Und plötzlich war der Wald so still - Moa Eriksson Sandberg (12-15 Jahre)

  • Und plötzlich war der Wald so still - Moa Eriksson Sandberg (12-15 Jahre)
    191 Seiten, Verlag Beltz & Gelberg August 2014, 12,95€


    Klappentext:
    Es ist ein heißer schwedischer Sommer, in dem Hanna 12 wird und der Mord an dem Mädchen Linda wie ein schwerer Schatten über dem Dorf liegt. Auf einmal ist nichts mehr so, wie es einmal war. Und das Neue ist beängstigend und traurig, aufregend und verlockend – alles auf einmal. Lange war der Wald, das hellgrüne Moos Hannas Spielplatz. Doch jetzt fühlt sich alles falsch an, alle Worte sind zu groß oder zu klein. Hanna fühlt sich hin- und hergerissen zwischen Jonna und Sabina, die schon einen Freund hat und sich oben ohne an ihrem Badesee sonnt. Sie weiß nicht, warum ihr Vater so oft weg ist, und sie sehnt sich nach etwas Wirklichem und nach Janek, dem Jungen, der jetzt unten in dem Haus an den Bahngleisen wohnt. Moa Eriksson Sandberg erzählt von dem Abschied einer Kindheit so intensiv und poetisch, dass diese Buch noch lange nachhallt.


    Autorin:
    Moa Eriksson Sandberg, geb. 1981 in Rydöbruk/Schweden, begann schon als 16-Jährige für Lokalzeitungen zu schreiben. Sie studierte Kultur- und Literaturwissenschaften in Lund, war Musikredakteurin und Lektorin und lebt heute Autorin und Schriftstellerin mit ihrer Familie in Stockholm. »Und plötzlich war der Wald so still« wurde in Schweden für den Barnens Romanpris nominiert und ist ihre erste Veröffentlichung in deutscher Sprache.


    Meine Meinung:
    Es ist kein einfacher Sommer für Hanna, der Sommer, in dem sie 12 wird. Eine Menge passiert: Linda, ein Mädchen aus Hannas Schule, verschwindet spurlos, was dem Sommer seine Unbeschwertheit nimmt, und auch in Hannas eigenem Leben verändert sich so einiges. Hanna bekommt zum ersten Mal ihre Tage, zwischen ihren Eltern kriselt es, und auch die Beziehung zu ihren beiden engsten Freundinnen wird zunehmend schwieriger. Sabina, die eine Freundin, ist Hanna in ihrer Entwicklung voraus und interessiert sich bereits für Dinge, mit denen Hanna noch nicht so wirklich viel anfangen kann, während ihre andere Freundin Jonna noch sehr kindlich ist, was für Hanna aber auch zunehmend schwieriger wird, da sie sich immer weniger als Kind fühlt.
    Dazu kommt Hannas eigenes Gefühschaos, die Eifersucht auf den kleinen Bruder, das Sich-Unverstanden-Fühlen gegenüber den Eltern und Hannas erste Verliebtheit. Am Ende des Sommer hat sich viel verändert und Hanna ist kein Kind mehr.


    Die Ereignisse dieses Sommers, in dem wenig und doch gleichzeitig so viel passiert, werden aus Hannas Sicht erzählt, und Moa Eriksson Sandberg tut das auf eine wunderbar einfühlsame Weise. Es geht ums Erwachsen-Werden, um den Abschied von der unbeschwerten Kindheit, der sich für Hanna auf vielfältige Weise darstellt, und auch als erwachsener Leser kann man sich noch sehr gut in das Mädchen hineinversetzen und wird auch immer wieder an die eigene beginnende Pubertät erinnert.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, denn ich mag so ruhige Sommergeschichten, wo äußerlich nicht viel passiert und doch gleichzeit sehr viel mit den Protagonisten geschieht. Ich konnte mich gut in Hanna hineinversetzen und habe auch so einiges wiedererkannt, was ich mit meiner eigenen Tochter erlebe, die im gleichen Alter ist wie Hanna.


    Ich denke, dass das Buch gut bei der Zielgruppe ankommen dürfte, da sich bestimmt viele Mädchen in diesem Alter in Hanna wiedererkennen werden. Aber auch für erwachsene Leser ist das Buch eine schöne Unterhaltung für einen ruhigen Sommernachmittag, denn viel länger wird man für das Büchlein nicht brauchen. Wer jedoch viel Action und Spannung sucht, ist mit diesem Buch schlecht beraten, da die Suche nach der verschwundenen Linda zwar stets präsent ist im Buch, aber keine zentrale Rolle spielt und eher so nebenbei aufgeklärt wird.


    Mir hat die Lektüre großen Spaß gemacht und ich gebe diesem schönen Jugendbuch 10 Eulenpunkte! :-)


    LG, Bella

  • Ich habe mich ein wenig schwer getan in die Geschichte reinzufinden. vielleicht auch nur, weil mir soviel anderes durch den Kopf schwirrt.


