'Zeit der wilden Orchideen' - Kapitel 03 - 09



  • Ja, das befürchte ich nach dem Abschnitt auch, aber mich interessiert auch, warum dem so ist.


    Wie gesagt. ich habe bisher den Verdacht, dass Paul nicht ganz koscher ist, aber ich kann es nicht benennen, was mir so an ihm aufstößt. :gruebel

  • Zitat

    Original von Nicole
    ......
    Ganz leichtfertig ist er bei Georgina trotzdem nicht; einerseits, weil ihm bewusst ist, dass sie keine Orang Laut ist, sondern - aus seiner Sicht - halbe Malaiin. Andererseits liebt er sie, ist sie für ihn wesentlich mehr als nur ein flüchtiges Abenteuer - auf S. 111, als es noch bei Küssen bleibt, steht ja auch, dass es ihm schwerfälllt, nicht den Kopf zu verlieren.


    Ihm ist schon klar, dass sie schwanger werden könnte - aber ihm fällt kein Grund ein, weshalb sie dann nicht trotzdem auf ihn warten sollte, sie sind ja verheiratet. Genausowenig kommt ihm in den Sinn, dass sie ihn tot glauben könnte, weil er sich zwar der Gefahren des Meeres bewusst ist, aber sich absolut sicher ist, diese meistern zu können. Und auch seine Verspätung ist für ihn nicht so schlimm, weil er ein ganz anderes Zeitgefühl hat.
    Da ist seine Sicht der Dinge komplett von seiner Herkunft geprägt.


    Liebe Nicole,


    stimmt er beherrscht sich am Anfang. Es sind eben die gewissen Unterschiede in der Herkunft, die den beiden das Leben so schwer machen. Das wäre heute bei uns bestimmt nicht viel anders.


    Viele Grüße :wave

  • @ Tanzmaus


    Ich bin extremst gespannt, wie es Dir weiter mit Paul geht! :wave


    @ Sabine Sorg


    Heute haben sich die Horizonte zwar weiter geöffnet, was andere Kulturen angeht - aber es bleiben eben andere Kulturen, mit einer anderen Lebensweise, einem anderen Weltbild. Das merkt man u.U. schon, wenn man nur mal in ein Nachbarland reist, dass einem da Merkwürdigkeiten auffallen. Oder man unerwartet in einen Fettnapf stolpert.


    Ich find's ganz hinreißend, das die beiden sich über alle Unterschiede hinwegsetzen wollen, diese ja auch ein bisschen den Zauber des jeweils anderen ausmachen - aber die Realität lässt sich da eben nicht auf Dauer wegschieben.

  • Es sieht so aus als ob ich in Singapur den Bummelzug erwischt habe und tuckere etwas in der LR hinterher... ;-)


    Aber bevor ich meine eigenen Gedanken formuliere, muss ich hier erst Mal für Raharjo in die Bresche springen: ;-)


    Zitat

    Original von beowulf
    Das ihr dieses arrogante selbstverloebte Arschloch so in Schutz nehmt? der Kerl kommt Monate zu spät, hat seine eigenen wirtschaftlichen Interessen über die Liebe zu ihr gestellt. Das hätte damals schliesslich auch bedeuten können, er ist tot. aber er hinterfragt die Motive nicht im Mindesten, gibt der Frau, die er angeblich liebt null Chance sich zu äußern. So ein Depp.


    Für mich sieht es überhaupt nicht so aus, als ob er seine eigenen wirtschaftlichen Interessen über die Liebe gestellt hätte. Er war sich bewusst, dass er, wenn er sich von Nilams Vater hinstellen wollte, einiges zu bieten haben müsste - alleine schon deswegen, weil er kein "Weisser" ist. Aus seiner Sicht lebt seine Liebste in Saus und Braus und er will ihr ebenfalls ein schönes und angemessenes Heim bieten. Ich kann mir vorstellen, dass sich damals die Einheimischen damals minderwertig gefühlt haben und gerade das wollte er kompensieren. Also hat er sehr wohl alles aus Liebe getan!


    Dass er dann einfach so verschwindet, ohne das Gespräch mit Nilam zu suchen, kann man ihm schon ankreiden. Wie so oft im Leben führt auch hier die Nichtkommunikation in ein Drama. Ich finde aber, dass auch Nilam ihre Schlüsse gezogen hat, ohne wirklich zu hinterfragen, was wirklich geschehen ist.


    Zitat

    Original von Bücherfreund
    Was mich hier nur stutzig machte, war die Aussage - durch und durch eine Weisse war sie -
    Ich hänge ja noch bei der Vermutung fest, dass Georgina gemischtrassig (ist das der politsch korrekte Ausdruck?) ist, eventuell wirkte sie durch die Kleidung und ihren Gesichtsausdruck auf Raharjo nur wie eine Weisse?


    Für mich war das Raharjos sehr subjektive Sichtweise. Durch die rosa Brille der Verliebten sah er in Nilam ein Mädchen von der Insel - er wollte sie so sehen. Jetzt nachdem er glaubt von ihr verraten worden zu sein, sieht er sie mit ganz anderen Augen - sieht in ihr nur noch die Weisse, die Fremde....



    Ganz allgemein hat mich dieser Abschnitt sehr aufgewühlt. Es ist so viel geschehen und aus Liebe und Hoffnung wurden Verzweiflung, Wut und Enttäuschung.


