OT: The Mystery House 1964; dt. 1969
Die elfjährige Marilyn hat es nicht leicht. Allerdings behauptet ihre Umgebung das Gegenteil. Sie besucht eine teure Schule, hat wunderschöne blonde Locken und ist Modell für Kinderkleider, die ihre Mutter entwirft. Marylin kann schicke Kleider nicht mehr sehen und ihre Haare haßt sie geradezu. Sie sind unpraktisch und beim Kämmen ziept es unerträglich.
Als sie in den Weihnachtsferien aufs Land zu ihrer ehemaligen Nanny soll, nimmt sie das hin. Langweiliger als Modell stehen kann das auch nicht sein. Vor Ort aber hellt sich die Lage auf. Ins das früher unbewohnte Nachbarhaus ist ein Freund ihres Vaters eingezogen und der hat zwei Neffen und zwei Nichten mitgebracht, zwei davon in Marilyns Alter. Natürlich wird sie zum Tee eingeladen und natürlich steckt Nanny sie in ihre bestes Samtkleid. Mit Spitzenkragen.
Im Nachbarhaus wird es zunächst problematisch, die vier Kinder finden Marilyn unmöglich. Aber die Sache läßt sich klären und schon nimmt das Abenteuer seinen Lauf. Zum einen beschließen die Kinder, daß sie von nun an Marilyns Haarpracht täglich um einen Zentimeter kürzen werden, ganz unauffällig. Dazu erkunden sie das alte geheimnisvolle Haus. In einem Kamin finden sie eine Schachtel, darin liegen fünf Glaskugeln, jede in einer anderen Farbe.
Ganz sicher sind das Wunschkugeln, eine für jedes Kind, eine für einen Wunsch eines jeden.
Die Wünsche gehen in Erfüllung. Wie das geschieht, erzählt Hobson in einer rasanten und zugleich charmant altmodischen Geschichte. Es gibt Kinderstreiche und natürlich Abenteuer, z.B. Jagd auf einen Einbrecher, Schatzgräberei, Geheimgänge entdecken, Kanufahrten und selbstverständlich ein putziges Kaninchen. Am Ende erfüllt sich auch Marilyns größter Wunsch.
Die Geschichte ist ideal auf ein junge Leserinnen und Leser zugeschnitten, die Kinder agieren selbständig,müssen aber auch die Folgen tragen, wenn sie mal Grenzen überschritten haben. Marilyn ist eine sympathische Heldin, man leidet förmlich mit, wenn es um Lockengeziepe und Samtkleid-nicht-schmutzig-machen geht.
Problematisch ist die Geschichte heutzutage allerdings, weil um der am Ende glücklichen Familie Willen Marilyns Mutter ihren Beruf aufgibt. Das ist die falsche Botschaft.
Abgesehen davon ist es immer noch eine sehr schöne, liebevoll erzählte Kindergeschichte mit einem Hauch Magie.