    Hannas Geschichte jedenfalls hat mich etwas melancholisch zurück gelassen, zum einen, weil der Grundton der Erzählung und Hannas Stimmung wohl auch nicht gerade fröhlich ist zum andern , weil ich es fast erschreckend fand, wie Zwölfjährige hier miteinander umgehen.


    Sabina ist eine recht interessante Figur, weil sie zumindest vorgibt jede Menge sexuelle Erfahrung zu haben, Hanna damit in Zugzwang bringen will und die Freundin Jonna als unreif darstellt. Hanna jedoch hat eher Angst vor ihr, traut sich nciht zu sagen, dass ihr Freund Matte und dessen Anhang Kris sie gewaltsam sexuell nötigen wollten. Weshlab sie sich lieber mit Jonna abgibt, die eher noch dem Spiel zugeneigt ist. Seit jedoch ihre Mitschülerin verschwunden ist, machen diese Spiele im Wald auch keinen Spaß mehr, Hanna fühlt sich dort beobachtet.
    Auch ihre Beziehung zu Mutter und Vater kommt ins wanken, da der Vater mir nichts dirnichts abreist und sie ihn telefonisch nicht erreichen kann.


    Diese Zeit des Sommers, der Krisen in Familie und Freundschaft, lässt Hanna heranreifen und am Ende ist die Sommerzeit vorbei und sie lässt ihre Kindheit hinter sich.


    In leisen Tönen und sehr einfühlsam schildert die Autorin dieses Heranwachsen. Sie lässt den Leser teil haben an Hannas Gedanken und Gefühlen, trägt nicht zuviel auf sondern schildert sehr nüchtern und nicht wertend den Sommer des Erwachsenwerdens.


    Ein schönes Jugendbuch das Mut machen kann, Gefühle zuzulassen, Wert auf eine eigene Meinung zu legen und sie auch zu äußern.

  • Ja meine sind ja nun schon Anfang 30 und Mitte 20, ich glaube die Sitten werden allgemein rauher, ich eiß nicht, in wie weit man das beeinflussen kann.
    Im Kindergarten hatten wir ja ein Präventionsprogramm "faustlos" also reden statt schlagen aber ob das eben für alle Kinder Wirkung zeigt weiß man nie und mit Worten kann man ja auch öfter oder schwerer verletzen als mit Taten.


    Naja Matte und Kris gehen ja nicht gerade zimperlich mit den Mädchen um und diese Sabina hat ganz schön was drauf, für mich eben ungewohnt.

  • Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich fühlte mich in Ansätzen zurückversetzt in meine eigene Kindheit und Jugend - also dieses Sommer-Feeling stellte sich ein.


    Der Umgangston erschien mir zumindest definitiv nicht zu rauh oder so. Also schon zu meiner Zeit (bin 1976 geboren, also meine Jugendzeit mit 12/13 war 1988/1989 ) kannte ich das unter uns Blagen auch nicht unbedingt anders (vor allem untereinander ..... die meisten Eltern würden wahrscheinlich vom Glauben abfallen wenn sie wüssten wie sich ihre "lieben Kleinen" untereinander so ausdrücken und was die so treiben, wenn die alleine unter sich sind ). Mir ist das echt nicht besonders hart oder negativ aufgefallen ?( ?( ?( , vielleicht liegt es auch daran das ich aus einer armen Arbeiterhaushalt stamme ??? Halt anders als bei den (für uns) "feinen Leuten" (okay, alles was zum Beispiel ein Auto besaß lief bei meinen Eltern im Grunde schon unter "Bonzen" :grin was im Grunde alle aus meiner Realschulklasse mit einschloß und ich meistens da eh aussen vor war) Kann ich nicht beurteilen ...... zumindest zum Thema "reden statt schlagen" kann ich nur sagen meine Eltern haben mir das Gegenteil eingetrichtert. Ich war der Typ der mehr mit Worten als mit Fäusten dabei war. In der Schule wurde ich gerne von den anderen fertiggemacht und meine Eltern haben mir ständig eingetrichtert mich gefälligst endlich zu wehren und kräftig zurückzuhauen. Damit die kapieren das man mit mir nicht alles machen kann. Worte würden gegen solche Rabauken einen Scheiß nützen. Ich sollte niemals anfangen, aber mich wehren und dann kräftig. Vielleicht liegts daran, ich hab keine Ahnung.



    Sehr gut fand ich die düstere Atmosphäre (die in mir aber trotzdem irgendwie Sehnsucht nach der Zeit als ich in dem Alter war und Sommerferien hatte auslöste ). Besonders gelungen fand ich dabei, das man auch am Schluß nicht rausfand wer das Mädchen Linda umgebracht hat (mein Hauptverdacht liegt da ja auf Krille, aber im Grunde kann es jeder gewesen sein.....). Das ist leider realistisch, denn vieles klärt sich nicht auf.


