und macht wahrscheinlich die Ignoranz der Menschen deutlich, das hat mich aber nur wenig getröstet.Gen Ende hin hab ich immer öfters Seiten nur überflogen, teilweise ganze Kapitel ausgelassen, wenn ich merkte, da kam wieder ne ellenlange Erzählung über irgendetwas, das mich nicht im Geringsten interessiert [dabei habe ich mir Anfangs wirklich Mühe gegeben konzentriert bei der Sache zu sein und ALLES zu lesen]. Ehrlich gesagt kann ich mir schwer vorstellen, dass irgendjemand von Anfang bis Ende jedes Wort dieses Buches liest, so viel Durchhaltevermögen fände ich geradezu heldenhaft [Gehirnwindungen scheinen sich bei mir zumindest automatisch auszuschalten, wenn ich zum x-ten Mal „Er trug einen Anzug von xy“ lese“.
Den Schluss des Ganzen fand ich passend und gleichzeitig ernüchternd. Bei manchen Büchern empfinde ich schlichtweg Erleichterung, wenn ich die letzte Seite lese…Allerdings muss ich meine Hochachtung aussprechen, da es einiges erfordert derart viele Fakten über Kleidung, Essen, Musik und ähnliches zusammenzutragen und sie dann auch noch niederzuschreiben.
Fazit:
Passende Adjektive zum Inhalt des Buches wären nur ‚abartig’ und ‚widerlich’. Nicht einmal als besonders schockierend oder erschreckend könnte ich das Buch bezeichnen. Damit etwas unter die Haut geht müssen für mich auch Gefühle wie Angst und Verzweiflung übermittelt werden und Gefühle sind etwas, das man in diesem Buch auf all den vielen Seiten kaum zu finden vermag [was sicher Sinn der Sache ist…]. So blieb ich als Leser relativ distanziert, konnte mich nicht recht in die Geschichte einfinden und war zudem froh, als das Buch zu Ende war.
Vielleicht hätte ich mehr Verständnis für ‚American Psycho’ aufbringen, hätte man es mir nicht als Thriller und mit Beschreibungen wie ‚echt heftig’ und ‚geht unter die Haut’ empfohlen. Das Buch vermittelt sicher viele wichtige Botschaften und Gedanken, man sollte allerdings entsprechend informiert an die Sache heran gehen. -
"American Psycho" stand lange Zeit auf meiner persönlichen Liste all jener Bücher, die ich unbedingt mal lesen möchte, aber irgendwie kamen immer wieder andere Bücher dazwischen. Nun gibt es das Teil in einer Sonderedition ('tschuldigung, wird vom Springerverlag veröffentlicht, aber bei dieser schicken Aufmachung konnte ich einfach nicht widerstehen ...). Für mich ein Anlass, mich endlich an diesen Titel heranzuwagen. Den Film kannte ich bereits, zudem habe ich etliche Rezensionen gelesen - ich wusste also in etwa, auf was ich mich da einlasse. Und ja, ich kann die Leute verstehen, die dieses Buch einfach nur widerwärtig finden oder angenervt sind von seitenlangen Beschreibungen irgendwelcher Designerklamotten oder Pop-Größen, die bei Patrick hoch im Kurs stehen. Wahrer Lesegenuss mag sich hier nicht einstellen; aber "American Psycho" ist auch kein Buch, das unter konventionellen Maßstäben bewertet werden sollte. Ich persönlich ziehe den Hut vor Ellis' Leistung, eine Idee so konsequent zu verfolgen beziehungsweise umzusetzen. Keine Ahnung, ob ich einen weiteren Titel des Autors lesen werde, nichtsdestotrotz bereue ich nicht eine Sekunde, die für dieses wahrlich nicht einfache Buch draufgehen musste, denn etwas Vergleichbares ist mir bislang nicht zwischen die Hände gekommen.
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Ich habe 'American Psycho' heute fertig gelesen und es hat mir gut gefallen.
Mich hat die Idee, die Sicht eines Mörders kennenzulernen, interessiert. Natürlich war ich auch gespannt auf die allseits kritisierte Brutalität und ekelerregenden Mordszenen. Aber niemand hat mich darauf vorbereitet, was noch damit zusammenhängt: eine Gesellschaftskritik im fremdartigen Stil.
