Das Haus der verschwundenen Kinder - Claire Legrand (ab 12 J.)

  • • Gebundene Ausgabe: 320 Seiten
    • Verlag: Heyne Verlag
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-13: 978-3453267787
    • Vom Hersteller empfohlenes Alter: Ab 12 Jahren


    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Alle Erwachsenen können dir gefährlich werden – und Mrs. Cavendish besonders!


    Das Leben in der beschaulichen Kleinstadt Belleville ist genau so, wie die zwölfjährige Victoria es gern hat: übersichtlich, vorhersehbar und aufgeräumt. Und Victoria mit ihrem strengen Zopf, den ordentlichen Kleidern und den hervorragenden Noten passt perfekt nach Belleville. Eine einzige Unregelmäßigkeit erlaubt sie sich: den verträumten und vergesslichen Lawrence, der so ganz das Gegenteil von ihr ist. Lawrence ist ihr bester Freund. Als er plötzlich spurlos verschwindet, ist es allerdings vorbei mit Victorias geordnetem Alltag. Sie würde es nie zugeben, aber sie vermisst ihn furchtbar. Daher stellt sie auf eigene Faust Nachforschungen an. Was Victoria entdeckt, gefällt ihr gar nicht: Unter der glatten Oberfläche von Belleville verbirgt sich ein dunkles Geheimnis. Eines, das offenbar in der Erziehungsanstalt von Mrs. Cavendish seinen Ausgang nimmt. Die rebellischen Kinder, die dorthin geschickt werden, kommen ungewöhnlich still und brav zurück – oder gar nicht mehr. Steckt Mrs. Cavendish hinter Lawrences Verschwinden?


    Über die Autorin
    Claire Legrand war Musikerin, bevor sie entdeckte, dass ihr das Schreiben noch mehr Spaß macht. DAS HAUS DER VERSCHWUNDENEN KINDER ist ihr Debütroman, der mit dem Preis der New York Public Library als bestes Jugendbuch 2012 ausgezeichnet wurde. Die Autorin lebt und arbeitet in New Jersey.


    Zum Inhalt
    Belleville (Nomen est omen *g*) ist eine äußerlich perfekte Stadt. Und perfekt sollen dort auch die Kinder sein. Die 12-jährige Victoria hat sich nach dem Vorbild ihrer Eltern zu einem Vorzeigemädchen entwickelt. Sympathie bringt man ihr erst mal nicht entgegen. Mein erster Gedanke war – was für eine neurotische, besserwisserische und ordnungsbesessene Zicke. Sie unterdrückt sogar jedwede Gefühle, weil sie die „Ordnung stören“. Ihr Schulkamerad Lawrence ist deutlich „unordentlicher“ und weicht in manchen Dingen von der Norm ab. Im Alter von 9 Jahren hat sie ihn zu „ihrem Projekt“ gemacht und im Laufe der Zeit ist daraus tatsächlich so etwas wie Freundschaft entstanden, auch wenn sich Victoria das nicht gern eingesteht. Denn auch freundschaftliche Gefühle stören die Ordnung ;-).


    Eines Tages schleicht sich etwas Ungutes in ihr bisher so geordnetes Leben ein, sie spürt eine unerklärliche Kälte. Kleine schwarze Käfer huschen durch Belleville (und auch über die Seiten des Buches), die Menschen in ihrer Umgebung verändern sich, Schulkameraden verschwinden. Zunächst schenkt unsere kleine Egoistin dem keine große Beachtung, zu beschäftigt ist sie mit ihren eigenen Belangen. Als auch Lawrence verschwindet und tagelang nicht mehr auftaucht, kommt sie ins Nachdenken und hinterfragt Dinge, die sie bisher als gegeben hingenommen hat.


    Ihre Nachforschungen führen sie schließlich in die Erziehungsanstalt von Mrs. Cavendish, hinter deren düsteren Mauern das Geheimnis verborgen scheint. Sie gerät selbst in die Fänge der gruseligen Heimleiterin und braucht ihren ganzen Siegeswillen und all ihre eiserne Selbstdisziplin um gegen diese zu bestehen.


    Meine Meinung
    zu dieser Geschichte ist nicht so ganz einheitlich. Am Anfang fand ich sie eher langweilig, die Atmosphäre unterkühlt, die Hauptfigur total unsympathisch, die Nebenfiguren blass. Doch nach und nach wurde es besser. Die Spannung steigt kontinuierlich und die „verschwundenen Kinder“ nehmen Konturen an. Auch Victoria verändert sich, ihrem Mut und ihrer Tatkraft muss man einfach Respekt zollen. Und auch wenn sie sich im Prinzip treu bleibt, bekommt sie durch ihre Begegnung mit Mrs. Cavendish doch eine etwas andere Sicht auf ihre bisherigen Werte. Wie es sich für ein Kinder- bzw. Jugendbuch gehört, geht es gut aus, doch der Epilog lässt einem einen leisen Schauer über den Rücken laufen.


