'Owen Meany' - Kapitel 1 (Seiten 001 - 058)

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    Original von kira64
    Ich hatte ein bisschen Schwierigkeiten, in das Buch reinzukommen, weil der Autor von einem Thema zum anderen wechselt. An dieses ständige Abschweifen muss ich mich erst mal gewöhnen. Hatte bisher ständig die Befürchtung, etwas Wichtiges nicht zu erfassen.
    Habe nur ich das Gefühl, dass Johnny ohne große Gefühlsregung erzählt?


    Kira : Ist es für Dich auch das erste Buch von Irving? Es scheint ja normal für den Autor zu sein, dass er so abschweift. Mich stört es jetzt nicht so sehr, da ich mich dabei gut unterhalten fühle. Ich habe eine Arbeitskollegin, die auch so ausschweifend erzählt. Da kann eine 5-Minuten-Geschichte mal gut 30 Minuten dauern. :lache Aber mir ging es im ersten Abschnitt auch so, dass ich Angst hatte nicht zu intensiv zu lesen, aber nun genieße ich mehr. Und wenn uns was wichtiges durchgeht, erfahren wir es von den anderen in der LR :lache


    Zitat

    Original von kira64Habe nur ich das Gefühl, dass Johnny ohne große Gefühlsregung erzählt?


    Jetzt wo du es sagst fällt mir das auch auf. Johnny erzählt tatsächlich etwas gefühlsarm. Ob das daran liegt, dass er zurück auf diese Zeit blickt, die er nun doch schon verarbeitet hat und vielleicht vieles in einem anderen Blickwinkel sieht? :gruebel

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    Original von killerbinchen
    Meint ihr nicht, dass es für jedes Kind, egal ob Handicap oder nicht, demütigend ist, wenn Macht über es ausgeübt wird, auf welche Art und Weise auch immer?


    Tatsache ist, er wird hochgehoben und er kann nicht runter, ob er will oder nicht.


    Meine Tochter war lange die Kleinste in ihrer Kindergartengruppe (es ist eine Gemischtes-Alter-Gruppe von 3-6 Jahre) und wurde auch entsprechend von den Größeren immer hochgehoben; und sie wollte es nicht und hat es gehasst.


    Ich finde schon, daß es einen Unterschied macht, wer diese Späße mit dem Kind treibt. Wenn ich von einem meiner Freunde gehänselt werde, finde ich das lange nicht so schlimm, als wenn ein Kind als Außenseiter von der ganzen Schule gemobbt wird.


    Zitat

    Original von kira64
    Ist es vielleicht so eine Art Außenseiter-Freundschaft: Das unehelich geborene Kind und das Kind aus der wenig angesehenen Familie? Bisher liest es sich nicht so, als hätten die beiden auch andere Freunde. Sie sind auch sehr unterschiedlich, nicht nur durch ihre Herkunft, sondern offenbar auch durch ihren Intellekt.


    Wenn ich an die Szene an dem See auf dem Grundstück der Meanys zurückdenke, bei der auch andere Kinder anwesend waren, denke ich schon, daß Johnny und Owen auch andere Freunde haben. Aber ich denke, daß Herzstück des Buches ist die außergewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten.


    Zitat

    Original von kira64
    Interessant finde ich seine Großmutter. Es gab mit Sicherheit Familien, in denen die schwangere, aber unverheiratete Tochter nicht mehr willkommen gewesen wäre. Auch die kranke Haushälterin, die dort bis zu ihrem Lebensende ihr zu Hause behielt und die geduldete Freundschaft zu Owen, lässt für mich den Schluss zu, dass sie zwar standesbewusst, aber nicht herzlos ist.


    Da stimme ich dir voll zu. Auch wenn die Großmutter nach außen gerne die Rolle des Oberhauptes der wichtigsten Familie der Gemeinde verkörpert, hat sie doch das Herz auf dem rechten Fleck.

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    Original von kira64
    Habe nur ich das Gefühl, dass Johnny ohne große Gefühlsregung erzählt?


    Nein, hast du nicht. Ich habe das auch an anderer Stelle schon erwähnt. Die Theorie, dass es daran liegt, dass er im Rückblick erzählt, finde ich aber logisch.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

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    Original von Sonnschein


    Kira : Ist es für Dich auch das erste Buch von Irving? Es scheint ja normal für den Autor zu sein, dass er so abschweift. Mich stört es jetzt nicht so sehr, da ich mich dabei gut unterhalten fühle.


