Land der Gewohnheit - Ted Thompson

  • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    Ullstein Hardcover
    2014
    OT: The Land of Steady Habits
    Aus dem Amerikanischen von Susanne Höbel


    Kurzbeschreibung:
    Klappentext:
    Über dreißig Jahre war Anders Hill Teil des Pendlerheers, das Morgen für Morgen mit dem Zug aus den Vororten nach Manhattan fährt und von der Grand Central Station aus in die Büros von Midtown strömt. Er hat zwei Söhne, eine schöne Frau, eine moderate Karriere im Finanzsektor und ein fast abbezahltes Haus. Das alles ödet ihn maßlos an. Sein ganzes Leben lang, so glaubt er, hat er nur den Erwartungen anderer entsprochen, erst denen seines Vaters, dann denen seiner Frau und Kinder. Damit soll endlich Schluss sein: Er lässt sich scheiden, geht in vorzeitigen Ruhestand und zieht in ein Siedlungshaus. Aber schnell bemerkt er, dass das richtige Leben sich nicht automatisch einstellt, wenn man das falsche hinter sich lässt. Und so versucht er mit aller Macht und zunehmend verzweifelt, wieder in seine alte Welt zurückzukehren


    Rückseite:
    Möglicherweise war es nicht Anders' brillanteste Idee, sich auf der Weihnachtsparty der Ashbys sinnlos zu betrinken. Oder mit deren halbwüchsigem Sohn Charlie Drogen zu nehmen. Aber die Begegnung mit seiner Exfrau und ihrem neuen Partner, ausgerechnet ein gemeinsamer Freund aus Studienzeiten, setzt Anders mehr zu als gedacht, und so endet die Party im Eklat. Dabei hatte er gehofft, dass seine Scheidung eine Befreiung aus einem Leben voller Zwänge sein würde. Was für eine Täuschung. Er bereut seine Entscheidung und will sein altes Leben zurück, doch dort hat niemand auf ihn gewartet. Dann passiert eine Katastrophe und Anders wird gezwungen, sich seinen zertrümmerten Illusionen zu stellen. Ein junger Autor blickt auf die Generation seiner Eltern und fragt, wie ihre Entscheidungen von damals unsere Gesellschaft bis heute prägen. Ein kluges, scharfsinniges und brillant erzähltes Porträt unserer Zeit.


    Über den Autor:
    Ted Thompson wurde 1980 in Connecticut geboren und lebt heute mit seiner Frau in Brooklyn. Er ist Gründungsmitglied von 826NYC, einem gemeinnützigen Schreib- und Unterrichtszentrum in New York. Er war Stipendiat des Iowa Writer's Workshop und des Ledig House. Seine Erzählungen erschienen u.a. in Tin House , American Short Fiction und Best New American Voices . Land der Gewohnheit ist sein Debütroman.


    Über die Übersetzerin:
    Susanne Höbel, geboren 1953 in Unna, arbeitet seit 1989 als freie Übersetzerin und übertrug unter anderen Nadine Gordimer, John Updike, Nicholson Baker und Andy Warhol ins Deutsche. Susanne Höbel lebt in Hamburg und in Südengland.


    Mein Eindruck:
    Der Debütroman eines jungen Amerikaners, der ungewöhnlicherweise über die Generation seiner Eltern schreibt. Es wird ein eigentümlicher Gesellschaftsroman, der besonders in den ersten 100 Seiten geradezu brillant geschrieben ist. Danach kann der Autor sein hohes Niveau nicht mehr durchgängig halten, aber es bleibt ein guter Roman.


    Überzeugenderweise ist der Roman in der dritten Person geschrieben. Das funktioniert gut. Man kommt man der Hauptfigur, dem 60jährigen Anders nahe, ohne sich voll mit ihm identifizieren zu müssen. Er ist finanziell wie emotional schwer in der Krise.
    Er hat sich aus dem Berufsleben zurückgezogen hat und kann sich das nach der landesweiten Finanzkrise und seiner Scheidung nach über 30 Jahren eigentlich doch nicht leisten.
    Eigentlich liebt er seine Frau Helene noch, doch aufgrund seiner eigenen Probleme wollte er die Scheidung. Gemeinsam haben sie 3 erwachsene Kinder, von denen der jüngste, Preston, ziemlich unbeständig ist.


    Oft überrascht den Leser Anders irrationales Verhalten, seine Wutanfälle und seine unklugen Entscheidungen.


    Im zweiten Teil des Romans gibt es auch Kapitel aus Helenes Sicht.
    Sie ist nach der Scheidung inzwischen wieder mit ihrem Jugendfreund Donnie zusammen. Ein Schock für Anders.
    Später folgt auch noch ein Abschnitt, in dem Preston im Mittelpunkt steht. So wird es auch ein Familienroman.


    Ted Thompson schreibt nüchtern, um die emotionalen Überschwänge seiner Figuren auszugleichen. Ihm werden Einflüsse von John Updike, Richard Yates und John Cheever zugeschrieben, gleichzeitig erinnert er mich aber auch zu einer jüngeren Autorengeneration wie Vendela Vida, Noam Shpancer, Jonathan Safran Foer und Joseph O´Neil.

  • Es war Zeit für eine Veränderung im Leben von Anders Hill. Er hängt seinen Job an den Nagel, denn glücklich war er mit diesem schon länger nicht mehr. Er trennt sich von seiner Frau Helene - Veränderungen müssen her. Doch nicht alles muss man verändern, warum nicht die jährliche Vorweihnachtsparty der Ashbys besuchen, das ist immerhin Tradition. Dass es sich bei den Ashbys um die Freunde seiner Ex-Frau handelt, ist erst einmal nebensächlich.


    Anders selbst entstammt einer intakten, jedoch nicht unbedingt glücklichen Familie. Sein Vater hat ihn als junger Mann dermaßen unter Druck gesetzt, dass ihm nur noch die Rebellion blieb, zumindest laut seiner Meinung. Aber alles ist gut gegangen, er traf Helene, sie gründeten eine Familie und lebten ein normales Familienleben, nur das Anders mit der Zeit klar wurde, dass ihm was fehlte.


    Als Anders jedoch auf der Party seine Ex-Frau mit einem neuen Mann sieht, betrinkt er sich sinnlos und raucht auch, mit über 60 Jahren, seinen ersten Joint. Natürlich kommt es zu einer Szene, doch alles geht mehr oder weniger glimpflich aus, doch was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: An diesem Abend wurde Ereignisse ins Rollen gebracht, die das Leben sehr vieler Menschen für immer verändern wird ...


    Wenn ein Abend alles ändert ...! Der Plot wurde authentisch erarbeitet. Leider fehlte es ihm an nennenswerten Höhen und Tiefen, die den Leser mitreißen, es wurde einfach nur eine Geschichte erzählt, die es allerdings nicht schaffte, mich in ihren Bann zu schlagen. Die Figuren wurden naturalistisch erarbeitet, doch leider konnte nicht eine einzige meine Sympathie erringen, es fehlte einfach etwas an ihnen, das mich anzog. Den Schreibstil empfand ich jedoch als angenehm zu lesen, das konnte zwar einiges rausreißen, aber leider das Buch in meinen Augen nicht retten.