Hier kann zum 4. Kapitel geschrieben werden.
'Owen Meany' - Kapitel 4 (Seiten 210 - 283)
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Owen ist so klein, dass er im Weihnachtsspiel den neugeborenen Jesus darstellen kann. Owen zeigt in dieser Diskussion seine Durchsetzungsfähigkeit und nimmt – noch unbemerkt - die Rolle des Regisseurs im Hintergrund ein. Die Rollenverteilung für die Laientheaterstücke der Erwachsenen ist offenbar eine besondere Kunst, wenn man niemandem dabei auf die Füße treten will. Dan beherrscht dieses Jonglieren mit den Eitelkeiten und Talenten der Bewerber perfekt. Owen spielt in beiden Theaterstücken nun die jeweils einzige stumme Rolle.
Das Angebot, seine Stimme beim ehemaligen Gesangslehrer von Johnnys Mutter zu trainieren, lehnt er ab, weil Gott ihm diese Stimme gegeben hätte. Die Großmutter denkt profaner; Owen ist so klein und spricht so, weil er als Kind im Steinbruch zu viel Staub eingeatmet hat, meint sie.
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Zitat
Original von Buchdoktor
Owen ist so klein, dass er im Weihnachtsspiel den neugeborenen Jesus darstellen kann. Owen zeigt in dieser Diskussion seine Durchsetzungsfähigkeit und nimmt – noch unbemerkt - die Rolle des Regisseurs im Hintergrund ein. Die Rollenverteilung für die Laientheaterstücke der Erwachsenen ist offenbar eine besondere Kunst, wenn man niemandem dabei auf die Füße treten will. Dan beherrscht dieses Jonglieren mit den Eitelkeiten und Talenten der Bewerber perfekt. Owen spielt in beiden Theaterstücken nun die jeweils einzige stumme Rolle.Es ist schon eine Glanzleistung, wie Owen nicht nur Kinder sondern auch Erwachsene manipuliert, so dass es zu den für ihn gewünschten Ergebnissen kommt. Ich empfinde ihn mehr und mehr als unangenehm!
Religion spielt in diesem Roman eine beträchtliche Rolle. So wie es sich für mich momentan darstellt, wird Owen in diesem Kontext im Laufe der Geschichte entweder zum Propheten oder zum Märtyrer. Mir gefällt, glaube ich, beides nicht, aber wir werden sehen.ZitatDas Angebot, seine Stimme beim ehemaligen Gesangslehrer von Johnnys Mutter zu trainieren, lehnt er ab, weil Gott ihm diese Stimme gegeben hätte. Die Großmutter denkt profaner; Owen ist so klein und spricht so, weil er als Kind im Steinbruch zu viel Staub eingeatmet hat, meint sie.
Diese Comic-Stimme ist Teil des Bildes, das alle von Owen haben, und auf diesem hat er seine Rolle ja auch aufgebaut. Wieso sollte er sie aufgeben, sie verändern lassen? Er wäre dann immer noch klein wie ein Kind und ohne diese ganz besondere Stimme, die vielleicht lächerlich ist, aber andere auch schaudern lässt, nicht mehr komplett.
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Die komische Stimme ist für owen ein wichtiges Werkzeug bei seinen Manipulationen, er weiß genau, wie sie auf andere wirkt, das will er natürlich nicht aufgeben.
Auch wenn er wirklich sehr geschickt sein gesammtes Umfeld manipuliert, als unangenehm empfinde ich Owen bisher nicht.
Dass die Religion nach wie vor so viel Platz einnimmt gefällt mir auch immer weniger, besonders im Hinblick darauf, was Owen noch für eine Rolle spielen wird, entweder Prophet oder Märtyrer, das denke ich auch, würde mir auch beides, glaube ich, nicht gefallen. -
In diesem Abschnitt fällt mir auf, dass es für Owen Meany ausser von Johnny nur extreme Gefühlsanwandlungen gibt: Mitleid, Faszination, ja sogar Angst; Erwachsene haben Angst vor einem 11-Jährigen.
Johnny nimmt die ihm von Owen bestimmten Rollen (im Schauspiel wie im Leben) allzu bereitwillig an.
Ich glaube übrigens immer noch, dass Owens Versessenheit darauf, ein Werkzeug Gottes zu sein, ihm hilft, über seine Schuldgefühle in Bezug auf Tabbys Tod hinweg zu kommen. Er schwingt sich einfach darüber hinweg. Für mich grenzt das gefährlich an Wahnsinn.
