Die Wahrheit über Marie - Jean Philippe Toussaint

  • Taschenbuch: 192 Seiten
    Verlag: btb Verlag
    2012


    Aus dem Französischen von Joachim Unseld


    Kurzbeschreibung:
    Marie und der Erzähler machen Liebe, zur gleichen Zeit, nur nicht miteinander. Sie sind in Paris, seit ihrer Trennung in Tokio ist der Erzähler ein paar Straßen weiter gezogen. Es ist eine glutheiße Sommernacht, und das eigentliche Drama steht noch bevor. Ein Mann wird sterben. Jener reiche Pferdebesitzer, den Marie in Tokio kennengelernt und mit dem sie fluchtartig Japan verlassen hat. Zahir, eines seiner Rennpferde, ist in einen Skandal verwickelt und muss aus dem Land geschleust werden, eine abenteuerliche Nacht-und-Nebel-Aktion, in der Zahir den gesamten Tokioter Flughafen lahmlegt. Der Erzähler wird Marie völlig unerwartet in dieser stürmisch-heißen Pariser Nacht in ihrer Wohnung begegnen und damit ein weiteres Kapitel der unglaublichen Leidenschaft aufschlagen, die sie seit Jahren so schicksalhaft verbindet, an dessen Ende sich beide auf Elba in einer dramatischen Nacht wiedervereinigen.


    Über den Autor:
    Der Belgier Jean-Philippe Toussaint, geboren 1957, ist Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur und gilt als einer der größten Stilisten der französischen Gegenwartsliteratur. 1985 betrat er mit dem Kurzroman "Das Badezimmer" die literarische Bühne und hatte auf Anhieb einen gewaltigen Erfolg. Toussaint lebt abwechselnd in Brüssel und auf Korsika.


    Mein Eindruck:
    Dass der belgische Schriftsteller Jean-Philippe Toussaint ein großer Stilist hat er bereits mit mehren Romanen bewiesen.
    In “Die Wahrheit über Marie” schafft er das auch, aber mir persönlich fehlte anfangs eine Nähe zu den handelnden Figuren.


    Toussaint beharrt auf einer Distanz, einer kühlen Beobachterposition, selbst wenn der Erzähler behauptet, seine Leidenschaft für Marie noch zu besitzen. Er war mit ihr zusammen, bis sie ihn in Tokio für einen anderen Mann verlassen hatte.


    Ein Philippe Djian oder ein Rachid Boudjedra hätte die gleiche Geschichte schreiben können, sogar in einem vergleichbaren Stil, aber bei ihnen wäre es wesentlich emotioneller vorgegangen.


    Eigentlich hat mir der Roman anfangs nicht besonders gut gefallen. Eigentlich! Aber dann gibt es doch eine Besonderheit in diesem Buch. Toussaint nutzt seinen ganz eigenen Stil, um außergewöhnliche Szenen zu schreiben.


    Da ist zum einen der lange Beginn, als Marie mit ihrem Geliebten in einer sehr heißen Nacht in Paris zusammen ist und er überraschend einen Herzinfarkt hat. In ihrer Not ruft Marie ihren ehemaligen Freund an.


    Die zweite beeindruckende, ebenfalls sehr lange Passage befindet sich in einen Rückblick in Tokio. Ein nervöses Rennpferd soll mit einem Flugzeug außer Landes gebracht werden. Zunächst kann das Pferd auf dem Flughafen entkommen, dann gelingt doch noch der Flug.


    Zum Schluß gibt es noch ein ruhigeres Kapitel auf Elba, auf der sich das Paar wieder trifft. Dieser Teil hat mir am Besten gefallen und ich war vollkommen mit dem Buch versöhnt.
    Es gibt anscheinend zwei Vorgängerromane, in denen die Figuren bereits angelegt waren. Vielleicht lese ich diese irgendwann auch noch.