Welt in Flammen - Benjamin Monferat

  • Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen und kann mich den verschiedenen Meinungen fast allen vorbehaltlos anschließen.


    Es stimmt, zum Teil werden einige Klischees bedient, ich finde jedoch nicht, daß es zu deutlich ist. Durch die wechselnden Perspektiven bekommt man nach und nach die Teile eines Puzzles präsentiert, die sich zu einem großen ganzen zusammenfügen, durch die kurzen Kapitel fliegt man quasi durch das Buch.


    Trotz allem habe ich mich bestens unterhalten gefühlt. Oft waren Erinnerungen an die alten Karl May Bücher da, vor allem bei den Szenen zum Ende des Buches, bei dem doch das eine oder andere Geschoss durch den Zug pfiff.


    Und das sollen Bücher meiner Meinung nach tun: Unterhalten.


    Benjamin Monferat hat es mit seiner Geschichte getan.
    Punkt.


    Nein, 10 Punkte.

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Als begeisterter Leser schnuppere ich öfters in den Verlagsvorschauen und dieses Buch ist mir direkt ins Auge gestochen. Wer auch immer das atmosphärische Cover bzw. das Bild auf dem Umschlag gestaltet hat verdient ein grosses Lob! Aber kann der Inhalt halten was das kongeniale Cover verspricht? Nach der Lektüre kann und darf ich als einfacher Leser diese Frage definitiv mit "Ja" beantworten. Ein Buch das die Sogkraft eines energiegeladenen Unterhaltungsromans besitzt, selbstverständlich mit einer raffiniert konstruierten Handlung und markanten Hauptfiguren, aber das Highlight ist die zeitgeschichtliche Aura die es verströmt. Die Nostalgie des sagenumwobenen Simplon Orient-Express mit seiner auserlesenen Wagonausstattung kommt voll zum Tragen und dürfte nicht nur eingefleischte Eisenbahnanhänger begeistern. Der Zeitkolorit eines brennenden Europas in kriegerischer Aufruhr im Jahre 1940 schlägt voll durch und variiert vom Start in Paris, durch die neutrale Schweiz über Italien nach Slowenien und Serbien durch Bulgarien bis nach Istanbul. In jedem Streckenabschnitt, an jeder Zwischenstation bleibt etwas vom regionalen Ambiente hängen. Der historische Zug und die Zeitepoche sind in diesem Roman mehr als bloss die Bühne für die Protagonisten, sie sind der heimliche Star der Geschichte.


    Damit ein Roman mit 760 Seiten den Spannungsbogen bis zum Schluss aufrecht halten kann, braucht es eine illustre Gästeschar die sich im Luxuszug versammelt. Von einigen anderen Rezensenten wird hie und da das stereotype Verhalten der Figuren bemängelt. Ich persönlich würde das anders beurteilen. Die Personen werden vielleicht deshalb als plakativ wahrgenommen weil diese in einem Korsett gefangen sind die ihrer Herkunft oder dem gesellschaftlichen Stand geschuldet ist. Soweit es es die damalige Zeit zuliess hat der Schriftsteller Benjamin Monferat den vorhanden Spielraum genutzt und den Personen Facetten verliehen damit diese den Leser ab und zu überraschen können.


    Die Wahrscheinlichkeit das genau dieses Knäuel an unterschiedlichen, teils mächtigen Personen in exakt dieser Zusammenstellung im selben Zug reist ist hingegen eine andere Geschichte. Eher unwahrscheinlich aber sie bieten ein enormes Potential an Konflikten, Spannungsmomenten und menschlichen Reibungspunkten an denen sich der Autor weidlich bedient. Wer da so alles mitreist und kann der Kurzbeschreibung entnommen werden, welche Geheimnisse sie verbergen muss allerdings jeder Leser/-in für sich selbst aufdecken. Ein geschichträchtiger Wagon mit Symbolkraft hinter dem die Nazis her sind vervollständigt das reisende Ensemble.


    Der Sprachstil ist klar und verständlich und man kann sich voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren. Die Handlung springt alle paar Seiten von der einen zur nächsten Szene bzw. Personen. So wirkt das Ganze quicklebendig und sorgt für permanente Spannung war aber für mich etwas zuviel des Wechsels. Ich hätte weniger dafür längere Kapitel/Passagen bevorzugt. Tipp: Hinten im Buch ist ein hilfreiches Personenregister und die Zugskomposition abgebildet.


    Die rund 760 Seiten verlangen etwas Ausdauer im Lesesessel weisen erfreulicherweise aber keine nenneswerten Längen auf und fesseln ungemein. Das Buch hat etwas klassisches und zugleich originelles in sich und wendet sich der Vielseitigkeit wegen an ein breites Spektrum der Leserschaft. Und nun steigt rasch ein zur letzten Fahrt des historischen Simplon Orient-Express und lasst euch in eine längst vergangene Zeit entführen aber Vorsicht, lasst euch von der Enge des Zuges mit den begrenzten Flucht- und Rückzugsmöglichkeiten nicht bange werden ... Die Dampflok pfeift schon das Signal zur Abfahrt: Tschuuut Tschuuuuuuut!!!


    Edit: Wertung 9 Eulenpunkte

  • Mai 1940. Die Deutschen stehen vor den Toren von Paris, sie greifen nach ganz Europa und der Simplon Orient Express startet zu seiner letzten Fahrt. An Bord befindet sich eine illustre Gesellschaft. Carol, der ehemalige König von Carpatien, der in der Heimat wieder den Thron besteigen will; der russische Großfürst Constantin Romanow, mit Ehefrau Katharina und ihren Kindern Alexej, Xenia und Elena; Betty Marshall, die amerikanische Stummfilmdiva; Eva Heilmann, eine deutsche Jüdin, die von ihrem Geliebten, eben jenem im Exil lebenden König Carol verlassen wurde; Ludvig Mueller/Ingolf Hembrecht, offiziell als Student geltend, aber offensichtlich in geheimer Mission unterwegs und ein amerikanisches Millionärsehepaar. Dazu kommen noch diverse, die Handlung nicht nur in Nebenpositionen bestimmende Charaktere und Agenten aus allen in den Krieg involvierten Nationen.


    Bereits mit der Einführung der Personen in die Handlung, nahm diese Fahrt auf und zog mich in ihren Bann. Das hätte ich so nicht unbedingt erwartet, denn die Handlung wird in sehr kurzen Zeitabschnitten fast minutiös erzählt. Der ganze Roman spielt in der Zeit vom 23. Mai – 4. Juni 1940. Schnell ergab sich aber beim Lesen ein Rhythmus, der schon dem einer Bahnreise entsprach. Man begab sich von Abteil zu Abteil, um den Ablauf der Dinge aus verschiedenen Perspektiven erfassen zu können. Um dem Leser die Orientierung zu erleichtern, ist im Anhang eine Übersicht über die Wagen und die Abteil- und Sitzverteilung enthalten. Jedes neue Kapitel weist auch den momentanen Ort der Handlung und die entsprechende Uhrzeit aus.


