was spricht gegen sogenannte *seichte* Literatur

  • Hallo Dreamchen,


    die Frage könnte ebenso lauten, was für seichte Literatur spricht.
    Grundsätzlich kann jeder lesen, was er möchte und diese Freiheit sollte keinem genommen werden. Dennoch bin ich keine Freundin seichter Literatur, da mich Schmonzetten, Heftchenromane, kostenlose Ebooks mit Vampiren etc. nicht satt machen. beisswenger hat die Thematik meines Erachtens sehr gut auf den Punkt gebracht: Es geht um den Anspruch des Lesers. Mein Anspruch ist es mit meiner Lektüre zu wachsen, mir neue Horizonte zu erschließen, etwas zu lernen. Diese Chancen bieten mir Heftchenromane nicht. Kürzlich kam ich dann doch in Versuchung und siehe da, es fand sich in meinem Bücherregal ein Liebesroman, der sich als Schmonzette entpuppte. Tatsächlich im Hause Fischer verlegt. Und ja, ich habe aus diesem Roman sogar etwas mitgenommen (und schon wieder vergessen, weil mich englische Adelsgeschichte schlicht und ergreifend nicht interessiert).
    Letztlich ist es mir egal, was Andere lesen, weil ich die Welt nicht verändern werde, sondern nur mit meinen Beiträgen hier im Forum Anregungen geben kann.
    Was zufrieden macht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

  • Zitat

    Original von LeSeebär: Und jeder, der einem Trickbetrüger zum Opfer fällt, ist selbst schuld... Natürlich KANN man wissen, daß man den Blödsinn, der täglich in der BILD steht, nicht glauben sollte. Trotzdem fehlt da bis heute der Hinweis "Satiremagazin". Ähnliches gilt für die "die ganze Wahrheit über..." aus Gala, Bunte, etc. Ja, ich denke, es gibt eine Menge Leute, die das nicht nur lesen, sondern auch glauben. Und das ist aus meiner Sicht nicht nur ein Problem der Leser.


    Was darf man vom Leser erwarten, wenn Politiker sich freizügig für die bunten Heftchen zur Verfügung stellen? Wir erinnern uns an die Homestorys von Christian Wulff oder Rudolf Scharping mit Gräfin im Pool von Mallorca. Die letztgenannte Geschichte ging bekanntlich nach hinten los; ein Verteidigungsminister, der sich in der Sonne aalt, während in Afghanistan die Hölle herrscht.
    Manchmal würde ich mir ein Mitdenken der Eliten in unserem Land durchaus wünschen.

  • Warum sind Sachbücher eigentlich 'dröge'?
    Warum ist Literatur schwerfällig, langweilig, hochgestochen, leeres, eingebildete Geschwafel?
    Wer bestimmt nun wieder das?


    Diese Urteile sind exakt so kurzsichtig, uninformiert, beschränkt, arrogant und in ihrer Umfassendheit falsch, der Vorwurf an Literaturlesende absprecherisch, wie all das, was herangezogen wird als Vorwürfe gegen Menschen, die extrem vereinfachte Geschichten lesen.
    Warum soll bei diesen Geschichten differenziert werden, bei Literatur aber nicht? Warum wird dauernd auf ein Recht gepocht, lesen zu dürfen, was man will - was für ein Recht soll das eigentlich sein? Wer gibt das? - , denen, die komplexere Geschichten vorziehen oder auch Literatur, dieser Raum aber nicht zugestanden?


    Rosha


    zu Deinem 'Iluminati'-Beispiel. Das klingt auf den ersten Blick bestechlich. Schön, daß ein Mensch liest.
    Ich stelle das infrage. Gewaltig, sogar.
    Wir haben hier jemanden, der wenig liest. Der gescheit ist, interessiert und mutig genug, sich an etwas zu wagen, das ein so dickes Buch ist. Der das durchsteht. Eine tolle Leistung hinlegt.
    Und wofür?
    Für eine Agglomeration von denkerischem und sprachlichem Un-Sinn.
    Das ist schrecklich traurig.