    Mit den Szenen in denen Nilam ihr Baby bekommen hat und es zuerst ablehnte, habe ich mich aus persönlichen Gründen recht schwer getan. Ich war dann Cempaka so dankbar, dass sie es schaffte, Nilam ihren Sohn näher zu bringen. Ich hoffe sehr, dass der kleine Mann es schafft, die beiden Frauen zueinander zurück zu führen. :-) Gleichzeitig war ich etwas verwundert, warum alle so entsetzt wegen den Füssen des kleinen Dunstan waren. Aber damals war noch einiges anders.... ;-)


    Wie bereits erwähnt, haben mich in diesem Abschnitt einige Szenen sehr getroffen. Aber Nicole gehört zu den wenigen Autoren, denen ich nicht böse sein kann. Sie schafft es nämlich auch traurige und schwierige Szenen so schön zu formulieren, dass man auch aufwühlende Ereignisse in sich aufsaugt und auf sich wirken lässt.


    Und jetzt packe ich mein Buch und will nicht mehr gestört werden... ;-)

  • Mir fällt grad ein, dass ich eigentlich auch noch was über Paul Bigelow schreiben wollte...


    Bis jetzt hat er es noch nicht in mein Herz geschafft. ;-) Aber so richtige Abneigung hege ich für ihn auch nicht. Bis jetzt war er eher ein unglücklich Verliebter und nun hat er eine sich ihm anbietende Chance beim Schopf gepackt. Nichtsdestotroz empfinde ich ihn nicht wirklich als berechnend oder gar böse. Ich bin gespannt, wie er sich dem Kind gegenüber verhält - kann er dem Kleinen ein guter Vater sein? Ich mag ja an das Gute in den Menschen glauben und traue ihm das durchaus zu... ;-) Ich bin jedenfalls gespannt.

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Es sieht so aus als ob ich in Singapur den Bummelzug erwischt habe und tuckere etwas in der LR hinterher... ;-)


    Das macht überhaupt nichts, wir haben's hier gar nicht eilig! :knuddel1



    Zitat

    Original von Ayasha
    Ich kann mir vorstellen, dass sich damals die Einheimischen damals minderwertig gefühlt haben und gerade das wollte er kompensieren.


    Die Orang Laut zuweilen noch mehr als die Malaien.
    Ich fand das ganz erstaunlich in den anthropologischen Studien neueren Datums, dass die Malaien heute mmer noch auf die Orang Laut heruntersehen, sie "schmutzig" finden und ihnen Schwarze Magie zuschreiben.


    Zitat

    Original von Ayasha



    Für mich war das Raharjos sehr subjektive Sichtweise. Durch die rosa Brille der Verliebten sah er in Nilam ein Mädchen von der Insel - er wollte sie so sehen. Jetzt nachdem er glaubt von ihr verraten worden zu sein, sieht er sie mit ganz anderen Augen - sieht in ihr nur noch die Weisse, die Fremde....


    Das war für ihn die einzige Erklärung für ihr Aussehen, ihre Sprache, ihr Verhalten.



    Zitat

    Original von Ayasha
    Mit den Szenen in denen Nilam ihr Baby bekommen hat und es zuerst ablehnte, habe ich mich aus persönlichen Gründen recht schwer getan.


    Ich hätt's auch gern anders geschrieben - aber das wäre für mich innerhalb der Geschichte nicht stimmig gewesen.


    Zitat

    Original von Ayasha
    Ich war dann Cempaka so dankbar, dass sie es schaffte, Nilam ihren Sohn näher zu bringen. Ich hoffe sehr, dass der kleine Mann es schafft, die beiden Frauen zueinander zurück zu führen. :-)


    Ausgerechnet Cempaka, gell? :-)
    Das war für mich das Spannende an dieser Situation - wie die beiden Frauen jeweils damit umgehen und wir eine ganz andere, verblüffende Seite an der Kratzbürste Cempaka erleben.


    (Wo ich ursprünglich herkomme, nennt man Frauen wie Cempaka "e Besä" - hochdeutsch "einen Besen". )



    Zitat

    Original von Ayasha
    Wie bereits erwähnt, haben mich in diesem Abschnitt einige Szenen sehr getroffen. Aber Nicole gehört zu den wenigen Autoren, denen ich nicht böse sein kann. Sie schafft es nämlich auch traurige und schwierige Szenen so schön zu formulieren, dass man auch aufwühlende Ereignisse in sich aufsaugt und auf sich wirken lässt.


    Das tut mir sehr, sehr leid, dass es Dich so getroffen hat, Ayasha!


    Fühl Dich aus der Ferne ganz fest von mir umarmt, ja?


    Zitat

    Original von Ayasha
    Mir fällt grad ein, dass ich eigentlich auch noch was über Paul Bigelow schreiben wollte...


    Bis jetzt hat er es noch nicht in mein Herz geschafft. ;-)


    Das macht nichts - aber ich bin natürlich neugierig, wie's Dir weiter mit ihm geht! :-]


    Zitat

    Original von Ayasha
    Aber so richtige Abneigung hege ich für ihn auch nicht. Bis jetzt war er eher ein unglücklich Verliebter und nun hat er eine sich ihm anbietende Chance beim Schopf gepackt.


    ...und ich finde, man kann's ihm nicht verdenken.


    Zitat

    Original von Ayasha
    Ich bin gespannt, wie er sich dem Kind gegenüber verhält - kann er dem Kleinen ein guter Vater sein? Ich mag ja an das Gute in den Menschen glauben und traue ihm das durchaus zu... ;-) Ich bin jedenfalls gespannt.


