Der Leser - eine aussterbende Spezies?

  • Ich kenne das Buch jetzt nicht, finde die Frage aber schon komisch.


    Nicht-Leser kenne ich gar keine. Jeder liest - und wenn es nur die Fernsehzeitung ist.

    Wenn ich selbst sage: es gab immer schon Nicht-Leser (dazu zähle ich dann die nur Fernsehzeitungs-, Rechnungs-, Stadtplan- etc. Leser?), dann hab ich doch schon selbst vor Augen, was für mich ein Leser ist. Entweder jemand, der was Bestimmtes liest - Romane, Sachbücher oder oder. Oder jemand, der besonders viel liest. Nicht nur eine Fernsehzeitung am Tag, sondern 5. Oder oder.


    Wenn man selbst die Welt einteilt in Leser und Nicht-Leser, versteh ich nicht, wieso man ärgerlich findet, wenn ein Autor Leute, die auf dem Smartphone lesen, nicht zu den "Lesern" zählt. Denn ich selbst habe da ja wohl auch bestimmte Kriterien. Sonst käm ich ja wohl nicht zu der Ansicht: es gab immer schon Nicht-Leser.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Nicht-Leser kenne ich gar keine. Jeder liest - und wenn es nur die Fernsehzeitung ist.


    :lache Deine Definition eines Leser ist aber schon seeeehr breit gefächert. Da können wir auch gleich noch die Analphabeten dazuzählen. Schließlich können die immerhin Fährten lesen oder die Wolken oder den Kaffeesatz ... ;-)


    Nix für ungut, aber ein Beitrag liest sich, als hättest du heute einen schlechten Tag gehabt oder als könntest du mich nicht leiden ... :knuddel

  • Zitat

    Original von Rosha


    :lache Deine Definition eines Leser ist aber schon seeeehr breit gefächert. Da können wir auch gleich noch die Analphabeten dazuzählen. Schließlich können die immerhin Fährten lesen oder die Wolken oder den Kaffeesatz ... ;-)


    Nix für ungut, aber ein Beitrag liest sich, als hättest du heute einen schlechten Tag gehabt oder als könntest du mich nicht leiden ... :knuddel


    Nein, ich meinte das absolut ernst und hatte sogar einen guten Tag.
    Zur Fernsehzeitung kann man ja noch die ganzen Rechnungen dazu nehmen, Kochrezepte, oder nimm jemanden, der auf der Arbeit viel lesen muss. Im Büro oder so. Aber wär so jemand für Dich ein Leser?


    Ich meinte das absolut Ernst, dass genau genommen die meisten Leute "Leser" sind. Aber wir definieren Leser als wen, der freiwillig liest und dann auch noch am besten 200 Seiten pro Tag.


    Du hast was im Kopf, was für Dich ein Leser ist. Alle anderen, die auch lesen, und das tun fast alle Menschen in meinem Umfeld andauernd, sind für Dich nur "jetzt gerade Lesende". Und das ist normal. Aber wenn Du feste Vorstellungen hast, ab wann ein gerade lesender Mensch - das tun wir alle andauernd - zum Leser wird. Warum findest Du dann komisch, wenn ein Autor noch mal andere Ansichten hat als Du, ab wann ein lesender Mensch zum "Leser" aufsteigt. Wo ziehst Du die Grenze, ab wann Du einen Menschen als Leser bezeichnest? Wenn er freiwillig Romane liest? Die Zeitung?


    Ich meinte das absolut ernst, hatte einen sehr guten Tag und habe mich nur gewundert.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Das Buch und seine Leser wurden schon sehr oft totgesagt - immer wenn ein neues Medium - Radio, Fernsehen, Internet - aufkam.


    Die Zahl lesender Jungs hat gegenüber dem Vorjahr um 2% zugenommen, hab ich gerade irgendwo gelesen.....


