Welt in Flammen - Benjamin Monferat

  • Zitat

    Original von Findus
    Irgendwie empfinde ich alle handelnden und agierenden Personen als "leblos" . Die Geschichte an sich ist interessant, wobei ich schon die apostolische Hoheit als lächerlich einstufe, und Carpathien, Entschuldigung, erinnert mich einfach zu sehr and Graf Dracula.


    Der Anfang vermochte mich noch zu fesseln, der verschwundene Waggon von Compiègne und die Zusammenhänge aber die Darstellung der Romanows und der Zuggesellschaft an sich nimmt mich einfach nicht gefangen. Die Personen und ihre Aufträge oder Befindlichkeiten lassen mich kalt.


    :write :write

  • Ich hab das Buch doch noch beendet. Auch wenn ich manchmal das Gefühl hatte ich säße im Schlafwagen des Expresss´ begann die Geschichte (und der Zug) doch noch Fahrt aufzunehmen.


    Da mich der Stil an sich nicht vom lesen abhielt war das jetzt keine Strafe.


    Punkte??? Ich kann mich nicht so recht entscheiden. 5, 6,7 ???


    7 für die Idee und die doch gekonnte Erzählweise 5 für die mich doch eher kalt lassende Personenbesetzung/ beschreibung.

  • Gekauft hätte ich es ja schon, bloß nicht die Zeit dazu, um es auch gleich zu lesen. Auf jeden Fall soll es heuer noch runter vom SuB.
    Gut, dass ich den Thread gefunden und mich wieder daran erinnert habe.

  • ISBN:

    3499268434


    Der Autor (Quelle: Amazon)

    Benjamin Monferat ist ein Pseudonym, hinter dem sich der deutsche Autor Stephan M. Rother verbirgt. Als Schriftsteller und Historiker hat er sich ganz der Geschichte verschrieben – in all ihren Bedeutungen. Neben einem Kleinbahnhof an der innerdeutschen Grenze aufgewachsen, gehört das Schnaufen historischer Dampflokomotiven zu seinen ältesten Erinnerungen. Die Lebensgeschichte seines Großvaters, der im Dritten Reich am Bau luxuriöser Salonwagen beteiligt war und gleichzeitig tätigen Widerstand gegen das Regime übte, war einer der Impulse, aus denen heraus «Welt in Flammen» entstand.


    Produktinformation (Quelle: Amazon)

    Taschenbuch: 800 Seiten

    Verlag: Rowohlt Taschenbuch Verlag; Auflage: 2 (27. November 2015)

    Sprache: Deutsch

    ISBN-10: 3499268434

    ISBN-13: 978-3499268434


    Unterhaltsam…

    März 1940. Francois hatte etwas in den Waggon geschmuggelt, doch er wurde erwischt….

    Eva Heilmann war auf dem Wer zu einem Treffen mit dem entmachteten carpathischen König …

    Der carpathische König wollte mit dem Simplon-Orient-Express zurück in seine Heimat. Und unterwegs wollte er heiraten…

    Als Eva das hörte, rannte sie durch die Stadt zum Zug und hatte Glück, obwohl sie kein Ticket hatte… Und plötzlich war sie verlobt…

    Auch der russische Großfürst Constantin Alexandrowitsch Romanow reiste mit seiner Familie in diesem Zug. Er hatte dem carpathischen König etwas anzubieten…

    Xenia die Tochter des Großfürsten erfuhr auf dieser Fahrt, dass sie heiraten solle…. Doch da gab es Raoul, den jungen Zugsteward…

    Unterwegs kam dann noch der Salonwagen des großdeutschen Führers mit seinem Gesandten hinzu…

    Und was wichtig war: Der anfangs erwähnte Waggon war auch zwischen die Waggons des Zuges gekoppelt worden…

    Was hatte Francois in den Waggon geschmuggelt? War es etwas Gefährliches? Was passierte mit Francois? War Eva die Geliebte des Königs? Oder warum wollte sie sich mit ihm treffen? Warum wollte der König unterwegs heiraten? Warum nicht warten, bis er angekommen wäre? Wie war Eva in den Zug gekommen? Und wieso war sie plötzlich verlobt? Was hatte der Großfürst dem König anzubieten? War es vielleicht zweierlei? Wen sollte Xenia heiraten? Was hatte es mit dem Steward Raoul auf sich? Wieso kam der Salonwagen mit Hitlers Gesandtem hinzu? Was hatte es mit diesem Waggon auf sich, der zwischen die anderen gekoppelt worden war? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung

    Das Buch ließ sich leicht und flüssig lesen. Ich hatte keine Probleme mit unklaren Worten oder gar ganzen Sätzen, der Schreibstil war also unkompliziert. Am Anfang musste ich erst mit den vielen Personen klarkommen, die in diesem Buch mitspielen. Da war zunächst mal der König von Carapthien, der Großfürst mit seiner Familie, Eva Heilmann, die plötzlich verlobt war (wobei mir der Grund dafür natürlich sofort klar war) die Schauspielerin Betty Marshall, das Ehepaar Richards und sonst noch die eine oder andere Person. Denn zunächst gab es absolut keinen Zusammenhang. Und dadurch hat es sich zu Anfang doch etwas gezogen. Trotzdem hat es der Autor fertiggebracht, auch hier schon spannende Momente einzufügen. Und so nach und nach wurde ich hier fündig und das Buch wurde richtig spannend. Sogar so spannend, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen wollte, wollte schnellstens wissen wie es weiter und natürlich ausgeht. Was mir sehr gut gefallen hat ist das Personenregister am Ende des Buches, weas immer noch nicht selbstverständlich ist, es aber sein sollte. Außerdem wurden die historisch verbürgten Personen gekennzeichnet. Ich habe mich von diesem Buch, trotz der geringen Längen, sehr gut unterhalten gefühlt und es hat mir Spaß gemacht, es zu lesen. Von mir bekommt es eine Lese-/Kaufempfehlung und vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten.

  • Schau mal, da gab es hier auch schon Rezensionen zu.


    Damals hat sogar eine Leserunde dazu stattgefunden, die du hier finden kannst, falls du vielleicht noch etwas stöbern magst.


    Ich melde den Thread zum Zusammenfügen.


    Edit: Da war schon jemand schneller. :-)

    :lesend Jay Kristoff; Nevernight - Die Rache

    :lesend Laura Imai Messina; Die Telefonzelle am Ende der Welt (eBook)

    :lesend Rebecca Gablé; Teufelskrone (Hörbuch: Detlef Bierstedt)

  • Das ist mein absolutes Lieblingsbuch von Benjamin Monferat alias Stefan M. Rother: Der witzigste Autor aller Zeiten noch dazu! Momentan hat er sich allerdings aufs Genre Fantasy verlegt.

    Bin gespannt, ob er (und zu welchem Thema) er noch weitere Romane unter Monferat im Genre Historischer Roman schreiben wird *grübel, grübel*... - auf jeden Fall ein GANZ toller und sehr vielseitiger Autor mit einem unglaublichen Humor!

  • Worum es geht
    Ende Mai 1940 fährt der Simplon Orient Express zum letzten Mal von Paris nach Istanbul. An Bord des legendären Zuges befindet sich eine illustre Reisegesellschaft mit ganz unterschiedlichen Beweggründen für diese Fahrt.
    Die Romanows haben ebenso gute Gründe ihr Exil zu verlassen wie Carol, ehemaliger König von Carpathien. Dessen jüdische Ex-Geliebte Eva Heilmann hingegen hat diese Reise überhaupt nicht geplant, und tritt sie aus einer Notlage unter entsprechend abenteuerlichen Umständen an.
    Die Glanzzeiten des Stummfilmstars Betty Marshall sind ebenfalls längst vorbei; Engagements gibt es für sie nur noch in Istanbul, der Grund, weshalb sich die Schauspielerin im Zug befindet.
    Der texanische Ölmillionär Paul Richards hat der sentimentalen Vorliebe seiner jungen Frau für das alte Europa nachgegeben und die Hochzeitsreise im Orient Express gebucht.
    Und schließlich wird auch ein berühmter Waggon zwischen den anderen Luxusgarnituren mitgeführt, der Wagen, in dem die Deutschen nach dem Großen Krieg ihre Niederlage eingestehen mussten. Damit er den Nationalsozialisten nicht als Zeichen des Triumphs in die Hände fällt, soll er gut getarnt außer Landes gebracht werden.
    Keiner der Reisenden weiß, ob der Zug auf seiner letzten Fahrt durch das vom Krieg erschütterte Europa sein fernes Ziel erreichen wird, jede Stunde stellt sowohl Passagiere als auch Bordpersonal vor neue Herausforderungen.