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Zitat
Original von killerbinchen
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Ich glaube übrigens immer noch, dass Owens Versessenheit darauf, ein Werkzeug Gottes zu sein, ihm hilft, über seine Schuldgefühle in Bezug auf Tabbys Tod hinweg zu kommen. Er schwingt sich einfach darüber hinweg. Für mich grenzt das gefährlich an Wahnsinn.Dass die Erwachsenen ein gewisses Grauen vor Owen empfinden, kann ich mir vorstellen. Mir würde seine Stimme reichen. In welche Richtung Owen gehen wird, bleibt für mich noch offen. Wahnsinn? Ich weiß nicht. Vielleicht Verdrängung? Größenwahn? Vielleicht seine einzige Möglichkeit, nach dem Baseball-Unfalltod Tabbys überhaupt weiter leben zu können.
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Owen ist nicht nur "Werkzeug" bei Tabbys Tod, sondern er wirft auch den Ball, den Mr. Fishs Hund fangen will und dabei vom Windellaster überfahren wird. Owen läßt jedoch nie wirklich irgendwelche Schuldgefühle durchblicken, weder bei dem Hund, noch bei Johnnys Mutter.
Und ja, Owen setzt sich sowohl beim Krippenspiel als auch beim Theaterspiel durch. Er ein intelligentes Kerlchen, dem nicht mal viele Erwachsene gewachsen sind. Seine Argumentationen haben aber auch wirklich oft Hand und Fuß.
ZitatOriginal von Zwergin
Die komische Stimme ist für owen ein wichtiges Werkzeug bei seinen Manipulationen, er weiß genau, wie sie auf andere wirkt, das will er natürlich nicht aufgeben.
Ich habe eher das Gefühl, daß ihm seine Stimme sehr unangenehm ist. Genau deshalb sucht er sich ja Rollen, bei denen er nicht sprechen muß, weil die Leute ihn immer auslachen, sobald er den Mund aufmacht. Er will aber seine Stimme nicht durch den Gesangslehrer ändern lassen, weil er davon überzeugt ist, daß ihm diese von Gott gegeben ist, was ich auch irgendwie nachvollziehen kann. -
Zitat
Original von -Christine-
Owen ist nicht nur "Werkzeug" bei Tabbys Tod, sondern er wirft auch den Ball, den Mr. Fishs Hund fangen will und dabei vom Windellaster überfahren wird. Owen läßt jedoch nie wirklich irgendwelche Schuldgefühle durchblicken, weder bei dem Hund, noch bei Johnnys Mutter.Die Geschichte mit dem Hund hatte ich gerade völlig verdrängt. Mir geraten auch die einzelnen Kapitel durcheinander, und da muss ich aufpassen.
Es stimmt: Owen lässt keine Schuldgefühle erkennen, was aber nicht heißt, dass er keine haben muss, mutmaße ich mal. So kaltschnäuzig kann ein Kind doch gar nicht sein oder? Besondern hin oder her. -
Zitat
Original von -Christine-
Ich habe eher das Gefühl, daß ihm seine Stimme sehr unangenehm ist. Genau deshalb sucht er sich ja Rollen, bei denen er nicht sprechen muß, weil die Leute ihn immer auslachen, sobald er den Mund aufmacht. Er will aber seine Stimme nicht durch den Gesangslehrer ändern lassen, weil er davon überzeugt ist, daß ihm diese von Gott gegeben ist, was ich auch irgendwie nachvollziehen kann.Vor einer großem Menschenmenge ist ihm seine Stimme sicher unangenehm, ich denke trotzdem, dass er weiß, dass eben diese Stimme auch ein wichtiges Werkzeug für ihn sein kann.
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Zitat
Original von Clare
Die Geschichte mit dem Hund hatte ich gerade völlig verdrängt. Mir geraten auch die einzelnen Kapitel durcheinander, und da muss ich aufpassen.
Es stimmt: Owen lässt keine Schuldgefühle erkennen, was aber nicht heißt, dass er keine haben muss, mutmaße ich mal. So kaltschnäuzig kann ein Kind doch gar nicht sein oder? Besondern hin oder her.
