Klappentext:
Delilahs Leben fällt überall auseinander: ihre schulischen Leistungen sind miserabel, sie hat einen Nicht-Freund, mit dem sie nichts außer der Möglichkeit zu vergessen verbindet, und die Beziehung zu ihrer Mutter Claire ist alles andere als harmonisch. Vor allem der große Familienstreit vor acht Jahren steht zwischen ihnen. Als ihre Großmutter plötzlich stirbt, kehrt Delilah mit Claire in das Haus zurück, in dem sie früher jeden Sommer verbracht haben. Und dort begegnet sie nicht nur der Vergangenheit, sondern auch Patrick – ihrem gut aussehenden Freund von damals …
Meine Meinung:
Sarah Ockler ist bekannt dafür, schöne Sommerbücher für Jugendliche zu schreiben, in denen gleichzeitig auch ein ernstes Thema behandelt wird. In “Die Sterne leuchten immer noch” ging es um das Thema Tod, in “Verlieb dich nie in einen Vargas” um Demenz und in ihrem neuen Roman “Der Geschmack des Sommers” geht es nicht nur um familiäre Probleme, sondern auch in Ansätzen um Depressionen.
Delilah hat kein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter, die sich voll und ganz um ihren Beruf kümmert und dabei ihre Tochter total aus den Augen verliert. Außerdem hat Delilah seit der Beerdigung ihres Großvaters vor acht Jahren auch keinen Kontakt mehr zu ihrer Oma, denn sie, ihre Mutter und ihre Tante sind damals überstürzt abgereist. Über das, was damals passiert ist, wird nicht gesprochen.
Als jetzt auch Delilahs Großmutter verstirbt und Delilah mit ihrer Mutter aufbricht, um den Sommer im Haus ihrer Großeltern zu verbringen, scheint es unausweichlich, dass sich die beiden endlich der Vergangenheit und ihrer gemeinsamen Gegenwart stellen. Sehr glaubhaft schildert die Autorin das Verhältnis zwischen Delilah und ihrer Mutter. Für mich war Delilahs Einsamkeit und Verlassenheit beinahe greifbar.
“‘Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass meine Mutter wirklich tot sein soll, Mäuschen.’
Mäuschen – ihr alter Name für mich, aus der Zeit als ich noch kleiner war. Aber er wirkt auf mich genauso befremdlich wie ihre Unsicherheit. Ich glaube, uns beiden wird in diesem Augenblick bewusst, wie lange sie ihn schon nicht mehr benutzt hat. Mom schüttelt den Kopf, wie um das Kosewort abzuschütteln, und schaut dann wieder auf den See hinaus.” (S. 29)
Das ändert sich allerdings sehr schnell, als sie ihren alten Freund Patrick wiedertrifft, zu dem sie sofort wieder ein sehr enges und vertrautes Verhältnis hat. Patrick an sich und auch die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen den beiden hat mir zwar gut gefallen, war mir aber stellenweise etwas zu unrealistisch und einfach.
“Und als ich seine Augen ganz nah vor mir sehe – gold- und bernsteinfarben gesprenkelt, mit einem herausfordernden Lächeln -, kann ich nicht anders. Ich muss lächeln.” (S. 64)
Ich habe ja oben schon erwähnt, dass das Thema Depressionen an der ein oder anderen Stelle Erwähnung findet. Auch hier geht die Autorin sehr sensibel vor, so dass “Der Geschmack des Sommers” immer noch ein leichtes Sommerbuch bleibt, aber dennoch an Tiefe gewinnt.
Insgesamt hat mir “Der Geschmack des Sommers” gut gefallen. Es bietet eine interessante Familienkonstellation, das ein oder andere Geheimnis und eine schöne Liebesgeschichte. Meiner Meinung nach hätte sich diese allerdings etwas langsamer entwickeln können. Aber: Das Buch hält, was es verspricht. Es ist das perfekte Sommerbuch: unterhaltsam, schön und leichtlesig. Ich vergebe gute 7 von 10 Sternen.