Gebundene Ausgabe: 220 Seiten
Verlag: Unionsverlag
Originaltitel: Wara'a al-Firdaus
Aus dem Arabischen von Hartmut Fähndrich
Kurzbeschreibung:
Im Weißen Haus, in einem Dorf im Nildelta, sind Gamila und Salma gemeinsam aufgewachsen. Heute kommt Gamila als Studentin im kurzen, schwarzen Kleidchen daher und trägt Luis Vuitton. Salma führt ein bürgerliches Leben und will aus der Enge ihrer unerfreulichen Ehe ins Schreiben flüchten. Salma fasst den Mut, ihre Familiengeschichte zu schreiben. Sie kehrt zurück ins Weiße Haus. Dort ist es still geworden. Nur Mutter und Tante sitzen noch auf der Veranda und tuscheln. Früher war dieses Haus eine Bühne für die Kämpfe und Dramen der weit verzweigten Fabrikantenfamilie, ihrer Dienstboten und Arbeiter. Die Ziegelfabrik machte die Familie reich, die Revolutionen des Landes ruinierten sie wieder. Salma vergräbt sich im Zimmer, das einst ihr Kinderzimmer war. Zuletzt dringt sie vor zu jenen Ereignissen, durch die sie und ihre engste Freundin Gamila auf immer in Schuld verstrickt sind.
Über die Autorin:
Mansura Eseddin, 1976 im Nildelta in Ägypten geboren, studierte Journalismus an der Universität Kairo und arbeitet bei Akhbar al-Adab, einem der wichtigsten Literaturmagazine Ägyptens. Ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. 2010 wurde sie als eine der besten arabischsprachigen Autoren unter 40 ausgewählt. 2010 war sie als einzige Frau für den International Prize for Arabic Fiction nominiert.
Über den Übersetzer:
Hartmut Fähndrich, geboren 1944 in Tübingen, ist seit 1978 Lehrbeauftragter für Arabisch und Islamwissenschaften an der ETH Zürich. Neben seiner Übersetzertätigkeit arbeitet er auch als Herausgeber und Publizist. Für seine Übersetzungen wurde er mehrfach ausgezeichnet.
Mein Eindruck:
Ein schmales, aber schön gestaltetes Buch einer ägyptischen Schriftstellerin, erschienen im Unionsverlag.
Dieser Roman ist nicht ganz einfach zu fassen, er wirkt teilweise fragmentarisch. Aber er bleibt auch nicht ohne Ausdruckskraft.
Anfangs dominieren Erlebnisse, die aber nur Träume sind. Das empfand ich am Anfang als ziemlich verwirrend, genauso wie die hohe Anzahl an Figuren, die ich zunächst nicht zuordnen konnte. Zudem gibt es viele Abschweifungen.
Die Protagonistin ist in erster Linie Salma und ihre Familienmitglieder.
Sie lebt in Kairo in guten Verhältnisse, arbeitet als Journalistin, ist jedoch von ihrem Ehemann verlassen worden. Das stürzt sie in die Krise.
Daraufhin besucht sie ihre Familie in einem kleinen Dorf am Nil .
Es gibt ein Personenverzeichnis am Ende des Buches, welches man auch dringend benötigt, und doch ist es mühsam, die Figuren auseinander zu halten.
Als stringente Handlung funktioniert der Roman nicht, aber es gibt reichlich Detailbeschreibungen der ägyptischen Welt, die mich interessieren.
Was die Autorin gut schafft, ist es zu zeigen, wie die Umstände im Land das Leben der Menschen stark beeinflusst. Wer aus dem vorgegebenen auszubrechen versucht, hat es nicht leicht.
Auch sprachlich zeigt Mansura Eseddin gute Ansätze. Eine weitere deutsche Übersetzung ihrer Bücher gab es bisher jedoch nicht.