    Natürlich hat die Lesezeit abgenommen, da immer neue Möglichkeiten der Freizeitgestaltung dazugekommen sind - aber Leser und Bücher - auch solche aus Papier - wird es noch ewig geben. Alles spricht dafür!


    Und genauso wird es die Schwarzseher ewig geben, die Miesmacher die ihre "Alles-Scheiße-Botschaften" mit depressivem Vergnügen in alle Welt hinausposaunen.


    Ignoriert sie! Sie haben immer unrecht!


  • Du bringst es auf den Punkt, lieber Bodo!
    Mehr muss dazu eigentlich auch nicht gesagt werden. :anbet :anbet

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire


    Du bringst es auf den Punkt, lieber Bodo!
    Mehr muss dazu eigentlich auch nicht gesagt werden. :anbet :anbet


    :write


    Ich vergesse auch nicht, wie vor 10 Jahren mein damaliger Zahnarzt alle Jugendlichen mit diese Aussage über einen Kamm geschert hat: "Jugendliche sitzen doch nur noch vor dem Computer und spielen Spiele, anstatt ein Buch zu lesen."


    Das traf auf mich z. B. überhaupt nicht zu. Zu der Zeit hatte ich nicht mal einen PC weil ich kein Interesse daran hatte und habe schon jahrelang Bücher verschlungen. Auch wenn andere meinten, mich schief angucken zu müssen weil ich noch keinen Computer hatte. :pille

    :lesendIlsa J. Bick - Brennendes Herz


    Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel... und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen. (Walt Disney )

  • Zitat

    Original von Dreamchen
    ich seh das eher so wie Voltaire es ändert sich einfach wie,wo und auch was gelesen wird.


    ...


    Ich persönlich stelle für mich keine Unterschied zwischen einem gedruckten Buch und einem ebook fest.


    Ich sehe das in meinem Umfeld ähnlich. Meine beiden Söhne - Anfang 20 - haben durch mich das Lesen als Leidenschaft mitbekommen und als Kinder und Jugendliche exessive viel gelesen. Wie ich, gingen sie ohne Buch nicht aus dem Haus. Dies hat sich jetzt insofern geändert, dass sie das meiste übers Handy oder den Reader lesen. Außerdem werden Nachrichten selten in Zeitungsform und leider auch selten als langer Artikel gelesen, sondern eher in Kurzform auch via Handy und Internet. (einschränken muss ich, dass beide studieren, wo sie ja sehr viel "lesen" müssen und deshalb weniger Romane als früher lesen; das kann ja wieder kommen).


    Also ich denke, dass sich das wie und wo auf jeden Fall noch mehr ändern wird und das Buch immer weniger wird. Viele finden mich als Reader-Lose schon als Exotin. :wow Und einige meiner Lieblingsschriftsteller haben bereits Bücher rausgebracht, die es NICHT als gedruckte Version zu kaufen gibt. :bonk


    Ich persönlich mag immer noch das gedruckte Buch lieber und lese keine ebooks. Für mich ist es gefühlsmäßig noch ein Unterschied. (Aber das ist ja eine andere Diskussion).


    Ich habe die Frage hier so verstanden, dass nach dem "Roman"- bzw. "Geschichten"-Leser gefragt war, nicht nach dem Kochrezepte-Leser. Meiner Einschätzung nach hat sich durch die Medien der Wert des "Lesens" als Freizeitgestaltung vor allem bei den jungen Leuten schon geändert. Statt ein "Buch" zu lesen gehen sie eher mal ins Internet und surfen da rum oder schreiben sich SMS mit ihren "Freunden" oder bearbeiten ihre Facebook-Seiten - braucht ja alles imens viel Zeit, die einem dann fürs Lesen schon fehlt. Dabei "liest" man natürlich auch, aber ich denke nach dieser Art des Lesens war ich nicht gefragt. :gruebel


