Taschenbuch: 400 Seiten
Verlag: rororo (1. Februar 2014)
ISBN-13: 978-3499222313
Originaltitel: Where the Bodies are buried
Preis Taschenbuch: Euro 9.99
Preis Gebundene Ausgabe: Euro 19.99
Preis Kindle E-Book: Euro 9.99
Autor
Christopher Brookmyre, geboren 1968 in Barrhead bei Glasgow, ist ein extrem vielseitiger Autor, dessen Werk und Bandbreite in Deutschland erst noch zu entdecken ist. Erst kürzlich legte Brookmyre in England mit Bedlam einen der ersten Romane aus der Welt der Computerspiele vor (der zum Erscheinen direkt auf Platz 7 der Hardcover-Fiction-Bestsellerliste landete), in der angelsächsischen Welt ist er allerdings besonders für seine funkensprühend originellen Romane bekannt, die ihm bereits mehrere Krimipreise eingebracht haben. Auf Deutsch ist von ihm bisher neben "Die hohe Kunst des Bankraubs" nur "Wer schlafende Hunde weckt" erschienen, einer seiner “direkten” Krimis. Dank seiner ungewöhnlichen Produktivität hat Brookmyre in den letzten Jahren ein umfangreiches und vielschichtiges Werk geschaffen, das es nun endlich auch auf Deutsch zu entdecken gilt.
Kurzbeschreibung/Klappentext
Abgebrüht, ausgebufft, fesselnd und intelligent – unsere Krimi-Entdeckung aus Schottland In Großbritannien sind seine Bücher schon längst Krimi-Kult! Nun erscheint endlich der erste Brookmyre Roman auf Deutsch. Glasgow, Mitte des letzten Jahrzehnts. Jasmine Sharp müsste eigentlich jubeln: Endlich hat sie einen Job. Ihr Onkel Jim, Privatdetektiv, Ex-Cop und ihr einziger Verwandter, hat es nett gemeint und sie zu seiner Assistentin gemacht. Aber besonders geschickt angestellt hat sie sich bisher nicht. Wenn man ehrlich ist, muss man sogar zugeben: Als Privatdetektivin ist sie eher lausig. Doch als Jim plötzlich spurlos verschwindet, muss Jasmine über sich hinauswachsen: Auf eigene Faust und geplagt von Selbstzweifeln beginnt sie zu ermitteln. Bei ihren Nachforschungen trifft sie auf Tron Ingrams, der ihr mit seiner brutalen und verschlossenen Art Angst macht und offensichtlich mehr weiß als er sagt. Schnell muss Jasmine feststellen, dass sie es mit Gegnern zu tun hat, die vor nichts zurückschrecken. Ohne es zu wissen, ist sie dem größten Korruptionsskandal auf der Spur, den Glasgow je erlebt hat. Und sie erkennt, dass sie und Ingrams mehr verbindet, als ihr lieb ist. In Großbritannien hat Christopher Brookmyre bereits Kultstatus. "Wer schlafende Hunde weckt" ist der erste Krimi von ihm, der auf Deutsch erscheint.
Meine Meinung
Den Schriftsteller Christopher Brookmyre habe ich mit dem Buch "Die hohe Kunst des Bankraubs" entdeckt und zugleich schätzen gelernt. Bei meiner damaligen Buchbesprechung habe ich geschrieben, dass ich von der skurrilen Handlung überrascht wurde und von ihm gerne mehr lesen würde. Gesagt getan und ich habe mir das Taschenbuch "Wo die Leichen liegen" gekauft. Die genau gleiche Geschichte gibt es auch als Hardcover mit dem Titel "Wer schlafende Hunde weckt" ... Irgendwem in der Buchbranche gehört für diese irritierende Doublette einen festen Schlag auf den Hinterkopf verpasst, dies soll nach dem Volksmund die Denkfähigkeit erhöhen. Also nicht verwirren lassen und beide Bücher kaufen sondern nur eines der beiden.
Die Geschichte ist in zwei markante Handlungsstränge unterteilt die parallel aber unabhängig voneinander verlaufen. Das sie sich irgendwann kreuzen und sich zu einem grossen Ganzen verbinden werden ahnen die routinierten Leser/-innen früh. Das der Autor zwei weibliche Hauptfiguren ins literarische Leben ruft ist wohl eher ungewöhnlich, schliesslich spielt die Handlung in der schottischen Westküstenmetropole Glasgow. Die Industriestadt die mit dem Niedergang der Wirtschaft kämpft und dem etwas düsteren Arbeiter-Image hat hohe Kriminalitätsraten und die Gangstersippen gehen brutal miteinander um. In dieses raue Klima zwei weibliche Protagonistinnen anstatt eines männlichen knallharten Cops zu setzen passt zum Wesen von Christopher Brookmyre. Er will keine 08/15 Thriller schreiben sondern solche die sich im Grundgerüst und den Figuren von der Masse unterscheiden aber im Kern ein Krimi bleiben sollen.
Jasmine Sharp ist eine unbedarfte blutjunge Frau die ihren Platz weder im Leben noch in der Gesellschaft gefunden hat. Ihr Wunsch wäre es Schauspielerin zu werden aber sie hat in dieser Branche noch keinen Fuss fassen geschweige denn sich etablieren können und lebt in chronischer Geldnot. Ihr Onkel Jim, ehemaliger Polizist und nun Privatdetektiv hat sie angestellt und nimmt die etwas schusselige Jasmine unter seine Fittiche. Die ein oder andere Observierung ist wegen ihrer Nervosität und fehlendem Selbstvertrauen in die Hose gegangen ganz nach dem Credo: Jasmine verbockt's. Als Jim spurlos verschwindet, natürlich kurz bevor er die monatliche Lohnauszahlung machen konnte, nimmt Jasmine in ihrer prekären pekuniären Zwangslage ihr Herz in beide Hände und beginnt auf eigene Faust nach ihm zu suchen.
Catherine McLeod ist nicht nur zweifache Mutter sondern auch Detective Superintendent bei der Glasgower Polizei und in einem der berüchtigsten Reviere eingeteilt, berüchtigt im negativen Sinne gemeint. Ein Stadtteil bei dem es nicht um raffiniert geplante Verbrechen geht sondern um simpel gestrickte Straftaten aus Suff, Wut und Rache oder ganz einfach aus grundlosen Gewaltexzessen die ihren Ursprung in der Depression von Menschen haben die keine Perspektive mehr besitzen und früh an der Endstation des Lebenswegs angekommen sind. Ein Mordfall im Gangstermilieu holt Catherine mitten in der Nacht aus dem Bett.
Zwei gegensätzliche weibliche Charaktere die so gar nicht in das grobschlächtige Umfeld passen wollen in das sie gesetzt werden. Was zunächst unstimmig erscheint fügt sich nach und nach, nicht zuletzt weil der Autor sich in Personenzeichnung Mühe gibt. Der Sprachstil ist krimitypisch und ganz auf die Handlung, welche komplex aufgebaut ist, ausgelegt. Gesamtwertung: Nicht perfekt aber gut und ich hab mir bereits einen weiteren Kriminalroman von Brookmyre gekauft. 7 bis 8 Eulenpunkte.