ZitatOriginal von hollyhollunder
Ich denke auch, dass Lesen Übungssache ist.
Ganz bestimmt! Wie alles im Leben. Aber wenn man halt partout keine Lust aufs Lesen hat, wird man es auch nicht so oft tun. Die Lust wächst ganz bestimmt nicht, wenn man den Jugendlichen mit einer Bücherliste vor der Nase wedelt, auf der z. B. der Koran, die Ulysses usw. aufgeführt sind.
ZitatOriginal von hollyhollunder
Und bedeutet es nicht, dass es den jungen Leuten an der Übung fehlt, wenn es immer mehr gibt, die mit Leseschwäche von der Schule abgehen?
Das ist die Frage. Nimmt die Zahl der Kinder mit Leseschwäche tatsächlich zu? Oder ist es nicht vielmehr so, dass mit aller Gewalt die Kinder in höhere Schulen gestopft werden, auf denen sie schlicht überfordert sind? Nur weil die gesellschaftliche Akzeptanz von Hauptschulen immer mehr gesunken ist, sind im Umkehrschluss nicht mehr intelligentere Kinder zur Welt gekommen.
Früher sind von einer Grundschulklasse vielleicht mal zwei Kinder aufs Gymnasium gekommen, drei bis vier auf die Realschule und der Rest ging ganz normal zur Hauptschule. Heute hat sich diese Quote umgedreht. Ich glaube, dass viele Kinder permanent überfordert werden, anstatt zu wenig gefördert.
Das Leistungsdenken und die Optimierung der Fähigkeiten sind unweigerlich im Alter der Kinder tiefer gekrochen. Früher wurde im Kindergarten nur gespielt. Heute wird dort schon gelernt. Man will etwas erzwingen, das nicht beliebig steigerbar ist. Kinder sind heutzutage viel größerem Stress ausgesetzt als früher. Aber Stress macht nicht schlauer.
Und durch Zwang generiert man erst recht keine Fähigkeiten.
Die Prämisse von Herrn Denk, dass Lesen eine Schlüsselqualifikation ist, bestreite ich in keinster Weise. Die Frage ist nur, wie kann ich diese Botschaft vermitteln, dass sie ankommt. Bei der Zielgruppe, die ich im Sinn habe.
Mit seinem Buch wird Herr Denk sicherlich keinen einzigen Jugendlichen ansprechen. Lediglich Leute seines Alters mit der gleichen Angst vor Veränderung werden begeistert nicken, werden sich in seinem Text wiederfinden.
Denn man erhöht den Wert des Lesens sicher nicht, indem man andere Bereiche des Lebens (hier bei Denk sind das Computer und Co.) verteufelt. Mit Kulturpessimismus verbreitet man keine Begeisterung.