Leserunden vs. für sich allein lesen

  • Also mir gefallen Leserunden sehr gut und sie sind für mich der Hauptaspekt an dem Eulenforum. Mir gefällt der Austausch und das Diskutieren über die Bücher. Ich lese nicht unbedingt intensiver, aber ich reflektiere nach dem Lesen mehr und öfter. Und ich behalte die Handlung auch besser im Gedächtnis. Alleine lesen ist dann manchmal eher ein konsumieren und nach dem einen kommt sofort das nächste Buch. Bei einer Leserunde habe ich zumindest noch ein paar Worte dazu geschrieben. Und zwar genau in dem Moment, in dem ich sie gedacht habe. Eher unstrukturiert, bis auf die Kapiteleinteilungen. Das unterscheidet für mich das Reflektieren des Buches in einer LR von einer Rezension. Da muss ich am Ende des ganzen Buches auch den Anfang noch einmal durchdenken und dies in einen flüssig lesbaren Text bringen. Das verleidet mir eher das Schreiben einer Rezension.


    Leserunden fordern mich auch oft, dass ich an dem Buch dranbleibe und zügig weiterlese, auch wenn es gerade mal nicht übermäßig interessant ist.Ich lese dadurch eher mehr und schneller. Mir gefällt´s. :-]

  • Ich mag die Testleserunden mit den Rezensionsexemplaren. Ohne diese wäre meine Leseschema viel enger. So konnte ich ohne kostenintensiven Aufwand auch mal über den Rand in fremde Genre gucken und diese für mich entdecken, oder auch als nicht geeignet für mich verbuchen.
    Ich habe schon öfter nach diesen TLR Bücher des Autors gekauft und gelesen.


    Und durch das gemeinsame Lesen in großer Runde, sind ja dann mindestens 25 Leser, viele schöne und interessante LR gehabt. Krönchen wäre nur noch wenn der Autor, sofern verfügbar, sich auch bei den TLR zu Wort melden würde/könnte.

  • Zitat

    Original von Sabine_D
    Und durch das gemeinsame Lesen in großer Runde, sind ja dann mindestens 25 Leser, viele schöne und interessante LR gehabt. Krönchen wäre nur noch wenn der Autor, sofern verfügbar, sich auch bei den TLR zu Wort melden würde/könnte.


    Hallo Sabine,
    dein Krönchen hat Vor- und Nachteile. Klar ist es toll, wenn sich die Autoren in solchen Runden zu Wort melden. Auf der anderen Seite haben wir 3 Leserunden pro Monat mit Autorenbeteiligung und die sollen auch etwas besonderes sein und bleiben. Ich habe es ja auch bewusst bei diesen "nur 3 Autoren-Leserunden" pro Monat belassen, damit diese Runden genug Zeit für sich haben. Wenn man 10 Runden oder so pro Monat mit Autorenbeteiligung hätte, wo bleibt da dann noch das "Besondere"?
    Ich könnte auch mehr Testleserunden machen, manchmal haben wir sogar 3 Runden pro Monat - aber auch das soll die Ausnahme bleiben. Manchmal bietet es sich an, in anderen Monaten lasse ich dafür auch mal eine Testleserunde ausfallen. :wave

  • Ich bin ja auch so mehr der Typ Alleinleser. Wenn ich lese, bin ich vollkommen in der Geschichte. Aber hinterher würde ich ganz gern mal mit jemandem darüber reden. Leserunden sind sicher eine gut gemeinte Alternative und funktionieren sicher meistens. Was ich nicht so auf die Reihe bringe: ein bestimmtes Pensum innerhalb einer bestimmten Zeit lesen und darüber schreiben. Ich lese zwar ein Buch meist in einem Rutsch, wenn es spannend genug ist, aber manchmal komme ich längere Zeit nicht weiter, weil etwas dazwischenkommt, und dann bin ich aus der Runde raus.

  • Zitat

    Original von christabel
    Aber, durch das LR Lesen setzt man sich natürlich auch immer mit anderen Blickwinkeln auseinander, aus denen man selbst den jeweiligen Lesestoff noch gar nicht betrachtet hat.