    Meine Meinung
    Mit diesem Roman hat der Autor ein interessantes Panorama einer aus den Fugen geratenen Welt gezeichnet, und dafür beeindruckende Recherchearbeit geleistet.
    Der russische Großfürst Constantin Alexandrowitsch Romanow sieht endlich die Chance gekommen, sein Haus zum Glanz alter Zeiten zurückzuführen, ebenso wie der abgesetzte Balkankönig Carol. In ihren Plänen spielt die 15-jährige Tochter des Großfürsten eine wichtige Rolle, doch Xenia hat anderes im Sinn.
    Die große Unbekannte in allen Vorhaben, Überlegungen und Aufträgen der Reisenden ist Adolf Hitler, dessen düsterer Schatten sich über Europa auszubreiten begonnen hat. An Bord des Zuges befinden sich auch Agenten sämtlicher Nationalitäten mit den unterschiedlichsten Zielen. Ihre Interessen und Aktionen kollidieren immer wieder miteinander, wobei es der Autor hervorragend verstanden hat, vielschichtige Figuren mit ihren charakteristischen Eigenheiten zu zeichnen. Dadurch ist es für den Leser trotz der zahlreichen Protagonisten nicht schwierig, sich zurechtzufinden. Ein Personenregister am Ende des Buches ist bei etwaigen Unklarheiten behilflich, und im Nachwort werden sämtliche Zweifel über historische und erfundene Figuren ausgeräumt.
    Besonders gut hat mir der Aufbau des Buches gefallen. Innerhalb der Kapitel werden die einzelnen Szenen minutiös in den verschiedenen Abteils geschildert. Die Übergänge sind ausgezeichnet gelungen, sodass das hohe Spannungsniveau von Abschnitt zu Abschnitt erhalten bleibt.
    Der Roman liefert zudem einen sehr interessanten Blick auf die Einstellung etlicher europäischer Staaten zu Hitlers Siegeszug an einem ganz bestimmten Zeitpunkt der Geschichte.
    Mein einziger Kritikpunkt gilt dem Handlungsverlauf gegen Ende des Buches mit einem furiosen, meiner Meinung nach aber teilweise reichlich überzogenem Finale. Übermenschliche Leistungen werden von Schwerverletzten vollbracht, die höchstens einem "Superman" zur Ehre gereichen. Deshalb hat mir das letzte Drittel des Buches mit seinen teilweise unrealistischen Lösungen und unglaubwürdigen Zufällen nicht mehr so gut gefallen.
    Höchstes Lob gebührt dem Autor hingegen für sein erzählerisches Talent, womit er den Leser von Anfang in den Strudel der Ereignisse zu ziehen versteht.


    <3<3<3<3 von 5 gibt's dafür von mir.


    ASIN/ISBN: 380525069X

  • Mir hat der Roman auch sehr zugesagt !!!

  • (Meine Rezension vom Oktober 2014 auf der Histo-Couch) - damals war ich noch nicht bei den Büchereulen - d. h. schon, aber noch nicht aktiv ;)



    Eine Rezension zu diesem (hervorragenden) Roman ist kein leichtes Unterfangen, doch ich will es dennoch versuchen...

    Das Cover und auch der Buchrücken von "Welt in Flammen" ziert auf der Vorderseite eine Bahnhofshalle und schemenhaft angedeutete Reisende im Nebel der Dampflok - ein sehr gelungenes Cover, das zum Inhalt sehr gut passt; die Rückseite des Schutzumschlages des HC-Bandes zeigt eine Moschee in Istanbul in zartem Morgenrot - auch eine gelungene symbolische Darstellung für die Bedeutung, die der "Orient-Express" für die Reisenden darstellte in jener dunklen Zeit (1940): Eine Hoffnung auf eine bessere Zukunft"....

    Das Buch ist in 7 Teile gegliedert, von Frankreich bis Bulgarien/Türkei, in denen der Reiseverlauf des "Simplon Orient Express" (SOE) durch mehrere europäische Länder führt. Die jeweiligen Stationen sind auf den Innenseiten von Buchdeckel und -rücken markiert, die es dem Leser ermöglichen, die Teilstrecken gut zu überblicken und ggf. nachzuschauen, wovon ich des öfteren mit Freude regen Gebrauch machte ;-).

    Am Buchende sind Abbildungen der Schlafwagen und des Speisewagens, ebenso die Unterbringung der Passagiere in die Abteile dargestellt; ein Personenregister der Hauptprotagonisten sowie eine Danksagung des Autors sowie eine (wichtige, zum Verständnis des Buches) Nachbemerkung finden sich hier ebenfalls.