    Das finde ich durchaus eine gewaltige Herausforderung.
    Ich fand's schon so stark von ihm, dass er Georgina bei der Geburt beigestanden ist - und irgendwie ganz süß, dass er danach doch noch Schwäche gezeigt hat ... :-)

  • Zitat

    Original von Nicole


    Ausgerechnet Cempaka, gell? :-)
    Das war für mich das Spannende an dieser Situation - wie die beiden Frauen jeweils damit umgehen und wir eine ganz andere, verblüffende Seite an der Kratzbürste Cempaka erleben.


    (Wo ich ursprünglich herkomme, nennt man Frauen wie Cempaka "e Besä" - hochdeutsch "einen Besen". )


    Ja, Cempaka hätte ich das so ums erste nicht zugetraut... ;-) Und das Wort "Besen" benutzen wir im Wallis sehr ähnlich... :lache


    Zitat

    Original von Nicole


    Das tut mir sehr, sehr leid, dass es Dich so getroffen hat, Ayasha!


    Fühl Dich aus der Ferne ganz fest von mir umarmt, ja?


    Vielen Dank! :knuddel1 Aber es muss dir nicht leid tun - solche "Dinge" gehören im Leben dazu und wenn mich dann eine Szene ganz besonders berührt, oder wie in diesem Falle dann auch sehr trifft, spricht das doch viel mehr FÜR den Autor, dass er die Szene richtig beschrieben hat, so dass der Leser alles mitfühlt. :knuddel


    Zitat

    Original von Nicole


    ...und ich finde, man kann's ihm nicht verdenken.


    Genauso meinte ich das... :-) Er hat sich ja keine Vorteil erschlichen oder erlogen - er hat eine Situation für sich ausgenutzt, was sehr menschlich ist.



    Wenn jetzt die verflixte Arbeit nicht wäre.... Aber so muss ich mich leider bis zur Mittagspause gedulden, um weiter zu lesen. Und ehrlich gesagt fällt mir das sehr, sehr schwer... ;-)

  • Zitat

    Original von Ayasha


    Vielen Dank! :knuddel1 Aber es muss dir nicht leid tun - solche "Dinge" gehören im Leben dazu und wenn mich dann eine Szene ganz besonders berührt, oder wie in diesem Falle dann auch sehr trifft, spricht das doch viel mehr FÜR den Autor, dass er die Szene richtig beschrieben hat, so dass der Leser alles mitfühlt. :knuddel


    :write
    Da möchte ich mich Ayashas Worten anschließen. Die Bücher, die uns genau aus diesen Gründen so packen und nicht mehr loslassen, sind die, die immer in Erinnerung bleiben.

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Ja, Cempaka hätte ich das so ums erste nicht zugetraut... ;-) Und das Wort "Besen" benutzen wir im Wallis sehr ähnlich... :lache


    Ich überlege gerade, ob es etwas mit Hexenbesen zu tun hat ...


    Zitat

    Original von Ayasha
    Genauso meinte ich das... :-) Er hat sich ja keine Vorteil erschlichen oder erlogen - er hat eine Situation für sich ausgenutzt, was sehr menschlich ist.


    Es war auch eine einmalige Chance wie auf dem Silbertablett, da musste er eigentlich auch zugreifen.




    Zitat

    Original von Ayasha
    Vielen Dank! :knuddel1 Aber es muss dir nicht leid tun - solche "Dinge" gehören im Leben dazu und wenn mich dann eine Szene ganz besonders berührt, oder wie in diesem Falle dann auch sehr trifft, spricht das doch viel mehr FÜR den Autor, dass er die Szene richtig beschrieben hat, so dass der Leser alles mitfühlt. :knuddel


    Zitat

    Original von Saiya
    :write
    Da möchte ich mich Ayashas Worten anschließen. Die Bücher, die uns genau aus diesen Gründen so packen und nicht mehr loslassen, sind die, die immer in Erinnerung bleiben.


    Lasst euch mal :knuddel für eure lieben Worte!


    Manchmal habe ich schon den Wunsch, lieber rosarote, locker-flockige und zuckersüße Sachen zu schreiben, die die Leser einfach happy machen.
    Aber ich kann's nicht.
    Mich treibt das menschliche Leben in seiner ganzen Bandbreite, in all seinen Facetten um, mit den schönen und auch den nachtschwarzen, den schmerzvollen.
    Das beschäftigt mich, das bewegt mich, davon will ich erzählen.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Das ihr dieses arrogante selbstverloebte Arschloch so in Schutz nehmt? der Kerl kommt Monate zu spät, hat seine eigenen wirtschaftlichen Interessen über die Liebe zu ihr gestellt. Das hätte damals schliesslich auch bedeuten können, er ist tot. aber er hinterfragt die Motive nicht im Mindesten, gibt der Frau, die er angeblich liebt null Chance sich zu äußern. So ein Depp.


    Schließe mich vollinhaltlich an. :grin
    Mit dem jungen Mann hab ich deutlich meine Probleme ...

  • Zitat

    Original von Nicole
    Manchmal habe ich schon den Wunsch, lieber rosarote, locker-flockige und zuckersüße Sachen zu schreiben, die die Leser einfach happy machen.
    Aber ich kann's nicht.
    Mich treibt das menschliche Leben in seiner ganzen Bandbreite, in all seinen Facetten um, mit den schönen und auch den nachtschwarzen, den schmerzvollen.
    Das beschäftigt mich, das bewegt mich, davon will ich erzählen.