Eigentlich müsste ein Kind in diesem Alter regelrecht traumatisiert sein ... aber vielleicht bemerkt nur Johnny keine Schuldgefühle, der die Geschichte letztendlich ja nur aus seiner Sicht erzählt. -
Zitat
Original von Zwergin
Vor einer großem Menschenmenge ist ihm seine Stimme sicher unangenehm, ich denke trotzdem, dass er weiß, dass eben diese Stimme auch ein wichtiges Werkzeug für ihn sein kann.
Stimmt, es bringt die Leute schneller zur Weißglut. -
Zitat
Original von -Christine-
Eigentlich müsste ein Kind in diesem Alter regelrecht traumatisiert sein ... aber vielleicht bemerkt nur Johnny keine Schuldgefühle, der die Geschichte letztendlich ja nur aus seiner Sicht erzählt.Je weiter ich in Buch gekommen bin, um so mehr denke ich, dass Owen da viel mit sich selbst ausgemacht hat. Ich mag mir nicht vorstellen, wie das gewesen sein muss. Normal ist das nicht, aber wir lesen ja auch einen Roman.
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Zitat
Original von Clare
Je weiter ich in Buch gekommen bin, um so mehr denke ich, dass Owen da viel mit sich selbst ausgemacht hat. Ich mag mir nicht vorstellen, wie das gewesen sein muss. Normal ist das nicht, aber wir lesen ja auch einen Roman.
Ich denke auch, dass Owen so abgeklärt rüber kommt, weil alles aus Johnnys Perspektive erzählt wird. Und Johnny kann seine Gefühle Owen gegenüber ja auch oft nicht benennen bzw. wechseln diese zwischen Eifersucht, Zorn, Liebe, Bewunderung..und sogar Angst.
Ist es Zufall, dass auch der Hund durch Owens Hand letztlich stirbt? Als ich das gelesen hab lief sogar mir ein kalter Schauer den Rücken runter...Es ist wirklich seltsam, dass ein kleiner Junge (und klein im wahrsten Sinne des Wortes) solche Angstgefühle auf die Erwachsenen ausüben kann. Sieht man sogar ihn sogar in diesem Abschnitt als "Teufel" und das obwohl er das Jesuskind spielt. Gegensätzlicher kann es gar nicht mehr werden.
Märtyrer? Prophet? Ich hoffe keines von beiden!Muß ehrlich gestehen, dass mir Owen in diesem Abschnitt durch seine bewussten Manipulationen um seinen Willen durchzusetzen auch nicht mehr so symphatisch rüber kommt. Die Großmutter wird mir hingegen immer symphatischer. Könnt mich über die Szenen mit ihr und Lydia, die immer mit dem Kopf nickt um das gesagte zu bestätigen, einfach nur amüsieren.
Edit:
ZitatOriginal von Zwergin
Dass die Religion nach wie vor so viel Platz einnimmt gefällt mir auch immer weniger, besonders im Hinblick darauf, was Owen noch für eine Rolle spielen wird, entweder Prophet oder Märtyrer, das denke ich auch, würde mir auch beides, glaube ich, nicht gefallen.Mir nimmt der religiöse Part, oder das auf was es hinauslaufen könnte :rolleyes, auch viel zu sehr zu. Und das macht mir gerade nach diesem Abschnitt doch etwas Angst.
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Original von Sonnschein
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Mir nimmt der religiöse Part, oder das auf was es hinauslaufen könnte :rolleyes, auch viel zu sehr zu. Und das macht mir gerade nach diesem Abschnitt doch etwas Angst.Das zieht sich durch das ganze Buch, mal mehr und mal weniger ausgeprägt.
So viele Worte... -
Das Krippenspiel fand ich ja sogar endlich mal ein wenig unterhaltsam. Schön, wie Owen vieles einfach als Blödsinn entlarvt. Was ich aber etwas unglaubwürdig empfinde, ist Owens Sprache. Die ist mir von der Wortwahl oft viel zu erwachsen. Und dass alles nach seiner Pfeife tanzt, ist auch nicht überzeugend. Würde sich wirklich ein Vater - wie im letzten Abschnitt - von seinem Vater BEFEHLEN lassen, zum Strand zu fahren und das auch immer noch SCHNELLER, SCHNELLER? Da würde jeder normale Vater seinem Sohn eher einen Vogel zeigen.
Und so altklug und abgeklärt er Dan angeblich argumentativ überzeugt, ihn in diesem Theaterstück die Rolle des Todes zu geben, fällt mir schwer zu glauben, dass Owen erst elf Jahre sein soll. Sprachlich klingt das eher wie 20 oder 50.
