Hier kann zu den Kapiteln 06 - 09 (Seiten 082 - 154) geschrieben werden.
'Manduchai - Die letzte Kriegerkönigin' - Kapitel 06 - 09
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Seite 92: Ganz interessant finde ich die Pferdegeige. Anscheinend gibt es auch eine musikalische Tradition bei den Mongolen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Mongolische_Pferdekopfgeige
Bestimmt nicht einfach zu spielen.
In dem Zusammenhang musste ich auch an den ungewöhnlichen Kehlkopfgesang denken, der sich in westlichen Ohren so fremd anhört.
Anscheinend waren die Musiker bei den Mongolen überwiegend ältere Männer.
Vielleicht lag der Grund dafür aber auch nur, dass ältere nicht mehr so stark für andere Pflichten, wie z.B. Krieg führen, in Anspruch genommen wurden. -
Herr Palomar, ich habe sowohl in Ulan Bator - vom mongolischen Nationalorchester - als auch überall im Land in den Lagern dem Spiel der Pferdekopfgeigen gelauscht, und gelegentlich auch Kehlkopfgesang erlebt. Beides ist sehr eindrucksvoll. Wenn einer Lust hat, einen Film zu sehen, der in der heutigen Mongolei spielt und deutsch synchronisiert ist: "Die Geschichte vom weinenden Kamel" ist nicht nur allgemein sehr gut, sondern bietet das Spiel einer Pferdekopfgeige als Lösung des zentralen Konflikts.
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Es passiert viel in diesem Abschnitt.
Die Demütigung die Tsorokbai im kaiserlichen Palast erlitt, ist ja heftig.
Ein rachsüchtiger Despot, der damit gleich sein wahres Wesen gezeigt hat und die Pläne der klugen Wan zunichte machte.
Ma Jing wird mir immer sympathischer. -
Dieses Buch als Film wäre grandios.
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LyFa, glaub mir, Wan wird das nicht vergessen...
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In diesem Abschnitt wird Ma Jing als eine der interessantesten Figuren weiter ausgebaut! Er ist bis jetzt meine Lieblingsfigur.
ZitatOriginal von LyFa
Es passiert viel in diesem Abschnitt.
Genau das empfinde ich auch. Jetzt ist gerade mal der erste Teil des Buches abgeschlossen und schon gab es umwälzende Entwicklungen, bei dem es sogar zum Aufstand gegen Esen kommt, was zu seinem tödlichen Ende führte.
Das hatte mich überrascht, weil ich annahm, dass er eine zentrale Figur in der "politisch-geschichtlichen" Handlung sein würde. Das war er ja auch, aber nur kurz.
Kurz hatte ich überlegt, ob der von Vögeln zerfleischte Leichnam, der Baum hing, wirklich Esen war, aber dann ist daran doch nicht zu zweifeln.Durch die breite Handlungsentwicklung auf so kurzen Raum, spürt man als Leser auch, was für ein komplexer Roman dieses Buch ist.
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Herr Palomar, die Sache mit dem unscheinbaren Ring, den Tsorokbai-Temur an Esens Hand wieder erkennt, ist vor allem deswegen dar, um ein für allemal klar zu machen, daß Esen wirklich tot ist. Damit die Leser nicht für den Rest des Romans darauf warten, ob er noch einmal auftritt. (Er wurde übrigens wirklich von einem Nobody getötet und auf einem Baum dekoriert.) Aber was er getan hat, und wie die übrigen Mongolen reagierten, wird Manduchai für den Rest ihres Lebens beeinflussen. Esen war der erste mongolische Anführer nach der Vertreibung der Mongolen aus China, der sie kurzzeitig wieder einte. Daß es von seiner erfolgreichen Schlacht gegen den chinesischen Kaiser (wieder: der erste Mongole seit der Vertreibung, dem das gelang) bis zu seinem elenden Ende nur wenige Jahre dauerte, zeigt zwei mögliche Extreme, die einem Anführer geschehen können.
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Wegen dem wieder Vereinen des Volkes stand ihm der Titel des Khans vielleicht auch wirklich zu. Das war Esen anscheinend wichtig. Er glaubte ein Recht darauf zu haben.
Von seinen schrecklichen Taten der "Säuberung", dem Massaker an der Bordschin-Sippe hingegen war ich abgestoßen.
Immerhin, Esen war eine ambivalente Figur! -
Zitat
Original von Herr Palomar
Durch die breite Handlungsentwicklung auf so kurzen Raum, spürt man als Leser auch, was für ein komplexer Roman dieses Buch istJa, das ist er ganz bestimmt.