    Mit "zuckersüß" könnte zumindest ich auch nicht so viel anfangen, ich bin dankbar zu lesen, dass auch andere Leute so ihre Probleme haben. Mir das nahezubringen, wenn es auch ganz andere sind als meine, auch ihre Entwicklung, ihre Lösungsansätze und Lösungen, ihre Fragen und manchmal das verzweifelte Suchen nach einer Antwort - dafür danke ich Dir und dafür liebe ich Deine Bücher.



    Noch meine Eindrücke zu diesem Abschnitt:


    Das Verhalten des Vaters gegenüber Georgina wirkt einerseits befremdlich, andererseits aber auch verständlich, wenn man seine eigene Einsamkeit und sein wohl ausschließliches Interesse am Handel berücksichtigt. Das passt natürlich nicht so ganz zur Empfindsamkeit einer jungen Dame. Obwohl ich ihm bzw. der Tante Recht geben muss. Was wird Georgina tun? Die Tage verträumen? Wird das auf die Dauer nicht ein wenig langweilig? Und so abgeschottet, wie sie sich einrichtet, mache ich mir den einen oder anderen Gedanken über das, was man gemeinhin als „soziale Kompetenz“ beschreibt. Gut tun kann das dem armen Kind nicht, sei sie nun umgeben von dienstbaren Geistern oder nicht.


    Die unbeschwerte Badeszene Seite 100 ff.: Man gönnt sie den beiden jungen Leuten, aber ich habe doch den Eindruck, die Rechnung dafür wird noch präsentiert werden. Sie sind letztlich beide in einer schwachen Position, aber ich glaube, Georgina wird es teurer zu stehen kommen als Raharjo. Nach den Gesetzen der Orang Laut sind sie also ab Seite 140 verheiratet. Das wird einige, nein: viele Probleme mit sich bringen, besonders für Georgina. Was mich erstaunt, ist, dass sie so gar keinen Gedanken an ihren Vater verschwendet. Sie dürfte ja nicht volljährig sein, geschweige denn, dass ihr das Recht zustand, diese Entscheidung alleine zu treffen. Wie ernst ist es ihr überhaupt mit dieser Ehe? Hat sie über die Konsequenzen nachgedacht? Manchmal frage ich mich, ob sie nur aus Spontanität und Emotion besteht und sich einfach treiben lässt.
    Ja, Entschuldigung, ich weiß, das ist alles sehr romantisch, aber ich bin wohl zu alt, um die praktische Seite außer Acht lassen zu können. Weil die so höchst unromantische Folgen hat, in der Regel.


    Raharjo jedenfalls ist manchmal bemerkenswert einfühlsam. Das hätte ich nicht in diesem Maße erwartet. Seine Antwort auf Georginas stumme Frage (Seite 107) hat mich positiv überrascht. Man sieht den Realitäten ins Auge, soweit man sie überblicken kann. Und trotzdem Mensch bleiben bei all dem, das ist wohl die Kunst. Georgina hat sich anscheinend nie Gedanken darüber gemacht, was die Europäer dem Land und den Menschen antun (Kolonialmacht hin oder her), aber das wäre wohl auch ein wenig viel verlangt. Der Handel hielt sie wohl nicht davon ab – die Europäer, meine ich -, die Einheimischen nicht unbedingt als gleichwertig zu empfinden. Abgesehen natürlich, wenn sie nur reich genug waren. Aber auf einer Stufe – nein, ich glaube doch nicht. Das ist aber vielleicht das Große an Georgina, dass sie die Menschen trotzdem als solche nimmt, auch wenn sie sie bedienen. Und deshalb, so glaube ich, kann sie Raharjo auch so begegnen, wie sie es tat und tut. Natürlich kommt dann – zum Glück? zu allem Überfluss? - etwas hinzu, was mit dem Begriff Liebe umschreiben könnte.


    Paul Bigelow bemüht sich um sie, natürlich. Das war zu erwarten. Meine Gedanken kann er hervorragend in Worte fassen, nebenbei bemerkt (Seite 117 unten). Meinen nicht vorhandenen Hut ziehe ich jedenfalls vor ihm. In mich hineinlächeln musste ich, als er behauptete, er wolle Georgina „ein guter Freund“ sein. Ja, klar, natürlich. Man darf nur hoffen, dass es dabei bleibt, neben dem anderen Punkt. Er entwickelt sich für mich immer mehr zum Sympathieträger. Er ist ein Mann der Tat, steht zu seinem Wort, packt an, schafft klare Verhältnisse. Ich wünschte, Georgina würde ihn lassen („... wenn du mich nur lässt...“). Er würde alles für sie tun, fast, aber nicht alles. Immerhin steht er ihr aber sogar bei der Geburt bei. Das ist selbst heute nicht selbstverständlich, umso ungewöhnlicher wohl für die damalige Zeit.


    Seite 157 habe ich mich gefragt, und zwar doch ein wenig erschrocken, ob Georgina gesagt hätte, dass das Kind nicht von Bigelow ist. Sie ist sich wahrscheinlich überhaupt nicht darüber im Klaren, um was sie sich gebracht hätte, wäre sie zu Wort gekommen und hätte sie das eingestanden. Cempaka jedenfalls, so glaube ich, hat verstanden, wer der Vater des Kindes ist (Seite 155).


    Tja, und Raharjo? Er tut mir leid. Und es tut mir leid, dass er wirklich geglaubt hat, er hätte Georgina einfach so bekommen können. Hätte Reichtum ihm wirklich genutzt? Um wieviel reicher als ein Brite oder anderer Europäer hätte er sein müssen bzw. welche handelstechnischen Beziehungen hätte er bieten müssen, um ihren Vater zu überzeugen, dass er der Richtige für seine Tochter ist. Das Bild, das er am Hochzeitstag von ihr bekommt, entspricht, so glaube ich, nicht der Realität. Ich will es jedenfalls nicht hoffen...


