Leserunden vs. für sich allein lesen

  • Bisher habe ich Bücher alleine gelesen,ohne mich darüber auszutauschen.
    Jetzt habe ich mich zum ersten Mal zu einer Leserunde angemeldet und bin gespannt, wie der Austausch verläuft...
    Eine Bekannte von mir ist in einer realen Leserunde, liest aber die Bücher nicht, sondern lässt sich den Inhalt von den anderen Teilnehmerinnen erzählen und diskutiert dann mit. Das Verhalten kann ich nicht nachvollziehen und es hat mich bisher von Leserunden abgehalten.

  • Mir geht es ähnlich wie Delphin. Die LR-Bücher in diesem Forum sprechen mich mehrheitlich nicht an und zudem halte ich mich nicht für leserundenkompatibel. Mal bin ich zu langsam, mal zu schnell; mein Rhythmus ist recht unregelmäßig.
    Bei vielen Büchern, die Diskussionsbedarf bei mir auslösen, meine ich auch hier im Forum keinen geeigneten Diskussionspartner zu finden. Oftmals müssen dann, wenn es beispielsweise um die DDR-Vergangenheit geht oder es sich um Reiseberichte aus Asien handelt, meine Mutter oder eine spezielle Eule :grin herhalten. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit nutzen, danke fürs Zuhören und die Antworten auf mein penetrantes Nachfragen zu sagen.

  • Ich mache mir zu fast jedem gelesenen Buch Notizen und sehe keinen großen Unterschied zwischen einem Leserundenbuch und einem Buch, zu dem ich später etwas schreiben will. Vermutlich bin ich kein Leserundenmensch, weil ich mich nach zwei oder drei Tagen lieber dem nächsten Buch zuwende, eine Leserunde dann aber noch weiter läuft und Zuwendung braucht.


    Am faszinierendsten finde ich kontroverse Diskussionen darüber, was an einem Buch nervt oder begeistert. Vielleicht ist dieser Pfeffer erst Voraussetzung für eine Diskussion. Ich kann mir z. B. schwer vorstellen, eine Leserunde zu einem biografischen Roman interessant zu finden, weil ich dazu mindestens die "wirkliche" Biografie recherchieren müsste, um Fakten und Fiktion auseinanderzudividieren.


    Diskussionen über Bücher führe ich außerhalb der virtuellen Welt auch & gern. Sie scheitern bei mir oft an den zahlreichen Tabus von Leuten, die ansonsten viel und gern lesen. Einer liest nichts aus fernen Ländern, beim nächsten darf im Buch keine Person sterben, dem dritten ist es leicht zu kitschig, der vierte will keinen Sex - es ist nicht einfach, da eine Schnittmenge zu finden, auf die man sich einigen kann.

  • Zitat

    Original von sapperlot


    Mit zunehmender Leseerfahrung kriegt man ein Gefühl dafür, dass ein(e) Autor/-in ein Buch mit viel Routine mal eben so runtergeschrieben hat weil sie/er einen Vertrag mit einem Verlag hat und in den nächsten drei Jahren drei Bücher abliefern muss.


    Woran erkennt ihr das / glaubt ihr das zu erkennen? Das ist keine rhetorische, sondern eine rein von meiner Neugier angetriebene Frage. :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Mir geht es auch so, dass ich mich mit einer Leserunde mehr mit einem Buch beschäfftige, alleine schon, weil man ja was sinnvolles beitragen möchte. Allerdings habe ich auch manchmal Schwierigkeiten zu manchen Kapiteln etwas zu schreiben, weil sie doch manchmal sehr wenig Inhalt hergeben.


    Was mir noch auffällt ist, dass ich mir während einer LEserunde mehr Zeit zum lesen nehme.
    Man möchte ja auch nicht hinterherhinken, jedoch ist es schon schwer manchmal die Zeit zum lesen zu finden neben dem Beruf. Deswegen finde ich es schön, dass durch die Leserunde eine Art pflichtbewusst sein aufkommt ;)


    Generell lese ich aber auch gerne "alleine" ein Buch für mich, dass mich dann einfach unterhält und bei dem ich nicht drüber nachdenken muss was ich schreibe. Allerdings ist es auch schön sich im nachhinein mit jemanden über das Buch auszutauschen ;)

    Das Buch ist wie eine Rose, beim Betrachten der Blätter öffnet sich dem Leser das Herz.