Mir fällt es deshalb auch schwer mich zu Personen oder deren Handlungsweisen zu äußern. Es geschieht einfach so unglaublich viel, dass ich überhaupt nicht weiß wo ich anfangen sollte :-(.Ich finde es verblüffend, wieviel an historischen Fakten in diesen ersten Abschnitt hinein gepackt wurde und doch auch gleichzeitig die für diesen Roman wichtigen Figuren eine gewisse Tiefe bekommen. Ich hoffe, es ist einigermaßen zu verstehen was ich meine, es ist gar nicht so leicht auszudrücken :help.
Tsorokbai hat diese Demütigung einzig und allein wegen Manduchai ertragen, um ihr Leben zu schützen. Mit dieser Demütigung weiter zu leben zeigt seine Größe und seine Liebe zu ihr. Zu so einer Handlungsweise scheint Esen nicht fähig, er hat sich selbst irgendwann im Größenwahn verloren.
Ah, und jetzt bin ich mir auch wieder sicher, dass es bei diesem Lieblingsbuch meiner Jugend um Dschingis Khan ging, nicht um Attila. Auf S. 148 heißt es, dass er zuvor Temudschin hieß - daran kann ich mich erinnern :-].
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Da Esen vorhatte, den Sohn seiner Tochter zu töten - "Wenn es ein Mädchen wird, dann kann es mir gleich sein, dann soll sie mit der Kleinen tun, was sie will, und ihr die Haare kämmen. Aber wenn es ein Junge wird, dann muss ihm mit dem Schwert die Kehle gekämmt werden" ist übrigens ein Direktzitat aus den Chroniken -, kann man mit Sicherheit sagen, daß er nicht zu so einer Handlungsweise wie Tsorokbai-Temur imstande gewesen wäre.
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Ma Jing gefällt mir in diesem Abschnitt auch immer besser, genauso wie Tsorokbai-Temur.
Die Kinderfrau Wan finde ich zwar sehr interessant, aber bisher eher unsympathisch, vor allem, weil ich denke, sie wird bei dem Versuch den Thron für ihren Schützling zurückzuerobern auc über (Kinder)Leichen gehen.
Ínsgesamt lese ich bisher lieber von den Mongolen als von den Chinesen. -
Zitat
Original von Zwergin
Ínsgesamt lese ich bisher lieber von den Mongolen als von den Chinesen.
Grausam sind sie beide. Die Mongolen irgendwie unmittelbarer, die Chinesen intriganter und verschlagener, mehr so hintenrum :grin.
Das Pinkeln des ursprünglichen "Sohn des Himmels" hat mir einen gewissen Respekt abverlangt. Ob er selbst darauf gekommen ist, dass er so seinen geschworenen Eid halten und doch Rache nehmen kann :gruebel?
Und ich frage mich, warum er sich überhaupt verpflichtet fühlt den Eid zu halten. Bisher schienen die Chinesen den "Barbaren" gegenüber kein großes Ehrgefühl zu entwickeln.
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Warum der Kaiser diese Art der Rache wählt, die seinen Eid aufrecht hält: das hat wenig mit Ehrgefühl und alles mit dem entsetzlichen Gesichtsverlust zu den, den die Niederlage und die Gefangenschaft für den chinesischen Kaiser bedeutete. Wenn er Tsorokbai-Temur und dessen Gefolgschaft hätte an Ort und Stelle umbringen lassen - voraussgesetzt, man hätte seinen Befehlen gehorcht, was nicht gegeben war, denn de facto war sein Bruder der amtierende Kaiser -, dann hätte das in den Augen von sowohl Chinesen als auch Mongolen sein zerstörtes Ansehen nicht wieder hergestellt. Es hätte seinen Ruf als Feigling bekräftigt, und Tsorokbai-Temur als ehrenhaften Helden, der in den Tod ging, da stehen lassen.
Durch die öffentliche Demütigung Tsorokbai-Temurs (vor den Augen anderer Mongolen und vor allem vor den Augen von Tsorokbai-Temurs Kind) dagegen, die er selbst übernimmt, steht der Kaiser nun vor den Chinesen als ein kluger Mann dar, der weiß, wie man mit Barbaren fertig wird, und sie lächerlich aussehen läßt. Die Mongolen haben ihr Gesicht verloren (für Chinesen eines der schlimmsten Schicksale), der Kaiser seines wieder gewonnen.
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Danke für den Link Herr Palomar. Ich wollte gerade googlen und da ist er schon hier.