    Das haben hier ja mehrere genannt.
    Befürchtet Ihr nicht, wenn Ihr Euch direkt ab Beginn des Buches während des Lesens mit anderer Leute Blickwinkeln auseinandersetzt, dass dann Euer abschließendes Urteil, nicht mehr wirklich Eures ist?


    Ich mein damit: wenn ich erst auf Seite 200 von 500 bin und ich habe noch gar keine Meinung zu dem Buch außer, dass es sich gut lesen lässt, und dann lese ich aber von zig Leuten: Was ein blödes/tolles Buch, ändert sich dann nicht meine Erwartungshaltung und beeinflusst mich unbewusst evtl. so stark, dass am Ende gar nicht mehr "meine" Meinung rauskommt, wenn ich das Buch durch habe? Ich frag das wirklich aus echtem Interesse, da ich a) glaube, dass wir Menschen beeinflussbarer sind, als wir es gern hätten, und b) ich mehrere Bücher kenne, die ich bis zur Mitte "nett" fand, kurz vor Ende bescheuert und dann kommen diese brillanten letzten 10 Seiten, die das Buch perfekt und zu einem kleinen Meisterwerk werden lassen. Und ich frag mich da, wenn ich vorher schon gemeinsam der Ansicht gewesen wäre: bescheuertes Buch, ob ich dann überhaupt noch "offen" dafür gewesen wäre, das Geniale zu erkennen.


    Vielleicht versteht ja jemand, was ich mein.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Du meinst, das wunderschönste Kleid ist nicht mehr schön, wenn drei Leute sagen: "Na ja."


    In einer Leserunde sollte man aber schon genauer begründen, was einem nicht gefällt. Und dann bringt jemand meistens doch ein Gegenargument, warum genau das den anderen gefällt.


    Außerdem kann schnell an Hintergrundinformationen kommen oder mal nachfragen, wenn man was nicht verstanden hat.

  • Zitat

    Original von leselampe
    Ich bin ja auch so mehr der Typ Alleinleser. Wenn ich lese, bin ich vollkommen in der Geschichte. Aber hinterher würde ich ganz gern mal mit jemandem darüber reden. Leserunden sind sicher eine gut gemeinte Alternative und funktionieren sicher meistens. Was ich nicht so auf die Reihe bringe: ein bestimmtes Pensum innerhalb einer bestimmten Zeit lesen und darüber schreiben. Ich lese zwar ein Buch meist in einem Rutsch, wenn es spannend genug ist, aber manchmal komme ich längere Zeit nicht weiter, weil etwas dazwischenkommt, und dann bin ich aus der Runde raus.


    Aber das hindert dich hoffentlich nicht daran, noch etwas dazu zu schreiben? Ich habe es schon oft erlebt, dass danach wieder Diskussionen aufkamen. Ich hinke ja auch meistens hinterher...

  • Ich mache auch beides gern, LR wie auch alleine lesen, wobei es mir auch so geht wie den meisten hier, dass ich mich mit dem Buch intensiver auseinandersetze, wenn es sich dabei um eine LR handelt. Gerade bei Krimis/Thrillern finde ich das sehr spannend, wenn alle am Rätseln sind und manche Teilnehmer dann Vermutungen ins Spiel bringen, auf die ich im Leben nicht gekommen wäre!
    Aber ich melde mich bei LR nur an, wenn mich das Buch wirklich interessiert, sodass ich phasenweise an sehr vielen LR teilnehme und dann wieder monatelang gar nicht.


    Ich lese aber auch gern allein, denn manchmal ist mir nach einer bestimmten Art Buch zumute und dann suche ich mir was aus meinem SUB oder mir springt was in der Bücherei ins Auge etc. Wobei ich aber auch festgestellt habe, dass ich mich auch allein intensiver mit einem Buch auseinandersetze, wenn es dazu sehr kontroverse Eulen-Rezis gibt!