    (Sprichwort aus Persien)


    LG büchervamp :flowers


    Ihr findet mich auch bei Instagram besucht mich mal

  • Ich habe ja noch nicht an so vielen Leserunden teilgenommen, muss da aber etwas differenzieren:


    Leserunde mit Autor:
    Der einzige Unterschied, den ich bei mir bislang bemerkt habe, ist, dass ich mir immer zu den einzelnen Abschnitten sehr viele Notizen mache, um dem Autor auch wirklich eine detaillierte Rückmeldung zu geben. Ich freue mich, dass die Autoren sich hier dann interessiert am Feedback zeigen und will da dann auch entsprechend antworten und möglichst genaue Einblicke geben, wo mir was aufgefallen ist, etc. In der Rezi am Ende sieht das dann auch wieder anders aus, weil ich da wieder auf "normalem" Level schreibe und eher allgemeiner dazu etwas schreibe.


    Leserunde ohne Autor:
    Da lese ich ganz normal und mache mir keine Notizen, schreibe einfach nur frei Schnauze was mir (noch) einfällt, denn so ist das dann. Die Details, wo ich dann auf S. 5 noch denke, joa, das musst du sagen, hab ich auf S. 35 wieder vergessen und deswegen ist das dann auch nicht so sehr in die Tiefe, nicht so sezierend von mir, was ich dabei schreibe...


    Beim Lesen selbst:
    Bei Leserunden lese ich mehr (und dadurch bin ich mit dem Buch schneller fertig), weil ich das dann irgendwie schon als Ansporn empfinde und ich dann nicht erst x Tage nach allen Anderen was schreiben will. Da lese ich dann allerdings das Buch auch nicht schneller, sondern nehme mir einfach fest die Zeit für das lesen, wo ich mir sonst eben keine feste Lesezeit verplane. Das hat aber keine Auswirkungen auf meine Aufmerksamkeit beim lesen selbst, ich setze bei Leserunden ja nur sehr viel öfters dann auch ab und schreibe mir was auf und bin da quasi mehr bei unterbrochen und andererseits weil ich mehr auf einmal lese doch tiefer drin...klingt sehr komisch, ist mir bewusst...

  • Ich finde beides schön - beim allein lesen kann man halt spontan aussuchen auf was man grad Lust hat und auch Bücher abseits der Bestsellerlisten oder aktuellen Neuerscheinungen lesen. Ich bin z.B. überhaupt niemand, der sich die neuesten Bücher kauft, sondern ich will erst mal meinen SUB verkleinern und leihe ansonsten liebend gern aus der Bücherei, was mir grad so spontan zusagt.


    Leserunden dagegen sind deswegen so toll, weil man dann ein ganz neues Buch bekommt (was ich mir halt sonst nicht kaufen würde, s.o. ;-) ), außerdem noch als Geschenk, worüber ich mich immer sehr freue und was ich echt was ganz Tolles finde, und man kann sich dabei auch noch austauschen, das macht auch Spaß!


    Bei LR muss ich immer drauf achten, rechtzeitig zu posten, bevor ich meine Gedanken wieder vergesse!


    Also ich find beides toll!!

  • Sicherlich lese ich Leserunden Bücher aufmerksamer als andere, allein, weil man ja mit den Eulen im Anschluss darüber diskutieren will und eine Rezi schreiben muss. ...


    Ich versuche jedoch auch allen anderen Büchern, die ich lese, die gleich Aufmerksamkeit zu schenken. Wenn mir ein Buch besonders gut gefällt, schaue ich gleich bei den Eulen, ob es schon reszeniert wurde um meinen Senf dazu abzugeben, da man das ein oder andere einfach los werden will/muss.


    Ich mag aber sowohl Leserunden als auch das alleinige genießes des Buchlesens. ... Denn hier kann man sich solange Zeit lassen, wie man möchte und man braucht keine Angst haben, den Start zu verpassen und hinterher hinken zu müssen. :zwinker.

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder
    Ich habe aber festgestellt, dass es Bücher gibt, die für eine Runde nicht so geeignet sind (aus den verschiedensten Gründen) und solche, die geradezu danach schreien.


    Das sehe das auch so, wobei sich da die Leser bestimmt nicht einig sind, welche Bücher diskussionswürdig sind.

