'Zeit der wilden Orchideen' - Kapitel 23 - 27

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Jetzt wissen wir also, wer Georginas Eltern waren und warum ihr Vater und Cempaka sie so behandelt haben. Seltsamerweise habe ich für Cempakas Aberglauben und Ängste mehr Verständnis, als für ihren Vater. Er verachtet sich selbst, lässt dies aber an seiner völlig unschuldigen Tochter aus. Arme Georgina.


    Ihre innere Zerissenheit, die sie ihr ganzes Leben lang begleitet hat, trifft sie nun, da sie die Wahrheit kennt, mit voller Wucht. Ich verstehe dieses Gefühl, den Boden unter den Füssen endgültig verloren zu haben, sehr gut. Und wieder ist es Paul, der genau zu ahnen scheint, was bzw. wer ihr helfen kann, der ihr einen Weg zeigt, wie sie aus diesem Loch heraus finden kann. Und vielleichtg hilft er mit seiner List auch Raharjo, nicht wieder seine Verantwortung und Liebe für seine Kinder und auch seine Ehefrau zu vergessen.


    Ich bin nun sehr gespannt auf den letzten Weg dieser (Lese-) Reise.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Jetzt wissen wir also, wer Georginas Eltern waren und warum ihr Vater und Cempaka sie so behandelt haben. Seltsamerweise habe ich für Cempakas Aberglauben und Ängste mehr Verständnis, als für ihren Vater. Er verachtet sich selbst, lässt dies aber an seiner völlig unschuldigen Tochter aus. Arme Georgina.


    Ich versteh das schon. Das ist auch ganz furchtbar, dass er seine Schuld quasi auf seinem Kind ablädt. Und auch, dass er erst auf dem Totenbett die Fassade fallen lassen kann.


    Zitat

    Original von Saiya
    Ich verstehe dieses Gefühl, den Boden unter den Füssen endgültig verloren zu haben, sehr gut. Und wieder ist es Paul, der genau zu ahnen scheint, was bzw. wer ihr helfen kann, der ihr einen Weg zeigt, wie sie aus diesem Loch heraus finden kann. Und vielleichtg hilft er mit seiner List auch Raharjo, nicht wieder seine Verantwortung und Liebe für seine Kinder und auch seine Ehefrau zu vergessen.


    Ich find's schön, dass Du das so empfindest. :-)

  • Als jo und Raharjo aufeinander getroffen sind, hatte ich echt Angst, dass er die Kontrolle verliert. Ich hoffe ja sehr, das er nicht doch noch irgend etwas tut, was Georgina am Ende noch ganz zerstört.


    Sie hat ja nun genug zu tun, mit ihrer Herkunft klar zu kommen. Einen Moment dachte ich, dass Tijah vielleicht Cempakas Tochter war, aber die Erklärung kam ja dann gleich.
    Wie ähnlich doch Gordon Findlays Geschichte der von Raharjo ist....


    So und jetzt muss ich weiterlesen, so kann ich nicht ins Bett gehen ;-)

  • Zitat

    Original von streifi
    Als jo und Raharjo aufeinander getroffen sind, hatte ich echt Angst, dass er die Kontrolle verliert.


    Das war auch knapp. Und ich bin sicher - hätte es Mei Yu nicht in seinem Leben gegeben, hätte er sich nicht durch sie und Li Mei zu einem guten Vater gemausert, wäre es anders ausgegangen.


    Zitat

    Original von streifi
    Wie ähnlich doch Gordon Findlays Geschichte der von Raharjo ist....


    Das stimmt.


    Nachdem ich das Grundgerüst der Geschichte entwickelt hatte, kamen mir Bedenken, ob drei Frauen, die rings um Schwangerschaft und Geburt sterben, nicht doch zu viel sind, zu unglaubwürdig.
    Und dann stand ich vor den Grabsteinen am Fort Canning Hill - und gemessen an der doch nicht so großen Anzahl waren es recht viele junge Frauen, die in dieser Zeit gestorben sind, und bei einigen die Kinder, wenige Tage oder Wochen alt, gleich mit. Das hat mich sehr erschüttert - weil es doch etwas anderes ist, ob man nur die Zahlen einer Statistik sieht oder die Namen liest und die Geschichte dahinter erahnen kann.