    Der Roman lebt von und mit den facettenreich gezeichneten Charakteren. Jeder für sich ist einzigartig, steht aber gleichzeitig für die Gesinnung einer Nation oder einer Interessengruppe. Es gibt kein absolutes Gut und Böse, alle wirken sehr menschlich und lebensecht. Auch die Handlung, die mit zunehmender Reisedauer immer actionreicher wird und an Spannung gewinnt, ist durchgängig logisch und glaubhaft.


    Beeindruckt haben mich aber auch die Beschreibungen der Schauplätze. Sowohl die des Zuges als auch die der durchquerten Landschaften ließen Bilder in meinem Kopf entstehen, die sich schnell zum sogenannten Kopfkino entwickelten. Ich könnte mir diesen Roman auch sehr gut als eine Vorlage für eine Verfilmung vorstellen.


    Einen sehr guten historischen Roman macht in meinen Augen aber der Fakt aus, dass der Autor es vermag, mir mit der Geschichte die Geschichte nahezubringen. Das schafft Benjamin Monferat sehr überzeugend. Er präsentiert nicht nur historische Fakten, er vermittelt Stimmungen, Haltungen, Gefühle und Hintergründe einer weltbewegenden Epoche.


    Zitat

    „Das Europa, das sie hinter sich gelassen haben, existiert nicht mehr und wird sich nie wieder erheben.“ (S.757)


    Ich mochte diesen Roman sehr. Es ist einer der besten historischen Romane, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Er besticht durch eine klare, der Zeit entsprechenden Sprache, ist intelligent konstruiert, wirkt sehr real und ist historisch fundiert. Es ist einer der Romane die man getrost auch ein zweites Mal lesen kann und dabei auf Details stoßen wird, die man zuvor nicht wahrnahm. „Welt in Flammen“ ist ein Roman, der mich vollkommen überzeugt hat.


    Vielen Dank, dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte.

  • Klappentext:
    Der Himmel im Osten war flüssiges Feuer.
    Mai 1940: Deutsche Panzer rollen westwärts. Während in Paris die Angst um sich greift, bricht der Simplon Orient Express ein letztes Mal nach Istanbul auf. An Bord des Zuges eine schicksalhafte Reisegesellschaft. Jeder der Fahrgäste mit einem ganz eigenen Grund, diese letzte Fahrt unter allen Umständen anzutreten: Ein Balkanfürst will die Herrschaft über sein Land zurückfordern. Seine jüdische Geliebte fürchtet um ihre Liebe – und um ihr Leben. Ein deutscher Spion setzt alles daran, sie zu beschützen. Ein russischer Großfürst ist auf der Flucht, die Sowjetmacht ihm längst auf den Fersen. Eine Stummfilmdiva fürchtet das Vergessenwerden mehr als den Krieg. Ebenfalls an Bord – Agenten aller kriegführenden Mächte. Was niemand ahnt: Im Zug befindet sich etwas, nach dem Hitler seine Truppen in ganz Europa suchen lässt. Die Fahrt steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Jeder Grenzübertritt kann das Ende bedeuten. Jeder der Passagiere fürchtet den nächsten Tag. Schließlich bricht Feuer aus. Und während Europa in Dunkelheit versinkt, rast der Express als lodernde Fackel durch die Nacht ...


    Der Autor:
    Benjamin Monferat ist ein Pseudonym, hinter dem sich der deutsche Autor Stephan M. Rother verbirgt. Als Schriftsteller und Historiker hat er sich ganz der Geschichte verschrieben – in all ihren Bedeutungen. Neben einem Kleinbahnhof an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, gehört das Schnaufen historischer Dampflokomotiven zu seinen ältesten Erinnerungen. Die Lebensgeschichte seines Großvaters, der im Dritten Reich am Bau luxuriöser Salonwagen beteiligt war und gleichzeitig tätigen Widerstand gegen das Regime übte, war einer der Impulse, aus denen heraus «Welt in Flammen» entstand.


    Meine Meinung:
    Was haben ein König, der kein Blut sehen kann, eine Diva aus Hollywood und ein jüdisches Mädchen, das von der großen Liebe träumt, gemeinsam? Sie haben alle eine Fahrkarte für den Orient Express in der Tasche und warten darauf, dass der Zug abfährt.
    Von Paris nach Istanbul. 3094 Kilometer.


    Im Mai 1940 fährt der Simplon Orient Express ein letztes Mal diese Strecke. Mit an Board ist eine illustre Gruppe an Fahrgästen, die unterschiedlicher nicht sein könnte.
    Dabei sind die Begegnungen zwischen ihnen sehr interessant, denn nicht immer ist alles so, wie es scheint.
    Die Charakter fand ich, jeden auf seine Weise, gut gezeichnet und bekam eine Vorstellungskraft von ihren Vorhaben und Zielen, die sie verfolgen. Dass zu Beginn nicht gleich klar war, wer welche Pläne geschmiedet hatte, um nicht nur ans Ziel Istanbul zu kommen, sondern auch um andere Interessen zu wahren, war mit Raffinesse umgesetzt.


    Von Kapitel zu Kapitel fuhr nicht nur der Orient Express in immer neuen Wendungen und mit viel Tempo, sondern auch die Handlung nahm deutlich Fahrt auf.


    Gut gefallen hat mir, dass es im hinteren Teil des Buches eine Übersicht über die Personen, sowie über die Verteilung der Plätze im Zug gab.


    Eine spannende Geschichte, die zu unterhalten weiß mit einer Portion Rätselraten und geschickten Wendungen. Dies alles verwoben mit einem Punkt in der Geschichte, der niemals vergessen sein wird.

  • Im Mai 1940 geht in Paris die Angst vor den herannahenden deutschen Truppen um. Eine Epoche endet, eine Zeit der Aristokratie, der feinen Gesellschaft und französischer Eleganz, die auch in einer technischen Errungenschaft ihren Ausdruck findet. Der Roman „Welt in Flammen“ entführt uns in den Orient Express, der seine letzte Reise ins alte Konstantinopel, dem heutigen Istanbul macht. Im Zug wimmelt es nur so von Geheimdienstmitarbeiten. Russen, Deutsche, Franzosen und Briten begeben sich auf die Fahrt in den destabilisierten Balkan, dessen Machtverschiebungen Fürsten und Könige auf den Thron locken. Mehr oder weniger reiche Amerikaner dagegen wundern sich über die snobistischen Gewohnheiten des europäischen Adels, der an alles versucht, um Macht und Einfluss zu erhalten. Aber Vorsicht, niemand im Orient Express ist ohne Geheimnis. Alle besteigen den Zug voller Hoffnung nach der Neuordnung Europas auf der Siegerseite zu stehen. Bis auf die arme Jüdin Eva, die ums nackte Überleben kämpft.