    Die Idee zum Roman wird in letzterer gut nachvollziehbar geschildert wie auch die Tatsache, dass es sich hier nicht um einen historischen Roman handelt, sondern um eine Erzählung in einem historischen Kontext (der auch schriftstellerische Freiheiten umfasst). Der eigentliche Impuls zum Buch stellt der Autor eindringlich dar (S. 762) - und dieser ist auch für mich auf jeder Seite spürbar - und macht "Welt in Flammen" zu einem ganz besonderen Buch.

    Nach einer kurzen Vorgeschichte rollt im Mai 1940 der letzte, dem "alten und im Kriege versinkenden Europa" aus dem Pariser Gare de 'Est - an Bord eine schicksalhafte Reisegesellschaft. Zu den Passagieren, die teils fiktiv, teils wahre historische Personen sind, zählen neben dem Bordpersonal z.B. ein russischer Großfürst mit Familie, ein sowjetischer Agent, ein rumänischer König (Carol II), dessen jüdische Geliebte, ein deutscher Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime, ein französischer Diplomat und ein zeitgeschichtlicher Wagen von großem Wert (Wagon de l'Armistice), besonders für die Nazis: Doch dieser stellt nicht den einzigen unschätzbaren Wert dar, den der Simplon-Orient mitführt...

    Es handelt sich hier um einen sehr sprachgewaltigen, stilistisch sehr elegant gefeilten Roman, dem die Fahrt des legendären Orient-Express anno 1940 zugrunde liegt; einige Personen bzw. Hauptprotagonisten sind reale Figuren (Carol von Rumänien, Franz von Papen, Admiral Canaris z.B.); andere fiktiv (Eva Heilmann, Ingolf Helmbrecht alias Ludvig Mueller z.B.). Während der gemeinsamen Reise wird deutlich, dass "viele nicht die sind, die sie zu sein scheinen" und aus den unterschiedlichsten, vornehmlich verborgenen Gründen diese Reise antraten:

    Die leisen, aber unüberhörbaren "Zwischentöne", die sich zwischen allen Interaktionen der Reisenden, den Welt- und damit dem Kriegsgeschehen "draußen" wie auch den Geräuschen der sich drehenden Räder des Simplon Orient, die sich mahnend in die Handlung des Geschehens einfügen, sind es, die mich an diesem Roman fasziniert und am meisten begeistern konnten. Nach dem "Einstieg" des Lesers nach kurzer Vorgeschichte in Paris ins Abteil der "CIWL" 3425 (Schlafwagen), wo man im Kabinengang auf Raoul und Georges trifft, beide Stewards oder Angestellte der Cie., kann man an dieser Stelle anderen Lesern nur noch zurufen "FESTHALTEN! - so spannend und überaus fesselnd ist diese (literarische) zeitgeschichtliche Reise, an der man als Leser teilnehmen kann, geschrieben.

    Der elegante, sehr anspruchsvolle Schreibstil, die Dialoge und die Satzkonstruktionen transportieren für mich mehr als nur Worte; auch die Heraushebung einzelner Sätze oder Satzteile (kursiv) verstärken deren Bedeutung, führen zu einem noch besseren Leseverständnis. Ein Bsp. dazu auf S. 451:

    "Der graue Morgen lag über den Gleisanlagen, die wie ein stumpfer Dolch auf das Herz der jugoslawischen Hauptstadt zielten". (Belgrad, 27.05.1940)

    Ein weiteres Beispiel für den sprachlichen Genius des Autors:

    (S. 708, als der Simplon Orient die bulg-türk. Grenzstadt Svilengrad "passiert":

    "Die fiebernde Aura des Kometen begann zu ermatten, als der Simplon Orient seinen Weg (Richtung Istanbul) fortsetzte."

    Fazit:

    Ein atemberaubender, sprachgewaltiger und genial geschriebener Roman einer Reise im Simplon-Orient-Express des Jahres 1940 und ein Stück Zeitgeschichte (inkl. einiger schriftstellerischer Freiheiten), die an Spannung ihresgleichen sucht! Eines meiner bisherigen "Jahres-Highlights" und eine ganz klare Leseempfehlung!

    P.S. Wer sich für die historischen Hintergründe der CIWL und der Geschichte des legendären Orient-Express interessiert, dem sei ein Bildband empfohlen: Constantin Parvulesco: "Orient Express" - Zug der Träume

    (dort finden sich z.B. auch Carol von Rumänien wieder ;-)


    5*****


    Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern das Segel (aus China)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Swansea ()