    Ich denke auch, dass Lesen Übungssache ist. Und bedeutet es nicht, dass es den jungen Leuten an der Übung fehlt, wenn es immer mehr gibt, die mit Leseschwäche von der Schule abgehen? Da es auf dem Handy oft reicht, wenn man in Wortfetzen, Abkürzungen, Zeichen und Smilies spricht und kaum Wert auf Rechtschreibung und Interpunktion gelegt wird, liest man hier doch schon eher wie die Ägypter früher und nicht wie zu Zeiten von Schiller und Goethe. :lache

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Es läuft ja auch auf die Frage hinaus: Was ist eigentlich die "richtige", die bildende Kultur. Wurden zu meiner Jugendzeit die Heftchen und Comics als Niedergang des Abendlandes verdammt, so sind es heute Computer & Co.


    Leider bleibt ganz häufig die differenzierte Betrachtung des Neuen auf der Strecke.


    Da stimme ich zu. Der Niedergang des Abendlandes sind die neuen Medien und die Comics sicherlich nicht. Denn in beidem gibt es durchaus hochwertige Beiträge und Möglichkeiten, seinen Horizont auf ganz neue Art und Weise zu erweitern.
    Leider wird dies nicht von der Mehrheit genutzt. Die beschränkt sich schon eher auf die unwichtigen, zeitfressenden und nicht unbedingt bildenden Dinge im Internet und kennt kaum anspruchsvollere Comic-Hefte als Mickey-Mouse und Superman. Aber das war ja schon immer so. Die die die Groschen-Romane lasen waren immer stärker vertreten als die, die den Faust durchackerten. :grin

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe jetzt erst wieder bemerkt, dass viel lesen die Geschwindigkeit des Lesens verändert. Ich lese viel schneller als der Gatte. In den elf Urlaubstagen habe ich fünf Bücher mit je m in mindestens 400 Seiten gelesen und eins angefangen. Er hat das zweite Buch - müssten auch Ca. 400 Seiten sein - noch nicht beendet. Wobei ich aber nicht weiß, ob es an dem Unterschied zwischen Roman und Sachbuch liegt. Ich kann auch nicht sagen, dass ich die Texte nur überfliege. Er meinte nur ständig, wie viel ich denn schon wieder gelesen hätte... Wenn der Schreibstil passt und sich alles in meinem Kopf formt, fliege ich nur so durch die Bücher.
    Das Problem ist dazu auch noch, dass er beim Lesen völlige Stille braucht. Wann hat man die mal? Irgendwas ist ja immer. Mir ist das egal, irgendwann höre ich keinen Lärm mehr.
    Viele unserer Freunde finden Lesen langweilig und haben mir im Urlaub zu verstehen gegeben, dass das für sie keine Urlaubsaktivität ist. Ich kann da nicht nachvollziehen und glaube, dass denen nur noch nicht das richtige Buch begegnet ist.

  • Zitat

    Original von Rosha
    Ein Punkt, der mich massiv stört, ist die Behauptung, dass es immer weniger Leser gibt.


    Solange er das nicht mit Zahlen belegt bleibt es wohl eine Behauptung.
    Meiner Erfahrung entspricht das jedenfalls nicht. Ich denke, es kommt darauf an, wohin man schaut. Nicht selten sehen die Leute, was sie sehen wollen. Ob in der Bahn, der Sauna, in Wartezimmern, Cafés, im Parks - die Leute lesen überall. Die Medien ändern sich, sie lesen auf Readern, Tablets, Handys. Das ist doch okay.
    Und wenn Jugendliche wirklich kaum noch lesen sollen, muss mir mal jemand erklären, warum die Mayersche immer mehr Regale in der Manga-Abteilung aufbaut. Zugegeben, das ist kein Tolstoi, aber solange die Kids überhaupt lesen, ist die Behauptung des Lese-Unmuts für mich nicht haltbar.