    Zum Abschluß: Romane können einer die Wirklichkeit nicht nahebringen. Die Realität muß jede für sich entdecken, aus eigenem Erleben. Nichts, was man lesen kann, macht eine auf das gefaßt, was man im entsprechenden Moment selber fühlt.
    Romane zeigen eine Sicht auf die Welt, die der jeweiligen Autorin. Es liegt an der Leserin, diese Sichtweise zu erkennen und dann zu entscheiden, ob man sie teilt oder nicht. Oder in Teilen trägt oder Anregungen mitnimmt oder ablehnt.
    Genaus da aber verhindern stereotypisierte, allein auf Unterhaltung ausgelegte Texte. Sie haben schon alle Antworten parat. Sie geben sie vor, sie hämmern sie ein, sie umstellen die Leserin und nebeln sie ein. Das ist ihr Daseinszweck.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Findus


    die Leute, die das für bare Münze nehmen, galuben vermutlich auch was die Bild oder sonstige Werke aus der Regenbogenpresse schreiben.
    Das ist aber nicht das Problem der Presse oder der Bücher, sondern das der Lesekundschaft. Da müsste man aber ganz woanders ansetzen.


    ...


    Um einen 600-Seiten-Wälzer als pseudohistorischen Müll zu erkennen, setzt es aber eine gewisse Bildung in Geschichte voraus. Das hat sicher nicht jeder genossen (oder vielleicht auch im Unterricht nicht an sich herankommen lassen). Die Generation meiner Eltern, die im Zweiten Weltkrieg geboren sind und aus Geldmangel vielleicht nur acht Jahre zur Schule gegangen sind, lesen bestimmt immer noch gern und glauben dann auch schonmal die beschriebenen Handlungen. Genauso habe ich das aber auch schon in Gesprächen mit deutlich jüngeren Menschen erlebt, dass sie die Handlung "sooooo romantisch" fanden und dann den Wahrheitsgehalt überhaupt nicht mehr hinterfragen.

  • Zitat

    Original von magali


    Warum wird dauernd auf ein Recht gepocht, lesen zu dürfen, was man will - was für ein Recht soll das eigentlich sein? Wer gibt das?


    Dieses Recht ergibt sich aus dem Grundgesetzt, unserer Verfassung.
    Gegeben wurde dieses Recht durch das Gremium welches seinerzeit das Grundgesetz beschlossen und verabschiedet hat. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Meine Meinung dazu ist...


    Jedem wie es ihm gefällt!


    Ich glaube nicht, dass man einen Leser der überwiegend leichte Unterhaltungsromane liest, dazu bekommt völlig neu umzuschwenken... man kann Anreize geben und Vorschläge machen, aber die Entscheidung fällt jeder selbst!


    Für mich kann ich nur sagen, ich lese schon seit meiner Kindheit gerne...habe unzählige Bücher aus der Bibliothek nach Hause geschleppt und jedes Buch sehr genossen, weil es mich in andere Welten gebracht hat und heute ist es so... mich entspannen Krimis/Thriller oder auch mal ein Frauenroman, weil ich genug um die Ohren habe und manchmal einfach nicht mehr Input ertragen kann.


    Als ungebildet würde ich mich nicht bezeichnen, ich habe auch mit 35 Jahren noch eine Fremdsprache gelernt (italienisch) lerne gerade mit 50 Jahren arabisch bei meiner Patientin.
    Habe mit 45 Jahren noch einmal auf der Schulbank mit 20 jährigen gesessen und 3 Jahre Examen gemacht, danach Weiterbildung zur außerklinischen Beatmung und spiele für mein Leben gern Wissensspiele mit allen möglichen Kategorien. Manchmal möchte ich meinen Kopf anstrengen und manchmal möchte ich einfach seichtes Zeugs lesen... so ist das! ;-) :wave

  • Salonlöwin
    Das Wort Anspruch wird ja oft damit assoziiert das etwas sehr anspruchsvoll sein muß in Sprache und Aussage.
    Den Anspruch eines Buches würde ich auch so definieren ... wenn ich eine schwierige, stressige Zeit habe dann ist mein Anspruch an ein Buch der, dass ich abschalten möchte, in einer andere Welt entführt werden oder ähnliches. Wenn ich etwas lernen will, geschichtlich zB dann muß ich mir Bücher suchen die diesem Anspruch gerecht werden das sie gut recherchiert sind, James Michener zb dem historische Genauigkeit sehr wichtig war. Wenn ich mich weiterentwickeln will in einem bestimmten Punkt suche ich mir passende Bücher bei denen ich vermuten kann das sie diesen Anspruch erfüllen.
    Ich denke so in etwa hast du das auch gemeint :-)