    Richtige Leseratten gibt es in meinem Umfeld leider wenig, wobei es schon an Büchern interessierte Menschen in meinem Bekanntenkreis gibt, aber die meisten haben einfach zu wenig Zeit zum Lesen (oder nehmen sie sich nicht genug). Daher bin ich sehr froh, die Eulen gefunden zu haben, wo ich mit meiner Büchersucht nicht allein bin und immer jemanden zum Austausch finde! :-)


    LG, Bella

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ich sehe übrigens auch den Vorteil, dass ich manche Bücher ohne LR nicht gelesen hätte. Schon allein, wenn viele sich anmelden macht mich das kribbelig ;-)


    Das auf jeden Fall. Ich schaue immer wieder mal die Lesenrunden Vorschau an. Wenn dann etwas für mich dabei ist, was mich anspricht, dann nehme ich daran teil. Und da waren auch schon so manche Schätzchen mit dabei. :-)

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Ich sehe übrigens auch den Vorteil, dass ich manche Bücher ohne LR nicht gelesen hätte.


    Das ist für mich einer der positivsten Aspekte von Leserunden.
    Ich habe schon so viele tolle Bücher und Autoren dadurch entdeckt.
    Früher habe ich fast nur englische/amerikanische Autoren gelesen - und zwischenzeitlich durch die Eule so grossartige deutschsprachige Autoren entdeckt! :anbet

  • Zitat

    Original von Frettchen
    Ich mein damit: wenn ich erst auf Seite 200 von 500 bin und ich habe noch gar keine Meinung zu dem Buch außer, dass es sich gut lesen lässt, und dann lese ich aber von zig Leuten: Was ein blödes/tolles Buch, ändert sich dann nicht meine Erwartungshaltung und beeinflusst mich unbewusst evtl. so stark, dass am Ende gar nicht mehr "meine" Meinung rauskommt, wenn ich das Buch durch habe? Ich frag das wirklich aus echtem Interesse, da ich a) glaube, dass wir Menschen beeinflussbarer sind, als wir es gern hätten, und b) ich mehrere Bücher kenne, die ich bis zur Mitte "nett" fand, kurz vor Ende bescheuert und dann kommen diese brillanten letzten 10 Seiten, die das Buch perfekt und zu einem kleinen Meisterwerk werden lassen. Und ich frag mich da, wenn ich vorher schon gemeinsam der Ansicht gewesen wäre: bescheuertes Buch, ob ich dann überhaupt noch "offen" dafür gewesen wäre, das Geniale zu erkennen.


    Ich sehe eher bei Rezensionen diese Möglichkeit, dass eine negative Rezension die folgenden quasi runterzieht und man sich stärker auf die Schwächen eines Buches konzentriert. Bei Leserunden (ich habe erst an wenigen teilgenommen) fand ich dagegen, dass die Teilnehmer sich jede/r über verschiedene Dinge aufregen und man sich eher gegenseitig ermutigt, soo schlimm wäre es nun wieder nicht (letztes Beispiel Owen Meany, das mancher ohne die Leserunde evtl. abgebrochen hätte).

  • Zitat

    Original von Wolke


    Hallo Sabine,
    dein Krönchen hat Vor- und Nachteile. Klar ist es toll, wenn sich die Autoren in solchen Runden zu Wort melden. Auf der anderen Seite haben wir 3 Leserunden pro Monat mit Autorenbeteiligung und die sollen auch etwas besonderes sein und bleiben. Ich habe es ja auch bewusst bei diesen "nur 3 Autoren-Leserunden" pro Monat belassen, damit diese Runden genug Zeit für sich haben. Wenn man 10 Runden oder so pro Monat mit Autorenbeteiligung hätte, wo bleibt da dann noch das "Besondere"?
    Ich könnte auch mehr Testleserunden machen, manchmal haben wir sogar 3 Runden pro Monat - aber auch das soll die Ausnahme bleiben. Manchmal bietet es sich an, in anderen Monaten lasse ich dafür auch mal eine Testleserunde ausfallen. :wave


    Natürlich hat alles Vor-und Nachteile. Und ich würde es auch nicht bei jedem TLB so wollen. Aber öfter hatte ich schon, grad bei guten Büchern, den Wunsch mit dem Autor zu 'sprechen'.


    Ich finde auch die Anzahl der TLR und der normalen LR so in Ordnung. Darum ging es auch gar nicht, Andrea.
    Selbst ich als Vielleser muss schon genau abwägen wo ich mitlese und wo nicht. Sonst verzettel ich mich und komme nicht mehr dazu meine eigenen alten Bücher zu lesen.