    Eines ist Benjamin Monferat mit Sicherheit gelungen. Einen spannenden Unterhaltungsroman zu schreiben, der nicht mit Hintergrundwissen geizt. Der Roman glänzt mit historischer Recherche, sprachlicher Finesse, sattelfester Konstruktion, enormen Ideenreichtum und Handlungsintensität. Der Leser springt im Eiltempo von einer Perspektive in die nächste Person. Nach jedem Abschnitt baut sich eine neue Frage auf, was den Leser schnell an das Buch fesselt. Leider fällt in all der Rasanz bisweilen die Unterfütterung der Handlungsweisen spärlich aus, was der Figurenzeichnung natürlich abträglich ist. Auch wird oft in die wörtliche Rede Informationen gepackt, die normale Leute bei der Gelegenheit kaum so aussprechen würden. Das Buch ist Effektheischend, als wäre es direkt für Film und Fernsehen geschrieben worden. Es funktioniert, wie eine gut geölte Maschine, die unter jeden Christbaum Platz finden soll, sorgt bei mir allerdings für wenig Nachhall, weil das wichtigste Element für einen großen Roman fehlt. In der wundervollen Verpackung steckt nämlich kein Mensch über den der Leser nach dem zuklappen des Buches auch nur eine Viertelsekunde nachdenkt. Ging jedenfalls mir so. Kann man das einem Unterhaltungsroman vorwerfen? Warum eigentlich nicht?

  • Auch auf die Gefahr hin, mich als "Lieschen Müller" zu outen: MIR hat dieses Buch sehr gut gefallen und es wird vermutlich in diesem von wirklich sehr guten Büchern (Normannenschwert, Der rote Schal, Kinder des Meeres, Als wir unsterblich waren, Zug der Waisen, Désirée, Kampf um Rom, River, Rosenkrieg um jetzt einmal nur die Klassiker und die historisch "betouchten" zu nennen) mein Jahreshighlight werden.


    Warum?
    Weil es mich in jeder Hinsicht positiv überraschte und gut unterhielt.
    Schon der Beginn des Buches zwang mich, am Schicksal der als Jüdin im von den herannahenden Deutschen bedrohten Paris plötzlich auf sich allein gestellten und ihr Schicksal beherzt in die eigene Hand nehmenden Eva Interesse zu empfinden. Der mit einer bunt gemischten Gesellschaft gefüllte Orient Express raste parallel zum vom mir bis dahin unbekannten Autor geschickt aufgebauten Spannungsbogen einem fulminanten Finale entgegen.
    Dieser ausdrücklich als "nicht historisch" bezeichnete Roman hat einen gekonnt einbezogenen historischen Hintergrund, was für mich die Spannung erhöhte.
    Es bereitete mir Freude, über die Schwächen, Motive und Hintergründe der einzelnen Personen zu schmunzeln, die Stirn zu runzeln und den Versuch einer Zuordnung in "gut" oder "böse" vorzunehmen.
    Das Buch wirkte auf mich sehr gut recherchiert, die weiter vorn angesprochenen Punkte legte ich mir während der Lektüre exakt so zusammen, wie es, wie wir inzwischen wissen, der Autor beabsichtigte.
    Die recht häufig wechselnden Szenen und Perspektiven, die die Spannung weiterhin erhöhten, konnte ich dank der den Abschnitten stets vorangestellten Zeit- und Ortsangaben problemlos zuordnen.
    Cover, Lesebändchen, Wagenschemata und Hintergrundinformationen rundeten das Ganze ab. Zwar hätte die Wagenaufteilung vielleicht besser vorn abgebildet sein sollen, aber das kann man bei weiteren Auflagen, die ich Buch, Autor und Verlag herzlich wünsche, ja vielleicht ändern.
    Danke für die über das Erwartete weit hinausgehende ebenso informative wie freundliche Begleitung der Leserunde!!! :anbet
    10 Punkte, eine dicke Leseempfehlung und der Wunsch nach "Mehr"! :grin

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Welt in Flammen!
    Schon der Titel ist emotional, voller Symbolik und mitreißend wie der ganze Roman. Spannend und mit einem ebenso ungewöhnlichen wie eindrucksvollen Schauplatz. Die letzte Fahrt des Simplon-Orient-Express im Jahr 1940 wird zu einem perfekten Symbol für das in Auflösung befindliche alte Europa.


    Auf dieser Reise von Paris nach Istanbul werden verblüffende Allianzen und „Mesalliancen“ geschlossen, unzählige Dramen nehmen ihren Lauf, kaum einer der Reisenden ist tatsächlich was er zu sein scheint bzw. vorgibt und wie zu erwarten, erreichen auch nicht alle den Zielort.


    Man spürt auf jeder Seite das Engagement und die intensive Recherche des Autors. Der historische Hintergrund ist gut dargestellt und wirkt authentisch, verblasst aber gelegentlich neben der vordergründigen Action -die jedoch zugegebenermaßen das Buch zu einem prallen Lesevergnügen macht.


    In diese Geschichte wurde unglaublich viel hineingepackt an spannender Handlung und interessanten Figuren. Für mich fühlte es sich an, als hätte man locker mehrere Bücher füllen können, wollte man ihre Schicksale in Vergangenheit und Zukunft auserzählen. So wirft der Autor ein Schlaglicht auf die Gesellschaft und ihre Menschen, von Flüchtigkeit und Veränderung geprägt. Er schildert Einzelschicksale, stellvertretend und als Sinnbild für die Zeit und ihre Strömungen. Eine anspruchsvolle Aufgabe, die ihm gut gelingt, wenn auch für meinen Geschmack mit etwas zu viel Pathos und Action.


    Dabei spielt er gekonnt und unterhaltsam mit Klischees. Im Nachwort schreibt Benjamin Montferat: „Bei den wenigsten Figuren, mit denen ich unseren Zug bevölkert habe, handelt es sich um im eigentlichen Sinne historische Persönlichkeiten. Sie sind Vertreter ihrer Zeit, wobei ich mich nach Kräften bemüht habe, sie nicht als Stereotype zu zeichnen.“ Nach meinem Empfinden ist das nicht unbedingt gelungen, doch vor dem Hintergrund „Vertreter ihrer Zeit“ passt es wiederum wunderbar und macht Sinn.


    Durch die Vielzahl von Figuren und die mit ihnen verbundenen Handlungsstränge bieten sich Cliffhanger als spannungserzeugendes Stilmittel an. Manchmal jedoch „cliffhangte“ ein Teil des Geschehens so lange, dass ich eine Weile brauchte um mich wieder hineinzufinden.


    Der Autor hat definitiv ein Händchen für eindrucksvolle Effekte an den richtigen Stellen. Die Sprache ist von großer Intensität, manchmal einfach großartig, manchmal aber auch, wie bereits erwähnt, zu pathetisch.

    Sehr sympathisch war mir der gelegentliche süffisante Humor.


    Eine spannende, unterhaltsame und informative Mischung von Abenteuer, Action und historischem Hintergrund.
    (8 Punkte)


    Edit: Jahreszahl berichtigt

  • Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an Wolke und an den Verlag.


    Dem Autor ganz besonderen Dank für die Beteiligung an der Leserunde. Die ausführlichen Erklärungen rund um den Zug waren eine echte Bereicherung und vor allem einen besonderen Dank für den Hinweis auf die Homepage zum Buch. Sie stellte für das rundum gelungene Buch nochmals ein Highlight dar. Das Cover des Buches und die Ausgestaltung mit der Landkarte, dem Personenregister und dem Lesebändchen lässt bei dem Leser keine Wünsche offen.



