Silicon Wahnsinn: Wie ich mal mit Schatzi nach Kalifornien auswanderte - Katja Kessler

  • Das Buch:


    Verlag Marion von Schröder, Berlin, August 2014
    Hardcover, 448 Seiten, 14,99 €


    Die Kurzbeschreibung hinten auf dem Buch:


    „Wir waren gerade zehn Jahre verheiratet. Andere Ehefrauen bekommen da ja gern einen Ring, eine Reise oder einen neuen Busen spendiert. Mir schenkte mein Kerl mal eben ein neues Leben.“


    Als ihr Mann für ein Jahr ins kalifornische Silicon Valley muss, sagt Katja Kessler ihrem gemütlichen Leben in Potsdam kurzentschlossen Tschüss und findet sich über Nacht mit vier kleinen Kindern und sieben großen Koffern in einem Mini-Apartment am Highway wieder. Mit einem Mal heißt Alltag: Kolibris vor dem Küchenfenster, der Duft von Eukalyptus in der Luft, Popo-Vermessungs-Roboter in der Jeans-Abteilung. Aber schnell wird auch klar: Mist! Hier läuft leider gerade verdammt viel schief ...


    Wie es ist, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten an eigene Grenzen zu stoßen, warum Glück ein Gast ist, der gern durch die Hintertür kommt – Katja Kessler erzählt. Mitreißend und saukomisch.


    „Beim Reisen lernst du vieles kennen. Zum Beispiel dich selbst.“


    Die Autorin (Buchklappentext):


    Dr. Katja Kessler, geboren 1969 in Kiel, ist Zahnärztin, Journalistin und Bestsellerautorin – u. a. Herztöne, Das Mami Buch und Der Tag, an dem ich beschloss, meinen Mann zu dressieren. Kessler ist mit dem Gesamtherausgeber der Bild-Gruppe, Kai Dickmann, verheiratet. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Potsdam.


    Meine Meinung:


    Vorneweg: den Titel finde ich schlecht gewählt. Auswandern ist für mich für immer (zumindest so geplant), Katja Kessler geht aber mit ihrem Schatzi (sowie ihren vier Kindern, später dann noch einer Haushaltsfee, einer Oma und zwei Au-Pairs) für ein Jahr nach Kalifornien. Auswandern auf Zeit also.


    Davon abgesehen war es ein kurzweiliges und unterhaltsames Lesevergnügen. Natürlich spielt Katja Kessler mit so manchen Vorurteil und geht wenig in die Tiefe, trotzdem lesen sich ihre Erlebnisse im fernen Silicon Valley amüsant. In Tagebuchform geschrieben erzählt die Autorin von den großen und kleinen Katastrophen im fernen Land. Schade fand ich nur, dass sie mich dahin nicht wirklich mitnehmen konnte. Orte und Geschehnisse werden zwar (teilweise sehr detailliert) geschildert, doch ein wirkliches Kopfkino entstand bei mir nie. Auch die Gedanken und Gefühle der Protagonisten kamen mir etwas zu kurz, genauso, wie sich manches weiterentwickelt hat. Einen ganz schönen Satz habe ich trotzdem gefunden (S. 159): Ich fragte mich, wie oft das Leben einem ein Geschenk vor die Tür stellt und man war zu doof, an der Schleife zu ziehen.


    Sehr positiv überrascht hat mich der Umfang des Buches. Aufgrund der Leseprobe hatte ich eher ein Buch für Wenig-Leser erwartet, mit kurzen Kapiteln und vielen „Füllseiten“. Doch es gibt viel mit leichter Feder geschriebenen Text, chronologisch gegliedert in Tage und Uhrzeiten, dazu auflockernde Bildern, Grafiken und Zitaten. Sehr schön gemacht! Immer wieder sind Wörter oder Sätze in Englisch eingestreut, doch diese wurden soweit für das Verständnis nötig alle übersetzt und auch den Rest konnte ich trotz brachliegenden Schulenglisch ganz gut verstehen.


    Fazit: Unterhaltsamer, schön ausgestalteter Schmöker über die Hochs und Tiefs einer deutschen Familie in Kalifornien. Amüsant, aber das Kopfkino und die Tiefe fehlt. Deshalb durchschnittliche 7 Punkte.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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