    Ah Tong ist bisher die Figur, die meine Sympathie am meisten weckt. Er versucht, Cempaka zu erklären. Mag ja sein, dass das, was er sagt, tatsächlich so ist. Trotzdem glaube ich, da ist noch mehr, ich habe ein ungutes Gefühl, was sie betrifft. Denn ihr Verhalten, ihre Tiraden richteten sich ja gegen das Mädchen persönlich, sehr persönlich sogar, nicht in erster Linie gegen das Mitglied der Gesellschaft. Ah Tong jedenfalls – in ihm würde man in Europa wohl einen Philosophen vermuten (besonders Seite 123). Ein Weiser, so würde ich ihn bezeichnen. Nicht nur seine Kräuter, auch seine Worte können Schmerzen lindern, Wunden „verbinden“.


    Eine Frage habe ich noch: Ich habe vergessen, mir zu notieren, auf welcher Seite das stand, aber es war von „die Schwestern verkaufen“ die Rede. In welchem Stil geschah das? Als was (ich weiß, ich weiß, die Frage ist dumm. Ich weiß doch, was heute "im Angebot" ist, warum hätte das früher anders sein sollen)? Und wohin? Betraf das alle Volksgruppen?

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Mit "zuckersüß" könnte zumindest ich auch nicht so viel anfangen, ich bin dankbar zu lesen, dass auch andere Leute so ihre Probleme haben. Mir das nahezubringen, wenn es auch ganz andere sind als meine, auch ihre Entwicklung, ihre Lösungsansätze und Lösungen, ihre Fragen und manchmal das verzweifelte Suchen nach einer Antwort - dafür danke ich Dir und dafür liebe ich Deine Bücher.


    Danke, liebe Lipperin! :knuddel1


    Zitat

    Original von Lipperin
    Die unbeschwerte Badeszene Seite 100 ff.: Man gönnt sie den beiden jungen Leuten, aber ich habe doch den Eindruck, die Rechnung dafür wird noch präsentiert werden. Sie sind letztlich beide in einer schwachen Position, aber ich glaube, Georgina wird es teurer zu stehen kommen als Raharjo. Nach den Gesetzen der Orang Laut sind sie also ab Seite 140 verheiratet. Das wird einige, nein: viele Probleme mit sich bringen, besonders für Georgina. Was mich erstaunt, ist, dass sie so gar keinen Gedanken an ihren Vater verschwendet. Sie dürfte ja nicht volljährig sein, geschweige denn, dass ihr das Recht zustand, diese Entscheidung alleine zu treffen. Wie ernst ist es ihr überhaupt mit dieser Ehe? Hat sie über die Konsequenzen nachgedacht? Manchmal frage ich mich, ob sie nur aus Spontanität und Emotion besteht und sich einfach treiben lässt.


    Eine absolut berechtigte Frage - und an ihren Vater denkt sie ja auch wirklich erst späer, S. 143 unten / 144 oben. Und auch erst, als Raharjo das Gespräch darauf lenkt.


    Mir fällt dazu ein Satz weiter hinten im Buch ein, den ich als Schlüssel dazu verstehe.
    Er fällt Dir da dann bestimmt gleich ins Auge ... :-)



    Zitat

    Original von Lipperin
    Ja, Entschuldigung, ich weiß, das ist alles sehr romantisch, aber ich bin wohl zu alt, um die praktische Seite außer Acht lassen zu können. Weil die so höchst unromantische Folgen hat, in der Regel.


    Ich versteh das sehr gut - mir ging es beim Schreiben auch nicht anders.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Georgina hat sich anscheinend nie Gedanken darüber gemacht, was die Europäer dem Land und den Menschen antun (Kolonialmacht hin oder her), aber das wäre wohl auch ein wenig viel verlangt. Der Handel hielt sie wohl nicht davon ab – die Europäer, meine ich -, die Einheimischen nicht unbedingt als gleichwertig zu empfinden. Abgesehen natürlich, wenn sie nur reich genug waren. Aber auf einer Stufe – nein, ich glaube doch nicht.


    Nein, auf einer Stufe sicher nicht - aber so hat keine der Volksgruppen in Singapur die jeweils anderen betrachtet.


    Trotzdem finde ich es erstaunlich und faszinierend, wie anders sich diese Kolonie im Vergleich zu anderen entwickelt hat und auch anders war. Wie sehr man sich bemüht hat, tolerant zu sein gegenüber den Lebensweisen der anderen Volksgruppen - nicht immer nur zum Vorteil der Stadt, wie wir z.B. im nächsten Abschnitt sehen werden.


    Aber solche Veränderungen, wie der Handel sie im 19. Jahrhundert nach Singapur gebracht hat, bleiben natürlich nicht ohne Folgen, klar.
    Das war mit ein Grund, weshalb ich so unbedingt über die Orang Laut in dieser Zeit schreiben wollte - weil ihr Schicksal extrem deutlich solche Folgen illustriert.



    Zitat

    Original von Lipperin
    Das ist aber vielleicht das Große an Georgina, dass sie die Menschen trotzdem als solche nimmt, auch wenn sie sie bedienen. Und deshalb, so glaube ich, kann sie Raharjo auch so begegnen, wie sie es tat und tut. Natürlich kommt dann – zum Glück? zu allem Überfluss? - etwas hinzu, was mit dem Begriff Liebe umschreiben könnte.