    In Paris startet im Mai 1940 der Simplon Orient Express mit einer internationalen Reisegesellschaft. Die einzelnen Personen lernt der Leser nach und nach kennen und durch den ständigen Perspektivenwechsel und die kurzen Kapitel bleibt die Spannung auf einem hohen Niveau und man liest automatisch immer weiter – noch ein Kapitel noch ein Kapitel. Die Reiseroute führt von Frankreich, über die Schweiz, Italien, Jugoslawien, Bulgarien am Ende in die Türkei. Der Autor hat als tollen Schachzug immer wieder Unterbrechungen in Form von Zwischenspielen eingebaut. Sie spielen sich dann in den einzelnen Ländern ab und beziehen sich vor allem auf die momentanen, politischen Ereignisse.


    Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich kann mir vorstellen und hoffe, daß es viele Leser bekommt. Es ist ein Abenteuerbuch und für jung und alt gleichermaßen geeignet.


    Für mich ein weiteres Highlight des Jahres und auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

  • Auch ich durfte das Buch im Rahmen der Leserunde hier lesen, die durch die intensive Beteiligung des Autors ein wirkliches Vergnügen war.


    In Welt in Flammen begleiten wir den Simplon Orient Express auf seiner letzten Fahrt von Paris nach Istanbul. An Bord betuchte und weniger betuchte Reisende aus aller Welt. Und jeder hat seinen ganz eigenen Grund, warum er an Bord dieses illustren Zuges reist.


    Benjamin Montferat gelingt es ein Abbild der damaligen Welt in diesen Zug zu verfrachten. Der Amerikaner, der sich nicht wirklich für die europäische Politik interessiert und doch hinein gezogen wird. Der Filmstar, der eigentlich nur sein eigenes Wohl im Sinne hat und doch dann helfend einspringt, wenn Not am Mann ist.
    Die Jüdin, die sich vor Verfolgung nicht sicher sein kann und der osteuropäische Adel, der sich mit den Kommunisten im eigenen Land auseinandersetzen muss.
    All dies sind einzelne Personen, die aber gut zeigen, wie die Welt damals funktioniert hat.


    Der Zug nimmt in Paris die Fahrt auf und auch die Handlung steigert sich mit Fortlauf der Zugstrecke. Und in Istanbul verlassen die Reisenden den Zug als Gruppe, die sich der neuen Weltordnung stellen muss.


    Mir hat das Buch außerordentlich gut gefallen, werden hier doch die unterschiedlichsten Geschichten aus dieser Zeit effektvoll miteinander verwoben. Und am Ende passen alle Puzzleteile der Geschichte auch perfekt zusammen und ergeben ein Bild des Europas am Beginn des zweiten Weltkrieges, als es noch offen ist, wer diesen gewinnen wird.


    Durch die kurzen Kapitelabschnitte und die häufigen Perspektivwechsel wird man dazu verleitet immer noch ein Stückchen weiter zu lesen. Nur die kurzen Zwischenstücke außerhalb des Zuges bremsen den Lesefluss ein wenig ab, etwa so wie die Zwischenhalte auf der Strecke.


    Auch für mich ist dieses Buch und vor allem auch die Leserunde ein Highlight des Jahres und ich werde das Buch definitiv weiterempfehlen!

  • Als der Simplon-Orient-Express am 23. Mai 1940 aus Paris abfährt, ahnen die meisten Leute nicht, dass dies nun seine letzte Fahrt wird. Der unter dem offenen Pseudonym schreibende Historiker Stephan M. Rother lädt seine Leser zu eben dieser letzten Fahrt ein. Durchaus turbulent geht es schon in Paris zu. Auf dem Bahnhof strömen die Reisenden zum Zug und belegen die luxuriösen Schlafwagenabteile. Mit dabei ist die Deutsche Jüdin, die vor nicht einmal einer Stunde erfahren hat, dass sich ihr Liebhaber, der König von Karpathien, mit diesem Zug aus ihrem Leben entfernen will. Durch einen Zufall verschafft sie sich mit einem Agenten der Deutschen Wehrmacht Zutritt zu den Wagons. Auch das Ehepaar Romanow reist mit seinen Kindern gen Osten. Sie scheinen obendrein einige Geheimnisse bewahren zu wollen. Ebenfalls mit von der Partie und mit tragenden Rollen belegt sind ein amerikanisches Ehepaar, eine Schauspielerin, ein Engländer und ein italienischer Geistlicher. Als auf halber Strecke der Salonwagen des Führers des Deutschen Reichs angehängt wird, gerät manch einer nochmals in Aufruhr.


    Auffallend ist hieran, dass ein Reisender jeweils stellvertretend für jede bedeutende Staatsmacht mitfährt. Sie verkörpern die allgemeine Meinung der Nationen und müssen sogar innerfamiliäre Dispute klären. Je weiter die Fahrt geht, desto mehr Informationen sammelt der Leser über die Charaktere. Manches erschließt sich somit, anderes gibt neue Rätsel auf. Nichts ist tatsächlich so, wie es anfangs schien. Jeder vermeidet, seine Identität preiszugeben, damit nicht etwa ein Geheimagent vorzeitig enttarnt werden kann. Im Verlauf der Reise über Italien, Jugoslawien und über den Balkan spürt man die zunehmende Anspannung der Passagiere und die Bedrohung von Aufständischen an der Zugstrecke. Die raschen Perspektivenwechsel ermöglichen dabei ein hohes Erzähltempo, das zum Teil auch den Leser kurzatmig werden lässt. Der Autor lässt so den gesamten Zweiten Weltkrieg auf der Fahrstrecke zwischen Paris und Istanbul einfließen, die lediglich 48 Stunden dauerte. Wichtig ist dabei auch die Belegung der Abteile, die nicht nur in den kurzen Kapiteln angesprochen wird, sondern im Anhang des Buches visualisiert wurde.


    Welt in Flammen ist kein Buch, das einfach so weggeschmökert werden will. Auch wenn es schon nach wenigen Seiten wie der Zug selbst, Fahrt aufnimmt. Es fordert seine Leser auf, sich auf die Situationen einzulassen und möglichst nachzuspüren. Kein Reisender ist willkürlich platziert, sondern hat immer eine besondere Mission. Dank des bildhaften Schreibstils, der dennoch nüchtern zur beeindruckenden Technik der Lokomotive passt, hört man förmlich das Stampfen, spürt die treibende Kraft und das Unaufhaltsame des tonnenschweren Gewichts wird vermittelt. Ganz automatisch kommen da Gedanken zu den Parallelen der politischen Situation. Wie der Krieg selbst, wälzt sich der Zug nach Osten. Mit immer höherer Geschwindigkeit verliert er nach und nach die Kontrolle. Wer involviert ist, hofft bald nur noch auf Hilfe von außen. Die durchweg fiktiven Figuren erhalten Tiefe und sind jederzeit wiedererkennbar. Sie haben Ecken und Kanten und können so in jeder beliebigen Situation überraschen. Von daher hätte der Spannungsbogen um die versteckten Diamanten der Großfürstin nicht unbedingt sein müssen. Als Sinnbild gehört es allerdings unbedingt in diese Zeit von 1940. Mich hat der gut fünf Zentimeter dicke Wälzer begeistert. Es gibt nicht oft Bücher, von denen man wünscht, man hätte sie noch vor sich. Dieses gehört eindeutig dazu.