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    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Warum sind Sachbücher eigentlich 'dröge'?
    Warum ist Literatur schwerfällig, langweilig, hochgestochen, leeres, eingebildete Geschwafel?
    Wer bestimmt nun wieder das?



    magali ich kann mich nicht erinnern das es so jemand geschrieben oder gemeint hätte :gruebel



    Mir ging es eher darum warum nur immer, sagen wir mal die gehobene Literatur (ist jetzt zwar auch irgendwo blöd ausgedrückt aber was passenderes fällt mir gerade nicht ein ) lesenswert ist oder angemessen ist, und jeder der diese Gruppe von Büchern nicht liest sondern auch gerne andere Sachen sehr oft angegriffen und verunglimpft wird was nicht richtig ist.
    Selbst Heftchenromane sind was Rechtschreibung und Gramatik betrifft überarbeitet.
    Skuriller finde ich persönlich diese selbstverlegten sogenannten Indiebücher die sehr oft ---nicht alle--- in der Beziehung sehr zu wünschen übrig lassen und das eine oder andere auch aus diesem Grund nahezu unleserlich sind.

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    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Jetzt muss ich hier noch Iny Lorentz verteidigen. Leute, bevor ihr auf etwas herabblickt solltet ihr es gelesen haben. Die Bücher haben alle ein Problem nicht, nämlich dass sie historisch angreifbar wären. Ihre Figuren sind nicht das, was sich Leser anspruchsvollerer historischer Romane vorstellen, aber Leser anspruchsvollerer Romane erklären dann wieder anspruchsvolle historische Romane gäbe es gar nicht. Ich mache es da wie Reinhard Mey und setze mich auf mein achtel Lorbeerblatt und denke vor mich hin die Zeile: Anspruchsvoll, ach anspruchsvoll, bei jedem Scheiß wo keiner weis was das bedeuten soll, sagen wir vorsichtshalber das ist anspruchsvoll.

  • Zitat

    Original von Dreamchen


    Skuriller finde ich persönlich diese selbstverlegten sogenannten Indiebücher die sehr oft ---nicht alle--- in der Beziehung sehr zu wünschen übrig lassen und das eine oder andere auch aus diesem Grund nahezu unleserlich sind.


    Frag mal Voltaire-Stichwort Lola


  • Du bist ja schon sehr streng. ;-) Glaubst du, wenn es keine Bücher a la Iluminati geben würde, dass die Leute dann automatisch nach z. B. einem Buch wie "Stoner" greifen würden? Sicher nicht. Aber vielleicht senkt ein spannender Abenteuertitel die Hemmschwelle, "so ein dickes Buch" überhaupt zu lesen und sich danach auch noch an ein weiteres zu wagen? Sicher, es kann passieren, dass sich keine Weiterentwicklung in Sachen "Anspruch" ergibt, aber in manchen Fällen eben doch.


    Als Kind beginnt man ja auch mit "einfachen" Sachen. Wenn man als Erwachsener noch nicht fest im Leseleben angekommen ist, braucht man da auch etwas zum "Drangewöhnen".


    Und jede Lebensphase ist nicht gleich. Manchmal will man gar nicht mehr, als nur ein wenig seicht unterhalten zu werden.


  • Das schwingt ja doch immer mit - was Seichtes wird zur Unterhaltung gelesen, also kann Anspruchsvolles nicht unterhaltend sein. Was natürlich Blödsinn ist, egal, wie man es dreht. Bei Dora Heldt fühl ich mich nicht unterhalten, weil mir ihre Geschichten nichts geben. Ich lese Romane tatsächlich grundsätzlich zur Unterhaltung, und eine Sprache, die mir gefällt, oder eine Geschichte, an der ich mich reiben kann, das unterhält mich nun einmal. Aber deswegen muss ich mir doch nicht unterstellen lassen, ich würde auf die Leser von Dora Heldts Roman herabblicken? Letztlich werden Leser von anspruchsvollen Romanen mit genau so vielen Vorurteilen bedacht wie alle anderen. Weltflüchtler sind wir wohl alle ;-)


  • Das klingt immer so sehr nach dem früher in der Volksbücherei-Bewegung ach so beliebten "Hochlesen", dem Heranführen an "gute" Literatur. Es gibt aber Menschen, die lesen ihr ganzes Leben dieselbe Art Bücher. Na und?