    Bodo
    Sehe ich auch so :knuddel1

  • Es gibt aber tatsächlich Menschen, die haben mit Lesen einfach nix am Hut. Ich habe einen Freund, der bastelt dir alles mögliche zusammen. Er ist der geborene Handwerker und tut das mit Begeisterung - hinsetzen und lesen ist ihm schlicht zu langweilig.
    Solche Menschen muss es auch geben.


    Was sicher eine große Rolle spielt, ist das Beispiel, dass Lesen eine erfreuliche Angelegenheit sein kann und keine Pflichtübung.
    Da sind die Eltern und die Schule gefragt.

  • Ich bin auch mit einem solchen Nicht-Leser verheiratet, über den Sportteil der Zeitung und ab und an mal Songtexte von Bob Dylan kommt er leider nicht hinaus. Er kann Romanen einfach nichts abgewinnen, beim besten Willen nicht; sein Bruder dagegen liest gern und viel und hört auch leidenschaftlich gern Hörbücher. Es ist also wirklich auch eine Typfrage!


    Das die Spezies "Leser" vom Aussterben bedroht ist, glaube ich nicht. Gut, ich bewege mich jetzt hauptsächlich in einem Umfeld, das dem Bildungsbürgertum zuzuordnen ist, aber in meinem Bekanntenkreis gibt es viele Lese-Fans - den meisten fehlt nur schlicht die Zeit, in größerem Umfang Bücher zu lesen. Ich vermute aber, dass sich das auch wieder ändern wird, wenn die Kinder erstmal groß sind.


    Eher denke ich, dass sich das Leseverhalten ändert, weniger Papier, dafür mehr Elektronik. Ich gebe zu, ich lese neben meinen Büchern auch viel im Internet (Blogs, Online-Veröffentlichungen, Nachrichten etc.) Eine Freundin meiner Tochter liest fast ausschließlich Fanfiction (und schreibt auch selber welche), aber immerhin, sie liest.
    Überhaupt geben sich die Schulen meiner Kinder auch die größte Mühe, die Kinder ans Lesen zu bekommen: Lesetage, Bibliotheksaktionen, Autorenlesungen etc., da wird wirklich viel geboten, um die Kinder fürs Lesen zu begeistern.


    Auch unsere Stadtbibliothek kann sich nicht über mangelnden Zulauf beschweren, wie kürzlich in der Zeitung zu lesen war. Gerade der Onleihe-Service wird gern und viel genutzt, aber auch bei Büchern haben sie nach wie vor einen guten Umsatz.


    Das Leseverhalten wird sich zwar immer wieder ändern, aber dass es ausstirbt, das glaube ich nicht!


    LG, Bella

  • Die Annahme, dass es weniger Leser gibt, kann man auf vieles zurückführen.


    Zu den Zeiten, als meine Oma Buchhänderlin war, kannte sie alle existenten Bücher inhaltlich und bei Titel und alle waren in ihrem Buchhandel gestanden (halbe Größe wie der Hugendubel Marienplatz, München).
    Fakt: Es gibt mehr Bücher die man lesen kann, aber nicht mehr Menschen => es sind mehr bücher die nicht gekauft werden.


    Dazu kommt, dass es Gelegenheitsleser gibt. Nicht jeder liest täglich, und ein Buch nach dem anderen, sondern lesen ein Buch in einer Woche und dann Monate nicht mehr.
    Auch liest nicht jeder in Öffentlichkeit. Zudem bietet die neue Technick (PC, Tablet, Handy, kindle) möglichkeiten zu lesen, ohne etwas auf Papierform in die Hand zu nehmen. Was oft der Anlass ist zu glauben, es gibt weniger Leser.

  • Zitat

    Original von belladonna
    Ich bin auch mit einem solchen Nicht-Leser verheiratet, über den Sportteil der Zeitung und ab und an mal Songtexte von Bob Dylan kommt er leider nicht hinaus.


    Wobei aber betont werden soll und muss, dass das Lesen des Sportteils einer Zeitung eine sehr wichtige und notwendige Tätigkeit ist.