  • Im Mai 1940 stehen die deutschen Panzer schon vor Paris. In diesen Zeiten startet der Simplon Orient Express zu seiner letzten Fahrt nach Istanbul.
    An Bord des Zuges sind ganz unterschiedliche Menschen, die alle einen anderen Grund zu der Reise mit dem Orient Express haben.
    Es gibt einen russischen Großfürsten der mit seiner ganzen Familie die Reise antritt um einen Balkanfürsten zu helfen wie es in Paris abgemacht wurde.
    Es gibt aber auch eine junge deutsche Jüdin, die ihrem Geliebten folgt, eine Hollywood Diva und diverse Inkognito Personen die ihre Aufgaben haben.
    Dann bricht auf einmal Feuer an Bord des Orient Express aus und der Zug gleicht einer fahrenden Fackel.


    Historische Romane liebe ich und so hat mich dieses Buch nach dem Lesen des Klappentextes angesprochen.
    Allerdings habe ich mich mit dem Lesen nicht leicht getan und es dann leider auch abgebrochen.
    Woran es lag, keine Ahnung, ich vermute mal das es an den wechselnden Personen und den daraus folgenden Erzählsträngen lag. Es waren irgendwie so viele unterschiedliche Personen, dass ich irgendwann nicht mehr den Durchblick hatte alles den richtigen Personen in meinen Gedanken zuzuordnen.
    Der Erzählstil an sich hat mir gut gefallen und im Großen und Ganzen kam ich auch mit ihm klar. Mein Problem waren wirklich nur die vielen Erzählstränge.
    Der Handlungsstrang war so gegliedert, dass man ihm gut folgen konnte.
    Alle im Roman vorkommenden Figuren waren so detailliert beschrieben, so dass man diese sich während des Lesens sehr gut vorstellen konnte.
    Der Handlungsort war der Orient Express mit seinen unterschiedlichen Kabinen, dies war alles sehr gut und ausführlich beschrieben und man konnte sich alles vor dem inneren Auge entstehen lassen. Als Zugabe gab es eine Landkarte im Einband des Buches und auch ein Plan von den Waggons wo welcher Fahrgast seinen Platz hat und wie alles gegliedert ist.
    Alles in allem hat mir das Buch zwar gut gefallen, doch leider konnte es mich nicht ganz überzeugen wieso auch immer.

  • Wir haben getan, was wir konnten, dachte er. Und doch war es ein Fehler. In Wahrheit hatten wir niemals ein echte Chance. (Seite 622)


    Meine Meinung


    Alles was ist - endet. Mit diesen Worten warnt Erda im „Rheingold“ Wotan vor dem Ring. An einer Stelle im Buch, ziemlich weit hinten, kam mir dieser Warnruf unwillkürlich in den Sinn. Je mehr ich darüber nachdenke, je zutreffender scheint mir dies eine Charakterisierung dessen zu sein, was in diesem Buch geschieht, auf der direkten handlungsmäßigen Ebene wie auch der übertragenen symbolischen.


    Mit dem Zug, der Paris im Mai 1940 zu Beginn des Buches verläßt, endet kriegsbedingt der traditionelle Zuglauf des Orient Expreß. Je weiter er auf seiner Fahrt nach Osten kommt, je mehr bricht hinter ihm die Weltenordnung, wie sie bis dahin galt, zusammen. Und im Zug Menschen aus verschiedenen, miteinander kriegführenden Ländern auf engstem Raum vereint mit nur wenig Möglichkeiten, sich ausweichen zu können. Ein letztes zivilisiertes Zusammentreffen, bevor der Wahn endgültig sich Geltung verschafft und in Gasschwaden und Bombenhagel die Dämmerung des alten Europa in die Agonie übergeht.


    Und mitten in diesem Tumult der Simplon Orient Expreß.


    Was mich an dem Buch gereizt hat, war zum Einen der „Hauptdarsteller“ Orient Expreß, zum anderen die Vermischung von Fakt und Fiktion. Denn eingebettet in die historischen Ereignisse beschreibt das Buch eine Zugfahrt, wie sie stattgefunden haben könnte, aber so niemals wirklich stattgefunden hat. Und gerade das ergibt ein Faszinosum, welches einen Lesesog erzeugte, der die Seiten nur so dahinrauschen ließ, ich ständig das Gefühl hatte, tatsächlich im Zug dabei zu sein und ans Ziel zu reisen, keinesfalls in einem der heutigen ICE zu rasen.


    Der Roman ist eine Mischung verschiedener Genres, der sich in keine Schublade legen läßt. Abenteuer, Agenten, etwas Gefühl, Historie, Fiktion - all das geht eine vollkommene Symbiose ein, so daß ich mich immer wieder daran erinnern mußte, daß das eben genau das ist: ein Roman und kein historisches Sachbuch. Und da die Eisenbahn, Vorbild wie Modell, seit Jahrzehnten ein Steckenpferd von mir ist, sind mir ein paar Ungereimtheiten aufgefallen, die aber Kleinigkeiten sind und auf die Handlung keinen Einfluß haben. Und alles sollte man in einem Roman sowieso nicht auf die technische Machbarkeit hinterfragen. Sonst würden die meisten Bücher und vor allem Filme nicht funktionieren.


    An Bord des Zuges eine illustre Mischung von Fahrgästen, von denen viele nicht sind, was sie zu sein scheinen. Während sich ihre Völker an der Front bekriegen, sind Deutsche, Franzosen, Russen, Engländer, Amerikaner und manch andere hier auf engem Raum mehr oder weniger friedlich vereint und müssen irgendwie miteinander auskommen. Am eindrucksvollsten empfand ich dabei das, was eigentlich nicht Thema des Buches ist und nur in Randbemerkungen vorkommt. Eva ist Jüdin und aus Paris geflohen, kurz bevor es von den Deutschen besetzt wurde. Um im Zug durch die Umstände mit jemandem zusammen reisen zu müssen, der möglicherweise ein Nazi ist. Die Ungewißheit - und für uns heutige schreckliche Gewißheit - was mit ihren Eltern ist, die Angst, niemandem trauen zu dürfen, die Gewißheit, praktisch nirgendwo mehr Sicherheit zu finden. In keinem anderen Buch ist das für mich bisher dermaßen greif- und nachvollziehbar geworden wie hier an der Figur der Eva.


    Und immer wieder taucht dieses „was wäre wenn“ auf. Wie wäre die Geschichte verlaufen, hätte es diese Zugfahrt mit diesen Fahrgästen gegeben, hätte Ludvigs Mission Erfolg gehabt ... Es ist müßig, darüber nachzusinnen. Die Geschichte verlief, wie sie eben verlief.


