Katzenfaxen – Antonia Michaelis (ab ca. 7 J.)

  • Antonia Michaelis ist eine überaus fruchtbare Autorin, in den letzten zwölf Jahren hat sie weit über vierzig Kinderbücher, Jugendromane und Romane für Erwachsene geschrieben, dazu zahlreiche Geschichten und Theaterstücke.
    Gerade unter den frühen Kinderbüchern finden sich aber einige, in denen man die heutige Erzählkunst und den Einfallsreichtum der Autorin schmerzlich vermisst. Ein solches Kinderbuch ist Katzenfaxen, der vierte Band einer fünfteiligen Serie um die selbsternannte Katzendetektivin Cesca, kurz für Francesca.


    Francesca ist eine Tigerkatze und lebt irgendwo in Deutschland im Ristorante del Sole. Befreundet ist sie mit der elfjährigen Andrea. Die beiden, samt einem Hund namens Albert, geraten immer wieder an Kriminalfälle, die sie geschickt enträtseln. Erzählt wird von Cesca, deren Ton witzig-aufmüpfig und überaus selbstbewußt ist. Schließlich sind Katzen in jedem Fall die überlegenen Wesen.
    Diesesmal verschlägt es die Freunde nach Italien, die Schwester der Besitzerin des Ristorante del Sole führt dort eine Pension. Das beste daran ist, daß sie auf einer Burg liegt. Die Reise nach Italien ist abenteuerlich, weil Cesca als blinde Passagierin mitfährt. Außerdem ist Andreas Freundin Lilli dabei, der es natürlich schlecht wird auf der Fahrt.
    In der Burg gelandet, erwartet die Heldinnen und Helden nicht nur Lasagne und Pizza, sondern auch eine leere Pension, ein Burggespenst, eine seltsame japanische Reisegruppe und Kunstgegenstände, die auftauchen und verschwinden. Ein Fall für Cesca, ganz klar.


    Es ist lustig und munter erzählt, mit netten Wendungen, perfekt der jungen Zielgruppe angepaßt. Es gibt ein bißchen Wortwitz und freundliche Spannung. Die Illustrationen von Silvio Neuendorf sind toll. Auf jedem Bild gibt es liebevolle Details zusätzlich zu entdecken.
    Was aber ungemein stört, sind die Versatzstücke, aus denen das geschilderte Italien besteht. Das Büchlein ist 2004 erschienen, nicht 1954. Italien besteht aus Toskana, Pizza mit Salam-i(!), Salami überhaupt, ewigem Sonnenschein und schrecklich radebrechenden, dafür aber rundum treuherzigen BewohnerInnen. Außer dem Bösewicht natürlich. Am Ende feiern alle gemeinsam eine Party im Garten mit Stangenbrot aus dem Steinbackofen. Das Rezept wird mitgeliefert.
    Putzig.
    Muß das sein im 21. Jahrhundert? Und das noch bei einem angesehenen Kinderbuchverlag.
    Michaelis, wie wir sie nicht lesen wollen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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