Zur Übersetzung:
Die Neuübersetzung der Reclam Bibliothek wurde von Bernd-Jürgen Fischer ins Deutsche übertragen. Es ist die erste, deutsche Übersetzung, welche die vollständig überarbeitete, französische Komplettausgabe als Quelle heranzieht.
Inhalt:
Ein Ich-Erzähler berichtet von seinem Leben und vom Vorgang des Erinnerns.
Der Roman spielt im Frankreich des Fin de siècle in der gehobenen Gesellschaft. Der Ich-Erzähler stammt aus einer Familie des Pariser Bürgertums, die den Sommer üblicherweise bei Verwandten auf dem Land verbringt. Hier, in der Ortschaft Combray, erlebt er eine glückliche Kindheit und lernt Personen kennen, die in seinem weiteren Leben eine Rolle spielen werden, etwa den Kunstliebhaber Swann.
Der Mittelteil des ersten Bandes nimmt dabei eine Sonderstellung ein, da er sich mit dem Lebemann Swann beschäftigt und nicht aus der Ich-Perspektive erzählt wird. Eine Liebe von Swann schildert minutiös die Entwicklung der Liebe von Swann zu der Kurtisane Odette de Crécy. Er interessiert sich anfangs kaum für sie, allmählich kommen sich die beiden dennoch näher. Seine Zuneigung findet neue Nahrung, als er in ihr das Ebenbild Sephoras, einer der Töchter Jethros, erkennt, wie sie auf Botticellis Fresko in der Sixtinischen Kapelle dargestellt ist. Als sich ihre Beziehung einspielt, beginnt Odette, Swann gegenüber anderen Kontakten – vor allem dem Zirkel der Verdurin – zurückzustellen, und entfacht damit seine Eifersucht. Swanns Eifersucht steigert in einer Art von Rückkopplung wiederum seine Liebe zu Odette. Dieser Kreislauf endet erst, als sie ihm wieder gleichgültig wird.
Der letzte Abschnitt des Buches wird wieder aus der Sicht des Ich-Erzählers erlebt, der, als noch junger Bursche, das Mädchen Gilberte kennenlernt und Gefühle für sie entwickelt. Nachdem die Anfänge ihrer Beziehung beschrieben werden, endet der erste Band.
Über den Autor:
Valentin Louis Georges Eugène Marcel Proust [pru:st], (* 10. Juli 1871 in Paris; † 18. November 1922 ebenda) war ein französischer Schriftsteller und Kritiker.
Prousts Hauptwerk ist Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (À la recherche du temps perdu) in sieben Bänden. Dieser monumentale Roman ist eines der bedeutendsten erzählenden Werke des 20. Jahrhunderts.
Eigene Meinung:
Puh, nach 3 langen Monaten habe ich es endlich geschafft, diesen ersten Band zu beenden.
Das erste Mal habe ich von Die Suche nach der verlorenen Zeit gehört, als Prousts Hauptwerk in Murakamis Roman 1Q84 erwähnt wurde. Dort wurde passenderweise behauptet, dass lediglich Gefängnisinsassen einen Atem haben, der lang genug ist, um alle 7 Bände durchzuhalten.
Tatsächlich ist der Schreibstil nämlich alles andere, als einfach zu lesen. Sätze, die sich teilweise über eine halbe Seite erstrecken und mit zahlreichen Substantiven gespickt sind, sind keine Seltenheit. Hinzu kommt der autobiographische Charakter dieser Schrift. Proust gibt Erlebnisse seines Lebens wieder, die zwar erinnerungswürdig sind, aber die Handlung deswegen nicht unbedingt spannend machen. Dieses Buch in einem Rutsch durchzulesen halte ich deshalb für fast unmöglich. Weil ich gedanklich immer wieder abgeschweift bin, habe ich mich nur in kleinen Schritten vorangetastet und sofort aufgehört zu lesen, wenn ich gemerkt habe, dass ich nicht in der richtigen Stimmung für dieses Buch war.
Die Inhalte des Romans bleiben aber hängen. Bezeichnend dafür ist eine von Prousts Beschreibungen ziemlich am Anfang des Buches, als er sich als kleiner Junge nach dem Gutenachtkuss seiner Mutter sehnt und extrem detailliert alle Gefühle und Umstände beschreibt, die damit zusammenhängen.
Ich habe mir mit dem Bewerten bewusst ein wenig Zeit gelassen, um den wirklich nicht leicht zu verdauenden Stoff erst ein wenig zu verarbeiten. Jetzt bin ich der Meinung, dass dieser erste Band ein ganz großes Stück Literatur ist, auch wenn wohl nur die Wenigsten anfangen werden, dieses Buch zu lesen, und noch deutlich weniger Leute es auch tatsächlich beenden werden.
9 von 10 Punkten.
Band 2 der neuen Übersetzung liegt hier schon bereit. Noch wage ich es aber nicht, damit zu beginnen.