ZitatOriginal von Lipperin
Wie unterschiedlich man doch diese Geschichte(n) lesen kann!
Wie Nicole finde ich diese unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten einer Geschichte toll und noch toller finde ich, wenn man sich im Rahmen einer LR darüber auch austauschen kann. Ich finde es wesentlich interessanter, unterschiedliche Betrachtungsweisen kennenzulernen als immer nur zu lesen: Tolles Buch, gefällt mir gut, nette Protagonisten ...
Von daher: bitte ja nicht schweigen sondern weiterschreiben!
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Und gerade darum habe ich erwartet, dass sie das Wohl der Kinder nicht aus den Augen verliert, wenn sie darüber nachdenkt, zu Raharjo zu gehen.
Tut sie doch nicht. Zum Beispiel S. 271: "Ich kann nicht", flüstert sie schließlich ... "Ich habe doch meine beiden Jungen." Den "Entschluss", zu Raharjo zu gehen fällt sie ja sehr impulsiv, als sie von Paul so enttäuscht wird. Ohne großes Nachdenken, nur aus dem Gefühl der Verletztheit heraus. Ich glaube nicht, dass sie vorher zu Raharjo gegangen wäre. Sie war sich deiner Einwände sicherlich bewusst und vertraut Raharjo nie wirklich.
ZitatSie hätte ihm den Laufpass geben sollen, bis sie sich sicher war, dass er sein arrogantes, von maßlosem und verletztem Stolz geprägtes Verhalten geändert hätte, bis sie sich seiner sicher gefühlt hätte und sie nicht auf weitere Verletzungen und Beleidigungen gefasst sein musste.
Ja, hätte sie. Meine Meinung zu Raharjo habe ich in meinem ersten Posting schon geschrieben. Und auch, dass man im Leben manchmal wohl einfach Unerklärliches tut, aus welchen Gründen auch immer (die mit bei Georgina immer noch nicht klargeworden sind). Auch wenn man genau weiß, dass das eigentlich "falsch" ist und man die Finger davon lassen sollte. Das war Georgina wahrscheinlich auch klar, aber sie hat halt so und nicht anders gehandelt.
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Paul handelt in meinen Augen genau so, wie ich es von ihm erwartet habe. ... Ja, ich finde schon, er handelt zum Wohl seiner Kinder.
Auch hier kann ich nur auf mein erstes Posting verweisen: Ich verstehe ihn durchaus! Trotzdem finde ich sein Verhalten nicht richtig. Natürlich hätten die Jungs irgendwann nach England aufs Internat gemusst und wohl auch gesollt, das steht völlig außer Frage. Aber findest du es wirklich richtig, dass er Georgina behandelt wie ein kleines Kind oder ein Möbelstück? Sie ohne irgendein voriges Gespräch vor die vollendeten Tatschen stellt und nach Engalnd abschiebt? Noch dazu mit ihrem Hintergrund, so eine dramatische Entwurzelung schon einmal erfahren zu müssen und seinem Versprechen, sie müsse Shanghai nie verlassen? Und dann auch noch als Druckmittel die Jungs einsetzt? Das Ergebnis ist die Lösung für alle, doch heiligt der Zweck wirklich die Mittel?
Natürlich ist es eine sehr moderne Erwartung von mir, in einer Partnerschaft erstmal zu reden und nicht sofort zu handeln. Mir ist durchaus bewusst, dass damals die Männer das Sagen hatten und die Frauen zu Gehorchen hatten und so eine eigenmächtige Entscheidung wohl eher die Regel als die Ausnahme war. Doch hatte ich bisher den Eindruck, dass die Ehe der beiden von gegenseitiger Achtung und Rücksichtsnahme geprägt war und Paul am Wohl seiner Frau gelegen war. Und gerade deshalb finde ich dieses eigemächtiges Handeln verständlich, aber lange nicht in Ordnung (und er zweifelt ja selber auch ganz schön daran!)
ZitatIch bin zu alt und vielleicht auch zu müde, um an ein romantisches Happy End für Raharjo und Georgina zu glauben. Sich nach der Decke strecken und trotzdem die Hoffnung auf eine erfüllende Liebe nicht aufzugeben, das ist schwer genug, auch für diese beiden. Glaube ich.
Ein romantisches Happy End für die beiden - daran glaube ich auch nicht bzw. wünsche ich das Georgina überhaupt nicht! Nicht mit diesem Mann! Wie du geschrieben hast: da müsste viel passieren um ihn zu ändern und an eine solch grundlegende Veränderung glaube ich momentan überhaupt nicht. Die Frage ist eher, welches Ende wir Georgina stattdessen wünschen sollen: eine Aussöhnung mit Paul, den sie zwar nicht liebt, aber zumindest schätzt? Oder doch ganz was anderes?