  • Zitat

    Original von beowulf
    Jetzt muss ich hier noch Iny Lorentz verteidigen. Leute, bevor ihr auf etwas herabblickt solltet ihr es gelesen haben.


    Davon bin ich selbstredend ausgegangen! Ich habe "Die Wanderhure" gelesen. Aus Neugier, warum alle so begeistert sind. Und konnte mich dann beruhigt anderen Büchern zuwenden. Mein Geschmack war es nicht.


    Aber "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe hat auch nicht meinen Geschmack getroffen. Also ... :grin

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Das klingt immer so sehr nach dem früher in der Volksbücherei-Bewegung ach so beliebten "Hochlesen", dem Heranführen an "gute" Literatur. Es gibt aber Menschen, die lesen ihr ganzes Leben dieselbe Art Bücher. Na und?


    Ganz genau: Na und? Dieser Ansicht bin ich doch auch. Jeder soll das lesen, was ihm gefällt. Das ist auch so ziemlich der Tenor in dieser ganzen Diskussion. Nur magali sieht das etwas strenger. Ihren Satz


    Zitat

    Warum wird dauernd auf ein Recht gepocht, lesen zu dürfen, was man will - was für ein Recht soll das eigentlich sein? Wer gibt das?


    interpretiere ich so, dass sie gerne ein Reglement hätte. Aber ich kann mich auch täuschen. Vielleicht habe ich den Satz falsch interpretiert.


    edit: "sie" eingefügt

    Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. Franz Kafka

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Rosha ()

  • Ich verurteile es absolut nicht, wenn jemand die "sogenannte" seichte Literatur bevorzugt - jedem das seine!


    Ich z.b. hab ne ganz bestimmte amerikanische Soap, die an Trivialität nicht zu überbieten bist :lache, die ich aber von Herzen liebe und seeeeehr gern schaue. Oder z.B. die Sissi-Filme... *schwärm* - das liebe ich einfach!!!


    Über Anspruch zu diskutieren, find ich müßig - denn das alles ist Freizeitbeschäftigung und jeder soll das gucken / lesen, was er gerne mag.




    Bei Büchern ist es bei mir so, dass ich einfach so typische klischeebehaftete Romane halt nicht mag. Historische Romane mag ich nicht, auch kein Harry Potter, kein Twilight und kein Shades of grey - weil ich Hypes und Mega-Trends nicht mag und auch nicht hinterher hinken mag. Reizt mich einfach nicht.


    Auch der Schreibstil gefällt mir dann meistens nicht, die vorhersehbaren Happy-ends find ich langweilig und nervig...


    Da lasse ich mich lieber von der grandiosen Erzählkunst gefangen nehmen, wie z.B. bei Donna Tartts "Distelfink" oder auch mal in die Welt von echt schrägen Typen entführen wie bei "Straight white male" - das nur mal so als Beispiel, damit man sich vielleicht eher vorstellen kann, was ich meine.



    Aber ich würde das Leseverhalten von anderen niemals "beurteilen!"

  • Zitat

    Original von Belle Affaire
    jedem das seine!


    Mir graut es bei diesem Spruch immer. Google den mal, dann weißt Du, warum.




    Zum Thema:
    Um Verbote geht es doch gar nicht, wie hier so oft geschrieben. Jeder hat die freie Wahl, was er liest, was er ißt oder was er im Fernsehen sieht. Der eine guckt die Tagesschau und der andere nur die Mainzelmännchen. Darf man. Die Ausgangsfrage "Was spricht gegen das Seichte?" kann man aber dann damit beantworten, dass man mit der einen Wahl eine Schritt weiter oder ne Treppenstufe nach oben kommt und mit der anderen Wahl eher nicht. Trotzdem hat jeder die Wahlfreiheit, ist doch schön.

  • Zitat

    Original von xexos


    Mir graut es bei diesem Spruch immer. Google den mal, dann weißt Du, warum.


    :write

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.