Die ersten endlos Schachtelsätze haben mich irritiert und auch angestrengt. Das Labelgelaber war kaum zu ertragen und nach 100 Seiten ca. habe ich die Markennamen bzw. die Kleidungsbeschreibungen nur noch überflogen. Das war wirklich zuviel
Doch im Nachhinein finde ich es sehr passend. Wie hätte man die elende, oberflächliche Fassade von Patrick Bateman besser einführen können und den Leser dazu bringen, sie zu hassen? Viel Geld, viele Sexpartner - der Traum vieler Leute. Da braucht man schon bestimmte Mittel um die Sinnlosigkeit hervorzuheben. (Bei mir hätte schon weniger gereicht, aber naja... ;-))
Ich weiß nicht mehr, wo genau in dem Buch, aber als man immer mehr von dem Patrick hinter der gesellschaftliche Maske zu sehen bekam wurde es richtig spannend und hat mich für die ersten nervigen Seiten entschädigt.Jeden Tag 2-3 Mal in ein neues Restaurant, immer neue Technik, viele Drogen und Medikamente, die schönsten Visitenkarten... Erst denkt man, dass er dieses Leben wirklich genießt und es nicht nur eine Fassade für sein kaputtes Inneres ist. Doch nach und nach spielt er nur noch automatisch mit um dazu zu gehören. Weil man es von ihm erwartet.
Seine Wut steigert sich zusehends. Erst mordet er nur ab und zu. Er steigert sich immer mehr hinein, muss sich immer grausamere Sachen einfallen lassen um überhaupt mit sich und seinem Leben zurecht zu kommen. Und keiner hört ihm zu.
Keiner kennt ihn richtig und will es auch nicht. Die meisten können sich nicht einmal seinen Namen merken, bzw. verwechseln ihn ständig. Außer seine Sekretärin vielleicht. Mit ihr hatte ich irgendwie Mitleid. Sie verschwendet so viel Zeit und Kraft, lässt sich soviel gefallen. Sie ist nicht so eine oberflächliche Ziege wie Courtney und Evelyn und hat eigentlich was Besseres verdient. (Los, Jean! :anfeuer)Er ist ein sehr krankes Individuum. Die Folter- und Mordszenen sind schon mit die ungewöhnlichsten, die ich bisher gelesen habe (und ich habe schon einiges gelesen).
Die Stilmittel in dem Buch haben mir sehr gut gefallen.
Manche Kapitel sind gehetzt, konfus, ohne Sinn und Punkte. Irritierend, aber vielsagend. In dem Kapitel, wo er vor der Polizei flüchtet, wechselt sogar mittendrin für ein paar Sätze die Erzählperspektive. Manchmal fehlt die Großschreibung ganz.
Obwohl er meistens nur die Gesellschafstmaske zeigen möchte kommt viel von seinem wahren Ich durch. Z.B. die zutiefst verstörte Reaktion auf die Visitenkarten, die manische Beachtung der Marken und des Restaurantführers, die teilweise asozialen Reaktionen auf die beiden Frauen, die er datet.Zum Ende:
[sp]Die letzten Worte sagen schon alles: KEIN AUSGANG.
Obwohl Bateman immer wieder versucht, seine Taten zu gestehen und alles zu beenden, gibt es für ihn keinen Ausweg aus dem oberflächlichen, trostlosen Leben, das wie ein dumpfer Albtraum an ihm vorüberzieht. Besonders in den letzten Kapiteln hatte ich das Gefühl, dass er einfach nur sterben will. Er erfreut sich an gar nichts mehr. Nicht einmal die Folterungen und Morden bedeuten ihm noch was.
Es ist so hoffnungslos, aber durchaus realistisch.[/sp]Klar kann man sagen, dies und das hätte besser geschrieben oder gerafft werden können, aber zusammengefasst ist es für sich stimmig und gut so wie es ist.
Extreme Gesellschaftskritik im harten Stil, die vielleicht nicht für jedermann was ist, aber für mich was besonderes hat.
8 Punkte
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So, ein paar Sätze zu diesem in meinen Augen völlig überwerteten Werk (oder was genau macht bitte das Buch so toll?).
