Die Schrecken des Eises und der Finsternis - Christoph Ransmayr

  • Kurzbeschreibung:
    Im Zentrum dieses vielschichtigen Abenteuerromans steht das Schicksal der österreichisch-ungarischen Nordpolexpedition der »Payer-Weyprecht-Expedition«, die im arktischen Sommer 1872 in das unerforschte Meer nordöstlich des sibirischen Archipels Nowaja Semlja aufbricht. Das Expeditionsschiff wird bald - und für immer - vom Packeis eingeschlossen. Nach einer mehr als einjährigen Drift durch alle Schrecken des Eises und der Finsternis entdeckt die vom Skorbut geplagte Mannschaft eine unter Gletschern begrabene Inselgruppe am Rande der Welt und tauft sie zu Ehren eines fernen Herrschers »Kaiser-Franz-Joseph-Land«. Einer der letzten blinden Flecke ist damit von der Landkarte der Alten Welt getilgt.
    Parallel zum Drama dieser historischen Expedition erzählt Ransmayr die Geschichte eines jungen, in Wien lebenden Italieners namens Mazzini, der mehr als hundert Jahre später zum besessenen Sammler aller hinterlassenen Zeugnisse und Dokumente der »Payer-Weyprecht-Expedition« wird und schließlich ins Eismeer aufbricht, um als Passagier eines norwegischen Forschungsschiffes die Entdeckung des »Franz-Joseph-Landes« nachzuvollziehen. Aber im Verlauf seiner Recherchen zur polaren Entdeckungsgeschichte gerät Mazzini immer tiefer in die arktische Gegenwart und verschwindet schließlich, ein Schlittenreisender, in den Gletscherlandschaften Spitzbergens.


    Über den Autor und Sprecher:
    Christoph Ransmayr wurde 1954 in Wels/Oberösterreich geboren und studierte Philosophie in Wien, wo er nach Jahren in Irland und auf Reisen wieder lebt. Für seine Bücher, die bisher in mehr als dreißig Sprachen übersetzt wurden, erhielt er zahlreiche literarische Auszeichnungen, unter anderem die nach Friedrich Hölderlin, Franz Kafka und Bert Brecht benannten Literaturpreise, den Premio Mondello und, gemeinsam mit Salman Rushdie, den Prix Aristeion der Europäischen Union.


    Meine Meinung:
    "Die Schrecken des Eises und der Finsternis" ist eine Mischung aus Roman und Dokumentation, in deren Mittelpunkt die österreichisch-ungarische Payer-Weyprecht-Expedition (1872 bis 1874) steht, auf der das sogenannte Franz-Joseph-Land entdeckt wurde. Neben zahlreichen Zitaten aus Original-Berichten und Tagebucheintragungen der Expeditionsteilnehmer, diversen Exkursen (z.B. zur Suche nach der Nordostpassage) fügt Ransmayr seinem Buch eine zweite Erzählebene hinzu, die Anfang der 1980er Jahre spielt. Die fiktive Figur von Joseph Mazzini, der sich - fasziniert, ja fast schon besessen von der Payer-Weyprecht-Expedition - selbst auf den Weg in den Norden macht, um den Spuren seiner bewunderten Expedition zu folgen. Die ihm gewidmeten Szenen, die abwechselnd zu den Ereignissen auf der Payer-Weyprecht-Expedition erzählt werden, sind eine Ergänzung, die es jedoch meiner Meinung nach überhaupt nicht gebraucht hätte. Trotz des insgesamt sehr nüchternen Erzählstils spricht die auf mehreren Ebenen erzählte Geschichte der Expedition für sich und zeigt auf eindrucksvolle Weise die Strapazen, die von den Männern auf der Admiral Tegetthoff auf ihrem Weg zur Erkundung der Nordostpassage erduldet wurden.


    Der Autor Christoph Ransmayr liest sein Werk selbst und seine sehr (!) bedächtige Art und Weise zu lesen, ist schon gewöhnungsbedürftig. Im Laufe der Zeit wird man mit diesem sehr ruhigen Stil jedoch vertraut und im Nachhinein wirkt er eher eindringlich und passt somit sehr gut zur Handlung.


    8 Punkte von mir.