Vermächtnis - Jared Diamond

  • Vermächtnis - Was wir von traditionellen Gesellschaften lernen können


    Jared Diamond
    übersetzt von Sebastian Vogel
    Fischer, Taschenbuch
    550 Seiten
    ISBN: 978-3-596-17732-5


    Der Autor
    Jared Diamond, 1937 in Boston geboren, ist Professor für Physiologie an der Universität von Kalifornien in Los Angeles. Sein Hauptforschungsgebiet ist die Evolutionsbiologie. In den letzten 25 Jahren hat er rund ein Dutzend Expeditionen in entlegene Gebiete von Neuguinea geleitet. Für seine Arbeit auf den Gebieten der Anthropologie und Genetik ist er mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Pulitzer-Preis.



    Inhalt (vom Verlag übernommen)


    Noch heute leben zahlreiche Stämme als Jäger und Sammler in unzugänglichen Teilen der Welt. Jared Diamond, Professor für Geographie und international erfolgreicher Bestsellerautor, kennt sie aus vielen Expeditionen, die er in den letzten Jahrzehnten geleitet hat. In seinem neuen Buch entfaltet er den ganzen Reichtum ihrer verblüffend anderen Lebensweise und zeigt anschaulich, was wir heute von ihnen lernen können. Eine überraschende und unterhaltsame Lektion über die Vielfalt der Kulturen – und eine Kritik unseres modernen Selbstverständnisses.


    Meine Meinung


    Fünf große Kapitel gliedern das dicke Buch:
    Teil 1 – Wegbereitung durch Raumaufteilung
    Teil 2 – Frieden und Krieg
    Teil 3 – Jung und Alt
    Teil 4 - Gefahr und Reaktion
    Teil 5 – Religion, Sprache und Gesundheit


    Ergänzt wird das Buch durch zahlreiche berührende und aussagekräftige Photos.


    Diamonds Anliegen ist es, uns Bewohnern der westlichen Industriegesellschaften, den WEIRDs (western, educates, industrial, rich,democratic) nahezubringen, dass unsere Vorfahren zehntausende von Jahren als Jäger und Sammler in eher kleinen, traditionellen Gesellschaften lebten und dieses Leben noch heute unsere Gene, unser Verhalten und unsere Kultur beeinflusst.
    Er stellt zu diesem Zweck traditionelle Gesellschaften aus aller Welt vor, die noch weitgehend an den überlieferten Lebensweisen festhalten. Es ist Diamond sehr wohl bewusst, dass es sich um Lebensweisen handelt, die in naher Zukunft nicht mehr existieren werden. Dennoch meint er, dass wir alle von einigen Verhaltensweisen lernen können.
    Dabei verfällt er weder in einen romantisierenden Blick auf „edle Wilde“ noch erhebt er einen moralischen Zeigefinger, sondern beschreibt teilweise sehr drastisch die uns oft grausam und brutal erscheinenden Bräuche und Sitten dieser Menschen. Er zeigt, wie diese häufig auf den harten und schwierigen Lebensumständen resultieren.
    Da der Autor auf Fußnoten verzichtet, liest sich das Buch recht flüssig. Ein ausführlicher Anhang mit weiterführender Literatur hilft denen weiter, die sich noch genauer informieren wollen.
    Mir hat es viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Es bietet interessante Einblicke in eine untergehende Welt und etliche für mich neue Erkenntnisse. Zwar halte ich es für zweifelhaft, ob wir tatsächlich von Verhaltensweisen traditioneller Gesellschaften etwas übernehmen können. Eher bringen mich die Beispiele zum Nachdenken darüber, welche Bedürfnisse Menschen haben, was sie zufriedener machen kann und wie wir es schaffen können, diese Bedürfnisse besser zu befriedigen. Hier ist für mich ein vielleicht erfolgversprechender Ansatzpunkt.
    Eine Sache hat mich gestört. Diamond hat in Sachen Ernährung und Gesundheit eine arg missionarische Ader. Reduzierung von Fett und Salz und mehr Bewegung ist ja schön und gut und sicher fast allen zu empfehlen. Es hätte aber gereicht mal drauf hinzuweisen.