    Ja, es ist mein erstes Irving-Buch. Die Umwege, die er beim Erzählen macht, sind auf jeden Fall unterhaltsam und lassen Bilder von den Orten und der damaligen Gesellschaft entstehen. Deshalb lasse ich mich jetzt einfach mal drauf ein. :-)



    Zitat

    Original von -Christine-
    Wenn ich an die Szene an dem See auf dem Grundstück der Meanys zurückdenke, bei der auch andere Kinder anwesend waren, denke ich schon, daß Johnny und Owen auch andere Freunde haben. Aber ich denke, daß Herzstück des Buches ist die außergewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden Protagonisten.


    Ja, die Freundschaft zwischen Johnny und Owen ist der Punkt, um den sich alles dreht. Mal sehen, ob da überhaupt noch Raum ist für eine intensivere Beziehung zu anderen Kindern.



    Euer Hinweis mit der Erzählung als Rückblick ist gut. Vieles wird ja mit zeitlichem Abstand anders, weniger emotional gesehen.

    :lesend
    Hilary Norman - Blinde Seele
    Karen Rose - Todesschuss
    John Irving - Owen Meany - abgebrochen (LR)

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    Original von kira64
    ...
    Euer Hinweis mit der Erzählung als Rückblick ist gut. Vieles wird ja mit zeitlichem Abstand anders, weniger emotional gesehen.


    Mir fehlt aber gerade bei diesen Rückblicken von John die Emotion, die Wehmut meinetwegen auf diese tiefe Freundschaft. Aber das ist mein persönlicher Eindruck.
    Das kommt für mich beim Lesen nicht rüber. Vielleicht oder sicher ist etwas Schlimmes passiert zwischen Owen und ihm. Was? Wir werden es erfahren, wahrscheinlich...

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    Original von Buchdoktor
    Bei John Irving habe ich immer den Eindruck, dass es nicht darum geht, eine Geschichte zu Ende zu bringen, sondern sich der schlichten Lust am Fabulieren hinzugeben. Die Leser werden schon sehen, was sie davon haben, sich an ein dickes Irving-Werk zu wagen.


    Zitat

    Original von Sonnschein


    Das macht mir jetzt irgendwie Angst was uns noch erwartet. :wow :lache :wow


    Mir macht das auch alles ein wenig Angst. Bei so wenig Inhalt hätte Irving nicht zwingend 59 Seiten vollschreiben müssen. Ehrlich gesagt, hab ich gar keine Zeit für so viele Worte, mein SUB ist zu hoch. :lache
    Es ist auch mein erstes Irving-Buch und nicht mal das einzige von ihm im SUB. Aber die Eulen sagen, das Buch sei gut, also lese ich auch tapfer weiter. :kiss

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    Original von xexos
    Ich gebe ja nur ganz selten auf. Die Bücherdiebin war gerade ein gutes Beispiel dafür, dass sich das sehr lohnen kann. Irving wird schon noch - für mich. :wave


    Nee, nee, aufgegeben wird nicht! Wenn auch tatsächlich wenig "Handlung" in dem umfangreichen Werk steckt. Jedenfalls bisher. Aber unterhaltsam (und ausführlich) erzählt.

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    Original von killerbinchen
    Nach dem ersten Abschnitt ist mir eines wieder klar geworden: Herr Irving schwafelt - wenn auch auf hohem Niveau. Dieses Mal finde ich ihn sogar teilweise richtig witzig. Und komische Situationen gibt es auch genug.


    Ich habe mich zwar bisher noch nicht an einen Irving herangetraut, obwohl (dank meines Mannes) hier genug herumstehen. Ob der Schreibstil mir gefällt kann ich noch nicht richtig beurteilen. Fest steht jedoch, daß die Schrift in meiner Ausgabe sehr klein ist (1.Abschnitt = 36 Seiten) und ich mich mit dem Buch noch etwas schwertue.



    Zitat

    Original von Clare


    Johns Mutter ist die erste wirklich warme Figur im Buch, und sie setzt ihre Liebe verschwenderisch ein. Das mag man einfältig nennen, wie es ihre Schwester tut, aber es hat etwas Selbstloses, Natürliches. Sie schert sich nicht um das Bild, das Andere von ihr haben könnten, außer vielleicht um den optischen Eindruck, den sie macht. ;-)


    Die Mutter von John vermittelt wirklich einen sehr sympathischen Eindruck in diesem doch sonst recht nüchteren Abschnitt. Durch ihre Stellung im Ort (und das passende Kleingeld ;-)) ist es für sie einfach ihr Leben so zu führen wie sie möchte (z.B. die Übernacht Ausflüge zum Gesangslehrer....). Auf der anderen Seite ist sie überschwenglich und hilfsbereit. Schade, daß sie so früh stirbt, und dann auch noch so. :gruebel