    „Was zur Hölle geht in diesem Zug eigentlich vor?“, fragt sich der Amerikaner Richard auf Seite 200. Eine Frage, die sich auch der Leser immer wieder stellt, denn - wie erwähnt - wenig ist wie es scheint, und manches ist ganz anders, wie es aussieht. Hierdurch bliebt die Handlung des Buches bis kurz vor Ende unvorhersehbar (abgesehen von den historischen Entwicklungen natürlich) und man erlebt so manche Überraschung - im positiven wie auch im negativen Sinne. Nur eines bleib das ganze Buch hindurch konstant und verstärkt sich eher noch. Diese letzten Fahrt des Simplon Orient Expreß läutet unwiderruflich das Ende des Europa ein, das die Welt bis dahin gekannt hat. Je weiter der Zug seinem Ziel entgegenrollt, je mehr bricht die umgebende Welt zusammen. Und wenn der Zug am Ziel eintrifft - sollte er das je erreichen - liegt buchstäblich alles in Trümmern.


    Das Europa, das Sie hinter sich gelassen haben, existiert nicht mehr und wird sich nie wieder erheben. (Seite 757)
    Alles was ist - endet. So ertönte einst der Ruf der Erda. Am Ende der „Götterdämmerung“ erklingt aus dem Orchestergraben ein Liebesmotiv, das neue Hoffnung spenden soll. Ob man am Ende dieses überaus lesenswerten Buches, am Ziel dieser Zugfahrt, ebenfalls ein solches Motiv erkennen kann, mag jeder für sich selbst entscheiden.



    Kurzfassung


    Eine überaus beeindruckende Zugfahrt, wie sie hätte stattfinden und vielleicht die Geschichte verändern können.
    .

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Bücher, die im 2. Weltkrieg spielen, sind normalerweise überhaupt nicht mein Beuteschema, aber die ersten Eulen-Rezensionen haben mich so neugierig gemacht, dass ich mich für die Leserunde beworben habe - und es hat sich gelohnt! :-] Zum einen war es eine der schönsten und informativsten Leserunden, die ich bislang mitgemacht habe (hier schon mal vielen Dank an den Autor für die engagierte Begleitung, aber auch an SiCollier für sein Fachwissen :-)), und zum anderen ist das Buch wirklich lesenswert.


    Die Geschichte ist von Anfang bis Ende sehr, sehr spannend und der Leser hat quasi das Gefühl, im Zug mitzureisen. Alle Figuren sind liebevoll ausgearbeitet und wirken dadurch sehr lebendig, aber auch sonst merkt man, dass der Autor gründlich recherchiert und mit viel Liebe zum Detail gearbeitet hat. Man kann sich alles wunderbar vorstellen, sodass die Verfilmung quasi schon im eigenen Kopf abläuft! :-)


    Dazu ist das Buch sehr schön gemacht mit einer Karte inkl. Reiseroute im Inneneinband, dazu gibt es ein detailliertes Personenverzeichnis sowie eine Belegungsplan der einzelnen Abteile, sodass man sich ohne Probleme im Zug zurechtfindet. Erwähnenswert ist hier auch die toll aufgemachte Homepage zum Buch, auf der der Leser noch viele zusätzliche Informationen zu Reiseroute, Zug und Passagieren findet.


    Für mich war es ein großes Lesevergnügen und auf jeden Fall eines der Highlights des Jahres 2014! Volle Punktzahl! :-)


    LG, Bella

  • Meine Meinung zum Buch:


    Titel: Die letzte Reise...


    Als Fan historischer Romane, vor allem aus der Zeit um den ersten und zweiten Weltkrieg, kam ich nicht umhin diesen interessanten Roman näher unter die Lupe zu nehmen, auch wenn er sehr seitenstark ist.


    Benjamin Monferat nimmt uns auf eine ganz besondere Reise mit, denn wir gehen auf große, letzte Fahrt mit dem Simplon Orient Express. Mit uns reisen zahlreiche und sehr unterschiedliche Charaktere, die jeder für sich ihre Gründe für die Reise haben. Jeder Charakter entstammt einer anderen Nation und trägt die Meinung und das Denken seines Landes mit sich.


    Ich muss gestehen, dass ich noch nie ein Buch gelesen habe, in dem die Handlung ausschließlich in einem Zug stattfindet, was ich ganz besonders gelungen fand.


    Aufgrund der Dicke des Buches ist sehr schnell klar, dass einem nicht nur viel Handlung erwartet, sondern eben auch viele Charaktere, die wir im Verlauf der Geschichte einzeln begleiten. Allerdings hatte ich nie das Gefühl der Überforderung, denn man wird gut durch die Ereignisse geleitet und kann die handelnden Personen gut auseinander halten.


    Besonders gelungen finde ich, dass man die Reiseroute sehr gut nachvollziehen kann und danach auch das Buch strukturiert ist.


    Dem Autor gelingt es die Umbrüche der damaligen Zeit dem Leser näher zu bringen ohne diesen zu langweilen. Trotz der Seitenstärke kam für mich nie Langeweile auf. Man spürt regelrecht, dass das Europa dort bald nicht mehr so sein wird wie zum Reisestart.


    Meine Erwartungen an das Buch wurden übertroffen, denn ich wurde nicht nur gut unterhalten, sondern habe auch wieder viel Geschichtliches und auch ganz viel über Züge gelernt.


    Fazit: Ein historischer Roman der Extraklasse, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Sehr lesenswert und uneingeschränkt zu empfehlen!


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Der Himmel im Osten war flüssiges Feuer.
    Mai 1940: Deutsche Panzer rollen westwärts. Während in Paris die Angst um sich greift, bricht der Simplon Orient Express ein letztes Mal nach Istanbul auf. An Bord des Zuges eine schicksalhafte Reisegesellschaft. Jeder der Fahrgäste mit einem ganz eigenen Grund, diese letzte Fahrt unter allen Umständen anzutreten: Ein Balkanfürst will die Herrschaft über sein Land zurückfordern. Seine jüdische Geliebte fürchtet um ihre Liebe – und um ihr Leben. Ein deutscher Spion setzt alles daran, sie zu beschützen. Ein russischer Großfürst ist auf der Flucht, die Sowjetmacht ihm längst auf den Fersen. Eine Stummfilmdiva fürchtet das Vergessenwerden mehr als den Krieg. Ebenfalls an Bord – Agenten aller kriegführenden Mächte. Was niemand ahnt: Im Zug befindet sich etwas, nach dem Hitler seine Truppen in ganz Europa suchen lässt. Die Fahrt steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Jeder Grenzübertritt kann das Ende bedeuten. Jeder der Passagiere fürchtet den nächsten Tag. Schließlich bricht Feuer aus. Und während Europa in Dunkelheit versinkt, rast der Express als lodernde Fackel durch die Nacht ...