  • Also eigentlich mag ich ja alle Bücher vorher, aber mit dem hier habe ich Probleme, Das ist doch recht wenig historischer Roman als mehr reine Beziehungskiste, wild romantisch. Das hat bisher natürlich auch immer eine Rolle gespielt, aber hier ist Singapur eine Nebenfigur und die Geschichte der Stadt wird zwar komplett erzählt, aber vergleichsweise lieblos zwischendrin. Ich werde nicht so richtig warm mit dem Buch- eher doch ein reiner Frauenroman.

  • Zitat

    Original von beowulf
    aber hier ist Singapur eine Nebenfigur und die Geschichte der Stadt wird zwar komplett erzählt, aber vergleichsweise lieblos zwischendrin..


    Ich kann Dein Argument nachvollziehen, aber nicht teilen.
    Das ist vielleicht Geschmackssache, aber für mich funktioniert es so gut.


    Bei vielen Romanen wird geschichtliches Wissen vorausgesetzt und man muss oft mühsam in Wikipedia etc. danach forschen.
    Das wäre bei Singapur schwierig, deswegen bin ich gerade für das zwischendrin-Erzählen der Veränderungen des Landes dankbar und ich finde es auch nicht lieblos.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Also eigentlich mag ich ja alle Bücher vorher, aber mit dem hier habe ich Probleme, Das ist doch recht wenig historischer Roman als mehr reine Beziehungskiste, wild romantisch. Das hat bisher natürlich auch immer eine Rolle gespielt, aber hier ist Singapur eine Nebenfigur und die Geschichte der Stadt wird zwar komplett erzählt, aber vergleichsweise lieblos zwischendrin. Ich werde nicht so richtig warm mit dem Buch- eher doch ein reiner Frauenroman.


    Liebesgeschichte und Frauenroman, ja, da gebe ich dir recht. Aber dass die Geschichte von Singapur lieblos erzählt wird, kann ich so nicht unterschreiben. Ich finde schon, dass es informativ in die Geschichte eingebunden wird und passt. Glücklicherweise aber sind die Geschmäcker verschieden. ;-)

  • Ich hab ja immer schreckliche Mühe mit solchen Etikettierungen, obwohl mir Sinn und Zweck durchaus einleuchten.


    Für mich ganz persönlich ist es auch kein historischer Roman im eigentlichen, klassischen Sinne. Nicht so wie "Jenseits des Nils", das für mich zweifellos in diese Kategorie gehört.


    Für mich ist es "nur" ein Roman, der eben im 19. Jahrhundert spielt. Eine Geschichte über Menschen, die sich in ihren Gefühlen und Leidenschaften verstricken. Eine Geschichte über das Wesen Singapurs, das sich auch und gerade in den Personen widerspiegelt. Die immer mal wieder von einem Hauch des Magischen durchzogen ist.
    Wie eine meiner beiden engsten Freundinnen gestern nach der letzten Seite sagte: "Dein Meeresmärchen".
    Punkt. :-)

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Seite 421: Hantu


    gemeint ist wohl Geist auf malaiisch.


    Das hätte ins Glossar gepasst.


    Stimmt, da hab ich überhaupt nicht dran gedacht. Sorry!


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Seite 421: Martianak
    Da würde mich die mythologische Herkunft des Wortes interessieren.


    Vom malaiischen mati = Tod und anak = Kind: "Tod des Kindes".


    Es gibt wenig Material über Matianak, und wie das im Volksglauben so üblich ist, auch unterschiedliche Varianten.
    Im Allgemeinen ist das ein totgeborenes Kind oder eines, das gleich nach der Geburt stirbt und dann als vamiprähnliche Kreatur umgeht und Menschen die Lebenskraft aussaugt.