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Zitat
Original von xexos
Das Krippenspiel fand ich ja sogar endlich mal ein wenig unterhaltsam. Schön, wie Owen vieles einfach als Blödsinn entlarvt. Was ich aber etwas unglaubwürdig empfinde, ist Owens Sprache. Die ist mir von der Wortwahl oft viel zu erwachsen. Und dass alles nach seiner Pfeife tanzt, ist auch nicht überzeugend. Würde sich wirklich ein Vater - wie im letzten Abschnitt - von seinem Vater BEFEHLEN lassen, zum Strand zu fahren und das auch immer noch SCHNELLER, SCHNELLER? Da würde jeder normale Vater seinem Sohn eher einen Vogel zeigen.Und so altklug und abgeklärt er Dan angeblich argumentativ überzeugt, ihn in diesem Theaterstück die Rolle des Todes zu geben, fällt mir schwer zu glauben, dass Owen erst elf Jahre sein soll. Sprachlich klingt das eher wie 20 oder 50.
Dem kann man nichts hinzufügen. Ich empfand es genau so, dass besonders seine Sprache und das Ausmaß seiner altklugen Weisheit extrem unglaubwürdig war. Mir ist klar, dass der Autor das beabsichtigt hat, aber deswegen muss ich es noch lange nicht mögen.
Zu der Auto-Szene mit dem Vater: Vielleicht war das für den Vater so etwas wie ein euphorischer Augenblick :grin. Ein kurzer Blick in eine Freiheit und Leichtigkeit, die er in Wahrheit nie hatte.
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Zitat
Original von Clare
Zu der Auto-Szene mit dem Vater: Vielleicht war das für den Vater so etwas wie ein euphorischer Augenblick :grin. Ein kurzer Blick in eine Freiheit und Leichtigkeit, die er in Wahrheit nie hatte.
Vielleicht will der Vater bei Owen wieder etwas gutmachen ? Den Meanys, oder zumindest dem Vater, wird bewußt sein, daß sie nicht gerade den Preis für die Eltern des Jahres gewinnen werden. Sie verbringen sehr wenig Zeit mit ihrem Sohn, von wem auch immer das ausgeht ... -
Zitat
Original von -Christine-
Vielleicht will der Vater bei Owen wieder etwas gutmachen ? Den Meanys, oder zumindest dem Vater, wird bewußt sein, daß sie nicht gerade den Preis für die Eltern des Jahres gewinnen werden. Sie verbringen sehr wenig Zeit mit ihrem Sohn, von wem auch immer das ausgeht ...Ausser diese wenigen Szenen erfahren wir tatsächlich wenig über den Umgang miteinander in der Familie Meany. Es ist ja schon seltsam, dass Owen immer bei Johnny zu sein scheint. Da kann es ja kaum "normales" Familienleben geben.
xexos : Wenn du in dem Tempo weiterliest hast du mich bald eingeholt...
ZitatOriginal von xexos
Und so altklug und abgeklärt er Dan angeblich argumentativ überzeugt, ihn in diesem Theaterstück die Rolle des Todes zu geben, fällt mir schwer zu glauben, dass Owen erst elf Jahre sein soll. Sprachlich klingt das eher wie 20 oder 50.Da kann ich Dir auch nur recht geben. Das wirkt noch nichtmal einfach nur sehr reif für sein Alter, das wirkt eher wie die Sprache eines Erwachsenen. Zumal er ja auch sehr berechnend argumentiert bzw. handelt, damit er seinen Willen bekommt.
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Zitat
Original von Sonnschein
xexos : Wenn du in dem Tempo weiterliest hast du mich bald eingeholt...
[quote]Original von xexos
Du hast gerade im Thread bis Seite 471 geschrieben. Ich bin gerade auf Seite 330. Also habe ich jetzt 60 Seiten aufgeholt. Das ich dabei aber ca. 100 Seiten zugeklebt und überblättert habe, verrate ich nicht.@ Christine: Du hast dem Buch die Note 1 gegeben. Ich bin gerade bei Note 5. Kommen die guten Seiten also noch? Bitte sag dazu ja.
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Also ich kann zumindest sagen, dass es in Kapitel 6 etwas besser wird. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Owen bei mir noch zu 1 werden könnte.
Es hatte so gut angefangen. Eigentlich gefiel/gefällt mir der Schreibstil sehr gut, einzig die Handlung fehlt mir über diese vielen Seiten...