    Zitat

    Original von Buchdoktor
    Jemanden, der körperlich unterlegen ist, ungefragt anzufassen ist ein Übergriff. Aber es hat schon immer Lehrer gegeben, die vorgaben, so etwas nicht zu sehen. Hier geht es ja um die Sonntagsschule. Keine Ahnung, ob die nur den Glauben bilden soll und nicht die Persönlichkeit - oder ob Owen dort nur das Pech einer pädagogisch unbedarften Lehrern hat.


    :write Jemanden einfach anzufassen, gar hochzuheben, ist nicht richtig (auch wenn sich Owen damit scheinbar abgefunden hat).


    Die Freundschaft,die zwischen John und Owen herrscht macht mich neugierig weiterzulesen.


    Passend war auch der Untertitel des 1. Kapitels The foul Ball. Erst am Ende dieses Kapitels konnte ich mir darunter etwas vorstellen.
    Mal sehen, was das nächste Kapitel (The Armadillo) mit sich bringt.. :gruebel :wave


    edit: Ob es Zufall ist, daß auf meinem Buch unten eine Art Granitplatte (Grabplatte?) abgebildet ist (und man beachte die GROSSBUCHSTABEN). :chen

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    Original von bibliocat
    ...
    edit: Ob es Zufall ist, daß auf meinem Buch unten eine Art Granitplatte (Grabplatte?) abgebildet ist (und man beachte die GROSSBUCHSTABEN). :chen


    Das Cover passt wirklich.
    Auf meiner Ausgabe ist eine Schneiderpuppe mit einem roten Kleid abgebildet.

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    Original von bibliocat
    edit: Ob es Zufall ist, daß auf meinem Buch unten eine Art Granitplatte (Grabplatte?) abgebildet ist (und man beachte die GROSSBUCHSTABEN). :chen


    Nein, das glaube ich nicht. Und ich finde das genauso passend wie die Schneiderpuppe mit dem roten Kleid auf meiner Ausgabe.


    Edit hat jetzt erst Clares Beitrag gesehen. Also Doppelantwort. :lache

  • Endlich habe auch ich den ersten Abschnitt geschafft. Und ich muss sagen, bis jetzt hat mich das Buch noch nicht gepackt. Dabei ist es nicht mein erster Irving, im Gegenteil, Irving ist einer meiner Lieblingsautoren. Dass einige seiner Bücher noch auf meinem SuB liegen hängt damit zusammen, dass seine Fabulierlust üblicherweise zu hohen Seitenzahlen führt - und die schrecken mich in letzter Zeit oft ab.


    Zum Buch: Dafür, dass wir nun schon 59 Seiten gelesen haben, ist erstaunlich wenig passiert. Wir lernen Owen Meany kennen, mit dem Irving wieder eine Hauptfigur erschaffen hat, die "irgendwie anders" ist, in dem Fall durch ihren kleinen, zarten Körperbau (ich hatte dabei übrigens nicht an Kleinwüchsigkeit gedacht, sondern ihn einfach nur für einen Jungen gehalten, der für sein Alter außergewöhnlich klein und zart ist, aber durchaus noch wachsen kann). Er und seine Freundschaft zu Johnny, der die Geschichte rückblickend erzählt, stehen im Mittelpunkt der Erzählung. Rund um die beiden zeigt uns Irving Stück für Stück immer mehr vom Leben und Umfeld der Beiden, was ein bisschen so wirkt, als schweife der Erzähler immer wieder ab und komme "vom Hölzchen auf's Stöckchen".
    Das finde ich einerseits faszinierend, andererseits muss ich sagen, dass es mich momentan etwas nervt. Vermutlich werde ich mir die weiteren Abschnitte daher an den Wochenenden vornehmen, und die Woche über etwas "Leichteres" lesen.


    Das Ende dieses ersten Abschnitts, der Tod der Mutter, kam für mich trotz vorheriger Andeutungen ziemlich abrupt. Ich war vermutlich so "eingelullt" von der etwas dahinplätschernden Erzählung, dass ich gar nicht damit gerechnet hatte, dass da plötzlich etwas passiert. :chen


    Dass die wörtliche Rede von Owen in Großbuchstaben gedruckt ist, habe ich mir übrigens damit erklärt, dass Owen quasi immer schreien muss, um sich bei den anderen Gehör zu verschaffen.