    Wesentlich bekannter (und auch ungleich häufiger erwähnt, bis in die Popkultur unserer Zeit) ist der Pontianak, eine Mutter, die bei der Geburt stirbt.

  • Es freut mich, dass ich mit meiner Vermutung bezüglich Georginas Herkunft Recht hatte. Die Tatsache, wer ihre leibliche Mutter ist, und die Umstände ihrer Geburt, erklärt auch Cempakas Abneigung ihr gegenüber.
    Pauls Entscheidung erstmal Abstand haben zu wollen, kann ich auf Grund Georginas Verhalten ihm gegenüber gut nachvollziehen. Und was macht sie - sie hat nichts Eiligeres zu tun als nach Raharjo zu schicken und prompt wieder mit ihm durch die Buntkarierten zu hüpfen. Menschenskinder, dieser Kerl hat versucht die Firma und damit auch ihre Familie zu ruinieren...


    Als Raharjo die kleine Jo zufällig am Strand trifft, hatte ich schon die Befürchtung, dass das tragisch enden könnte. Glücklicherweise hat er nicht die Beherrschung verloren.

  • @ Bücherfreund


    Ich konnte weiter vorne in der LR ja nicht "warm, wärmer" schreien! :lache
    Mir ist das so schwer gefallen, auf meinen Fingern sitzenzubleiben und nicht mal einen Piep anzudeuten ...


    Das mit Jo war auch knapp, das hätte ganz anders ausgehen können.

  • Georginas Vater hat nun also auf dem Totenbett das große Geheimnis um seine Tochter noch gelüftet. Und nun hinterlässt er eine vollkommen zerrissene Georgina, die Trost und Verständnis in Raharjo sucht. Dieses (vermutlich letzte) Zusammensein der beiden im Pavillon fühlt sich schon nicht mehr richtig an. Zu weit haben sie sich voneinander entfernt und auch Nilams malaiisches Blut hilft da nichts mehr. Aber noch immer weiß Raharjo nicht, dass Duncan sein Sohn ist. Ich vermute, er wird ihm eines Tages auf dem Meer begegnen und wissen, wer er ist. Aber es wird nichts mehr ändern. Nach langer Bitterkeit hat Raharjo seinen Weg, sein Zuhause gefunden. Ganz im Gegensatz zu Georgina, die jetzt inmitten der Scherben ihrer Existenz steht. Und selbst der ewig loyale Paul hat sich einfach mal anderweitig umgesehen.


    Ich finde, die Geschichte Singapurs ist wunderbar mit der Geschichte dieser Menschen verwoben und keinesfalls langweilig oder belanglos.


    Jetzt bin ich gespannt auf das Ende.

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Zitat

    Original von Enchantress
    Georginas Vater hat nun also auf dem Totenbett das große Geheimnis um seine Tochter noch gelüftet.


    Du lagst ja mit Deiner Vermutung im vorangegangenen Abschnitt goldrichtig! :-)


    Zitat

    Original von Enchantress
    Und nun hinterlässt er eine vollkommen zerrissene Georgina, die Trost und Verständnis in Raharjo sucht. Dieses (vermutlich letzte) Zusammensein der beiden im Pavillon fühlt sich schon nicht mehr richtig an. Zu weit haben sie sich voneinander entfernt und auch Nilams malaiisches Blut hilft da nichts mehr.


    Hat etwas von Abschied, nicht?


    Zitat

    Original von Enchantress
    Und selbst der ewig loyale Paul hat sich einfach mal anderweitig umgesehen.


    Ich hab ihm das ganz bewusst gegönnt. Er ist aus seiner Liebe für Georgina bis an seine Grenzen gegangen, da hatte ich ihm einfach eine kurze Affaire gewünscht, ohne Verpflichtungen, ohne Belastungen und Verantwortung. Einfach nur Begehren, eine bestimmte Art von Nähe, mit jemandem, der sich um ihn bemüht. Wenn auch nur für eine sehr begrenzte Zeit.


