Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (11. August 2014)
ISBN-13: 978-3630874173
Preis Gebundene Ausgabe: Euro 19.99
Preis Kindle E-Book: Euro 15.99
Autor
Sherko Fatah wurde 1964 in Ost-Berlin als Sohn eines irakischen Kurden und einer Deutschen geboren. Er wuchs in der DDR auf und siedelte 1975 mit seiner Familie über Wien nach West-Berlin über. Er studierte Philosophie und Kunstgeschichte. Für sein erzählerisches Werk hat er zahlreiche Auszeichnungen erhalten, u.a. den Aspekte-Literaturpreis für den Roman "Im Grenzland", wurde mehrfach für den Preis der Leipziger Buchmesse (2008 mit "Das dunkle Schiff", 2012 mit "Ein weißes Land") nominiert und mit "Das dunkle Schiff" auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises 2008 gewählt.
Kurzbeschreibung / Klappentext
Die Welt um Albert, einen deutschen Aussteiger, ist geschrumpft, seit er im Irak entführt wurde. Sie besteht nur noch aus dem, was der Zwischenraum zwischen den roh gezimmerten und doch unüberwindlichen Holzlatten des Verschlags zeigt, in den seine Entführer ihn eingeschlossen haben. Nie hätte er sich ausmalen können, wie sich das anfühlt: die Angst, gefesselt in einem Stall zu verrecken, umschwirrt von Fliegen, getrennt von seinem Übersetzer Osama, seiner Brücke in die fremde Kultur.
Längst ist Osama, ein Einheimischer, der aus einer liberalen Familie stammt, zum Freund geworden. In der Gefangenschaft, der Willkür ihrer Entführer ausgesetzt, die sie mal getrennt, mal zusammen, von Ort zu Ort schleppen, begannen sie zu reden: über den Hass zwischen den Kulturen, der mit dem Denken beginnt, und über ihre eigenen Leben. Albert wird bewusst, wie wenig Osama, der sein Land im Krieg erlebt hatte und nun als Verräter gefangen gehalten wird, mit seinen Geschichten anfangen kann. Und doch ist das Reden das einzige, was ihnen bleibt am vielleicht letzten Ort ihres Lebens, an dem das Leben der anderen weiter geht, als wäre nichts geschehen.
Sherko Fatah erzählt die Entführung von Albert und Osama als atemberaubenden literarischen Thriller und sensibles Psychogramm beider Figuren. Beide geraten in der aussichtlosen Situation an ihre Grenzen und verlieren sich in ihrer eigenen Angst und im wachsenden Misstrauen gegen den anderen. Als ihnen die Flucht gelingt, ist zwischen ihnen nichts mehr wie zuvor.
Meine Meinung
Mir fällt es schwer ein abschliessendes Urteil über diesen Roman zu fällen und ihn zu bewerten. Der Schriftsteller Sherko Fatah beherrscht sein Metier, das des Schreibens, sehr gut was sich auch in zahlreichen Auszeichnungen und Nominierungen für Buchpreise niederschlägt. Der Klappentext seines neuesten Werkes klingt hochinteressant und zusammen mit seiner Vita war es für mich Grund genug dieses Buch zu kaufen und zu lesen. Nach der Lektüre habe ich zwiegespaltene Gefühle gegenüber dieser Geschichte. Rein aus literarischen Sicht gesehen befindet sich der Inhalt auf recht hohem sprachlichen Niveau, die Worte geschliffen und sie sitzen passgenau aber aus meiner bescheidenen Warte als einfacher Leser hat mich der Inhalt nie richtig angesprochen und ich las das Buch mit einer merkwürdigen Distanziertheit die es mir schwer machte mich in die Erzählung einzufühlen.
Die Kurzbeschreibung gibt den Inhalt recht gut wieder weshalb ich auf eine eigene Beschreibung verzichte. Die missliche Lage in der sich Albert und Osama befinden und die Abgeschiedenheit in der kargen irakischen Einöde bieten den idealen Nährboden damit sich die beiden Hauptfiguren mit sich selbst, der eigenen Vergangenheit und dem jeweils andern beschäftigen können. Leider sind mir beide Protagonisten, die aus komplett gegensätzlichen Kulturkreisen stammen, nicht ans Herz gewachsen. Der Autor streut zwar Passagen aus der Vergangenheit sowie familiäre Herkunft der beiden mit ein aber es genügt nicht um ein emotionales Band zu mir als Leser herzustellen. Ansätze sind da aber leider nichts was sich im Verlaufe des Romans gefestigt hätte. Zu skizzenhaft und sogar frei von Konturen bleiben sie mir in Erinnerung.
Ich find den Roman insgesamt solide bis gut aber zu verkopft. Eine Geschichte die den Intellekt anspricht aber Bauchgefühl und Gemüt aussen vor lässt. Mit etwas gutem Willen kann ich auf sieben Eulenpunkte aufrunden.