    Ein Kuschelbuch ist das definitiv nicht. Manche Details fand ich ganz schön grausam. Die Kinder werden zwar nicht so sehr körperlich misshandelt, aber dafür umso mehr seelisch gequält. Ich hätte Angst, dass mein Kind davon Alpträume bekommen könnte. Aber wahrscheinlich bin ich da als Erwachsene zu empfindlich, Kinder machen sich wohl nicht so viele Gedanken und sind oft härter im Nehmen als man denkt, auch Zwölfjährige. Wenn ich mir heute den Struwwelpeter vergegenwärtige, der mich durch meine Kindheit begleitete – hat mir auch nicht nachhaltig geschadet.


    Die schwarz-weißen Illustrationen spiegeln die düstere und unheimliche Atmosphäre hervorragend wider, auch wenn sie mir (wahrscheinlich gerade deshalb) nicht besonders gefallen haben. Die Idee, die in der Geschichte omnipräsenten schwarzen Käfer auch über die Buchseiten huschen zu lassen, fand ich originell.


    Punkte :gruebel - schwierig, mach ich ja nicht so gerne ;-). 7 würde ich sagen

  • Victoria ist zwölf Jahre alt, lebt in Belleville, wo einfach alles perfekt und durchorganisiert ist. Ebenso auch Victoria. Sie ist ein braves Kind und davon besessen immer die beste sein zu müssen. Eine zwei in Musik bringt sie zur Verzweiflung und lässt ihre Welt einstürzen. Ihr bester und einziger Freund ist Lawrence. Sie würde nie zugeben, dass sie ihn mag, aber als Lawrence eines Tages verschwindet, scheint Victoria die Einzige zu sein, die ihn vermisst und nach ihm sucht. Nach und nach fallen ihr auch andere Unregelmäßigkeiten auf, die offenbar alle mit dem Waisenhaus von Mrs. Cavendish zu tun haben …


    Zunächst einmal: Dieses Buch musste ich allein der Optik wegen schon haben. Das Cover gefiel mir so richtig, richtig gut mit der geprägten Silberschrift und dem blauen Hintergrund. Richtig schön, also optisch ein echter Hingucker.
    Auch von innen ist dieses Buch besonders gestaltet, es gibt nämlich einige ganzseitige Illustrationen mit Untertiteln, immer passend zur Geschichte. Ich finde, das ist mal eine nette Abwechslung im Buch. Mir hat diese Auflockerung sehr gut gefallen.


    Der Schreibstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, jedenfalls ging es mir so. Ich fühlte mich teils, als würde mir die Geschichte vorgelesen werden, was hinterher allerdings auch sehr angenehm war, so konnte ich mich wirklich auf die Geschichte, die doch ein wenig anders war als gedacht, einlassen.


    Das Buch ist für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Vom Stil her würde ich auch zustimmen. Das passt einfach. Vom Inhalt her … puhhh. Mir schwirrte gegen Ende des Buches der Vergleich mit Stephen Kings Romanen im Kopf. Konfus, wirr und gruselig. Wenn der Stil ein wenig anders wäre, dann könnte ich mir dieses Buch wirklich als Horror-Roman aus der Feder Kings vorstellen. Die Geschichte ist genauso bizarr, wie ich es vom Meister des Horrors kenne. Mir hat es als Erwachsene an einigen Stellen schon leicht gegruselt und ich weiß nicht, ob das wirklich für zart besaitete zwölfjährige wirklich geeignet ist. Zumal man wirklich sehr viel Fantasie haben muss um der Geschichte überhaupt folgen zu können.
    Im ersten Teil ist noch alles normal und sehr ruhig. Hier zieht sich die Geschichte teilweise auch richtig, denn erst zur Mitte hin wird es auch wirklich spannend. Der Rest ist eher Vorgeplänkel. Gut gemacht, aber ein wenig langwierig. Wer auf Spannung wartet, der braucht hier schon ein wenig Geduld.
    Zum Ende hin geht dann alles sehr schnell und man muss gut aufpassen um nichts zu verpassen.


    Fazit
    Das Buch fand ich also insgesamt eher mittelmäßig. Der Stil ist gut, die Handlung wirr und bizarr. Erst zieht es sich, dann geht es fast schon zu schnell. Das Ende fand ich gut und sehr passend, ich kann mir aber vorstellen, dass jüngere Leser da eher wenig mit zufrieden sind.
    Insgesamt würde ich diesen Horrorroman für Kinder eine mittlere Wertung verpassen.