Die Mongolen sind für mich wirklich Neuland und ich freue mich, so viel über ihre Traditionen lernen zu dürfen.Manduchai dürfte doch erst 4 in diesem Abschnitt sein, oder? Am Anfang hieß es doch sie bekämen ihren Namen mit 2-3. Erstaunlich, wie beweglich sie schon ist, also mit dem Reiten und alles.
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Lesebiene, Reiten lernten und lernen mongolische Kinder schon mit zwei Jahren. Bei den berühmtesten Pferderennen des Landes, während des Naadam-Fests, reiten auschließlich Kinder. Offizielles Mindestalter der Jockeys ist sieben Jahre, Maximalalter zehn Jahre. (Des Gewichts wegen.) Hier ist ein Beispiel:
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Zitat
Original von Tanja Kinkel
Warum der Kaiser diese Art der Rache wählt, die seinen Eid aufrecht hält: das hat wenig mit Ehrgefühl und alles mit dem entsetzlichen Gesichtsverlust zu den, den die Niederlage und die Gefangenschaft für den chinesischen Kaiser bedeutete. Wenn er Tsorokbai-Temur und dessen Gefolgschaft hätte an Ort und Stelle umbringen lassen - voraussgesetzt, man hätte seinen Befehlen gehorcht, was nicht gegeben war, denn de facto war sein Bruder der amtierende Kaiser -, dann hätte das in den Augen von sowohl Chinesen als auch Mongolen sein zerstörtes Ansehen nicht wieder hergestellt. Es hätte seinen Ruf als Feigling bekräftigt, und Tsorokbai-Temur als ehrenhaften Helden, der in den Tod ging, da stehen lassen.Durch die öffentliche Demütigung Tsorokbai-Temurs (vor den Augen anderer Mongolen und vor allem vor den Augen von Tsorokbai-Temurs Kind) dagegen, die er selbst übernimmt, steht der Kaiser nun vor den Chinesen als ein kluger Mann dar, der weiß, wie man mit Barbaren fertig wird, und sie lächerlich aussehen läßt. Die Mongolen haben ihr Gesicht verloren (für Chinesen eines der schlimmsten Schicksale), der Kaiser seines wieder gewonnen.
Die Folgen hatte dann der Kriegsminister zu tragen, der von Pferden in vier Teile zerissen wurde. Da der Kriegsminister zum jüngeren (regierenden) Kaiser gehörte, hat der Ältere ihm damit auch bewusst oder unbewusst geschadet.
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Ich finds hochgradig interessant, angereichert mit viiieeelen geschichtlichen Fakten und dem asiatischen Umgang mit Ehre und Gesichtsverlust. Etwas das bei uns Europäern nicht derart ausgeprägt ist, beim einzelnen je nach dem schon aber nicht im Gesamten. Der "Erste Teil" endet mit Esens Tod. Hätte ich jetzt nicht unbedingt mit gerechnet aber die Geschichte lässt sich nun mal nicht umschreiben oder verändern. Guck mer mal wie es weitergeht.
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Ein ziemlich intensiver Abschnitt, ich muß sagen, als Wan am Ende nach dem Gift greift war ich geschockt, ich hätte ihr bis hierhin nicht zugetraut das sie so weit gehen würde....
Ein anderes Kapitel - Lotosfüße. Waren mir vorher nicht unbekannt, aber trotzdem, jedes mal wenn ich drüber lese tun mir die Füße weh.
Tsorokbai-Temur ist mir in diesem Abschnitt besonders ans Herz gewachsen. Seine Ehre geht ihm über alles, aber er weiß auch wann es besser ist Dinge einfach hinzunehmen. Ich hatte beim Lesen eigentlich wirklich erwartet das er aufspringt und sich und seinen Kriegern einen ehenvollen Tod gönnt, während er hofft das Ma Jing mit Manduchai entkommt. Das er genau das nicht getan hat finde ich umso respekt-einflößender.
Bei Esen hatte ich mir fast gedacht das der bald stirbt. Aber auch hier erweisen Manduchai und ihr Vater noch eine Ehre die er vielleicht gar nicht wirklich verdient hat. Manduchai erhält den Ring, und ich bin sehr gespannt was es damit noch auf sich hat, ich denke er wird noch eine Rolle spielen...
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Maharet, ich hörte als Kind zum ersten Mal von Lotosfüßen, aber für den Roman habe ich das etwas mehr recherchiert und war vor allem wieder vom neuen konsterniert, wie lange - über ein Jahrtausend - diese Verkrüpplung von Frauen praktiziert wurde. Im Netz findest Du auch ein paar Photos und Röntgenbilder. Brrrr.