    Für mich resultiert das auch mit aus der zweiten Hälfte ihrer Kindheit, in der ihr die Dienstboten - allen voran Ah Tong - näher waren als ihr Vater.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Paul Bigelow bemüht sich um sie, natürlich. Das war zu erwarten. Meine Gedanken kann er hervorragend in Worte fassen, nebenbei bemerkt (Seite 117 unten). Meinen nicht vorhandenen Hut ziehe ich jedenfalls vor ihm. In mich hineinlächeln musste ich, als er behauptete, er wolle Georgina „ein guter Freund“ sein. Ja, klar, natürlich.


    :grin


    Zitat

    Original von Lipperin
    Tja, und Raharjo? Er tut mir leid. Und es tut mir leid, dass er wirklich geglaubt hat, er hätte Georgina einfach so bekommen können. Hätte Reichtum ihm wirklich genutzt? Um wieviel reicher als ein Brite oder anderer Europäer hätte er sein müssen bzw. welche handelstechnischen Beziehungen hätte er bieten müssen, um ihren Vater zu überzeugen, dass er der Richtige für seine Tochter ist. Das Bild, das er am Hochzeitstag von ihr bekommt, entspricht, so glaube ich, nicht der Realität. Ich will es jedenfalls nicht hoffen...


    Er hätte auf jeden Fall eine Menge Geld vorweisen müssen.
    Ganz sicher war er natürlich nicht, aber selbstbewusst genug, um zu glauben, dass der schottische Tuan schon einer Ehe zwischen seiner (aus Raharjos Sicht) halb-malaiischen, illegitimen Tochter und einem vermögenden Einheimischen zustimmt.



    Zitat

    Original von Lipperin
    Ah Tong jedenfalls – in ihm würde man in Europa wohl einen Philosophen vermuten (besonders Seite 123).
    Ein Weiser, so würde ich ihn bezeichnen. Nicht nur seine Kräuter, auch seine Worte können Schmerzen lindern, Wunden „verbinden“.


    So, so schön gesagt!
    Danke, dass Du ihn so siehst.


    Zitat

    Original von Lipperin
    Eine Frage habe ich noch: Ich habe vergessen, mir zu notieren, auf welcher Seite das stand, aber es war von „die Schwestern verkaufen“ die Rede. In welchem Stil geschah das? Als was (ich weiß, ich weiß, die Frage ist dumm. Ich weiß doch, was heute "im Angebot" ist, warum hätte das früher anders sein sollen)? Und wohin? Betraf das alle Volksgruppen?


    Entweder, in dem man mit den Mädchen in die nächstgrößere Stadt gegangen ist, wo sich jemand fand, der sie abkaufte (oder jemanden kannte, der Mädchen kaufte), aber oft zogen auch entsprechende "Agenten" übers Land.
    Meines Wissens betraf es tatsächlich alle Volksgruppen, im Laufe des 19. Jahrhunderts war besonders der Süden betroffen.
    Der größte Teil der Mädchen wurde mehr oder weniger ins ganze Reich verkauft (weil es ja auch in wirtschaftlich katastrophalen Zeiten immer Menschen gibt, die reich bleiben oder gerade dann noch reicher werden), als unbezahlte Arbeitskräfte oder als Prostiuierte.
    Und in zunehmender Anzahl dann auch ins Ausland ...

  • Zitat

    Original von Nicole


    Manchmal habe ich schon den Wunsch, lieber rosarote, locker-flockige und zuckersüße Sachen zu schreiben, die die Leser einfach happy machen.


    .


    Bloß nicht, sowas lese ich nicht.


    In diesem Teil ist richtig viel passiert.


    Die Hochzeit mit Raharjo auf Orang Laut Art, war schön, aber das es keine richtige geben konnte war mir schon klar.
    Georginas Vater hätte das nie zugelassen.


    Bei Paul bin ich noch zwiegespalten, Er schafft es, das Georgina ihn heiraten muss und wird sogar Teilhaber der Firma.


    Aber, wie er Georgina bei der Geburt beisteht, das ist rührend, hätte ich ihm nicht zugetraut. Er liebt sie wohl wirklich und zu der Zeit wurden Ehen meist arangiert.
    Ich hoffe er kann das Kind auch lieben.


    Ach und von Cempaka sehen wir plötzlich auch ein ganz anderes Bild, zu dem Kleinen kann sie auch zärtlich sein und sie zeigt Georgina wie sie ihn stillen kann..

  • Zitat

    Original von Deichgräfin


    Bloß nicht, sowas lese ich nicht.


    Okay - überzeugt. :zwinker



    Zitat

    Original von Deichgräfin
    Die Hochzeit mit Raharjo auf Orang Laut Art, war schön, aber das es keine richtige geben konnte war mir schon klar.
    Georginas Vater hätte das nie zugelassen.


    Auf keinen Fall, da schätzt Du ihn richtig ein.



    Zitat

    Original von Deichgräfin
    Ach und von Cempaka sehen wir plötzlich auch ein ganz anderes Bild, zu dem Kleinen kann sie auch zärtlich sein und sie zeigt Georgina wie sie ihn stillen kann..


    Für mich war es auch immer spannend zu sehen, wie Personen wie Paul oder Cempaka hier immer mal wieder eine andere Facette enthüllen, mit der man erst mal nicht rechnet, je nach Situation, nach Zeitpunkt.