    Aber bevor man diese Diskussion hier weiterführt, sollte man sich vielleicht auf eine Definition des Begriffes "Leserin/Leser" einigen. Ich habe den Eindruck, das dieser Begriff sehr unterschiedlich gesehen wird.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Und daran krankt ja die Diskussion. Für den einen ist ein Leser erst ein Leser, wenn er mindestens Tolstois "Krieg und Frieden" gelesen hat. Für einen anderen beginnt lesen eben schon mit dem Sportteil und wieder ein anderer definiert lesen eben als Hobby und Freizeitbeschäftigung. Und so kann sich auch jeder Pessimist darüber auslassen, er muss nur die Latte hoch genug hängen.

  • Als wenn ich zu meinen Männern sage, ich geh jetzt mal lesen, dann wissen die schon, dass ich weder Zeitung lese, noch im Internet surfe, noch meine Kochbücher wälze, sondern dass ich mich mit einem Buch - oder ähnlichem - verziehe. Bei mir hat das nichts mit hoher Latte zu tun sondern eher damit, dass das restliche Lesen meistens doch der Zufuhr von Infos dient, die ich zum Leben brauche, wohingegen das Lesen eines Buches zwar auch bildet und für mich zum Überleben dazugehört, aber ich im Ernstfall auch ohne diese Tätigkeit ohne Probleme durch den Alltag kommen würde. Wohingegen ich das "Info-Lesen" benötige, um lecker zu kochen, zu wissen was in der Welt passiert, am Tagesgeschehen teilzunehmen usw. Ob der einzelne dann Tolstoi oder Iny Lorentz liest ist mir egal.
    Ein Nicht-Leser ist für mich also jemand, der tatsächlich ungerne oder sogar nie ein Buch liest (Sachbuch sind für mich schon grenzwertig, wenn sie vor allem Gebrauchsanweisungen usw. enthalten und wenig fortlaufenden Text :grin) und lieber zu anderen Freizeitbeschäftigungen greift. Sport und Spiel sozusagen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)


  • Ich habe das Buch von Herrn Denk nicht gelesen, wußte bis eben gar nicht, daß es dieses Buch gibt.
    Ein Problem ist, daß ein Text auf dem E-Reader u. U. anders rüberkommt als der Autor das intendiert hat. Im Printbuch ist der Text unveränderlich. Damit hat jeder Abschnitt seinen festen Platz, an dem man sich beim erneuten Lesen orientieren kann. Auch das dürfte einer der Gründe sein, warum sich Printbücher immer noch gegenüber den E-Readern behaupten, neben der Gefühl des Papiers etc. Ich habe bisher mehrere E-Books auf Xinxii und Lulu angeboten, aber noch keinen Verkauf gehabt. Ich fange jetzt an, über Createspace Printbücher auf Amazon anzubieten, eben WEIL offenbar Printbücher sich sehr viel besser verkaufen als E-Books.


    Ich finde es nicht gut, wenn man für alles eine ''physiologische Erklärung'' anführt mit dem IQ argumentiert. Von ersterem weiß man zu wenig, letzteres ist zu schwammig und ideologisch überfrachtet.


    Es wäre schön, wenn Ihr hier die fraglichen Passagen aus Herrn Denks Buch mal zitieren würdet, damit man weiß, was der wirklich geschrieben hat.

  • Zitat

    Original von logan-lady
    Wenn ich mir hingegen die FAZ oder das Handelsblatt schnappe, benötige ich Konzentration und auch Wissen. Und genau diese Konzentration geht vielen Jugendlichen ab, zumindest, was meine Beobachtungen im Job (ich betreue auch Azubis) angehen. Textverständnis und auch die Geduld, sich einen Text, der länger als 3 Absätze ist, durchzulesen, lassen zu wünschen übrig.
    Aber das ist eine reine Übungssache, mehr nicht.


