Exkarnation - Markus Heitz

  • Autor: Markus Heitz
    Titel: Exkarnation (Teil 1 von 2)
    Erscheinungsdatum: 01.08.2014
    Verlag: Knaur.
    Seitenanzahl: 608


    Inhaltsangabe
    Ein Wagen rast unvermittelt auf sie zu und überrollt sie. Claire stirbt an Ort und Stelle, obwohl sie ihrem Mann noch helfen wollte, der vor ihren Augen bei einem Überfall erschossen wird – doch ihre Seele verlässt die Erde nicht. Beherrscht von dem Wunsch, den Mörder zur Rechenschaft zu ziehen, fährt sie in den Leib der Selbstmörderin Lene von Bechstein. Doch Lenes Körper war eigentlich für jemand anderen vorgesehen, und Claire gerät mitten hinein in einen uralten Krieg.


    Meinung
    Exkarnation ist der erste Teil eines Zweiteilers und spielt im selben Universum wie die restlichen düsteren Romane von Markus Heitz (Judas und Oneiros). Obwohl bekannte Charaktere auftauchen, ist der Roman ohne das Wissen der vorher erschienen Bücher gut lesbar.


    Die Geschichte startet rasant und lässt dem Leser damit genauso wenig Zeit um sich zurechtzufinden, wie der Protagonistin Claire, die per Zufall eine zuerst absurd anmutende Seelenwanderung vollzieht und sich in einem völlig unbekannten Körper wiederfindet. Was es eigentlich mit dem Konzept der Seelenwanderung und den beinahe unsterblich wirkenden Wesen, die diese durchführen können, auf sich hat, erschließt sich erst im Laufe der nächsten 600 Seiten. Genaues Lesen und vor allem ein gutes Namengedächtnis sind unverzichtbar, um den roten Faden der Story nicht zu verlieren, denn neben den Geschehnissen um Claire gibt es noch zwei weitere Schauplätze und somit andere Charaktere, die man nicht aus den Augen verlieren sollte.
    Natürlich werden bei weitem nicht alle Fragen in diesem Band beantwortet und viele offenen Enden werden wohl erst im zweiten Buch aufgerollt werden. Der Cliffhanger ist aber nicht ganz so schlimm wie erwartet und wie ich finde, sehr gut gewählt. Ich will auf jeden Fall wissen, wie es weitergeht.


    Claire ist eine sehr sympathische Protagonistin. Ihre Ängste und Zweifel wirken natürlich und vollkommen nachvollziehbar, besonders ihre Verzweiflung, weil sie sich logischerweise im neuen Körper nicht der alten Familie offenbaren kann, sind sehr intensiv und emotional beschrieben und ich musste schlucken, als mir ihre mehr als missliche Lage immer wieder neu vor Augen gestellt wurde. Leben schön und gut - aber zu diesem Preis? Das ist übrigens eine der Fragen, mit der sich der Roman unterschwellig beschäftigt und die mich auch zum Nachdenken anregte. Will ich das unter diesen Umständen? Oder wäre man doch eher so brutal und gewissenlos wie manch anderer Charakter im Buch?
    Die sind im Übrigen ebenfalls gut ausgearbeitet und erfüllen ihre Rollen von solide bis sehr gut. Besonders angetan hat es mir Claires stiller Leibwächter, auch wenn mich das Ende dann doch ziemlich schockiert hat...vor Überraschungen ist man hier auf jeden Fall nicht sicher. Leider gab es aber auch Personen, deren Funktion innerhalb der Geschichte sich mir nicht erschlossen hat und die ich eher als hinderlich empfand.


    Heitz' Stil ist wie immer sehr lebendig und atmosphärisch dicht - wenn Claire verfolgt wird, übernatürliche Wesen ihr Unwesen treiben oder ein Dämon gegen einen Wertiger kämpft ist die Spannung mit den Händen greifbar. Außerdem hat man keine Mühe in die Geschichte zu finden und die 600 Seiten fliegen nur so dahin.
    Zwischendurch gab es nur kleine Hänger, die man vielleicht hätte straffen können.


    Fazit
    Eine sehr gelungene erste Hälfte, die Lust auf mehr macht und mich gut unterhalten hat. Bis auf kleinere Längen im Plot und einige blass bleibende Charaktere gibt es nicht viel ausszusetzen. Außer die jetzt anstehende Warterei natürlich.


    8 Punkte.

    SuB: 276


    :lesend
    Kaufman/Spooner - Their Fractured Light
    Joe Abercrombie - The Blade Itself

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  • Kommt auf jeden Fall auf die Leseliste.
    Sein Clou immer wieder die Charaktere aus seinen anderen Romanen auftreten zu lassen finde ich eine tolle Idee. Irgendwie sind es keine Folgebände, aber die wiederkehrenden Personen geben den Büchern einen Hauch davon mit.