    Es gab aber auch Kritikpunkte, die ich doof fand.
    Z.B. das Hanna


    Sehr seltsam fand ich auch


    Gewundert hab ich mich ja über die Erklärung von Hannas Mutter


    Die Freundschaft zwischen Hanna und Janek fand ich süß. Auch wenn es ja noch gar nicht wirklich zu einer tieferen Freundschaft kam, weil sie ja dann wegziehen musste, gerade als sie sich näher anfreundeten.


    Alles in allem fand ich das Buch gut.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)

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  • Hanna und ihre Freundinnen Jonna und Sabina sind auf der Schwelle vom Kind zur Jugendlichen. Während Hanna hin und her gerissen ist zwischen der noch verspielten Jonna und der auf Erwachsen machenden Sabina, verschwindet ein Mädchen aus dem Heimatdorf der drei.


    Die verschwundene Linda ist allerdings nicht das Hauptthema dieses Buches. Es wird immer mal wieder angeschnitten, aber im Wesentlichen geht es um die Veränderung in Hannas Leben. Ihr Vater ist auf einmal nicht mehr für sie erreichbar, ihre Mutter verhält sich seltsam, ihre Freundin Sabina treibt sich plötzlich mit Jungs rum und sie selber verliebt sich in den neu in den Ort gezogenen Janek. Die Autorin hat das Hin und Her der Gefühle, die ein Mädchen im Alter von 12 Jahren hat, ziemlich treffend beschrieben.


    Da es sich um ein Jugendbuch handelt, ist der Schreibstil nicht sehr anspruchsvoll und das Buch ist in viele, dafür aber kurze Kapitel aufgeteilt. Ich habe das Buch in ca. zwei Stunden gelesen. Obwohl es mich gut unterhalten hat, hat es vermutlich keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

  • Die 12-jährige Hanna geht in eine kleine Dorfschule, in der mehrere Jahrgänge gemeinsam unterrichtet werden. Zum Schuljahresbeginn am Ende des Sommers werden die älteren Schüler die Schule wechseln; Hanna und ihre Freundinnen werden als Sechstklässler dann die Älteren sein. In diesem Sommer bekommt Hanna ihre erste Menstruation, die Beziehung zu ihrer Freundin Sabina wird sich entscheidend verändern und Hanna verliebt sich in ihren zukünftigen Klassenkameraden Janek. Hanna befindet sich in ihrer Entwicklung zwischen ihrer reiferen Freundin Sabina, die sich schon stärker für Jungen interessiert, und der kindlicheren Jonna, die stellvertretend für Hannas eigene Empfindungen zu Beginn dieses Sommers stehen könnte. Beide Mädchen konkurrieren um Hannas Zuneigung – sie wird sich für eine Seite entscheiden müssen. Das Ende der Kindheit kündigt sich bei Hanna durch körperliche Veränderungen an; zugleich sorgt das Verschwinden des Mädchens Linda aus dem Ort für ein beklemmendes Gefühl der Bedrohung. „Das erste Mädchen, dem der Wald begegnet“ lautet der Originaltitel des Romans im Schwedischen. In Hannas Alter würde manches Mädchen gern den Stopp-Knopf drücken und die Pubertät noch eine Weile aufhalten, anderen kann das Heranwachsen nicht schnell genug gehen. Hanna ahnt unbewusst schon, dass ihre Überzeugung in den Augen ihres Vaters etwas Einzigartiges zu sein mit dem Ende ihrer Kindheit vorbei sein wird. Die Zwölfjährige steht zwischen Kindheit und Erwachsenwerden, zwischen bester Freundin und erster Liebe, zwischen Papas behüteter Lieblingstochter und den Gefahren, die der düstere Wald symbolisiert.


    Fazit
    Mit knappen, sehr treffenden Bildern beschreibt Moa Eriksson Sandberg Hannas Zerrissenheit zwischen der Realität der Pubertät und ihrer Hoffnung, dass ihr neues Lebensjahr etwas ganz Besonderes bringen wird. Aus der Erinnerung an den eigenen Sommer mit 12 Jahren, als einem selbst das Ende der Kindheit noch nicht bewusst war, legt sich eine besondere Melancholie über die Geschichte. Besonders gut getroffen finde ich Hannas Selbstbeschreibung als nicht ins Bild passendes Puzzleteil und ihre Bedenken, ihre Gefühle könnten von Außenstehenden zerstört werden, wenn sie darüber spricht. Nicht zufrieden bin ich mit der Alterseinstufung für Leser zwischen 12 und 15 Jahren. Hannas Erlebnisse finde ich viel interessanter für Leserinnen ab 11, die den besonderen "letzten" Sommer ihrer Kindheit noch vor sich haben, weniger für die, die bereits darauf zurücksehen. Mit kleinen Abstrichen eine sprachlich gelungene, melancholische Pubertätsgeschichte.


    9 von 10 Punkten