Man ist nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet, seinem Lebensglück mit allen Mitteln nachzustreben, die man vor sich selbst verantworten kann. (Seite 93)
140 Seiten, kartoniert
Verlag: Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1974 (Erstauflage 1919)
ISBN-10: 3-404-05044-4
ISBN-13: 978-3-404-05044-4
Zum Inhalt (Quelle: eigene Angabe)
Karl Hartmann hat es als Sohn eines Tagelöhners zum vielfachen Millionär gebracht. Jetzt will er für seine Tochter Margot das Glück, welches er in der Heirat in den Hochadel sieht. Um seine Umgangsformen hoffähig zu machen, stellt er den Baron Oldenau als „Erzieher“ ein. Er hat jedoch nicht damit gerechnet, daß sich zwischen dem Baron und Margot zarte Bande anspinnen könnten.
Über die Autorin
Hedwig Courths-Mahler (1867 - 1950) war eine der erfolgreichsten deutschen Autorinnen für Unterhaltungsliteratur. Sie verfaßte über 200 Romane.
Eine ausführliche Biographie findet sich auf der Seite des Bastei-Lübbe Verlages.
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Meine Meinung
„Männer lesen keine Romane. Und solche gleich gar nicht.“ Ich schätze, daß wohl die meisten Menschen zumindest der zweiten Behauptung zustimmen würden. Stellt sich für mich die Frage, ob ich zugeben soll, als Mann eben einen „solchen“ Roman gelesen zu haben, und dann auch noch eine Rezi dazu zu schreiben?!
Denn dann müßte ich mir ja zum Beispiel auch Gedanken darüber machen, in welche Rubrik dieses Forums der Beitrag gehören würde. Denn ein solches Büchlein (rund 140 Seiten) in eine Abteilung zusammen mit „Erotik“ - das geht nun eigentlich gar nicht. Dann „Klassiker“. Sicher ist es eine Art Klassiker der Trivialliteratur, aber ob diese Art Klassiker hier gemeint sind? Da die Nachbarschaft eines Thomas Mann (obwohl ich die „Buddenbrooks“ für ziemlich überschätzt halte) oder Hermann Hesse vielleicht doch nicht ganz passend ist, zähneknirschend also „Romance“ - und schon diese Rubrikenüberschrift paßt so gar nicht zu dem Buch, in welchem mir bewußt kein Anglizismus begegnet ist.
Nachdem ich nun lesemäßig für längere Zeit vor, während und kurz nach dem 1. Weltkrieg verweilt habe, war es ein dringendes Bedürfnis, sich von all dem Schlimmen zu erholen, wenigstens für kurze Zeit in eine heile Welt zu flüchten. Und ich wollte die Figuren auch nicht bis ins Schlafzimmer hinein begleiten müssen. Für diese Voraussetzungen schien mir dieses Büchlein ein sicherer Garant zu sein, auch wenn es vermutlich zu ähnlicher Zeit, jedoch vor dem 1. Weltkrieg, spielt.
Natürlich hat das alle Erwartungen, die ich hatte, erfüllt. Es gibt eine klare Trennung von „Gut“ und „Böse“, recht rasch wird deutlich, wer auf welcher Seite steht. Es werden Standesunterschiede überwunden, und am Ende - das ist nun gewißlich keine Preisgabe eines großen Geheimnisses - siegt die Liebe und alles geht gut aus. Da taucht natürlich so manches Klischee auf, von einer gewissen Vorhersehbarkeit ganz zu schweigen. Aber genau das machte für mich jetzt den Reiz, die Erholung, aus.
Überrascht hat mich, daß an einigen Stellen plötzlich dann doch zumindest teilweise ein Einbruch der realen Welt stattfand, so etwa wenn es auf Seite 69 heißt: Ob dieser Glanz in allen Teilen echt war, ließ sich natürlich nicht feststellen.
Erst nach der Lektüre habe ich nachgesehen, wann das Buch zuerst erschienen ist (1919). Bis dahin habe ich mich über die teilweise doch recht deutliche Kritik an so manchem Adeligen gewundert. Das hat mich an die rund fünfzig Jahre zuvor entstandenen Bücher Gustav Freytags erinnert, in welchen der Adel desgleichen nicht zu gut wegkommt. In der jungen Republik durfte man sicherlich noch eher solche Kritik anbringen als zuvor; selbst in der gerade entstandenen Republik übte der Adel also eine gewisse Faszination aus, aber hat sich das groß geändert? Man denke an die Quoten bei TV-Übertragungen von Royalen Ereignissen.
Als dann der „Bösewicht“ auftauchte, fragte ich mich, wie man das - wollte man politisch korrekt sein - wohl interpretieren müßte, daß er ein Österreicher aus Wien ist. Denn heute ist es ja fast unmöglich, jemanden mit Migrantenhintergrund, wie man das inzwischen nennt, als Bösewicht einzuführen! Aber gottlob braucht man sich hier ja solche Gedanken nicht zu machen, höchstens einen kurzen Abstecher, ob es nach dem verlorenen Krieg eine Art Seitenhieb nach Österreich sein sollte. Aber vermutlich ist selbst das zu viel hineininterpretiert, denn der wienerische Dialekt, den der Fürst Nordheim spricht, paßt einfach zu dem, was die Autorin ausdrücken wollte.
Ich habe mich manchmal gefragt, ob die Figurenzeichnung nicht doch zu deutlich einseitig ist, obwohl beim Baron Oldenau doch an mehreren Stellen sehr deutlich durchkommt, daß auch er ein Mensch mit Schwächen ist, nur daß er diese recht gut im Griff hat. Gerade das machte ihn mir dann sympathisch und ließ ihn alles andere als schwarz-weiß gezeichnet erscheinen. Es waren seine guten Umgangsformen und seine ethischen Ansichten, die für mich einen Gutteil der Erholung ausmachten, von der ich weiter oben schrieb. Andererseits nannte die Autorin ihre Bücher „Märchen für Erwachsene“, und wenn es mit „Es war einmal...“ begonnen hätte, hätte das gut gepaßt.
Nach rund hundertvierzig Seiten war das Märchen dann - leider - zu Ende und es hieß, in die reale Welt zurückzukehren. Aber immerhin weiß ich nun, wenn ich wieder mal „Urlaub für die Seele“ brauche, wo ich einen solchen antreten kann.
Kurzfassung:
Herz, Schmerz, und die Liebe besiegt alles - ein Stück heile Welt.
PS:
Erst nach Schreiben der Rezi fand ich, daß „Die Bettelprinzeß“ in der Rubrik Klassiker vorgestellt wurde, was auch gleich zu einer Diskussion führte. Ich belasse es jetzt erst mal bei meiner ursprünglichen Überlegung zur Rubrik.
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