    "Reading is food for thought, and anything to do with food must be good." Snoopy


    :lesend : Vladimir Vertlib: Spiegel im fremden Wort
    :lesend : Ingeborg Bachmann: Malina
    :lesend : Michael Stavaric: Königreich der Schatten

  • Inhalt
    Durch unglückliche Umstände wird Claire gleichzeitig mit ihrem Mann ermordet. Ihre Seele will jedoch das Unrecht löschen und landet im Körper der Selbstmördering Lene, die eigentlich für die Seelenwanderin Anastasia vorgesehen war. Und es gibt einige Leute, die ihr diesen Körper wiederbeschaffen wollen. Nach und nach eröffnet sich Claire, in was sie da geraten ist. Ein uralter Krieg, in dem sie eigentlich nichts zu suchen hat


    warum musste ich dieses Buch lesen?
    Bei diesem Buch war es ganz klar das Cover, was mich als Erstes ansprang. Düstere Atmosphäre zieht bei mir immer. Der Klappentext und einen Leseprobe taten dann ihr übriges.


    mein Eindruck
    brutal und schonungslos, spannend und detailreich geschrieben. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
    Claire findet sich recht gut mit ihrem Schicksal ab und macht sozusagen das Beste daraus.
    Dennoch wird aus ihr keine Überheldin, da auch sie unter Invernos Einfluss schwach wird und ihm unfreiwillig einige Dinge verrät. Auch über sein Angebot, Finn zurückzuholen denkt sie nach. So geht die Menschlichkeit nicht verloren, was sie sympathisch macht. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und ihre Denkweise verstehen.


    Wien mit seinem alten Flair und Leipzig als Standort des Wave Gothic Treffens erzeugen eine wunderbare und thematisch gut passende Atmosphäre.
    Anfangs waren die Handlungen nicht so gut nachvollziehbar, das Puzzle setzt sich aber Stück für Stück zusammen.
    Einige Fragen sind für mich jedoch offen:
    Wer genau sind die Wandelwesen? Gehören Sie zu den Seelenwanderern?
    Allerdings bin ich froh, dass dieses Thema nicht allzu sehr vertieft wurde, als es plötzlich um Werwölfe und Vampire ging. Mein erster Gedanke war: nicht schon wieder! Das Buch braucht keine Vampire und Werwölfe um gut zu sein.
    Wer sind Judaskinder? Ich habe vorangegangene Bücher von Markus Heitz nicht gelesen, weshalb ich nicht weiß, ob dieses Buch auf anderen Reihen von ihm aufbaut und es besser wäre, sie zu kennen....
    Die Seelenwanderungen waren für mich ein neues Thema und auch gelungen in Szene gesetzt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich irgendwie nicht darauf geachtet hatte, dass es sich hier nur um einen ersten Teil handelt...dementsprechend war die kleine Schildkörte etwas gefrustet, als das Buch zu Ende war und dann doch irgendwie nicht zu Ende. Nun denn.... ich warte auf den 2. Teil

  • „Exkarnation – Krieg der Alten Seelen“ ist der spannende Auftakt einer Dilogie. Markus Heitz schafft es, eine rundum gelungene Geschichte zu präsentieren, die einen schon zu Beginn in ihren Bann zieht.


    Das Buch ist in mehrere Kapitel unterteilt, die jedes Mal durch ein schönes Zitat zum Thema Seelen eingeläutet werden. Ich mag es, wenn man nicht einfach nur die klassischen Aufteilung hat, sondern auch noch einen „Zusatz“ – etwas zum Nachdenken – präsentiert bekommt. Die Kapitel an sich sind dann jeweils in verschiedene Unterabschnitte gegliedert, die durch den Standort überschrieben sind. So weiß der Leser zu jeder Zeit, wo er sich gerade auf der Welt befindet. Hauptsetting der Geschichte sind Leipzig und Halle, aber durch die vielen verschiedenen Handlungsstränge werden wir auch nach Russland, Frankreich, Wien und an andere Orte entführt.


    Der Autor hat mit Claire Riordan eine wirklich starke Persönlichkeit erschaffen. Obwohl sie so viel Leid erfahren muss, geht sie mit einer unglaublichen Stärke aus dieser Situation heraus. Sie ist authentisch und man kauft ihr jede Handlung, jede Gefühlsregung direkt ab. Trotz der Tatsache, dass sie sich auf mehrere neue Begebenheiten einlassen muss, bleibt sie doch in ihrem innersten die Claire, die wir kurz zu Anfang kennenlernen dürfen. Generell finde ich es erstaunlich, dass ich schon nach wenigen Seiten den Eindruck hatte, wirklich zu wissen, wer Claire Riordan tatsächlich ist. Gerade der Zwiespalt und die widersprüchlichen Gefühle die in ihr toben, sind realistisch dargestellt. So wirkt sie einfach menschlich – mit allen Vor- und Nachteilen, auch mit den Fehlern, die sie begeht.


