Was erwartet euch:
Hanna, Foodjouranlistin und Restaurantkritikerin aus Berlin, steckt in der Klemme. Ihre letzte Restaurantkritik über das Tre Camini im beschaulichen Örtchen Montesimo hat eine etwas unerwartete Reaktion hervorgerufen: Nachdem Fabrizio, der Besitzter des Tre Camini, seiner Großmutter Giuseppa Camini den Artikel übersetzt hat, stirbt die Frau. Jetzt steht Hannas Job auf dem Spiel, denn ihr Vorgesetzter nötigt sie dazu, die Dinge in Ordnung zu bringen. Für Hanna beginnt ein Abenteuer voll Liebe, Abenteuer und Hoffnung - und der Tod hat immer seine Finger mit im Spiel.
Meine Meinung:
Schade, dass Montesimo ein fiktives Örtchen in Italien ist. Ich hätte sofort die Koffer gepackt und hätte mich auf den Weg gemacht. Das Lesen hat in mir eine Sehnsucht nach Italien geweckt und nach Montesimo im Besonderen. Gleich zu Beginn heißt es, dass man diesen Ort auf der Landkarte vergebens suchen wird, denn das fiktive Örtchen steht stellvertretend für all die kleinen, italienischen Dörfer, in denen wir das zu hoffen finden, wonach wir uns im Herzen sehnen. Und das trifft die Wirkung des Buches auf mich ziemlich genau!
Aber der Reihe nach:
Bei der Einteilung der Artikel geht es los. Sie sind numerisch und auf italienisch durchnummeriert: Prologo, Uno, Due, Tre, Quattro... bis Sedici und Epilogo über die Ricette.
Hach, man fühlt sich während des Lesens wie in einer Mischung aus Reiseführer, Kochbuch, Liebesroman, Abenteuer,...
Das Cover zeigt eine Holzkiste mit Aprikosen auf blauem Holzgrund. Eine Besonderheit ist die Aprikose in Herzform. Was es damit auf sich hat, werdet ihr im Laufe des Buches feststellen. Denn Aprikosen (und auch Küsse) spielen im Buch eine nicht unwesentliche Rolle.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Hanna Philipp und Fabrizio Camini geschrieben, was einem als Leser tiefe Einblicke in beider Gedankenwelt gewährt. Das sorgt für Abwechslung und macht das ganze erst richtig interessant.
Die fiktive Geschichte um das ebenso frei erfundene Tre Camini ist so durchdacht, dass man fast meinen möchte, dass es das kleine Gut schon hunderte von Jahren gibt. Die Beschreibung der Aprikosenfelder, der Sonnenauf- und -untergänge, der ganzen mitwirkenden Charaktere... alles ist so liebevoll beschrieben, dass man sich sofort heimisch bei den Caminis fühlt. Temperamentvoll, würzig, spritzig und eine ordentliche Prise Witz beschreibt den Charakter des Buches am besten.
Typische italienische Ausdrücke wie "Principessa" etc. runden die Geschichte im Buch optimal ab und sorgen für Würze und Temperament im Plot.
Fabrizio und Hanna haben es mir leicht gemacht, mich von Anfang an wohl im Tre Camini zu fühlen.
Ab 3/4 des Buches bitte unbedingt Taschentücher bereitstellen! Ich hab das letzte Viertel des Buches durch einen Tränenschleier gelesen. "Aprikosenküsse" ist ein Buch, dass zu Herzen geht und dort bleibt. Wer vorher noch keinen Bezug zu Italien und dessen temperamentvolle Einwohner hatte, hat spätestens nach dem Genuss dieses Buches. Und es war für mich wahrlich ein Genuss, dieses Buch zu lesen.
Meine Lieblingsstelle im Buch (Unterhaltung zwischen Hanna und ihrer Mutter Isabella):
"Alles Liebe zum Geburtstag, Pricipessa."
"Aber ich habe gar keinen Geburtstag!"
"Du wurdest mir am 12. April 1983 um 7 Uhr 19 in den Arm gelegt. Seitdem ist für mich jeder Tag dein Geburtstag."
Natürlich habe ich noch viele, viele andere Stellen im Buch markiert. Aber dann müsste ich jetzt spoilern - und ich will euch den Lesespaß nicht verderben.
Danke an dieser Stelle nochmal an Claudia Winter, die mir dieses eBook als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.
Einziger "Kritikpunkt" am Buch: in einem der "Ricette" wird von Tomatenmark Gebrauch gemacht. Ein wirklicher Italiener würde niemals zu Tomatenmark greifen
Fazit: wer gerne in Gedanken auf Reisen geht, romantischen Sonnenaufgängen auf hügeligen Aprikosenfeldern nicht abgeneigt ist und auf temperamentvolle Unterhaltung steht, für den ist das Buch genau das Richtige! Für alle anderen, denen das Herz manchmal schwer ist, übrigens auch.