    Produktinformation
    • Gebundene Ausgabe: 784 Seiten
    • Verlag: Wunderlich; Auflage: 3 (29. August 2014)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 380525069X
    • ISBN-13: 978-3805250696



    Meine Meinung:
    Der Simplon Orient Express startet seine letzte Reise nach Istanbul in Paris und bereits dort überschlagen sich die Ereignisse. In kurzen Kapiteln führt uns der Autor durch die einzelnen Reiseabschnitte und zeigt uns die unterschiedlichen Passagiere. Jeder mit seinem eigenen Motiv, die Reise angetreten zu haben. Im Laufe der Geschichte fügen sich einzelne Puzzleteile zu einem großen Ganzen zusammen, nichts bleibt, wie es am Anfang scheint.
    Ich kann nicht sagen, ob es sich hier um einen historischen Roman , einen Agenten- oder Kriegsthriller handelt, ich denke, es ist eine Mischung aus allem. Dem Autor ist es gelungen, gleich zu Beginn den Spannungsbogen aufzubauen und ihn die gesamte Geschichte über zu halten. Der Schreibstil ist gut zu lesen, die Charaktere haben Tiefe. Insgesamt ein tolles Buch, das sich trotz seiner vielen Seiten zügig weg gelesen hat.
    Mir hat das Buch gut gefallen und ich kann es nur weiter empfehlen.
    9 von 10 Euelnpunkten

  • Zum Inhalt ist eigentlich alles gesagt, deshalb beschränke ich mich auf meinen persönlichen Leseeindruck ;-)


    Mir hat der Roman gut gefallen. Es war äußerst spannend die Protagonisten auf ihrer Reise sowie den Simplon Orient Express auf seiner Fahrt begleiten zu dürfen. Die vielen Szenenwechsel haben dem Roman unglaublich gut getan, denn so nahm der Zug erst richtig Fahrt auf.


    Es geht in diesem Roman nicht nur um die persönlichen Schicksale sondern auch um Politik, Gesellschaft und natürlich den zweiten Weltkrieg. Dies macht diesen Roman so vielschichtig und interessant, aber auch Eisenbahnfreunde kommen auf ihre Kosten, denn der Autor hat hier sehr große Liebe zum Detail bewiesen. Aber auch Rätselfans werden sich nicht langweilen, denn es darf auch mitgerätselt werden. Somit ist für fast jeden Geschmack etwas dabei. Ein sehr komplexer Roman, der fast keine Wünsche offen lässt.
    Am Ende des Romans werden die einzelnen Fäden der Geschichte kunstvoll zusammengeführt. Aber es wird nicht alles aufgelöst, manches bleibt aber offen und das ist auch gut so, so hat der Leser/ die Leserin ihre eigene Freiheit, wie sie oder er es sich denken mag.


    Dieser Roman ist sicherlich für etwas anspruchsvollere Leser, wer also gerade keine Muse hat und gerade voll im Stress ist, sollte zu einem anderen Buch greifen, dass eine etwas „leichtere“ Lektüre verspricht. Denn ein unkonzentrierter Leser wird hier bestraft und man versteht auf einmal die Zusammenhänge nicht, weil man aus Versehen etwas überlesen hat, so ging es mir ein paarmal und ich habe einige Seiten zurückblättern müssen, weil ich den Faden verloren hatte. Wenn man sich aber auf das Buch einlässt und sich Zeit nimmt, ist es ein tolles Leseerlebnis.

  • Nachdem ich bereits das Vergnügen hatte, Hercule Poirot im Jahr 1934 auf seiner Reise im Orientexpress zu begleiten, gilt meine Aufmerksamkeit nun der letzten Fahrt des legendären Zuges von Paris nach Istanbul im Mai 1940.

    Der Zug rast durch eine untergehende Welt, was immer dann besonders deutlich wird, wenn er an den verschiedenen Haltepunkten mit der Umgebung in Kontakt kommt.
    Eine illustre Gesellschaft befindet sich an Bord, sich ihrer Konventionen absolut bewusst. Doch in Europa herrscht der 2. Weltkrieg und streckt seine Fühler auch im Zug in alle Winkel aus. Und so verlassen viele der Passagiere ihre anfänglich so klar erscheinenden Positionen nur allzu gern, manche aber auch widerwillig. Je weiter der Zug nach Osten fährt, desto mehr macht sich in ihm das Chaos breit, fallen Hemmungen und Masken, werden Gewalt und Hinterlist offensichtlich.

    Mit dem 2. Weltkrieg als historischem Hintergrund erzählt Benjamin Monferat seine sichtlich sorgfältig recherchierte Geschichte fiktiver Personen und Szenarien. Seine detailreichen Kenntnisse über diesen Zug merkt man in jedem Kapitel.


    Benjamin Monferat hat den Leser gekonnt im Griff, bietet ihm eine extreme Handlungsfülle und schafft eine zunehmend dramatische Atmosphäre, in der man ihm alles abnimmt, auch so manche Entscheidung oder Reaktion seiner Charaktere, die man auf den ersten Blick nicht glauben möchte. Aber es herrscht Ausnahmezustand, wir befinden uns im Krieg und hier und in der Liebe ist ja angeblich alles erlaubt.
    Nicht nur Umfang und Inhalt des Romans, sondern auch der Erzählstil – für meinen Geschmack gelegentlich zu pathetisch -, sowie die Sprachgewalt des Autors lassen Begriffe wie Schmöker oder Schinken kaum vermeiden. Manchmal hatte ich das Gefühl, ich müsse das Buch ein wenig von mir weg halten, damit es mich nicht auffrisst.
    Man ahnt ja schon, dass das alles nicht gut ausgehen kann. Doch wie der Zug und seine Passagiere enden werden, das konnte zu Beginn der Reise wirklich niemand vorhersagen.


    Absolut kinotauglich, weil action- und effektreich, gespickt mit stereotypen Charakteren, die sich der Erwartungshaltung des Lesers geradezu aufdrängen, um dann doch für die eine oder andere Überraschung zu sorgen.

  • Ich habe das Buch in der Leserunde gewonnen und gelesen. Dafür nochmals herzlichen Dank an Wolke und den Verlag. Vielen Dank auch für die tolle Autorenbegleitung.


    Da zum Inhalt schon einiges geschrieben wurde hier noch meine eigene Meinung.


    Das Buch umfasst alles was ein gutes Buch für mich haben muss, Spannung, Liebe und auch Trauer. Es ist rasant geschrieben und nimmt den Leser mit auf die Reise. Obwohl es wie ein dicker Schmöker aussieht, ist es Dank der tollen Schreibweise sehr kurzweilig.


    Von mir bekommt dieses Buch 10 Punkte.


    Viele Grüße :wave

  • Ein großes, um nicht zu sagen großartiges Buch. Fast ausschließlich im legendären Simplon Orient Express spielend ist der Handlungsspielraum der Akteure eigentlich räumlich und zeitlich begrenzt, doch ganze titelgebende „Welten“ werden hier erzählt.


    Es gibt keine Hauptperson, sehr viele Charaktere agieren gleichberechtigt nebeneinander. Ungewöhnlich, aber es funktioniert! Ja, die Figuren sind stereotyp und man könnte sie als „Klischee“ bezeichnen. Besser aber als „Vertreter ihrer Zeit“ (wie der Autor in seinem Nachwort), die für bestimmte Haltungen und Meinungen stehen. Jedem Mitreisenden wird ein individuelles und sehr klares Gesicht gegeben, so dass ich gerade am Ende der Meinung war, ich würde die meisten von ihnen schon lange kennen. So hatte ich trotz ihrer Vielzahl überhaupt keine Probleme, sie auseinanderzuhalten.