    Und ob ich nun zu einem Text eine Beziehung aufbaue oder nicht, hängt doch eher davon ab, welchen Inhalt ich mir zur Gemüte führe und nicht, ob es print oder ebook ist.


    Es stellt sich die Frage, warum Jugendliche keine Ausdauer mehr beim Lesen haben. Ich habe damals mit Perry Rhodan angefangen, mehrere Auflagen gleichzeitig und noch Ren Dhark. Ich hatte damals nie Probleme wie die, die Du schilderst. Wenn also die heutigen Jugendlichen Probleme haben, sich einen Text durchzulesen und zu verstehen, der länger als drei Absäzte ist, dann liegt es sicher an etwas ganz anderem als die Präsentationsform eines Textes, und mit Sicherheit ist das keine reine Übungssache.


    Wir wissen alle, wofür Herr Denk steht. Wenn man sich die Rechtschreibreform unvoreingenommen betrachtet, dann stellt man fest, daß hier systematisch der Sinn aus der Rechtschreibung ausgetrieben wurde. Warum sollte ein Jugendlicher etwas wollen, was letztlich bis zu einem gewissen Grad sinnentleert ist? Wo man sich durchkämpfen muß, um den Sinn zu rekonstruieren, den die Reform durch veränderte Kommaregeln, veränderte Groß- und Kleinschreibung, veränderte Zusammen- und Getrenntschreibung, veränderte Worttrennung und letztlich auch durch die Erschwerung des Lesens durch die vielen ss und sss und fehlende h's erzwungen hat. Die ''Erleichterung'' des Schreibens macht es den Leser schwerer, den Sinn zu erkennen.

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Wenn Huxley und Orwell nach Denk nur in Papierform als "gute" Literatur gelten, müssen wir uns nicht darüber wundern, wenn hauptsächlich Jungen in der Mittelstufe ganz aufhören zu lesen. Sie tun das u. a. wegen unflexibler Lehrer wie Denk. Ich habe das selbst mit einem an sich begeisterten Leser so erlebt, der beklagte, dass man mit Deutschlehrern nicht über Bücher diskutieren kann.


    Wie gesagt, ich habe damals in der Mittelstufe angefangen, wirklich viel zu lesen, PR und RD. Ich bin in der Schule, besonders in der Mittelstufe, massiv gemobbt worden. Ich könnte mir aber vorstellen, daß es heute viele Schüler gibt, die auch gemobbt werden, die aber deswegen, weil sie in der Schule gemobbt werden, nichts mehr mit Schule -- und damit mit Lesen -- zu tun haben wollten. Für mich war das Lesen von PR und RD damals privat, für die meiseten Erwachsenen waren solche Romane damals nur ''Schund''. Einige meiner Mitschüler und auch wurden damals von mehreren Lehrern vor der Klasse bloßgestellt, die Mobber unter den Schülern aber nicht. Eine junge Englischlehrerein wurde von den Mobbern der Klasse ebenfalls systematisch fertiggemacht. Der Unterricht, besonders im Fach Deutsch, war ideologisch linkslastig, ebenso die Schulbücher. Ich kann Leute wie Herrn Tim Kretschmer verstehen, wenn sie sich an ihren Mitschülern und Lehrern rächen wollen. Jede Diskussion über das Lesen oder über Schule im allgemeinen sollte ebenfalls das Thema Mobbing enthalten, da dieses Phänomen viel bestimmender ist als andere negative Faktoren, zumindest meiner Erfahrung nach. Mobbing wirkt sich indirekt auch auf Eltern und andere aus.


    Ich finde es nicht gut, daß Sie hier eine Aussage über Herrn Denk machen, von der Sie gar nicht wissen können, ob sie zutrifft oder nicht.


    Ob man mit einem Menschen über Literatur diskutieren kann oder nicht hängt u. a. auch damit zusammen, um welche Literatur es geht. Leider gibt es viele Leute, die immer noch Aversionen gegen Science fiction- oder Fantasy-Literatur haben.