Goldmann, 2014
Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 576 Seiten,
Originaltitel: Thornwood House
Aus dem Englischen von pociao, Roberto de Hollanda
Kurzbeschreibung:
Als die Fotografin Audrey Kepler das verlassene Thornwood House im ländlichen Queensland erbt, ergreift sie sofort die Chance, ihrem hektischen Leben in Melbourne zu entkommen und einen Neustart zu wagen. In einem entlegenen Zimmer des alten, aber noch immer prächtigen Hauses entdeckt sie die verblasste Fotografie eines gutaussehenden Mannes. Wie sie bald herausfindet, handelt es sich um Samuel Riordan, den vormaligen Besitzer von Thornwood House, und Audreys Interesse ist geweckt. Schließlich erfährt sie, dass Samuel beschuldigt wurde, kurz nach dem Krieg eine junge Frau ermordet zu haben, was Audrey nicht glauben will. Doch als sie immer tiefer in Samuels Geschichte eintaucht, hat Audrey die böse Ahnung, dass der Mörder von damals noch lebt. Und dann droht sich ihr Verdacht auf gefährliche Weise zu bestätigen ...
Über die Autorin:
Anna Romer wuchs in New South Wales in einer Familie von Büchernarren und Geschichtenerzählern auf, weshalb sie sich schon früh für Literatur zu interessieren begann. Sie arbeitet als Grafikerin und hat lange Reisen ins australische Outback, nach Asien, Neuseeland, Europa und Amerika unternommen, wo sie viel Stoff sammelte, den sie in ihren Bildern und Texten verarbeitet. Ihr erster Roman »Das Rosenholzzimmer« lebt von ihrer Faszination für vergessene Tagebücher und Briefe, dunkle Familiengeheimnisse und alte Häuser und ihrer Liebe zur einzigartig schönen australischen Landschaft. Die Autorin lebt in einem abgelegenen Landsitz im nördlichen New South Wales, wo sie an ihrem nächsten Roman schreibt.
Über die Übersetzer:
Pociao, Pseudonym von Sylvia de Hollanda wurde 1951 in Köln geboren. Sie ist literarische Übersetzerin zeitgenössischer amerikanischer und spanischer Autoren wie Gore Vidal und William S.Borroughs. Sie lebt mit ihrem Ehemann Roberto de Hollanda in Bonn.
Roberto de Hollanda ist der Übersetzer von z.B. Das etruskische Lächeln von José Luis Sampedro sowie Bücher von Rod Rees, Eugenio Fuentes, Almudena Grandes, Johanna Nicholls u.a.
Mein Eindruck:
In “Das Rosenholzzimmer” (besserer Originaltitel ist Thornwood House) erbt Audrey Kepler von ihrem Exfreund Tony, mit dem sie die gemeinsame 11jährige Tochter Bronwyn hat, ein Haus in Magpie Creek, einem kleinen Ort in Queensland, Australien. Mutter und Tochter ziehen begeistert von Melbourne nach Queensland, wo auch noch Bronwyns Tante und ihre Großmutter leben.
Audrey beginnt, sich intensiv mit der Geschichte der Vergangenheit zu beschäftigen. Sie träumt sogar davon. So wird die tragische Liebesgeschichte zwischen Aylish und Samuel aus den vierziger Jahren miterzählt.
Außerdem gab es vor vielen Jahren auch einen Mord an der jugendlichen Glenda, der ungeklärt blieb.
Ich schwanke ein wenig bei der Beurteilung des Buches. Es ist kein schlechter Roman, doch hat er einige offensichtliche Schwächen, die sich aus einer unklaren Positionierung ergeben. Der Roman will ein romantischer Mystery sein, aber auch ein unterhaltsamer Entwicklungsroman, der Vergangenheit und Gegenwart in einen Kontext setzt.
Ich finde es gut, wenn eine Autorin ambitioniert ist, doch es gelingt nicht alles. Die Krimihandlung wirkt unlogisch, die Liebesbeziehung fad, manche Figuren nicht ganz ausgegoren. Doch immer wieder gibt es gute Ansätze. Die Protagonistin Audrey ist manchmal etwas unsicher und wenig selbstbewusst, dabei ist sie sozial und interessiert, eine gute Mutter und erfolgreich im Beruf.
Interessanterweise ist der Roman in Queensland in Australien angesiedelt und nutzt auch immer wieder die Gegend und die Tiere für atmosphärische Beschreibungen, manchmal etwas zu dick aufgetragen vielleicht!
Streckenweise plätschert das Buch vor sich hin, doch in einem erträglichen Maße. Die Vergangenheit aus den vierziger Jahren (während und nach dem Krieg) wird durch Tagebücher und alte Briefe transportiert. Das funktioniert gut, jedoch ist die Sprache dieser Passagen zu modern gehalten, um durchgängig glaubwürdig zu sein. Auch die ganze Traumdeuterei ist mir suspekt. Überzeugender ist, wie gezeigt wird, dass die Ereignisse der Vergangenheit sich immer noch auf die Menschen der Gegenwart auswirkt. Das ist wahrscheinlich auch dass, was Audrey daran so faszinierte, dass sie sich intensiv damit beschäftigt und das Rätsel der Vergangenheit löst.
Das Finale ist dramatisch gehalten!
Am Ende ist man als Leser von der Geschichte dann doch verwirrt, da es an Logik mangelt. Das gibt Punktabzug! Doch das positive überwiegt!
Die meisten Figuren sind sympathisch entworfen. Anna Romer scheut sich nicht, ihren Helden auch Schwächen mitzugeben. Dennoch mangelt es manchen Figuren trotz guter Ansätze an substanzieller Tiefe.
Fazit: Anna Romer wollte großes Kino schaffen, erreicht aber nur das Niveau eines Fernsehfilms, der aber immerhin ganz unterhaltend war!