    Ungewöhnlich sind die kurzen Kapitel und die damit verbundenen schnell wechselnden Szenen. Ich als jemand, der öfter kurz liest, fand das Klasse. So konnte ich zwischendurch immer wieder ein, zwei Kapitel lesen und das Buch dann aber auch gut wieder weglegen. Damit verbunden ändert sich ständig die Erzählperspektive, was für mich einen großen Reiz ausmachte. Ich fand es sehr interessant, einige Ereignisse aus unterschiedlicher Sicht erzählt zu bekommen und immer wieder Querverbindungen zwischen den Erzählern zu entdecken. Trotz der Dicke des Romans liest er sich sehr kurzweilig und unterhaltsam, ich hätte gern auch nochmal so viele Seiten gelesen. Ideen für weitere Personen und ihre Geschichten wären sicher vorhanden – ich denke da nur an den Yogi, über den wir leider viel zu wenig erfahren haben. Aber irgendwann muss auch eine schöne Geschichte zu einem Ende kommen und das kommt hier in einem grandiosen Finale, wobei der Schluss das Buch bestens abrundet.


    Zitat

    Original von Karthause
    Einen sehr guten historischen Roman macht in meinen Augen aber der Fakt aus, dass der Autor es vermag, mir mit der Geschichte die Geschichte nahezubringen. Das schafft Benjamin Monferat sehr überzeugend. Er präsentiert nicht nur historische Fakten, er vermittelt Stimmungen, Haltungen, Gefühle und Hintergründe einer weltbewegenden Epoche.


    Das kann ich so nur unterschreiben und auch für mich wurde der Zeitgeist des Jahres 1940 sehr gut vermittelt! Und was Fakt und Fiktion ist, wird spätestens im Nachwort geklärt (oder man liest sich durch die sehr informative Leserunde). :grin


    Abschließend noch ein Wort zu der hervorragenden Aufmachung des Buches. Neben dem sehr gelungenen Cover gibt es nicht nur Lesebändchen und Karte, sondern auch Personenregister und (ganz wichtig!) eine Skizze der Wagenreihung mit ihrer Belegung.


    Einordnen könnte ich das Buch wie viele meine Vorscheiber nicht. Ist es ein fiktiver Roman, basierend auf historischen Ereignissen, ein Agententhriller, eine Liebesgeschichte, ein Krimi, ein Abenteuerroman oder ein erweitertes Kammerspiel in einem Zug? Von allem etwas und heraus kommt eine äußerst gelungen Mischung, die unterhält und informiert.


    Fazit: Gelungenes Buch, das nicht nur bestens unterhält, sondern es auch schafft, sehr viel Historie am Personen, Handlungen und Ereignissen abzubilden und dadurch den Zeitgeist zu vermitteln. Auch für mich eins der Jahreshighlights und ausgezeichnete 9 Punkte wert.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Über den Autor


    Benjamin Monferat ist ein Pseudonym, hinter dem sich der deutsche Autor Stephan M. Rother verbirgt. Als Schriftsteller und Historiker hat er sich ganz der Geschichte verschrieben – in all ihren Bedeutungen. Neben einem Kleinbahnhof an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, gehört das Schnaufen historischer Dampflokomotiven zu seinen ältesten Erinnerungen. Die Lebensgeschichte seines Großvaters, der im Dritten Reich am Bau luxuriöser Salonwagen beteiligt war und gleichzeitig tätigen Widerstand gegen das Regime übte, war einer der Impulse, aus denen heraus «Welt in Flammen» entstand.


    Inhalt


    Der Himmel im Osten war flüssiges Feuer.
    Mai 1940: Deutsche Panzer rollen westwärts. Während in Paris die Angst um sich greift, bricht der Simplon Orient Express ein letztes Mal nach Istanbul auf. An Bord des Zuges eine schicksalhafte Reisegesellschaft. Jeder der Fahrgäste mit einem ganz eigenen Grund, diese letzte Fahrt unter allen Umständen anzutreten: Ein Balkanfürst will die Herrschaft über sein Land zurückfordern. Seine jüdische Geliebte fürchtet um ihre Liebe – und um ihr Leben. Ein deutscher Spion setzt alles daran, sie zu beschützen. Ein russischer Großfürst ist auf der Flucht, die Sowjetmacht ihm längst auf den Fersen. Eine Stummfilmdiva fürchtet das Vergessenwerden mehr als den Krieg. Ebenfalls an Bord – Agenten aller kriegführenden Mächte. Was niemand ahnt: Im Zug befindet sich etwas, nach dem Hitler seine Truppen in ganz Europa suchen lässt. Die Fahrt steht von Anfang an unter einem schlechten Stern. Jeder Grenzübertritt kann das Ende bedeuten. Jeder der Passagiere fürchtet den nächsten Tag. Schließlich bricht Feuer aus. Und während Europa in Dunkelheit versinkt, rast der Express als lodernde Fackel durch die Nacht ...


    Meine Meinung


    Der Einband ist mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden - klasse Karte, schöne Übersichten der Waggons, ein Personenverzeichnis, ein Lesezeichen, super Papierqualität. Auch das Motiv des Covers finde ich sehr ansprechend – vorne soll wohl die Abfahrt am Gar de l’Est in Paris dargestellt sein und hinten die Skyline der Hagia Sofia in Istanbul. Ausgangs- und Zielpunkte des Simplon Orient Express.


    Der Schreibstil Monferats liest sich flüssig und gefällt mir gut. Die Story wird spannend erzählt, besonders ansprechend empfinde ich den Perspektivwechsel, denn in jedem Kapitel wird die Handlung aus der Sicht eines anderen Protagonisten erzählt. Wie die meisten Leser assoziierte ich den Film „Mord im Orientexpress“ mit dem Roman. Und genau in diesem Stil ist der Roman geschrieben – im eleganten Ambiente, eine illustere Reisegesellschaft höchst unterschiedlicher Charaktere, ohne jedoch in Klischees zu verfallen. Und genau diese Charaktere machen das Buch so interessant - da gibt es einen ehemaligen Stummfilm-Star, einen Öl-Multi, einen König im Exil, eine Großfürstenfamilie und einen Bolschewiken, Nachrichtendienst-Mitarbeiter der Franzosen, Engländer und Deutschen und natürlich ein junges Liebespaar bestehend aus einer deutschen Jüdin und einen jungen deutschen Widerstandskämpfer. Die Charaktere sind hierbei ausreichend tief ergründet ohne sich allzu sehr in Details zu verlieren. Auch hier punktet der Autor bei mir. Und alle Protagonisten verfolgen höchst unterschiedliche Ziele, die schließlich in einem furiosen Finale enden.


    Auch die Zug-Fans kommen hier nicht zu kurz, denn der Autor, selbst ein bekennender Fan dieses Fortbewegungsmittels, hat hier mit viel Liebe zum Detail recherchiert und eine gute Darstellung des Simplon Orient Express abgeliefert.


    Mein Fazit: Ein absolut lesenswerter Roman in einem sehr gediegenen Ambiente, sowohl in der Haptik, als auch im Inhalt. Ich fühlte mich sehr gut unterhalten und kann das Buch empfehlen.

    "Wyrd bid ful aræd"
    Das Schicksal ist unausweichlich
    :lesendLee Child: Sniper (Jack Reacher 9)

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