Ich musste mich in der ersten Hälfte des Buches durchquälen, weil mir diese Markenaneinanderreihung furchtbar gegen den Strich ging. Ja, schön, es ist dem Autor gelungen, dass mir Bateman total unsympathisch war, ich ihn für oberflächlich und kaputt fand und überhaupt. Aber musste das sein? Ständig erwähnen, wer wie gekleidet (mit welcher Marke) und überhaupt in welches tolles Lokal kommt? Nichtssagende Unterhaltungen quasi ohne Niveau (oder eben nicht mein Niveau :grin) und einfach nur nervtötend. Die ganze Zeit warte ich darauf, dass etwas Blutrünstiges passiert.
Und dann fängt die zweite Hälfte des Buches an. Es wird gemordet und geschlachtet, dass ich mich frage, wer auf solch perverse Gedanken kommt. Eigentlich mag ich sowas. Dachte ich. Ich mag ja schließlich auch Laymon und dessen Bücher sind meist pervers und sehr "handlungsarm". Aber hier hab ich einfach mehr erwartet als nur sinnlose Aneinanderreihung von Morden.Also...nee, nicht mein Buch. Ich werde aber mal Rezis nachlesen, vielleicht kann mir ja hier eine noch die Augen öffnen. Mag ja sein, dass ich das Tolle an dem Buch und dem Autor ja nur nicht sehe...
Edit: ich möchte mal kurz noch was zu dieser Markengeschichte anmerken und der Behauptung (so ähnlich hab ich es bei einigen rausgelesen und so seh bzw. ähnlich seh ich das auch), dies sei sowas wie "Stilmittel" bzw. ein Schreibstil, um aufzuzeigen, wie oberflächlich Bateman ist bzw. was für ein Opfer der medialen bzw. der Konsumwelt. Ja, das mag alles sein, dem stimme ich zu. Dennoch seh ich diesen Preis für mich als Leser einfach zu hoch. Es interessiert mich nicht! Ich habe das anfangs gelesen, dann nur noch überflogen und mich eigentlich über das ausgegebene Geld geärgert. Und der Autor hat mir gezeigt, dass er diese Oberflächlichkeit und Konsumabhängigkeit auch anders zeigen kann: bei der Visitenkartenunterhaltung (Bateman hat ja fast geheult :rolleyes) konnte ich das viel besser sehen, spüren und es hat mich weniger genervt. Bei dem Gespräch über irgendwelche Soundsysteme ebenso. Aber dieses Aufzählen von Marken ist für mich als Leser einfach nur nervig, da kann sich der Autor die Absicht gleich schenken, die er eigentlich hat.
Ich würde keinem von dem Buch abraten, aber wirklich empfehlen kann ich es auch nicht. -
Großartiges Buch!
Da sich in einigen vorhergehenden Rezis eigentlich fast alles findet, was mir zu diesem Roman spontan durch den Kopf schießt, nur eine kurze Anmerkung zum meiner Meinung nach völlig unangebrachten Vergleich mit Hannibal Lecter: In American Psycho dient die Gewalt (wie die Pornographie) nicht dem Selbstzweck, sondern wird - neben anderen Stilmitteln - eingesetzt, um die psychisch-moralische Verwahrlosung des Protagonisten und durch ihn den Zustand einer von maßloser Gier und Oberflächlichkeit bedrohten Gesellschaft aufzuzeigen. Wer das Buch mit den gängigen Erwartungen an einen Thriller liest, hat ins falsche Regal gegriffen und wird zwangsläufig enttäuscht sein. Den Autor halte ich übrigens keinesfalls für krank, sondern nur für extrem konsequent in der Umsetzung seiner Absichten.
Irgendjemand wies ganz richtig darauf hin, wie unwahrscheinlich es sei, dass Bateman mit seinen Morden davonkommt. Lag es eventuell in der Absicht des Autors, die quasi Unantastbarkeit gesellschaftlicher "Leistungsträger" (Tolle Elite: Bateman bequemt sich im Laufe des Romans nur äußerst selten ins Büro und arbeitet weder dort noch anderswo auch nur ein einziges Mal!) anzudeuten? Im Fall seines Protagonisten wäre das natürlich sehr überspitzt dargestellt, prinzipiell aber nicht abwegig.
LG harimau
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Ich kann mich harimau und den anderen positiven Rezis hier nur anschließen. Selten solch ein Buch gelesen, außergewöhnlich, abgrundtief böse, gesellschaftsverachtend, zynisch, brutal und unfassbare 30 Jahre alt. Es ließt sich wie Gestern geschrieben. Zeitlos!