    Die Charaktere haben mir im Verlauf der Geschichte generell sehr gut gefallen. Egal ob gut oder böse, sie haben ihre Rolle fabelhaft gespielt und mich bestens unterhalten. Manche haben dabei mehr und manche weniger mein Mitgefühl bekommen, aber jeder hat sich perfekt in das Gesamtbild eingefügt. Auch die unerwarteten Twists sind gut gestreut gewesen, sodass man zu keinem Zeitpunkt wusste, wer nicht vielleicht doch ein Verräter ist und wer vielleicht über seine eigenen Taten hinauswächst. Charakterzeichnung: Note 1!


    Auch die düstere Grundstimmung des Romans ist nicht zu verachten. Man hatte permanent das Gefühl, auf einer Mission für die gerechte Sache zu sein – egal aus welchem Blickwinkel. Hinter jeder Ecke hätte der Tod – in welcher Gestalt auch immer – lauern können. Man wurde von der Geschichte total in den Bann gezogen. Atmosphärisch wirklich sehr gelungen.


    Die Bezeichnung „Thriller“ hat dieses Werk absolut verdient meiner Meinung nach. Die Spannung war schon ab dem ersten Kapitel greifbar und die Story hat mich nicht mehr losgelassen. Wenn ich es nicht mit 608 Seiten zu tun gehabt hätte, hätte ich das Buch am liebsten in einem Rutsch verschlungen. Ich bin nur froh, dass ich den Folgeband bereits hier liegen habe, denn es bleiben eine Menge Fragen offen. Dadurch dass wir so einige Handlungsstränge haben, die sich zum Schluss immer mehr annähern, sind auch die Charaktere vielzählig. Zwar sterben auch wirklich einige auf dem Weg bis zur letzten Seite, aber mir persönlich sind da ein paar ans Herz gewachsen. Daher wüsste ich gerne, was das Schicksal für sie noch bereithält und ob sie auch im zweiten Band weiter tapfer für ihre Sache einstehen.


    Für mich eine spannende Lektüre mit individuellen Charakteren, die man unbedingt lesen sollte. Ich bin bestens unterhalten worden und widme mich nun dem abschließenden Band. Mal schauen, was Herr Heitz noch so für düstere Wesen für uns parat hält :-]


    Bewertung: 10/10 Eulen

  • Markus Heitz, der Großmeister der deutschen Fantasy, hat sich mit Exkarnation wieder einmal Selbst übertroffen. Auch in diesem Buch präsentiert er uns abermals seinen ausgefeilten Schreibstil und seine fesselnde Erzählweise. Es fällt von Seite zu Seite schwerer, das Buch zwischenzeitlich aus der Hand zu legen und am Ende ist man so gefangen in der Geschichte, dass man es nur widerwillig hergibt. Die Geschichte ist rasend spannend, mit vielen Wendungen und neuen Verstrickungen. Nach dem schnellen Beginn kommt recht schnell erst einmal eine relativ ruhige Phase in der nach und nach die Hintergründe beleuchtet werden. Zwei Handlungsstränge, die sich inhaltlich so gut wie gar nicht berühren, ziehen sich durch den Roman. Und wie man es von Heitz gewöhnt ist, gibt es viele verschiedene Handlungsorte und Charaktere. Alles passt harmonisch zueinander und ergibt einen Sinn. Markus Heitz schafft es beide Stränge gleich spannend zu halten. Wer schon einmal ein Buch von Markus Heitz gelesen hat, der weiß bereits, dass hier ein Meister am Werk ist. Alles wirkt lebendig, zum Anfassen und Mitfühlen. Es gibt sehr viele psychische Komponenten in diesem Buch, die durchaus die ein oder andere Gänsehaut verschaffen. Detailreich, aber direkt, lebendig, auch manchmal brutal – es macht richtig Spaß, seine Bücher zu lesen. Auch charakterisiert er seine Protagonisten recht vielschichtig, man weiß nie, ob sie wirklich so sind, wie sie sich geben oder ob man einen völlig falschen Eindruck von ihnen gewonnen hat. Krieg der alten Seelen. Die Idee der Seelenwanderung ist nicht neu. Aber was hat die Seele mit der Existenz von Vampiren, Werwölfen und anderen Kreaturen zu tun? Der Autor hatte hier eine interessante Idee, die noch viel Potential für weitere Bücher in sich trägt. Das Ende kommt leider sehr abrupt und endet mit einem fiesen Cliffhanger. Es schürt allerdings auch die Neugier auf einen weiteren Teil.