  • Die Eule ist für mich in erster Linie dazu da über Bücher zu diskutieren und der erste Platz dafür sind für mich Leserunde. Es gibt Bücher, die hätte ich ohne Leserunde nie gelesen- den ein oder anderen Klassiker oder SZ Reihe seinerzeit z.B. ein Buch bei einer Verlosung zu gewinnen ist nette Beigabe, aber in der Regel ist mir das egal. Ausnahme ist wenn die Leserunde zu einem gebundenen Buch ist, ich mir aber nur das Taschenbuch zulegen will- dann lese ich nicht direkt mit, sondern lege später nach. Natürlich gibt es Bücher, die für Leserunde nicht so geeignet sind, weil einfach keine diskussionswürdigen Punkte vorkommen, Wolke bemüht sich aber offensichtlich, das auszuschließen, bzw. zu minimieren. Außerdem kann auch in einem Rezifred eine interessante Diskussion entstehen oder "im ich lese gerade" Bereich.

  • Zitat

    Original von harimau


    Woran erkennt ihr das / glaubt ihr das zu erkennen? Das ist keine rhetorische, sondern eine rein von meiner Neugier angetriebene Frage. :wave


    Tja, wenn ich dir das mal so genau sagen könnte... Es ist einfach ein Gefühl. Das Geschriebene kommt bei mir nicht nur im Kopf an, sondern es löst auch noch etwas aus: Ein Charakter (oder mehrere) scheint besonders auf eine Art zu sein, die Geschichte löst Bewunderung, Angst oder sonstige Gefühle aus. Vielleicht sind die Figuren aber auch einfach lebensecht beschrieben und nicht nur grob skizziert. Da fällt so viel zusammen, was ich gar nicht greifen kann. Dann packen mich auch mal Themen, die ich eigentlich gar nicht als “meins“ ansehe. In diesen Fällen ist es dann auch so, dass ich nach Beenden des Buches total traurig bin, dass ich keine Zeit mehr mit der “Person“ verbringen kann oder im speziellen Fall von heute wandern meine Gedanken immer wieder zu der Geschichte zurück. Keine Ahnung, ob die Erklärung Dir irgendwie hilft...


    @ Buchdoktor: Wie machst du das genau? Notierte Du Dir was auf dem PC oder in einem Buch? Stichworte oder Gedanken zu den Büchern? Ich will das auch schon lange tun, aber bisher war es mir zu aufwändig... jetzt im Urlaub habe ich mir in einem Heft einiges notiert, einfach, weil ich es jederzeit wieder abrufen möchte....

  • Vielen Dank für deine Antwort, Booklooker. :-)


    Ich denke, ich verstehe dich, frage mich allerdings, ob es wirklich das "Herzblut" des Autors oder vielmehr seine schriftstellerische Fähigkeit ist, die diese positive Wirkung bei dir erzielt. Die Begeisterung eines Autors für seinen Stoff schadet natürlich nie, aber sie allein schreibt meiner Meinung nach keine guten Bücher.


    LG harimau :wave

    "Lieber losrennen und sich verirren. Lieber verglühen, lieber tausend Mal Angst haben, als sterben müssen nach einem aufgeräumten, lauwarmen Leben"

    Andreas Altmann

  • Zitat

    Original von Booklooker
    @ Buchdoktor: Wie machst du das genau? Notierte Du Dir was auf dem PC oder in einem Buch? Stichworte oder Gedanken zu den Büchern? Ich will das auch schon lange tun, aber bisher war es mir zu aufwändig... jetzt im Urlaub habe ich mir in einem Heft einiges notiert, einfach, weil ich es jederzeit wieder abrufen möchte....


    Ich schreibe auf DIN A4-Notizzettel, z. B. die Namen der Figuren, meine Vermutungen und Fragen, die Entwicklung der Figuren. Ich wüsste sonst z. B. heute nicht mehr, wie in meinem Buch vor 2 Wochen die Tante der Hauptfigur hieß. :-) Im Rückblick sind es oft Entwicklungen, die nur mir als Leser anfangs noch nicht klar gewesen sind, die der Autor mit seiner Plotentwicklung jedoch gezielt so aufgebaut hat.

  • Zitat

    Original von harimau
    Vielen Dank für deine Antwort, Booklooker. :-)


    Ich denke, ich verstehe dich, frage mich allerdings, ob es wirklich das "Herzblut" des Autors oder vielmehr seine schriftstellerische Fähigkeit ist, die diese positive Wirkung bei dir erzielt. Die Begeisterung eines Autors für seinen Stoff schadet natürlich nie, aber sie allein schreibt meiner Meinung nach keine guten Bücher.


    LG harimau :wave


    Ich glaube einfach, dass man ein berührendes Buch nicht schreiben kann, wenn einem das Thema nicht wichtig ist oder man gezwungen ist in kurzer Zeit viel zu veröffentlichen.