    Zitat

    Original von Enchantress
    Ich finde, die Geschichte Singapurs ist wunderbar mit der Geschichte dieser Menschen verwoben und keinesfalls langweilig oder belanglos.


    Ich bin sehr, sehr happy, dass Du das so empfindest!


    Zitat

    Original von Enchantress
    Jetzt bin ich gespannt auf das Ende.


    Ich bin mit-gespannt ...

  • Etwas weniger Lesezeit habe ich gehabt die letzten Tage, also schreibe ich auch jetzt erst.


    Die Veränderungen sind richtig spürbar. Vor allem, die im Haus. Ältere Angestellte lernen jüngere an. Die Zeit vergeht.


    Gordon ist krank und stirbt. Vorher erzählt er Georgina noch, dass Joséphine nicht ihre leibliche Mutter war, sondern Tijah. Von Cempaka erhofft sie sich Antworten auch alle ihre Fragen. Und die bekommt sie auch. Tijah war Cempakas Schwester und starb bei Georginas Geburt. Deshalb hielt Cempaka Georgina auch für einen Dämon. Ich finde es trotzdem nett von ihr, Georgina alles zu erzählen. Ihr wird das sicher auch nicht leicht gefallen sein.


    Paul fährt nach Indien und nimmt Jo mit. Vielleicht hat er recht und ein bisschen Abstand tut den beiden ganz gut.


    Schön fand ich auch die Begegnung von Raharjo und Jo. Sie scheint auch Georginas Fantasie geerbt zu haben.

  • Das Geheimnis um Georginas Geburt ist nun endlich gelüftet. Sie ist halbe Malaiin und Cempaka ist nicht ihre Mutter, wie ich vermutet habe, sondern ihre Tante. Gordon Findlay hatte eine Geliebte. Darauf wär ich nicht gekommen.


    Die Szenen in denen Georginas innere Zerrissenheit geschildert wird, finde ich sehr gut geschrieben. Ich konnte richtig spüren, wie sie sich fühlt. Das ging mir unter die Haut.


    Zitat

    Original von Bücherfreund
    Als Raharjo die kleine Jo zufällig am Strand trifft, hatte ich schon die Befürchtung, dass das tragisch enden könnte. Glücklicherweise hat er nicht die Beherrschung verloren.


    Da hatte ich auch einen Moment Angst :yikes

  • Zitat

    Original von mazian
    Ich finde es trotzdem nett von ihr, Georgina alles zu erzählen. Ihr wird das sicher auch nicht leicht gefallen sein.


    Es hat mit Sicherheit an alten Wunden und alten Ängsten gerührt.


    Zitat

    Original von mazian
    Schön fand ich auch die Begegnung von Raharjo und Jo. Sie scheint auch Georginas Fantasie geerbt zu haben.


    Ja, hat sie - wie sie ihr überhaupt in vielem ähnlich ist, nicht nur äußerlich.
    Ich fand es ganz reizvoll, dass David so ganz nach Paul schlägt, Jo aber ganz nach der Mutter.



    Zitat

    Original von Selma
    Das Geheimnis um Georginas Geburt ist nun endlich gelüftet. Sie ist halbe Malaiin und Cempaka ist nicht ihre Mutter, wie ich vermutet habe, sondern ihre Tante. Gordon Findlay hatte eine Geliebte. Darauf wär ich nicht gekommen.


    Das war (und ist) so schwer für mich, hier in der Runde nicht auch mal nur eine Andeutung fallenzulassen ...


    Wie geht's Dir denn mit der Auflösung dieses Geheimnisses? :-)


    Zitat

    Original von Selma
    Die Szenen in denen Georginas innere Zerrissenheit geschildert wird, finde ich sehr gut geschrieben. Ich konnte richtig spüren, wie sie sich fühlt. Das ging mir unter die Haut.


    :knuddel1