Gegen die sogenannte "seichte Literatur" spricht absolut nichts.
Es spricht auch nichts gegen den deutschen Schlager, es spricht nichts gegen leichte Unterhaltungsfilme, es spricht nichts gegen auch mal "einfach nur sinnleer albern" zu sein.
Es ist immer wieder erschreckend, wie eigene dieser selbsternannten Bildungsdikatoren meinen festlegen zu können was gut und was schlecht, was gelesen werden muss und was man nicht lesen darf (sollte).
Warum sollen Menschen nicht auch einfach mal diese Heftromane lesen?
Offenbar besteht - schaut man auf die Verkaufszahlen - ein Wunsch nach heiler Welt, weil diese Welt in der Realität eben alles andere als heil ist.
Einfach mal abschalten können - die Probleme des Alltags für einen Moment hinter sich zu lassen.
Natürlich sind diese Probeme nicht verschwunden wenn man das Heft ausgelesen hat. Aber diese "seichte Literatur" kann dafür sorgen, dass man ein kleines Wohlfühlgefühl bekommt und dann ggf. ein klein weniger optimistisch in die Zukunft schaut.
Übrigens ist das Schreiben dieser Romanhefte harte Arbeit die auch dazu noch schlecht bezahlt wird.
Mein ehemaliger Schwager hat Arztromane und einige Jerry-Cotton-Romane geschrieben. Und zwar in einer Zeit wo die Recherche sehr schwer war, Internet war in den Achtzigern noch ein Fremdwort.
Gerade in diesen Heftromanen muss alles stimmen.
Wehe da unterlaufen einem bei der Beschreibung einer Krankheit Fehler oder man beschreibt eine Straße in New York die es so gar nicht gibt - die Redaktionen bekamen säckeweise Post von empörten Lesern.
Und Jerry Cotton ist ja mittlerweile auch Kult. Originalhefte haben teilweise schon einen beträchtlichen Sammlerwert.
Mir sind eher die Leute suspekt die abfällig die Nase rümpfen. Mit welchem Recht eigentlich rümpfen die ihre komischen Nasen? Wahrscheinlich lesen sie auch die Romanhefte, kaufen sie in irgendwelchen Kiosken weitab vom Wohnort und mit Sonnenbrille und Perücke getarnt - damit man sie bloß nicht dabei erwischt. Ist doch genau wie mit diesen Saubermännern (- und auch frauen). Heimlich eine riesige Pornosammlung zuhause - aber in der Öffentlichkeit den moralisch Unbeugsamen raushängen lassen.
Ob man es nun will oder nicht. Diese Romanhefte sind Teil unserer literarischen Kultur. Man muss sie nicht lesen - sollte aber auch die nicht verteufeln die sie lesen. Die Leser dieser Hefte wissen schon das dort nicht die Realität beschrieben wird (in Gottes "Faust" übrigens auch nicht). Und sie suchen auch nicht nach Realität - sie suchen für einige Stunden nach einer Scheinwelt.
Ich habe diese Heftchen eigentlich immer ganz gern gelesen. Jerry Cotton, Wyatt Earp und Geisterjäger John Sinclair. Aber ich lese eben auch ab und an mal etwas anderes.
So schaue ich beispielsweise auch nur sehr selten ARTE, ganz einfach weil dieser Sender mit einfach zu bedeutungsschwanger ist. Diese Problemfilme gehen mir meisten gehörig auf den Geist, weil auch dort eine Welt beschrieben wird, die es oftmals gar nicht gibt.
Entspannung bedeutet für mich die "Expendables" oder auch "Dirty Harry" und Jason-Statham-Filme.
Und so ist es auch in der Literatur. Man kann nicht nur die schlimmen Thomas-Mann-Schinken lesen - sondern braucht dazu eben auch ein Gegengewicht. Und warum dann nicht Heftromane?
Das ist allemal besser als dieser pseudohistorischer Müll ala Iny Lorentz.
Meine Kindheit wäre ärmer gewesen ohne Astrid Lindgrens Kalle Blomquist oder auch ohne Erich Kästners fliegendes Klassenzimmers und die Emil-Romane. Und natürlich gehörte auch Karl May dazu.
Ich glaube, mit 10 oder 11 Jahren wäre ich mit James Joyce ziemlich überfordert gewesen.
Schlimm sind diese Heuchler, die angeblich nur "anspruchsvolle" Literatur lesen - aber heimlich ganz Rollen Kleenex-Tücher bei irgendwelchen Pilcher-Schmonzetten verbrauchen.
Jede/jeder soll das lesen wozu sie/er Lust hat. Und niemand hat das Recht sich darüber aufzuregen.