  • Die Möglichkeit beeinflusst zu werden sehe ich überall, wo es um Bücher gehört. Ich suche Bücher meist nach Klappentext und Cover aus, außer ich kenne den Autor. Und dann lasse ich mich von Rezis hier beeinflussen. In einer LR versuche ich neutral zu bleiben. Das war beim z. B. Distelfink ganz schwer, weil nicht alle das Buch gut fanden bzw zu langatmig.

  • ich finde beides gut LR und allein Lesen. LR sind in sich fast wie Krimis :lache...es ist auf alle Fälle sehr spannend was die Eulen dazu geschrieben haben .... die unterschiedlichen Sichtweisen und einzelne Punkte die jedem auffallen sind sehr interessant. Zu lesen wie die Eulen ein Buch empfinden, wie es auf sie wirkt oder was ihnen besonders aufgefallen ist, ist sehr interessant. Mehr geschäftige ich mich glaub ich nicht mit einem LR Buch als mit einem anderen. Wobei ich dann doch über die unterschiedlichen Meinungen und Empfindungen zu dem Gelesenen nachdenke.
    Ich habe nicht das Gefühl das ich durch die Meinung anderer beeinflußt werde, da ich mit meinen Sichtweisen sowieso meist ziemlich allein da stehe, nicht nur auf Bücher bezogen, wirken sich unterschiedlichen Meinungen da wohl eher nicht auf mich aus. Durch TLR hab ich in jedem Fall schon Bücher gelesen die ich sonst wohl nicht gelesen hätte oder mir hätte kaufen können. Bisher waren fast alle positiv und ich hab mir die Autoren in jedem Fall gemerkt und auch schon nach anderen Büchern dieser Autoren gestöbert.
    Im real Leben hab ich eher nicht die Gelegenheit über die Bücher die mir gefallen zu reden. Meine beste Freundin liest zwar sehr viel ...aber wir haben nicht den gleichen Geschmack.

    e0354.gif


    c0624.gif Sommer in der kleinen Bäckerei am Strandweg--Jenny Colgan

    Chroniken von Deverry 2 --Katharine Kerr
    Drachenelfen , die Windgängerin -- Bernhard Hennen

  • Das ist wie bei Radio Eriwan: im Prinzip schon, aber ... ;-)


    Im Prinzip lese ich Bücher gerne in Leserunden, bin durch unseren Umzug bzw. derzeit dessen Folgen seit Monaten aber dermaßen in Beschlag genommen, daß ich seit längerem keine LR mehr so richtig mitmachen konnte.


    Im Prinzip ja lieber Leserunde, aber zu vielen Büchern, die mich interessieren, gibt es keine.


    In Prinzip ja lieber Leserunde, aber kann man heute über ein Buch wie z. B. "Die Schlafwandler" von Christopher Clark öffentlich noch offen diskutieren?


    Für eine Leserunde lese ich ein Buch sicherlich etwas genauer und intensiver als für mich alleine. Interessant wird eine Leserunde, egal ob mit oder ohne Autor, eigentlich vor allem durch die Zusatzinformationen, die die einzelnen Teilnehmer beisteuern. Und die Gedanken und Anregungen, auf die man alleine vielleicht nicht gekommen wäre.


    Eher abschreckend wirken auf mich allerdings lange Anmeldelisten, also etwa 15 oder mehr Teilnehmer. Eine LR mit so vielen Teilnehmern wird mir einfach zu anstrengend, da behalte ich den Überblick nicht mehr und muß fast mehr Zeit in die Leserunde als ins Lesen investieren.



    Zitat

    Original von Frettchen
    Ich mein damit: wenn ich erst auf Seite 200 von 500 bin und ich habe noch gar keine Meinung zu dem Buch außer, dass es sich gut lesen lässt, und dann lese ich aber von zig Leuten: Was ein blödes/tolles Buch, ändert sich dann nicht meine Erwartungshaltung und beeinflusst mich unbewusst evtl. so stark, dass am Ende gar nicht mehr "meine" Meinung rauskommt, wenn ich das Buch durch habe?


    Also das kann ich für mich, denke ich, ziemlich ausschließen. Bei zu viel konträrer Meinung würde ich die meine dann wohl eher zurückhalten, als der Mehrheit anzupassen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")