    @ Buchdoktor: Hast du da im Laufe der Zeit nicht irre viel Papier angesammelt? So wie du mache ich das nur, wenn ich bei LR mitmache.

  • Zitat

    Original von Booklooker


    @ Buchdoktor: Hast du da im Laufe der Zeit nicht irre viel Papier angesammelt? So wie du mache ich das nur, wenn ich bei LR mitmache.


    Nö, das ist ja nur die Gedankenstütze bis zur Rezension oder zur Leserunde. Der Papierkorb für die Blätter steht hier direkt am Rechner. Es gibt aber böse Gerüchte, ich würde immer die Kugelschreiber der gesamten Familie leerschreiben. :chen

  • Ich habe festgestellt, dass bei den meisten Büchern Leserunden für mich nichts sind. Statt intensiver - wie die meisten von Euch -, lese ich hektischer, fühl mich unter Druck, nach jedem Kapitel was schreiben zu müssen und kann das Buch gar nicht mehr richtig genießen und auf mich wirken lassen.


    Ähnlich wie bei Filmen - da möchte ich auch nicht mittendrin Pause machen und schon diskutieren, sondern erst, wenn der Film zuende ist. Ausnahmen sind "seichte" Filme oder Horror. Da macht erst das gemeinsame Gucken so richtig Spaß, wenn man sich gemeinsam aufregen kann, warum die dumme Pute in den Keller rennt oder ins Dachgeschoss, statt einfach auf die Straße und am besten zu den Nachbarn.


    Und irgendwie geht es mir bei Büchern genauso. Mittendrin schon diskutieren, hindert mich, mich komplett auf das Buch einzulassen.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Es gibt Bücher, die fesseln den Leser derart, dass man sie gar nicht mehr aus der Hand legen will. Solche würde ich nicht in einer Leserunde lesen.
    Andere Bücher verlangen immer wieder Pausen, in denen man den Stoff etwas sacken lassen oder einen Gedankengang noch einmal nachvollziehen möchte. Da wünscht man sich dann Gesprächspartner.

  • Ich hab' ja jetzt grad meine erste LR hinter mir und muss sagen, dass ich es echt klasse fand! Ich bin ansonsten nicht unbedingt so der 'gemeinsam lesen Typ', aber das war echt gut. Sicherlich kommt es dabei auch auf's Buch an, manche Bücher lese ich lieber allein für mich. Aber, durch das LR Lesen setzt man sich natürlich auch immer mit anderen Blickwinkeln auseinander, aus denen man selbst den jeweiligen Lesestoff noch gar nicht betrachtet hat. Unter Druck gesetzt fühlte ich mich gar nicht. Im Gegenteil, für mich war's eher eine schöne u. zusätzliche Motivation.

  • Bei den Leserunden lese ich die Bücher intensiver und kann mich mit den anderen Lesern evtl. auch Autor austauschen. Manchmal bekomme ich auch eine andere Sichtweise bezüglich des Buches und vom Autor mehr Hintergrundwissen. Eine Bereicherung für mich.


    Leider habe ich sonst keine Freunde mit denen ich mich über Bücher austauschen kann. Die meisten lesen gar nicht und die anderen lesen andere Genre als ich.


    Der Vorteil für das alleine lesen ist für mich die Spontanität. Allerdings brauche ich für ein Buch länger bis ich es durchgelesen habe.

  • Ich mag beides. Durch verschiedene Leserunden hier, bin ich auf Bücher aufmerksam geworden, die ich sonst gar nicht gelesen hätte. Ich habe so auch mal ein neues Genre ausprobieren können. Dass es diese Möglichkeiten gibt, finde ich toll.


    Auch die Diskussionen und der Austausch machen mir Spaß. Sie anderen Sichtweisen, etc. sind sehr interessant. Die Gedanken der anderen Teilnehmer haben mich schon ein paar Mal auf Dinge aufmerksam gemacht, die mir so vielleicht gar nicht in den Sinn gekommen wären.


    Und es ist auch schön, direkt mit jemandem über das Gelesene sprechen zu können. Privat kommt es öfter vor, dass meine beste Freundin und ich dasselbe Buch zu Hause haben, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten lesen. Da kann man dann nicht direkt miteinander über das Buch sprechen, ohne evtl. etwas zu verraten. Das ist der Vorteil bei den LR und die Kapiteleinteilung.



    Aber ich lese auch sehr gern allein. Manche Bücher möchte ich auch alleine lesen.

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)