  • S. 152: Die älteste Geschichte der Welt.


    Zitat

    Original von Richie
    Georgina und Raharjo, eine tolle Hochzeit, leider war ja klar, daß es nicht so gut ausgehen wird.


    Mir war das leider nicht so ganz klar und momentan bin ich ein kleines bisschen enttäuscht von der Geschichte. Nein, es soll ganz gewiss kein rosarotes, locker-flockiges und zuckersüße Buch sein, aber dass es jetzt auf diese "alte" Geschichte hinausläuft, finde ich nicht so toll. Georgina als Bindeglied zwischen verschiedenen Kulturen hätte mir gut gefallen. Nun gut - das Buch ist noch lang und ich Nicole hat mich schon öfters sehr überrascht und so hoffe ich das diesmal auch.


    Zitat

    Original von Nicole
    Unabhängig von seiner Motivation für diese Ehe und der "Gefühlslage" finde ich auch, er (gemeint ist Paul) hat das Zeug zu einem guten Ehemann. :-)


    Das finde ich auch, nur hat Georgina das Zeug zu einer guten Ehefrau??? Solange ihr Herz an Raharjo hängt, sicher nicht. Und was sollen wir ihr momentan überhaupt wünschen?


    Zitat

    Original von Lipperin
    Wie ernst ist es ihr überhaupt mit dieser Ehe? Hat sie über die Konsequenzen nachgedacht? Manchmal frage ich mich, ob sie nur aus Spontanität und Emotion besteht und sich einfach treiben lässt.


    Für mich hat sie die Tragweite ihres Handelns zu diesem Zeitpunkt weder überlegt noch begriffen. Sie liebt Raharjo, also heiratet sie ihn nach seinen Riten. Welche Konsequenzen das haben wird ist ihr sicher nicht klar. Für mich ist Georgina trotz der Erziehung in England noch sehr, sehr kindlich. Immer noch gefangen in ihren Träumen. Luft statt Erde oder auch Wasser.


    Paul ist ja ein sehr umstrittener Charakter hier :-), wobei es ja ein gutes Zeichen ist, wenn jemand so unterschiedliche Reaktionen hervorruft.


    Mich hat er endgültig überzeugt, als er Georgina bei der Geburt beigestanden ist. Das war für ihn sicher nicht einfach. Er musste sich nicht nur über Konventionen hinwegsetzen, sondern auch seine eigenen Ängste überwinden. Natürlich sind seine Motive, Georgina zu heiraten, vielseitig. Aber er hat sehr viel riskiert (Beruf, Ansehen) und ist bereit, nicht nur Georgina aus der Patsche zu helfen, sondern vielmehr noch ihrem ungeborenem Kind. Und gerade das ist eine sehr noble Geste. Dass er auf seine Rechte in der Hochzeitsnacht pocht, naja, er ist halt auch kein Heiliger.


    Zitat

    Original von Nicole


    Das find ich einen wichtigen Punkt - eigentlich ist das für die Zeit eine ziemlich übliche Ehe.


    Beziehst du das jetzt auf die fehlende Liebe oder auch das "fremde" Kind? War das damals wirklich üblich, ein uneheliches Kind als sein eigenes auszugeben?


    Zitat

    Original von Ayasha
    Gleichzeitig war ich etwas verwundert, warum alle so entsetzt wegen den Füssen des kleinen Duncan waren.


    Das habe ich auch nicht verstanden, vor allem Pauls Reaktion nicht. Da nimmt er ein fremdes Kind als eigenes an und dann wirft ihn das so aus der Bahn? Für mich ist es wohl eher die ganze Aufregung der letzten Zeit.


    Mit Duncans Zehen hast du aber mir persönlich eine ganz große Freude gemacht, Nicole! :kiss Meine beiden Kinder haben nämlich diese Besonderheit, vererbt von Göga. Ich wusste bisher nicht, dass es dafür sogar einen Namen gibt und diese Phänomen öfter auftritt. Danke für diese Info! Allerdings sehe ich es weniger als Fehlbildung sondern mehr als genetische Besonderheit.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Mir war das leider nicht so ganz klar und momentan bin ich ein kleines bisschen enttäuscht von der Geschichte. Nein, es soll ganz gewiss kein rosarotes, locker-flockiges und zuckersüße Buch sein, aber dass es jetzt auf diese "alte" Geschichte hinausläuft, finde ich nicht so toll. Georgina als Bindeglied zwischen verschiedenen Kulturen hätte mir gut gefallen. Nun gut - das Buch ist noch lang und ich Nicole hat mich schon öfters sehr überrascht und so hoffe ich das diesmal auch.


    Ist definitiv ein klassisches Motiv - von denen es einige gibt in diesem Roman.
    Ich bin jetzt natürlich sehr neugierig, wie es Dir mit diesen Motiven geht - und mehr noch mit dem, was ich daraus gemacht habe ... :-)


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    Original von Lese-rina
    Für mich ist Georgina trotz der Erziehung in England noch sehr, sehr kindlich. Immer noch gefangen in ihren Träumen. Luft statt Erde oder auch Wasser.


    Darf ich Dich dafür mal :knuddel ?
    Das finde ich nämlich so wunderschön ausgedrückt.


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    Original von Lese-rina
    Mich hat er endgültig überzeugt, als er Georgina bei der Geburt beigestanden ist. Das war für ihn sicher nicht einfach. Er musste sich nicht nur über Konventionen hinwegsetzen, sondern auch seine eigenen Ängste überwinden. Natürlich sind seine Motive, Georgina zu heiraten, vielseitig. Aber er hat sehr viel riskiert (Beruf, Ansehen) und ist bereit, nicht nur Georgina aus der Patsche zu helfen, sondern vielmehr noch ihrem ungeborenem Kind. Und gerade das ist eine sehr noble Geste. Dass er auf seine Rechte in der Hochzeitsnacht pocht, naja, er ist halt auch kein Heiliger.


    Mich freut's sehr, dass ihr so unterschiedlich auf Paul reagiert, weil ich ihn auch als so facettenreich empfinde; er schillert ganz verschieden, je nach Situation und je nachdem, von welcher Seite man ihn betrachtet.


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    Original von Lese-rina
    War das damals wirklich üblich, ein uneheliches Kind als sein eigenes auszugeben?


    Offiziell eher nein.
    Kuckuckskinder gab's natürlich immer, zu allen Zeiten, und auch uneheliche Kinder, die mit aufgezogen wurden, aber von denen jeder auch wusste, dass sie unehelich waren.


    Aber: man sollte vielleicht auch in Betracht ziehen, dass es wohl nie jemand erfahren hat, wenn eine solche Konstellation wie jetzt mit Duncan tatsächlich vorgekommen ist. Früher konnte man solche Faken ja viel besser verschleiern als heute.


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    Original von Lese-rina


    Das habe ich auch nicht verstanden, vor allem Pauls Reaktion nicht. Da nimmt er ein fremdes Kind als eigenes an und dann wirft ihn das so aus der Bahn? Für mich ist es wohl eher die ganze Aufregung der letzten Zeit.


    Ich geb zu: mir gefiel der Gedanke, die Szene so zu schildern, dass man seinen Anfall von Schwäche und Übelkeit auch in Bezug auf Duncans Besonderheit deuten kann.


    Ich find's mutig und toll von Paul, dass er Georgina bei der Geburt beisteht, da ist er echt ein ganzer Kerl. Ich fand's dann doch glaubwürdig, dass es ihn danach dennoch umhaut.
    Buchstäblich. :grin



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    Original von Lese-rina
    Mit Duncans Zehen hast du aber mir persönlich eine ganz große Freude gemacht, Nicole! :kiss Meine beiden Kinder haben nämlich diese Besonderheit, vererbt von Göga. Ich wusste bisher nicht, dass es dafür sogar einen Namen gibt und diese Phänomen öfter auftritt. Danke für diese Info! Allerdings sehe ich es weniger als Fehlbildung sondern mehr als genetische Besonderheit.


    Ach, das gibt's ja nicht!! :wow
    Das finde ich jetzt den Oberhammer. :-]


    Für mich ist es auch eine Besonderheit (ich hab's schon irgendwo hier geschrieben: ich mag den englischen Ausdruck "webbed toes" so gern), die so perfekt in diese Geschichte passte.
    Sie hat darin auch einen besonderen Symbolcharakter - ich bin sehr gespannt, wie Du das über das Buch hinweg findest! :-)

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    Original von Sabine Sorg
    Liebe Nicole, vielen Dank für die tollen Bilder - das ist eine super Was ich aber nicht verstehe - die beiden können doch nicht miteinander schlafen ohne an mögliche Konsequenzen zu denken. Georgina ist ja noch jung und unerfahren, aber Raharjo ist ein paar Jährchen älter und müsste es besser wissen. Er müsste zumindest damit rechnen, dass Georgina schwanger werden könnte. Von Verhütung will ich gar nicht reden, da ich nicht weiß ob und was es zu dieser Zeit an Verhütung gab. Als er dann zurückkommt - ausgerechnet am Tag der Hochzeit - ist die Enttäuschung und Verbitterung groß. Er denkt natürlich Georgina hätte nicht auf ihn gewartet.


    Wahrscheinlich hat er dran gedacht, es war ihm aber egal. Er will sie ja eh heiraten und bei ihrem Vater um ihre Hand anhalten. Wahrscheinlich ist es bei den Orang Laut auch egal ob man schon vor der Ehe miteinander schläft. Sind halt 2 völlig unterschiedliche Welten.

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    Original von Ayasha
    Mit den Szenen in denen Nilam ihr Baby bekommen hat und es zuerst ablehnte, habe ich mich aus persönlichen Gründen recht schwer getan. Ich war dann Cempaka so dankbar, dass sie es schaffte, Nilam ihren Sohn näher zu bringen. Ich hoffe sehr, dass der kleine Mann es schafft, die beiden Frauen zueinander zurück zu führen. :-) Gleichzeitig war ich etwas verwundert, warum alle so entsetzt wegen den Füssen des kleinen Dunstan waren. Aber damals war noch einiges anders.... ;-)


    Stimmt, das fand ich auch total rührend. Ausgerechnet Cempaka.

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    Original von Nicole
    Lasst euch mal :knuddel für eure lieben Worte!


    Manchmal habe ich schon den Wunsch, lieber rosarote, locker-flockige und zuckersüße Sachen zu schreiben, die die Leser einfach happy machen.
    Aber ich kann's nicht.
    Mich treibt das menschliche Leben in seiner ganzen Bandbreite, in all seinen Facetten um, mit den schönen und auch den nachtschwarzen, den schmerzvollen.
    Das beschäftigt mich, das bewegt mich, davon will ich erzählen.


    Nein, nein. Schreib man so weiter wie immer. Deine Bücher sind gut, so wie sie sind ... jawoll. Im wahren Leben ist ja auch nicht allses rosarot und happy.